Vergleich von Thyroxin-bindendem Globulin (TBG) verschiedener Spezies

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  • Erstellungsdatum 1. Juni 2023
  • Zuletzt aktualisiert 1. Juni 2023

Vergleich von Thyroxin-bindendem Globulin (TBG) verschiedener Spezies

Dissertation zum Erwerb des Doktorgrades der Medizin
an der medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität zu München

Vorgelegt von
Joerg Schelling
aus
Freiburg
2002

2.2.2 Die Konzentration von TBG im menschlichen Serum

Die TBG-Konzentration im menschlichen Serum liegt beim gesunden Menschen zwischen 1,1 und 2,2 mg/dl. Die bekannteste Ausnahme beim Gesunden stellt natürlich die Schwangerschaft dar, während dieser sich die Konzentration von TBG im mütterlichen Serum verdreifacht (Ain, Refetoff et al. 1988). Dieser Konzentrationsanstieg ist für die Versorgung des Fetus mit mütterlichem Schilddrüsenhormon ein wichtiger Faktor (Ekins, Sinha et al. 1994). Die Plazentagängigkeit von T4 gilt gemeinhin als gesichert (Ekins, Sinha et al. 1994). Es ist allgemein bekannt, dass eine Schilddrüsenhormon-Unterversorgung des Embryo in wichtigen Phasen der Gehirnentwicklung, zu schwersten Stoffwechselstörungen führen kann, deren klinisches Korrelat als Kretinismus bekannt ist (Ekins, Sinha et al.1994). Auch für den störungsfreien Verlauf einer Schwangerschaft ist TBG wohl bedeutsam: in einer retrospektiven Studie konnte gezeigt werden, daß bei Frauen, die eine Fehlgeburt erlitten, der Anstieg des TBG vor allem zu Beginn der Gravidität signifikant vermindert war (Skjoldebrand, Brundin et al. 1986).

Der physiologische Mechanismus des TBG-Konzentrationsanstiegs in der Schwangerschaft läßt sich interessanterweise auch bei einigen Tieren nachweisen. Zumindest bei verschiedenen Säugetieren ist die Entwicklung von Verhaltensstörungen, vermutlich als Pendant zum Kretinismus gesichert (Ekins, Sinha et al. 1994). Ein deutliches Absinken des TBG-Spiegels ist bei einer Synthesestörung durch chronische Leberschädigung, starkem Proteinverlust und bei einer Therapie mit Androgenen oder Glucocorticoiden zu beobachten (Refetoff und Larsen 1989).

2.2.3 Der Transport von Schilddrüsenhormonen im menschlichen Serum

TBG stellt neben TTR und Albumin das wichtigste Transportprotein für Schilddrüsenhormone im menschlichen Blut dar (Gershengorn, Cheng et al. 1977; Seo, Sueda et al. 1983; Bartalena 1990). Außerordentlich hoch ist seine Bindungsaffinität zu den Schilddrüsenhormonen mit einer Affinitätskonstante von etwa 1 x 1010 M-1 zu T4 und 4,5 x 108 M-1 zu T3 (Nilsson und Peterson 1975). Obwohl die Plasmakonzentration durchschnittlich nur 1,5 mg/dl beträgt, bindet es bis zu 75% der zirkulierenden T4- und etwa 70% der T3-Gesamthormonmenge (Oppenheimer 1968; Robbins 1996). Es besitzt eine Ligandenbindungsstelle, an die T4 nonkovalent und reversibel mit einer Halbwertzeit von 39 sec gebunden wird (Robbins 1996). Auch T3 wird auf diese Weise gebunden, die Halbwertzeit seiner Bindung ist mit etwa 4 sec aber deutlich kürzer und Hauptursache der geringeren Affinität (Robbins 1996).

Weitere Transportproteine sind das Transthyretin (TTR) und das Albumin.

TTR bindet dabei 15% des T4 und fast gar kein T3, Albumin entsprechend20% der T4-Menge und wohl das restliche T3 (Robbins 1996). Der Anteil anfT4 und fT3 im menschlichem Normalserum liegt bei 0,3% bzw. 0,03%, nur dieser Teil ist metabolisch wirksam (Mendel 1988). Eine Übersicht über die Charakteristika von TBG, TTR und Albumin gibt Tab. 1.