Gek.Journ.: Vorwort In diesem Buch geht es vor allem um jene, die eine Stufe darüber schweben und abgehoben von uns Bürgern sich gemein machen mit den Eliten, mitunter sogar korrumpiert sind und sich für Gefälligkeitsberichterstattung schmieren lassen. Aber wie funktioniert diese Manipulation eigentlich?
Vorwort
LSD? Crack? Stechapfeltee? Kokain? Crystal Meth? Angesichts der Berichterstattung unserer Qualitätsmedien fragt man sich immer öfter, welche Drogen in Redaktionen konsumiert werden. Ganz dicht scheinen die dort nicht mehr zu sein. Was rühren die morgens nur in ihr Müsli? Den Bezug zur Realität haben viele Journalisten offenkundig verloren. Während Millionen Menschen da draußen vor lauter Sorgen nicht wissen, wie sie steigende Mieten und Lebensmittelpreise verkraften sollen, suchen bestimmte Journalisten die Nähe zu genau jenen Eliten, die für das Leid von immer mehr Menschen verantwortlich sind. Und während die EU Staatsbankrotte nur noch durch pausenloses Gelddrucken hinauszögern kann, fordern unsere Leitmedien ganz im Sinne der Finanzelite die Aufnahme weiterer bankrotter Krisenstaaten in die EU. Zu viel Crack? Zu viel LSD? Oder liegt es am Kokain in den Redaktionsstuben? Während die Bürger die Nase voll haben von den Toten der Auslandseinsätze, setzen sich bestimmte Medienvertreter den Stahlhelm auf und sekundieren Amerikanern munter bei der Planung neuer Kriegseinsätze. Sind das die Folgen von Crystal Meth?
Zugleich haben unsere Alpha-Journalisten einen totalen Blackout. Irgendwie können oder wollen sie sich jedenfalls heute nicht mehr daran erinnern, wie sie uns den Irakkrieg oder den Afghanistaneinsatz mit glorreichen Worten schöngeschrieben haben. Wie sie die Finanzkrise und den Eurocrash erst bemerkten, als jeder Bürger schon unter den Auswirkungen litt. Und als 2014 über der Ukraine ein Passagierflugzeug abstürzte, da wollten sie unsere Soldaten am liebsten sofort zum Kriegseinsatz gegen Russland schicken, noch bevor auch nur feststand, wer für den Absturz verantwortlich war. Blutvergießen verhindern, indem man mehr Blutvergießen fördert – ein Mörderprinzip. Allein im Irak bezeugen das mehr als 100 000 tote Zivilisten, welche dort ums Leben kamen, weil unsere Medien – von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen – den Irakkrieg im Halluzinationsrausch so frenetisch herbeigejubelt hatten. Wer oder was steuert also die Irren in unseren Leitmedien? Nehmen die wirklich Drogen? Oder hat der systematische Wahnsinn völlig andere Gründe? Stehen im Hintergrund vielleicht Propagandaspezialisten? Früher hätte man das ganz sicher als Verschwörungstheorie abgetan. Aber heute wissen wir, dass Journalisten renommierter Medien das Hauptziel von »Spindoktoren« sind, welche die Deutungsmacht über unsere Nachrichten bestimmen wollen. Vor allem die US-Regierungen und die Israelis arbeiten so. Es gibt sogar Handbücher dazu, wie Qualitätsmedien beeinflusst werden sollen.(001) Klar ist: Wer in renommierten Medien arbeitet, der sollte gegenüber Lobbygruppen, auch gegenüber amerikanischen und israelischen, eine extreme Vorsicht walten lassen. Wie wir sehen werden, machen bestimmte Journalisten genau das Gegenteil. Sie fühlen sich in den Spinnennetzen vor allem amerikanischer und israelischer Einflussgruppen offenkundig sauwohl. Und sie rühmen sich auch noch, dort eingesponnen zu werden, verweisen stolz auf ihre »Mitgliedschaften« in den umstrittensten Zirkeln.
Wenn man mehr und mehr solcher belegbaren Hintergründe kennt, dann sieht man unsere »Nachrichten« plötzlich mit ganz anderen Augen. Nur darüber sprechen sollte man besser nicht. Da verstehen Medienvertreter dann keinen Spaß, nicht einmal bei Satiresendungen. Autor Josef Joffe, ein »Großjournalist«(002) und wie der verurteilte Steuerhinterzieher Theo Sommer (003) ein Chef der Wochenzeitung Zeit, erwies sich als Spaßbremse und verklagte mit juristischen Haarspaltereien sogar eine ZDF-Satiresendung, nachdem diese kurz satirisch über seine umstrittenen Kontakte in merkwürdigen Netzwerken berichtet hatte. (004 ) Wäre ja noch schöner, wenn die Bürger da draußen Einblicke hinter die Kulissen der Macht bekämen, oder? Medienfachmann Thomas Stadler schreibt dazu: »Für ein Flaggschiff wie Die Zeit kommt das juristische Vorgehen von Joffe (…) gegen das ZDF einem journalistischen Offenbarungseid gleich.« (005) Nicht nur bei Journalisten vom Schlage eines Josef Joffe muss man offenkundig schwer aufpassen. (006)
Haben auch Sie das Gefühl, häufig manipuliert und von den Medien belogen zu werden? Dann geht es Ihnen wie der Mehrheit der Menschen. Und wie Karl Albrecht. Als der reichste Deutsche im Juli 2014 mit einem geschätzten Vermögen von mehr als 18 Milliarden Euro im Alter von 94 Jahren starb, da wussten unsere Medien einfach nichts über sein Leben zu berichten. Es gab nur ein Foto. Und keine Details aus seinem Leben. Der Aldi-Gründer hielt Politik für ein schmutziges Geschäft, wollte in seinem ganzen Leben keinem Bundeskanzler begegnen, setzte anstelle von elitären Netzwerken nur auf die eigene Familie, verachtete Banken und Kreditgeschäfte. Er lehnte alle Ehrungen und Auszeichnungen ab, auch das Bundesverdienstkreuz. Und er gab niemals ein Interview. Warum nur? Klar ist: Der strebsame Familienmensch wollte sich nicht von anderen missbrauchen lassen. Und nicht manipulieren. Er war überzeugt davon, dass es gut sei, sich von vielen Verlockungen fernzuhalten. Warum nur denken immer mehr Menschen da draußen heute wie Karl Albrecht? Der Tübinger Medienwissenschaftler Professor Hans-Jürgen Bucher hat schon 1991 in seiner Forschungsarbeit »Mediensprache« geschrieben, es dürfe nicht übersehen werden, »dass das Zusammenspiel von Presse und Politik heute nach komplizierteren Spielregeln verläuft: über inszenierte Berichterstattungsanlässe wie Pressekonferenzen, sogenannte Hintergrundgespräche oder auch über subtile Formen der Presselenkung.« Subtile Formen der Presselenkung? Wie bitte? Wir haben eine »gelenkte Presse«? Das klingt für den Durchschnittsbürger ungeheuerlich. Aber wie wir sehen werden, ist es die Realität. (007)
Bislang galt es als »Verschwörungstheorie«, wenn man hinterfragte, warum unsere Medien oft wie gleichgeschaltet wirken. Angeblich haben wir doch Demokratie und Meinungsvielfalt. Doch aus der angeblichen »Verschwörungstheorie« wird nun bittere Realität. Denn in diesem Buch wird ein elitäres Netzwerk von Lobbyisten enttarnt. Und zwar in unseren Medien. Ob der Milliardär Karl Albrecht das wusste und sich deshalb davon fernhielt?
Journalisten sollten ganz sicher nicht in Lobbyorganisationen oder verborgenen Elitenetzwerken aktiv sein. Viele tun es aber. Und sie hassen es, wenn man sie demaskiert. (008) Man kann sie Schritt für Schritt entlarven. Es gibt schließlich viele öffentlich einsehbare Erhebungen für ihre Deutungsmacht, basierend auf der Präsenz in den wichtigsten Zeitungen und Zeitschriften. Man muss sie nur über elektronische Datenbanken nach Referenzhäufigkeit durchkämmen. (009) In einem zweiten Schritt vergleicht man die so gefundenen Namen mit der offiziellen Lobbyliste des Deutschen Bundestages. (010) Und mit den Listen von Lobbypedia (011), einem Projektvon LobbyControl.
Schaut man sich dann an, in welchen Lobbyorganisationen die so enttarnten Medienvertreter mit ihrer Deutungsmacht vertreten sind, dann kommt am Ende ein kleiner Kreis verschwiegener Eliteorganisationen zum Vorschein. Bestimmte Journalisten sehen dann auf einmal nicht mehr wie Journalisten aus, sondern wirken eher wie Journalistendarsteller. Sie scheinen Unparteilichkeit und Unabhängigkeit nur noch für die Zuschauer zu simulieren. Anders gesagt: Wenn man als Journalist einen exklusiven Zugang zu machtelitären Zirkeln erhalten hat, bedeutet das nicht zugleich auch, dass man denjenigen, die einem diesen Zugang ermöglicht haben, viel zu nahegekommen ist? Ist man als Journalist dann nicht längst schon »korrumpiert«? Hat man dann nicht längst eine Art Beißhemmung, eine, die man womöglich noch nicht mal mehr selbst bemerkt? Alle in diesem Buch genannten Journalisten bestreiten, ihre Beißhemmung durch eine zu große Nähe zu elitären Netzwerken verloren zu haben und/oder »korrumpiert« worden zu sein. Aber wie werden die Leser das sehen? Vor allem dann, wenn sie die Namen der hier genannten Organisationen oder Journalisten vielleicht gar auch noch in den WikiLeaks-Dokumenten aus den geheimen US-Botschaftsberichten wiederfinden? (012) Warum tauchen da die Namen bestimmter deutscher Qualitätsmedien nur immer wieder auf? Klar wird in diesem Buch: Eine ganze Armee von auf den ersten Blick seriös erscheinenden Agenten verdient Geld damit, deutsche Medien in ausländischem Auftrag zu beeinflussen, etwa in angeblich gemeinnützigen »transatlantischen Freundschaftsorganisationen«. Deren Aufgabe ist es auch, deutsche Eliten in Politik und Medien von der geistigen Blockbildung mit Russland abzuhalten und auf pro-amerikanischem Kurs zu halten. Schließlich verfolgt Washington in Europa klare Ziele, zu denen auch ein neuer Kalter Krieg gehört. (013) Und dazu braucht man nun einmal unsere Leitmedien als Verbündete. Ein erstes Beispiel: Allein das amerikanische Verteidigungsministerium gibt schon seit vielen Jahren Milliarden dafür aus, um die Medienberichterstattung weltweit durch Propaganda gezielt zu beeinflussen. (014) Die Folgen dieser Meinungsmanipulation sind auch im deutschsprachigen Raum leicht nachweisbar. (015) Bei der Berliner US-Botschaft konnte man in den letzten Monaten sogar Fördergelder abrufen, wenn man die öffentliche Meinung in Deutschland subversiv im Interesse Washingtons lenken will – ich werde das belegen.
Der Historiker und Medienwissenschaftler Andreas Elter hat schon 2005 in einem Sachbuch mit dem Titel Die Kriegsverkäufer: Geschichte der US-Propaganda 1917–2005 nachgewiesen, wie die Amerikaner Einfluss auf unsere Journalisten nehmen. Erstaunlicherweise ist seine Arbeit (leider) weitgehend untergegangen. Aber danach wurden die WikiLeaks – Dokumente veröffentlicht. Und jeder kann seither leicht selbst im Internet mithilfe einer WikiLeaks – Suchmaschine nachrecherchieren (016), wie oft bestimmte Leitmedien in den geheimen Botschaftsdepeschen namentlich erwähnt werden, und zwar wegen proamerikanischer Berichterstattung. Es fällt auf, dass jene, welche der früheren Besatzungsmacht USA offenkundig geistig besonders nahestehen, US-kritische Berichterstattung ausblenden. Im Interesse Washingtons? Was läuft da eigentlich?
Die Betreiber der Internetplattform WikiLeaks widmen sich ja der Aufgabe, der Öffentlichkeit Geheimdokumente aller Art zugänglich zu machen. Dort also stand unter anderem ein 2010 als »CONFIDENTIAL/NOFORN (US)«, also vertraulich und als nur für US-Staatsangehörige zugänglich klassifiziertes Memorandum zum Download bereit. Als dessen Verfasser firmierte die »CIA Red Cell«, ein Team von Geheimdienstlern, das vom CIA-Direktor nach eigenen Worten damit beauftragt ist, »über den Tellerrand zu blicken«, »zum Nachdenken anzuregen« und »alternative Sichtweisen anzubieten«. Und da fand ich ein Dokument der Spindoktoren im US-Geheimdienst mit dem Titel: »Afghanistan: Sustaining West European Support for the NATO-led Mission – Why Counting on Apathy Might Not Be Enough«. (017) Es ging in dem geheimen Dokument darum, in den Reihen der westeuropäischen Verbündeten die Unterstützung für den NATO-Krieg am Hindukusch in Afghanistan zu gewährleisten. Die westeuropäische Öffentlichkeit sollte durch Beeinflussung dazu gebracht werden, die für das Frühjahr und den Sommer 2010 erwarteten steigenden Opferzahlen sowohl in den Reihen der eigenen Soldaten als auch unter der afghanischen Zivilbevölkerung zu tolerieren. Dafür, so hieß es, bedürfe es eines maßgeschneiderten »strategischen Kommunikationsprogramms« für die truppenstellenden NATO-Staaten. Und dazu gehörte nun einmal auch Deutschland. Das erwähnte geheime Dokument ist nichts anderes als ein Rezept für die Beeinflussung der öffentlichen Meinung im deutschsprachigen Raum – ausgestellt von der CIA. Erstaunlicherweise berief sich die CIA bei der in dem Geheimdokument skizzierten notwendigen Beeinflussung der deutschen Öffentlichkeit auf die Recherchen einer transatlantischen Organisation: den German Marshall Fund of the United States. Der hatte in Umfragen festgestellt, dass nur etwa ein Prozent der Deutschen die Stabilisierung Afghanistans als wichtigstes nationales Ziel empfanden. (018) Und genau das sollte geändert werden. Die deutsche Öffentlichkeit wurde dann über die Leitmedien mit US-Propaganda eingedeckt. Mit Kriegspropaganda.
Sind solche Geheimdokumente, wie sie WikiLeaks veröffentlicht hat, nicht Grund genug dafür, dass sich deutsche Leitmedien seither jeglichem Verdacht der Beeinflussung und Propaganda durch US-Organisationen entziehen müssten? Wenn schon die CIA »strategische Kommunikationsprogramme« für deutschsprachige Medien ausarbeitet, dann müssten unsere »Qualitätsmedien« doch einen großen Bogen um jene Organisationen machen, welche im Umfeld dieser US-Dienste auftauchen. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Unsere Leitmedien lechzen geradezu danach, in transatlantischen Eliteorganisationen geduldet oder gar in diese aufgenommen zu werden. Das Ergebnis ist aus meiner Sicht erschreckend: einseitige und beliebig austauschbare Propaganda. Sie findet sich heute immer öfter in deutschen Medien.
Früher haben intelligente Menschen aus Gründen der Meinungsvielfalt mehrere Zeitungen am Tag gelesen, wenn sie sich ein Bild von Entwicklungen machen wollten. Heute lohnt sich das nicht mehr, weil die redaktionellen Inhalte beliebig austauschbar und fast identisch sind. Ein Beispiel: Da veröffentlichten an einem Julitag 2014 alle Leitmedien auf der Titelseite Fotos von Angela Merkel beim Kochen. (019) Was soll das? Wenn Angela Merkel kocht, dann ist das für den Durchschnittsbürger so wichtig, als ob in China ein Sack Reis umfällt. Legt man die Zeitungen nebeneinander, dann wird der Einheitsbrei unübersehbar. Was früher Bunte, Gala, dem Goldenen Blatt und Bild der Frau vorbehalten war – die Bundeskanzlerin in der Küche – strahlt dem Leser heute auf den Titelseiten angeblicher »Qualitätsmedien« entgegen. Parallel dazu fällt auf, dass die überregionalen Zeitungen heute durchgängig Berichterstattung und Kommentare liefern, welche der Wahrnehmung und Meinung einer deutlichen Mehrheit der Bevölkerung widersprechen.
Der Kölner Zeitungsforscher Professor Andreas Vogel sagt: »Konsumenten können heute beim Kauf von Produkten und Dienstleistungen in der Regel zwischen verschiedenen Ausstattungsmerkmalen wählen, bloß die Tageszeitungsverlage glauben, mit einem Einheitsprodukt alle Leser bedienen zu können.« (020) Den rasanten Auflagenverlust der deutschsprachigen Tageszeitungen haben sich die Verlage nach seiner Auffassung selbst
zuzuschreiben, nicht etwa dem Internet. (021) Ein Beispiel: Bei der Verlagsgruppe Madsack (etwa Leipziger Volkszeitung und Ostsee-Zeitung) sind die Inhalte verschiedener Blätter oft identisch; ein Artikel erscheint dann in bis zu 18 Zeitungen. (022)
Der Verlust der Meinungsvielfalt, das Einheitsprodukt und die immer extremere Einseitigkeit kann nur verstehen, wer weiß, wie die »Informationsströme« im Hintergrund kanalisiert werden. Das lichtscheue Netzwerk von Medien, Lobbyisten und Politik war bislang gut getarnt. In den folgenden Kapiteln identifizieren wir es und fragen: Wer wird da von wem beeinflusst? Und vor allem: Wer schmiert wen wofür? Und wie werden wir Bürger über die Medien manipuliert? Begeben wir uns auf eine spannende detektivische Spurensuche.
Als erstes fällt auf: An Universitäten lernen Studenten heute schon früh, dass unsere »Leitmedien« sie nicht wahrhaftig informieren. Das Hochschulmagazin uni.de schreibt generell über diese alltägliche Medienmanipulation:
Allein durch die Sprache manipulieren Medien unsere Wahrnehmung. Das findet sogar bei Meinungsumfragen statt, die eigentlich dem Zweck dienen sollten, erst herauszufinden, was eine Mehrheit der Menschen denkt. Das Politbarometer des ZDF ist ein trauriges Beispiel dafür. Doch wo Meinung immer mehr von den Medien gemacht und von deren Nutzern bloß noch rezipiert wird, gerät die Demokratie in Gefahr. (…) Die Manipulation der Meinungsbildung beginnt bei tendenziöser Sprache, wie sie auch in Artikeln objektiver Gattungen in den sogenannten Qualitätsmedien wie SZ oder FAZ verwendet wird. (023)
Wie bitte? Studenten werden heute an Hochschulen davor gewarnt, dass öffentlich-rechtliche Sender wie das ZDF oder angeblich renommierte Zeitungen die Menschen manipulieren? Das lässt tief blicken. Das ZDF, so berichtete 2014 das politische Magazin Cicero, ist mit seinen Umfrageveröffentlichungen laut einer Studie der Uni Mainz sogar dafür verantwortlich, dass die FDP aus dem Bundestag geflogen ist. (024) Nur noch vier (!) Prozent der Zuschauer glauben, dass man mit dem Zweiten besser sieht. Und nur noch fünf Prozent aller unter 30-Jährigen schauen ARD – dafür aber kassieren die Öffentlich-Rechtlichen pro Jahr mehr als 7,7 Milliarden Euro Zwangsgebühren. (025) Wie wir im Kapitel »Fallbeispiele von der Propaganda« sehen werden, betreiben sie damit auch gezielte Meinungsmanipulation im Interesse der Regierungsparteien.
Ich habe früher selbst für renommierte »Qualitätsmedien« wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) gearbeitet. Ehrlich gesagt: Heute schäme ich mich dafür. Denn die Berichterstattung war, wie wir sehen werden, in der Tat nicht unabhängig. Sie war nicht unparteiisch. Und sie war und ist nicht neutral. Die Wahrheit lautet aus meiner Sicht: Mitunter war die Berichterstattung sogar geschmiert. Und in anderen Fällen deckte sie sich mit den Interessen eines Netzwerkes. (026) Wie wir sehen werden, wurde ich während meiner FAZ-Tätigkeit von einem US-Landesvater (Governor) sogar zum offiziellen Ehrenbürger des US-Bundesstaates Oklahoma ernannt. Nur damit ich in der FAZ proamerikanisch berichtete. Ich werde das noch genauer beschreiben. Die FAZ freute sich über meine Ehrenbürgerurkunde. Man sah dort vieles als selbstverständlich an, was ich heute mehr als problematisch finde. Rückwirkend sehe ich das alles subjektiv als Betrug an den Bürgern, die für »Informationen« in der FAZ ja schließlich Geld bezahlten. Ich kann es deshalb nicht ungeschehen machen. Aber ich kann den Lesern über die Realität bei den Medien da draußen sagen: Je größer die Scheiße ist, die Qualitätsmedien produzieren, desto dicker sind die Werbesprüche, die das alles überdecken sollen. Wir finden heute in den Führungsetagen eine größenwahnsinnige Denkweise, in der aus meiner Sicht bei näherer Betrachtung nichts mehr wirklich hinterfragt wird, sondern wo nur Kohle und Vorteile zählen.
Ich habe vor vielen Jahren schon den Bestseller So lügen Journalisten über das Mediengeschäft veröffentlicht. Wer aber die folgenden Kapitel gelesen hat, der wird ein völlig neues Bild von unseren »Leitmedien« bekommen. Schließlich haben Leitmedien in den letzten Jahren unendliches Leid über uns Bürger gebracht. Beispielsweise finanzielles Leid. Denn viele von ihnen haben uns den Euro, wir werden das noch sehen, als glorreiche Zukunft und stabile Währung verkauft. Und zwar gegen den Willen einer Bevölkerung, welche D-Mark und Schilling behalten wollte. Die Zeche dafür zahlt heute der Bürger auf der Straße, dessen Ersparnisse sich vor seinen Augen auflösen. Heute müssen wir alle für die verheerenden finanziellen Folgen dieser Meinungsmanipulation ebenso zahlen wie für den Finanzcrash, den unsere führenden Medien in ständiger Sektkorkenlaune auf ihren Wirtschaftsseiten nicht vorhersehen wollten. Einzig der damalige Chefredakteur der Wirtschaftszeitung Financial Times Deutschland, Lionel Barber, hat sich öffentlich bei seinen Lesern dafür entschuldigt, dass sein Blatt die Finanzkrise lange Zeit weder verstanden noch gesehen hat und die Bürger falsch informierte – bis auch jeder Normalbürger auf der Straße hautnah die Finanzkrise erlebte. (027) › Hinweis Die Financial Times Deutschland, die sich für ihr Fehlverhalten öffentlich entschuldigte, wurde inzwischen allerdings eingestellt.
Wir Bürger zahlen jetzt aber nicht nur einen hohen finanziellen Preis für die Manipulation durch Leitmedien. Auch der Blutzoll ist verheerend. Denn unsere Leitmedien haben ein klares Feindbild: Russland. Böser Russe, guter Amerikaner, so die vorherrschende Sichtweise. Diese ist Teil einer psychologischen Kriegführung (PsyOp). Früher wurden Kriege durch Soldaten geführt, heute vor allem durch Medien. Viele Menschen haben das von den Medien in unsere Gehirne transportierte Feindbild erkannt. Einst angesehene Zeitungsredaktionen wie die FAZ bekommen nach eigenen Angaben jetzt regelmäßig Kommentare wie »Hetzpresse« und »widerliche Kriegstreiber«. (028) Auch der österreichische Konfliktforscher Dr. Kurt Gritsch bezichtigt unsere bürgerlichen »Qualitätszeitungen« nach ausgiebigen Studien heute, »Kriegstreiber« zu sein. Er schreibt:
Lesen Sie gerne Zeitung? Und wenn ja, gehören auch Sie zu jenen, die bürgerlichen Qualitätsblättern wie »FAZ«, »NZZ«, »Süddeutscher Zeitung« oder »Die Zeit« die Stange halten? Ich bekenne: Ich gehöre nicht dazu. Nicht mehr, seit ich über viele Jahre feststellen musste, dass die publizistische Vorbereitung von Krieg dort Methode hat. (…) Das ist Kriegstreiberei und gehört auch als solche bezeichnet. (029)
Diese Hetze und Kriegstreiberei zeigte sich in historisch bislang wohl einmaliger Deutlichkeit nach dem Absturz eines zivilen Passagierflugzeuges der Malaysia Airlines (Flug MH-17) Mitte Juli 2014 im Osten der Ukraine. Die Wrackteile hatten kaum den Boden berührt, da verbreitete ein Meinungskartell schon die »Nachricht«, dass Russland dafür verantwortlich sei. Bei der psychologischen Manipulation der Menschen ganz vorn dabei: Bild. »Steht EU nur noch für ›Empörend Untätig‹?« fragte das Blatt Tage nach dem Absturz und behauptete, eine Rakete Moskaus habe 298 Menschen getötet, obwohl zu jenem Zeitpunkt ganz sicher nicht klar war, wem die eingesetzte Waffe gehörte oder von wem sie abgefeuert worden war. (030) Selbst amerikanische Geheimdienste erklärten an jenem Tag, an dem Bild (und andere deutsche Medien) die »Untätigkeit« der EU gegenüber Russland beklagte, sie hätten keinen Beweis dafür, dass es eine »russische Mitwirkung« an dem Flugzeugabsturz gebe. (031) Bald war klar, dass die Amerikaner im Gegensatz zu unseren Medien nicht ohne Grund so zurückhaltend waren. (032)
In diesem Buch gehen wir völlig unabhängig von dem Flugzeugabsturz der Frage nach, warum unsere Leitmedien in einer Art vorauseilendem Gehorsam eine beängstigend einseitige Propaganda und Desinformation (PsyOp) betreiben, welche mitunter direkt in Kriegstreiberei mündet. Der Leipziger Medienwissenschaftler Uwe Krüger, mit dessen Arbeiten wir uns noch näher befassen werden, hat bei seinen Studien über deutsche Medien mit wachsendem Erstaunen festgestellt, wie unsere »Qualitätsmedien« von EU, Rüstungsindustrie, Nato und den USA geistig vereinnahmt werden. (033) Wenn man sich heute rückblickend Artikel anschaut, dann kann man die Aussagen der Wissenschaftler Krüger und Gritsch verstehen. Da veröffentlichte die FAZ etwa vor vielen Jahren unter dem Titel »Feigheit vor dem Bürger« Sätze wie: »Die Rolle des weltpolitischen Zuschauers kann sich Deutschland nicht mehr leisten.« (034) Die Botschaft des Artikels, so habe ich ihn verstanden: Noch mehr deutsche Soldaten nach Afghanistan. Unsere Leitmedien begleiten zur Freude von Rüstungsindustrie, Nato, Politik und Finanzelite publizistisch aber nicht nur Kampfeinsätze in Afghanistan. Die Meinungsmacher sekundierten unserer proamerikanischen Politelite ebenso beim amerikanischen Einmarsch im Irak. Und sie schrieben auch bereitwillig die von den USA gewünschten »Revolutionen« in Nordafrika und im Nahen Osten schön und versprachen uns dort Frieden und Demokratie, wenn auch wir Bürger in den aus Washington gesteuerten Chor nur laut genug mit einfielen. Was wir stattdessen seither bekommen, sind jedoch immer mehr Terror und Hass. Und tote sowie schwer verwundete eigene Soldaten bei Auslandseinsätzen. Nachdem unsere publizistischen Kriegstreiber den Flächenbrand im Nahen Osten angefacht hatten, brüllten sie später ungeniert »Krieg!« in der Ukraine und auf der Krim, wollten auch an der Nato-Ostgrenze zu Russland »militärische Zeichen setzen«. Im Hintergrund standen, wir werden das sehen, mitunter amerikanische Propagandaorganisationen. Unsere Leitmedien arbeiten jedenfalls wegen ihrer Verflechtungen mit US-Lobbyorganisationen wie der verlängerte Arm von Nato-Pressestelle, Rüstungsindustrie und einer kleinen Clique führender Politiker. (035) Wir werden das im Detail aufzeigen.
Für jeden Durchschnittsbürger ist heute klar, dass beispielsweise die Revolutionen im Nahen Osten absolut nichts gebracht haben. Erstaunlich ist zudem, was uns die proamerikanischen deutschsprachigen Leitmedien auf diesem Gebiet seither verschweigen: Die Lage ist beispielsweise unter dem ägyptischen Präsidenten Al-Sisi viel verheerender als einst unter Präsident Mubarak. Sie ist jetzt so antiamerikanisch, dass selbst US-Außenminister John Kerry im Juli 2014 sich einer peinlichen Sicherheitskontrolle unterziehen, abtasten lassen und durch einen Metalldetektor gehen musste, bevor er vom ägyptischen Staatsführer empfangen wurde. (036) Unsere proamerikanischen Medien blenden so etwas im deutschsprachigen Raum lieber aus. Sie verschweigen es wie so vieles, weil sie es den Menschen nach ihren Jubelartikeln über die im Nahen Osten angeblich anbrechende westliche Friedens- und Demokratisierungswelle schlicht nicht mehr erklären können.
Wer wissen will, warum unser Nachrichtenaufkommen so unendlich einseitig ist, der muss die Netzwerke im Hintergrund kennen, in denen jene Alpha-Journalisten eingebettet sind, welche es offenkundig teilweise kaum erwarten können, unsere Soldaten gleich wieder in den nächsten Krieg der Amerikaner zu schicken. Bei Auslandseinsätzen, die unsere Leitmedien publizistisch vorbereitet haben, sind bislang mehr als 100 deutsche Soldaten ums Leben gekommen. Was sagen jene deutschen Journalisten, welche so lautstark das Ende der »Feigheit vor dem Bürger« forderten, den Eltern des mit 21 Jahren in Afghanistan getöteten deutschen Soldaten Georg Kurat, was den Eltern von Konstantin Alexander Menz (22) und den Angehörigen von mehr als fünfzig weiteren deutschen Soldaten, welche allein in Afghanistan ihr Leben verloren haben? Und zwar für absolut nichts. Denn weder Milliarden an Fördergeldern noch unser Blutzoll haben dort etwas verändert. Haben unsere Leitmedien sich jemals öffentlich dafür entschuldigt, wie viel Leid und Blutzoll sie durch ihre tendenziösen Berichte, nicht nur in Afghanistan, mitzuverantworten haben?
Unsere Alpha-Journalisten schweigen da lieber. Wie schreibt doch Markus Wiegand, Chefredakteur von Wirtschaftsjournalist, so treffend über diese Kollegen: »Die Elite der Branche lebt in einer Blase, in der man sich gegenseitig nicht wehtut, sondern auf die Schultern klopft.« (037)
Von Alexander dem Großen (356 bis 323 v. Chr.) über das Römische Reich und das Britische Empire bis zum Zweiten Weltkrieg hat die Geschichte eines gelehrt: Die Welt kann nicht von einem Menschen oder einer Gruppe beherrscht, regiert oder befriedet werden. So wie schon Alexander der Große, der vom Frieden der Völker träumte, mit seinen europäischen Truppen aus Makedonien auf dem Gebiet des heutigen Afghanistan keinen Frieden bringen konnte, so konnten auch amerikanische oder deutsche Soldaten dort fast 2500 Jahre später nichts verändern. Auch deutsche Soldaten versuchten vergeblich, woran schon Alexander der Große scheiterte. (038) Niemals wären sie von unseren Politikern in den Krieg geschickt worden, wenn unsere Leitmedien mit ihrer psychologisch geschickten Rhetorik nicht willfährig den Boden dafür bereitet hätten. Ich habe das viele Jahre lang aus nächster Nähe erlebt. Viele Menschen haben diese tendenziöse Berichterstattung unserer Leitmedien inzwischen satt. Und es würde mich nicht wundern, wenn die Angehörigen der deutschen Kriegsopfer nach der Lektüre dieses Buches die Leitmedien und ihre Netzwerkfreunde zur Verantwortung ziehen würden. Denn in den folgenden Kapiteln werden die Strukturen im Hintergrund klarer.
»Friendly fire« – so nennt man es, wenn man Opfer der eigenen Waffenwirkung wird. In diesem Buch zeige ich auf, wie Meinungsmacher im deutschsprachigen Raum die »transatlantische Freundschaft« bejubeln und zugleich auf das wehrlose eigene Volk schießen. Die medialen Waffen sind dabei weitaus gefährlicher als die laut knallende Munition von Soldaten. Denn ihre Lügen sind leise, schleichen sich ganz tief in unsere Gehirne ein. Wir haben das ja schon einige Absätze zuvor im Hinblick auf die Jubelartikel zu den Revolutionen in Nordafrika und die Kriegseinsätze in Afghanistan und dem Irak angedeutet.
Unglaublich bei diesem Meinungskampf ist auch immer wieder, was unsere Leitmedien an wichtigen Hintergrundinformationen verschweigen. Ein Beispiel: Im Sommer 2014 veröffentlichte Human Rights Watch einen langen Bericht über die Einschränkung der Pressefreiheit in westlichen Demokratien durch die immer intensiveren Überwachungsmaßnahmen der US-Geheimdienste. Der Bericht dokumentierte, wie Journalisten ihre Arbeitsweisen verändern müssen, um überhaupt noch an unabhängige Informationen zu kommen. (039) Kein Wort dazu in jenen deutschsprachigen Leitmedien, welche eine extreme Nähe zu amerikanischen Propagandaorganisationen aufweisen. Hätte der gleiche anklagende Bericht auf die Einschränkung der Arbeit russischer Journalisten wegen staatlicher Überwachung in Moskau zum Inhalt gehabt, das Thema hätte wohl auf allen Titelseiten gestanden. Im Klartext: Statt neutraler Nachrichten bekommen wir immer häufiger selektive Information vorserviert. Unser Denken wird so kanalisiert. Und das passiert ganz sicher nicht rein zufällig.
Ich weiß nicht, was nach der Erstveröffentlichung dieses Buches geschehen wird. Schließlich enttarne ich Netzwerke, die lieber im Verborgenen wirken wollen. Und ich nenne Hunderte Namen von Journalisten. (040) Die volle Namensnennung oder Identifizierung von Personen, Organisationen oder Firmen dient nicht deren Verleumdung oder Verächtlichmachung. Sie ist vielmehr im öffentlichen Interesse erforderlich, weil die verheerenden Folgeschäden, welche in
diesem Buch genau beschrieben werden, uns alle betreffen. Die Schäden können auch nicht anders als durch Öffentlichkeit abgewendet werden. Denn anders als korrupte Politiker können korrupte Journalisten bei uns nicht strafrechtlich verfolgt werden, wenn sie – zum Teil sogar geschmiert – die Wahrheit manipulieren oder unterdrücken. Ich habe einzelne namentlich genannte Personen angeschrieben und um Stellungnahmen gebeten. Als Antwort bekam ich Anwaltspost, Klageandrohungen und Hinweise auf mögliche strafrechtliche Schritte. Ich habe vor diesem Hintergrund große Medienhäuser nicht weiter mit meinen Fragen belästigt. Bin also gespannt, was passieren wird. Markus Wiegand, Chefredakteur von Wirtschaftsjournalist, sagt, die deutsche Medienelite sei bei näherer Betrachtung ein »Club von Weicheiern«. (041) Wenn man sie kritisiert, fangen sie wild an zu kreischen wie alte Klageweiber.
Ganz wichtig: Bevor ich andere Journalisten demaskiere, bezichtige ich mich selbst. Ich schreibe auf, wie korrupt ich selbst bei der Berichterstattung war und welche Netzwerke Einfluss auf meine Berichterstattung genommen haben. Immer abgesegnet durch meine Arbeitgeber. Und danach wird es richtig spannend. Mein Ziel? Ich will mit der geballten Wahrheit der folgenden Kapitel, die Absatz für Absatz durch Quellenhinweise belegt werden (042), nicht nur informieren, sondern zusammen mit den Lesern dieses Buches und ihren Freunden auch etwas verändern. Ob wir das gemeinsam schaffen werden? Meist kommt ja am Ende nie genau das heraus, was man beabsichtigte. Die DDR-Oppositionellen hätten sich gegen Ende der 1980er-Jahre in Leipzig nie träumen lassen, dass die Mauer fallen und Deutschland wiedervereinigt würde. Sie wollten nur Missstände innerhalb des Systems beheben. Stattdessen brachten sie das System zum Einsturz. Und der US-Reporter Upton Sinclair wollte 1906 mit seinen sozialkritischen Reportagen aus den Schlachthöfen von Chicago nur die Arbeitssituation der Beschäftigten verbessern. Stattdessen kamen Gesetze für mehr Lebensmittelhygiene heraus. Er sagte rückblickend: »Ich wollte die Herzen der Menschen treffen und traf stattdessen ihre Mägen«. Vor diesem Hintergrund wünsche ich uns allen, dass die nachfolgenden Kapitel auch die Herzen treffen werden. Und dass die wachsende Enttäuschung vieler Menschen über unaufrichtige Journalisten und Medien endlich ein Ende finden wird.
»Wer nicht kauft, wird nicht belogen«. Unter diesem Motto haben Aktivisten im fernen Malaysia einen landesweiten Aufruf zum Zeitungsboykott unterstützt, weil immer mehr Menschen mit der Berichterstattung unzufrieden sind und der herrschenden Elite einen Denkzettel verpassen wollten. Diese verbreitete Unzufriedenheit gibt es ja auch bei uns. Haben wir wirklich unabhängige Medien? Oder ist das inzwischen reine Fiktion? Wer entscheidet über die Auswahl von Nachrichten? Warum ist jede Facette eines amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfes heute wichtiger als eine Nachricht aus unserem unmittelbaren Umfeld? Der Leser ahnt schon jetzt: Im Schattenbereich der Demokratie werden Informationen im Meinungskartell von unsichtbarer Hand geformt. Im Hintergrund: geheimdienstnahe Eliteorganisationen. Sie sind aktiv im Umfeld von »Denkfabriken« und Stiftungen. Aufgenommen wird man in diese ehrenwerte Gesellschaft einer Fünften Kolonne der Mächtigen nur durch Empfehlung. Käuflich erwerben kann man so eine Eintrittskarte nicht. Denn da ist so viel Geld versammelt, dass man auf Eintrittsgelder nicht angewiesen ist.
Wann fühlen wir uns wirklich gut informiert? Wenn wir wissen, dass Angela Merkel mitunter an ihren Fingernägeln kaut ? (043) Das stimmt zwar. (044) Aber ist die Information wirklich wichtig? Müssen wir wissen, dass der frühere sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf gerne mit seiner Spielzeugeisenbahn spielt? Und dass Ex-Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper »das hauchfeine, mit dem Herkunftsnachweis bedruckte Papier, in dem früher Orangen eingewickelt waren«, sammelt, es bügelt und in ein Album einklebt? (045) In unserer modernen Informationsgesellschaft gibt es unendlich viele Nachrichtenströme. Da ist es wichtig, Informationen zu sortieren. Und zu wissen, was man glauben kann. Früher hatten wir dafür »Qualitätsmedien«, die öffentlich-rechtlichen Sender, renommierte Zeitungen und den Hörfunk. Heute ist alles anders.
Die Schauspielerin Hildegard Knef sagte mir einmal: »Es ist unglaublich, wie sehr Medien lügen können. Man weiß heute nicht mehr, was man denen noch glauben soll.« Wir hatten uns im August 1997 in der Bremer Talkshow III nach Neun kennengelernt (046). Und nach der Sendung tranken wir in einem Bremer Hotel noch ein Glas Wein. Hildegard Knef berichtete damals empört, was Journalisten schon alles an abenteuerlichen Geschichten über ihr Leben erfunden hatten. Sie sagte: »Wahr ist bei Journalisten nur eines: Lügen gehört zu ihrem Geschäft«. Einige Monate zuvor hatte ich Ähnliches auch rund 5600 Kilometer entfernt bei einer Reise nach Äthiopien gehört. Vom Schauspieler Karlheinz Böhm, dem Kaiser Franz Joseph an der Seite von Romy Schneider aus der Sissi-Trilogie, den ich im äthiopischen Hochland besuchte. Hildegard Knef und Karlheinz Böhm – zwei Urgesteine des deutschen Films – vertrauten den deutschen Medien nicht mehr. Das machte mich nachdenklich. Dabei galt doch »Du sollst nicht lügen« früher als eines der höchsten moralischen Gebote. Aber heute verbinden wir vor allem Journalisten mit Lügnern. Auch Udo Lindenberg hatte nicht die beste Meinung von den Medien. Wir sprachen darüber, als wir auf unseren Auftritt bei einer Fernsehshow warteten. Und der im August 2014 verstorbene Journalist Peter Scholl-Latour, den ich seit dem Ende der 1980er-Jahre immer wieder in Kriegsgebieten traf, sagte mir einmal: »Das Erste, was im Krieg auf der Strecke bleibt, ist die Wahrheit.« Damals klangen die Aussagen von Hildegard Knef, Karlheinz Böhm, Udo Lindenberg und Peter Scholl-Latour für mich noch wie Verschwörungstheorien. Aber waren sie das wirklich? Ich hörte so etwas später häufiger, etwa von meinem väterlichen Freund Professor Wilhelm Hankel, dem Erfinder der Bundesschatzbriefe. Ihn störte es vor allem, dass unsere Medien zunehmend unkritischer werden, häufig einseitige Propaganda verbreiten und beim »Informationsangebot« völlig austauschbar sind.
Wie können Sie als Leser sicher sein, dass meine nachfolgenden Ausführungen nicht erlogen sind? Erstens nenne ich Namen, Firmen, Zeit und Orte. Und ich habe Hunderte Fußnoten mit weiterführenden Quellenangaben. Wenn auch nur eine winzige Kleinigkeit nicht stimmt, dann wird man mich verklagen. Zweitens darf ich mich mit jenem journalistischen Ritterschlag rühmen, den man nur bekommt, wenn man in der Vergangenheit ganz sicher die Wahrheit berichtet hat: Hausdurchsuchungen wegen des Verdachts auf Geheimnisverrat. Die bekommt man nicht, wenn man lügt. Die bekommt man, wenn man etwas mitteilt, was die Bevölkerung nicht erfahren soll. Und ich bin wahrscheinlich (leider) jener deutsche Autor, der wegen seiner beruflichen Tätigkeit bislang die meisten Hausdurchsuchungen hatte. Sozusagen wegen wahrhaftiger Berichterstattung immer wieder staatlich geadelt.
Eine weitere wichtige Bemerkung vorab: In den nachfolgenden Kapiteln ist zwar häufig die Rede von »den« Journalisten. Aber damit sind keineswegs die vielen anständigen und seriösen, schlecht bezahlten und viel arbeitenden freien oder festangestellten Redakteure gemeint, welche mit großem Engagement an den Idealen und Werten der Pressefreiheit festhalten, unentwegt gut recherchierend Missstände aufdecken und wahrhaftig berichten wollen. Sie werden trotz ihres
Einsatzes zu einem großen Teil nach und nach ihren Job verlieren. (047) In diesem Buch geht es vor allem um jene, die eine Stufe darüber schweben und abgehoben von uns Bürgern sich gemein machen mit den Eliten, mitunter sogar korrumpiert sind und sich für Gefälligkeitsberichterstattung schmieren lassen. Aber wie funktioniert diese Manipulation eigentlich?