IZ: 7.2 Elterliche Programmierung: Die Macht des Unbewußten

Ich möchte Ihnen gerne davon erzählen, wie ich, der ich mich zu den Eltern zähle, die nicht darauf vorbereitet waren, Kinder zu bekommen, dazu kam, meine tiefverwurzelten Annahmen über Elternschaft in Frage zu stellen.

 

Wie so manches, was ich in diesem Buch berichte, fing auch diese Entwicklung in der Karibik an, wo auch meine Begeiste­rung für die Neue Biologie begann. Die Überprüfung meiner Annahmen wurde durch ein eher unangenehmes Ereignis eingeleitet, einen Motorradunfall. Ich befand mich ge­rade auf dem Weg zur Vorlesung, als ich bei hoher Geschwindigkeit aus einer Kurve getragen wurde und das Motorrad sich überschlug. Gott sei Dank trug ich einen Helm, denn ich landete hart auf dem Kopf.

 

Ungefähr eine halbe Stunde lang war ich bewußtlos und für eine Weile dachten meine Studenten und Kollegen, die den Unfall beobachtet hatten, ich sei tot. Als ich wieder zu mir kam, hatte ich das Gefühl, jeder einzelne Kno­chen meines Körpers sei gebrochen.In den Tagen danach konnte ich kaum laufen, und wenn ich es tat, humpelte ich schlim­mer als Quasimodo. Jeder Schritt war eine schmerzhafte Erinnerung daran, daß hohe Geschwindigkeiten tödlich sein können. Als ich eines Nachmittags so aus dem Seminar­raum schlich, schlug mir einer meiner Studenten vor, einmal zu seinem Zimmerkamera­den zu gehen, der Chiropraktiker sei.

 

Wie im vorigen Kapitel erwähnt, war ich nicht nur noch nie zuvor bei einem Chiropraktiker gewesen, sondern meine schulmedizinische Ausbildung hatte mir auch beigebracht, sie als Quacksalber zu betrachten. Nun, wenn man weit von zu Hause entfernt solche Schmerzen leidet, dann probiert man auch mal Sachen aus, über die man sonst nie nachdenken würde.

 

In dem zu einer »Praxis« umfunktionierten Studentenzimmer lernte ich zum ersten Mal den Muskeltest der Kinesiologie kennen. Der Chiropraktiker trug mir auf, meinen Arm ausgestreckt zu halten und dem Druck nach unten, den er ausübte, zu widerstehen. Das gelang mir mühelos, denn er drückte nur ganz leicht. Dann sollte ich, während ich den Arm weiter ausgestreckt hielt, sagen: »Ich heiße Bruce.« Ich konnte seinem Druck auch diesmal mit Leichtigkeit widerstehen, und dabei schlichen sich langsam die Vorbehalte meiner Kollegen wieder verstärkt in mein Bewußtsein. »Das ist doch alles Quatsch«, dachte ich im Stillen.

 

Dann bat mich der Chiropraktiker, meinen Arm auszustrecken und zu sagen: »Ich heiße Mary.« Zu meinem Erstaunen mußte ich meinen Arm unter seinem leichten Druck sinken lassen, obwohl ich stark dagegen hielt. »Moment mal«, sagte ich, »wahrscheinlich war ich unkonzentriert. Versuchen Sie es noch mal.« Also wiederhol­ten wir das Ganze, und ich hielt den Arm so fest ich konnte hoch. Doch als ich sagte: »Ich heiße Mary«, sank er wie ein Stein herab.

 

Der Student, der in dieser Situation mein Lehrer war, erklärte mir, wenn unser Bewußtsein etwas behauptet, was mit einer zuvor erlernten Wahrheit unseres Unterbewußtseins in Konflikt steht, äußert sich dieser Wi­derspruch in schwachen Muskeln. Zu meinem Erstaunen erlebte ich, daß mein so sorg­fältig akademisch geschulter Verstand keine Macht mehr über meinen Körper besaß, wenn ich etwas behauptete, was einer in meinem Unterbewußtsein gespeicherten Wahr­heit widersprach.

 

Mein Unterbewußtsein untergrub all meine Bemühungen, meinen Arm aufrecht zu halten, solange ich behauptete, mein Name sei Mary. Es gab also ir­gendeine Kraft, die wie ein Kopilot mein Leben mitsteuerte. Noch erschreckender war die Tatsache, daß dieses verborgene Bewußtsein, über das ich kaum etwas wußte (außer ein paar psychologischen Theorien) mächtiger war als mein Bewußtsein, genauso wie Freud es immer behauptet hatte.

 

Mein Besuch bei diesem Chiropraktiker wurde zu einer lebensverändernden Erfahrung. Ich erfuhr, daß ein Chiropraktiker sich mit Hilfe der Ki­nesiologie in die dem Körper innewohnende Heilkraft einklinken kann, um Verschie­bungen in der Wirbelsäule zu lokalisieren.

 

Nachdem der »Quacksalber« ein paar meiner Wirbel wieder eingerenkt hatte, konnte ich wie ein neuer Mensch aus dem Zimmer ge­hen – und das alles ohne Medikamente. Das Wichtigste war jedoch, daß ich dabei dem »Mann hinter dem Vorhang« begegnet war – meinem Unterbewußtsein!

 

Während ich nach diesem Erlebnis den Campus verließ, überschlugen sich meine Ge­danken darüber, was eine solche Übermacht des Unterbewußtseins alles bedeutet. Ich verband diese Erkenntnisse auch mit meinen Erkenntnissen aus der Quantenphysik, die mich gelehrt hatte, daß Gedanken schneller ein bestimmtes Verhalten auslösen können als physische Moleküle.

 

Mein Unterbewußtsein »wußte«, daß ich nicht Mary hieß, und ließ sich da von mir kein X für ein U vormachen. Was »wußte« mein Unterbewußtsein wohl noch alles, und wie hatte es das gelernt? Um besser zu verstehen, was sich bei dem Chiropraktiker genau abgespielt hatte, wand­te ich mich zunächst der vergleichenden Neuroanatomie zu. Dort erfahren wir, je tiefer ein Organismus auf dem Baum der Evolution steht, desto weniger weit entwickelt ist sein Nervensystem und umso stärker ist er daher auf vorprogrammiertes Verhalten an­gewiesen.

 

Motten fliegen ins Licht, Meeresschildkröten suchen zu einer bestimmten Zeit zur Eiablage bestimmte Inseln auf, und Störche finden jedes Jahr ihr angestammtes Nest wieder. Doch soweit wir wissen, weiß keines dieser Geschöpfe, warum es das tut.

 

Das Verhalten ist ihnen angeboren, es ist ihnen genetisch einprogrammiert. Wir nennen das Instinkt.Organismen, die auf dem Baum der Evolution höher stehen, haben ein von immer grö­ßer werdenden Gehirnen gesteuertes komplexeres Nervensystem, das ihnen ermöglicht, sich durch Lernerfahrungen bestimmte Verhaltensmuster anzueignen. Die Komplexität dieses umweltorientierten Lernens kulminiert wahrscheinlich im Menschen, dem Lebe­wesen, das an der Spitze des Baumes, oder zumindest in ihrer Nähe steht.

 

Die Anthro­pologen Emily A. Schultz und Robert H. Lavenda schreiben dazu: »Menschliche Wesen sind für ihr Überleben mehr als andere Arten davon ab­hängig, zu lernen. Wir haben keine Instinkte, die uns zum Beispiel automa­tisch Schutz und Nahrung finden lassen.« [Schultz und Lavenda 1987]

 

Natürlich haben auch wir angeborene Instinkte, man denke nur an den Instinkt des Neu­geborenen, zu saugen, seine Hand vom Feuer wegzubewegen und im Wasser wie selbst­verständlich zu schwimmen. Instinkte sind Verhaltensweisen, die dem Überleben aller Menschen dienen, unabhängig von der Kultur oder geschichtlichen Epoche.

 

Wir werden beispielsweise mit der Fähigkeit zu schwimmen geboren – schon kurz nach der Geburt können Säuglinge mit der Anmut von Delphinen schwimmen. Doch von ihren Eltern lernen sie schnell, das Wasser zu fürchten. Beobachten sie nur die Reaktion von Eltern, wenn sich ein Kind einem Wasserbecken oder einem offenen Gewässer nähert.

 

Die Kin­der lernen von ihren Eltern, daß Wasser gefährlich ist. Später mühen sich die gleichen Eltern dann damit ab, den Kleinen das Schwimmen beizubringen. Dabei gilt es als Ers­tes, die Angst vor dem Wasser zu überwinden, die sie ihnen erst wenige Jahren zuvor beigebracht haben.

 

Im Laufe der Evolution wurden unsere erlernten Wahrnehmungen immer mächtiger, be­sonders weil sie auch genetisch programmierte Instinkte überwinden können. Die phy­siologischen Mechanismen des Körpers wie Herzschlag, Blutdruck und Körpertempera­tur sind von Natur aus einprogrammierte Instinkte, doch Yogis und andere Geübte kön­nen durch Biofeedback lernen, diese angeborenen Funktionen willentlich zu steuern.

 

Die Wissenschaftler haben sich auf die fixe Idee eingeschworen, unser großes Gehirn sei dafür verantwortlich, daß wir solch komplexe Verhaltensweisen erlernen können. Diese Theorie wird jedoch durch die Tatsache in Frage gestellt, daß Meeressäuger wie Tümmler und Delphine in ihren Schädeln eine größere Hirnoberfläche besitzen als wir.

 

Die Ergebnisse des britischen Neurologen Dr. John Lorber, die 1980 in einem Artikel von Science unter dem Titel »Ist das Gehirn wirklich nötig?« dargestellt wurden, wider­sprechen ebenfalls der Annahme, daß die Größe des Gehirns für die menschliche Intelli­genz das Wichtigste ist [Lewin 1980].

 

Lorber untersuchte viele Fälle von Hydrocepha­lus (Wasserkopf) und kam zu dem Ergebnis, daß ein Mensch ein normales Leben führen kann, selbst wenn ein wesentlicher Teil der Großhirnrinde fehlt. Roger Lewin zitiert in seinem Artikel Lorber mit den Worten: »An dieser Universität (Sheffield) gibt es einen Studenten, der einen IQ von 126 hat. Er hat mathematische Ehrenpreise gewonnen und ist sozial völlig normal. Doch der Junge hat fast kein Gehirn. Wir haben ihn untersucht und sahen, daß statt der normalen 4,5 Zentimeter Gehirnmasse zwischen den Ventrikeln und der Gehirnoberfläche bei ihm nur eine wenige Millimeter dün­ne Schicht vorhanden ist. Sein Schädel ist größtenteils mit zerebrospinaler Flüssigkeit gefüllt.«

 

Lorbers aufsehenerregende Ergebnisse weisen darauf hin, daß wir unsere althergebrach­ten Überzeugungen über die Funktion des Gehirns und die Grundlagen der menschli­chen Intelligenz in Frage stellen müssen. Im Epilog dieses Buches führe ich die Annah­me aus, daß wir die menschliche Intelligenz nur ganz verstehen können, wenn wir einen höheren Geist (Energie) oder das, was die Quantenphysiker das Überbewußtsein nen­nen, miteinbeziehen.

 

Im Augenblick möchte ich jedoch bei dem Konzept des Bewußt­seins und Unterbewußtseins bleiben, mit dem die Psychologen seit langem arbeiten. Ich verwende es hier, um die biologischen Grundlagen sowohl für bewußte Elternschaft als auch für energetisch-psychologische Heilweisen zu erläutern.