IZ: 7.7 Der naturgegebene Vorsprung

Sie fragen sich vielleicht, warum die Evolution solch eine fötale Entwicklung bestärkt hat, die so voller Gefahren und so abhängig vom elterlichen Umfeld zu sein scheint.

 

Doch eigentlich ist es ein geniales System, um das Überleben der Nachkommen zu si­chern. Später wird sich dieses Kind in der gleichen Umgebung wiederfinden, in der auch seine Eltern gelebt haben. Die von den Eltern übernommene Wahrnehmung der Umgebung beeinflußt durch die Plazenta die physiologische Entwicklung des Kindes und bereitet es so darauf vor, mit den Schwierigkeiten, die ihm nach der Geburt begeg­nen können, besser umzugehen.

 

Die Natur hilft dem Kind einfach, in dieser Umgebung so gut wie möglich zu überleben. Doch auf Grund der neuesten Erkenntnisse haben El­tern jetzt die Wahl: Sie können aktiv ihre limitierenden Kernüberzeugungen (»limiting beliefs«) sorgfältig umprogrammieren, bevor sie ein Kind in die Welt setzen.

 

Die Bedeutung der elterlichen Programmierung stellt die Annahme in Frage, daß all un­sere Eigenschaften, gute und schlechte, durch unsere Gene bestimmt werden. Wie wir gesehen haben, werden die Gene durch unsere Lernerfahrungen in unserer Umwelt ge­formt, geführt und abgestimmt. Uns wurde beigebracht, daß künstlerische, sportliche oder intellektuelle Begabungen durch die Erbmasse bestimmt werden.

 

Doch wir können so »gute« Gene haben, wie wir wollen, wenn nicht alles zur bestmöglichen Entwicklung unserer Anlagen getan wird, sondern wir nur Mißbrauch, Vernachlässigung oder Fehl­einschätzungen erleben, dann wird die Entfaltung dieses Genpotentials untergraben.

 

Liza Minelli erhielt ihre Gene durch ihre Star-Mutter Judy Garland und ihren filmema­chenden Vater Vincent Minelli. Die Höhen und Tiefen ihrer Karriere und ihres persönli­chen Lebens entsprechen den Programmen, die ihre Eltern gelebt und in ihrem Unterbe­wußtsein abgespeichert haben.

 

Wenn Liza mit denselben Genen in einer einfachen, pro­testantischen Bauernfamilie in Pennsylvania aufgewachsen wäre, hätte dieses Umfeld epigenetisch eine andere Auswahl ihrer Gene angesprochen. Die Gene, mit denen sie eine erfolgreiche Karriere in der Unterhaltungsbranche machen konnte, wären durch die kulturellen Anforderungen einer ländlichen Gemeinschaft vermutlich verborgen oder unterdrückt geblieben.

 

Ein wundervolles Beispiel für die Effektivität von bewußter elterlicher Programmierung ist der Golf-Star Tiger Woods. Sein Vater war zwar kein herausragender Golfer, aber er tat alles, um Tiger ein Umfeld zu schaffen, in dem er den Fokus, die Fähigkeiten, die Haltung und die Techniken eines meisterhaften Golfers lernen konnte. Zweifellos ist Ti­gers Erfolg auch dem Einfluß seiner buddhistisch orientierten Mutter zuzuschreiben.

 

Die Gene sind wichtig – aber ihr Potential kann nur durch bewußte Elternschaft und reichhaltige Chancen im Umfeld verwirklicht werden.