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{"id":11697,"date":"2009-01-15T05:12:19","date_gmt":"2009-01-15T04:12:19","guid":{"rendered":"https:\/\/finaletheorie.org\/?p=11697"},"modified":"2021-12-09T16:13:58","modified_gmt":"2021-12-09T15:13:58","slug":"1-ein-loblied-auf-kluge-zellen-und-kluge-studenten","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/finaletheorie.org\/11697\/1-ein-loblied-auf-kluge-zellen-und-kluge-studenten\/","title":{"rendered":"IZ: 1 Ein Loblied auf kluge Zellen und kluge Studenten"},"content":{"rendered":"

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1.1 \u00c4rger im Paradies<\/h2>\n

An meinem zweiten Tag in der Karibik stand ich vor \u00fcber hundert offensichtlich erwar\u00adtungsvollen Studenten, und mir wurde klar, da\u00df diese Insel nicht f\u00fcr jeden ein wunder\u00adbarer Ort zum Entspannen ist. F\u00fcr diese nerv\u00f6sen Studenten war Montserrat kein Feri\u00adenparadies, sondern ihre letzte Chance, ihren Traum vom Arztberuf zu verwirklichen.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Mein Kurs bestand zum gr\u00f6\u00dften Teil aus Ostk\u00fcsten-Amerikanern aller Rassen und Al\u00adtersgruppen, bis hin zu einem siebenundsechzig Jahre alten Rentner, der mehr aus sei\u00adnem Leben machen wollte. Auch der pers\u00f6nliche Hintergrund war breit gestreut \u2013 es gab fr\u00fchere Lehrer, Buchhalter, Musiker, eine Nonne und sogar einen Drogenschmugg\u00adler. Trotz all ihrer Unterschiedlichkeit waren ihnen zwei Dinge gemeinsam. Zum einen waren sie in dem beinharten Konkurrenzkampf auf der Strecke geblieben, mit dem die begrenzten Ausbildungspl\u00e4tze an den medizinischen Fakult\u00e4ten der Vereinigten Staaten vergeben werden. Zum anderen waren sie \u00bbStreber\u00ab in dem Sinne, da\u00df sie wild ent\u00adschlossen waren, ihre Qualifikation unter Beweis zu stellen. Die meisten hatten f\u00fcr diese Ausbildung ihre gesamten Ersparnisse hingelegt oder sich hoch verschuldet. Viele wa\u00adren zum ersten Mal in ihrem Leben v\u00f6llig allein, ohne Familie und Freunde. Sie lebten auf dem Campus unter h\u00f6chst spartanischen Bedingungen. Doch trotz all der Schwierig\u00adkeiten und Hindernisse lie\u00dfen sie sich nicht davon abbringen, sich um ihren medizini\u00adschen Abschlu\u00df zu bem\u00fchen.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Nun, das galt zumindest bis zu unserer ersten Kursstunde. Vor meiner Ankunft hatten die Studenten bereits drei verschiedene Professoren f\u00fcr Histologie genossen. Der erste Dozent hatte die Studenten nach drei Wochen wegen einer pers\u00f6nlichen Angelegenheit Knall auf Fall verlassen. Die Schule fand schnell einen angemessenen Ersatz, der jedoch ebenfalls drei Wochen sp\u00e4ter ausschied, weil er krank wurde. In den vorangegangenen Wochen hatte ein Mitglied eines anderen Fachbereichs der Fakult\u00e4t den Studenten aus einem Lehrbuch vorgelesen. Das hatte die Studenten nat\u00fcrlich zu Tode gelangweilt, aber damit erf\u00fcllte die Schule zumindest die Vorgabe, eine bestimmte Anzahl von Stun\u00adden pro Thema anzubieten.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Jetzt stand also zum vierten Mal in diesem Semester ein neuer Professor vor diesen Stu\u00addenten. Ich sprach kurz \u00fcber meinen Hintergrund und meine Erwartungen an diesen Kurs. Ich stellte klar, da\u00df ich von ihnen das Gleiche erwarte wie von meinen Studenten in Wisconsin und dass das gut f\u00fcr sie sei, denn schlie\u00dflich m\u00fc\u00dften sie ja auch die gleiche Pr\u00fcfung bestehen. Dann zog ich einen Stapel Frageb\u00f6gen hervor und teilte den Studen\u00adten mit, dass wir nun eine kleine \u00dcberpr\u00fcfung ihres Wissenstands durchf\u00fchren w\u00fcrden. Schlie\u00dflich war schon das halbe Semester herum, und ich erwartete, da\u00df ihnen die H\u00e4lf\u00adte des Stoffs f\u00fcr diesen Kurs vertraut sei. Der Test bestand aus zwanzig Fragen, die in Wisconsin bei den Halbsemester-Pr\u00fcfungen gestellt werden. Die ersten zehn Minuten der Pr\u00fcfung herrschte Grabesstille. Dann fing einer nach dem anderen an, nerv\u00f6s her\u00adumzurutschen. Als die angesetzten zwanzig Minuten herum waren, herrschte allgemeine Panik. Als ich \u00bbStop\u00ab sagte, brach die nerv\u00f6se Anspannung in hundert aufgeregte Ge\u00adspr\u00e4che aus. Ich beruhigte die Studenten wieder und begann, die Antworten vorzulesen. <\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Die ersten f\u00fcnf bis sechs Antworten riefen unterdr\u00fcckte Seufzer hervor. Nach der zehn\u00ad
ten Antwort kam noch gequ\u00e4ltes St\u00f6hnen. Der beste Student hatte zehn der zwanzig
Fragen richtig beantwortet, ein paar weitere hatten sieben richtig, und die meisten hatten
sich durchgeraten, aber zumindest ein oder zwei Antworten richtig. Als ich von den Frageb\u00f6gen wieder aufsah, blickten mir schreckensstarre Gesichter ent\u00adgegen. Die \u00bbStreber\u00ab f\u00fchlten sich auf verlorenem Posten. Das halbe Semester war vor\u00adbei und sie mu\u00dften offensichtlich mit dem Stoff ganz von vorne anfangen. Sie verfielen in Tr\u00fcbsinn, denn die meisten hatten ohnehin schon gro\u00dfeM\u00fche mit ihrenanderen anspruchsvollen Kursen. Dieser Tr\u00fcbsinn steigerte sich rasch zur reinen Ver\u00adzweiflung. Es wurde totenstill, ich sah die Studenten an und sie mich. Ihre aussichtsloseLage versetzte mir einen Stich \u2013 die Studenten vor mir erinnerten mich an die Greenpe\u00adace-Bilder von jungen Seehunden mit gro\u00dfen Kulleraugen, die gleich darauf von bruta\u00adlen Pelzh\u00e4ndlern mit Kn\u00fcppeln erschlagen werden.<\/p>\n

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Ihre Not ging mir zu Herzen. Und vielleicht machten mich ja auch die salzige Luft und die herrlichen Blumend\u00fcfte gro\u00dfm\u00fctiger. Jedenfalls versicherte ich ihnen, ich w\u00fcrde mich pers\u00f6nlich daf\u00fcr einsetzen, da\u00df jeder der Studenten die Abschlu\u00dfpr\u00fcfung schaffen w\u00fcrde, vorausgesetzt, sie setzten sich ebenfalls entsprechend ein. Als sie erkannten, da\u00df mir ihr Erfolg wirklich am Herzen lag, fingen ihre schreckgeweiteten Augen wieder an zu funkeln. Pl\u00f6tzlich f\u00fchlte ich mich wie ein kampfbereiter Mannschaftstrainer, der sein Team auf ein gro\u00dfes Spiel vorbereitet. Ich erkl\u00e4rte ihnen, sie seien meiner Meinung nach genauso intelligent wie meine Studenten in den Staaten. Jene seien nur ein bi\u00dfchen geschickter im Auswendiglernen und h\u00e4tten es deswegen bei den Aufnahmepr\u00fcfungen leichter. <\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Ich versuchte sie auch davon zu \u00fcberzeugen, da\u00df Histologie und Zellbiologie keine intellektuell schwierigen F\u00e4cher sind, da sich die Natur in ihrer ganzen wunder\u00advollen Harmonie an sehr einfache Muster h\u00e4lt. Mir gehe es nicht so sehr darum, da\u00df sie Fakten auswendig lernten, sondern ich wolle ihnen durch einfache Prinzipien ein echtes Verst\u00e4ndnis f\u00fcr die Zellen vermitteln. Au\u00dferdem bot ich ihnen zus\u00e4tzliche Abendvortr\u00e4\u00adge an, die ihre Ausdauer nach den langen Seminar- und Labortagen auf die Probe stellen w\u00fcrden. Nach meiner zehnmin\u00fctigen Ansprache waren alle wieder hellwach. Als die Vorlesung beendet war, st\u00fcrmten sie mit Feuereifer aus dem Saal, wild entschlossen, sich von diesem System nicht unterkriegen zu lassen.<\/p>\n

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Als die Studenten drau\u00dfen waren, d\u00e4mmerte mir, worauf ich mich da eingelassen <\/p>\n

hatte, und mir kamen ernste Zweifel. Ich wu\u00dfte, da\u00df eine gewisse Anzahl dieser Studenten keine wirkliche Eignung f\u00fcr ein Medizinstudium mitbrachte. Andere waren zwar gute Studenten, aber ihr pers\u00f6nlicher Werdegang hatte sie nicht auf diese Herausforderung vorbereitet. Ich f\u00fcrchtete, meine Inselidylle k\u00f6nnte zu einer hektischen, zeitaufwendigen akademischen Hauruck-Aktion werden, die sowohl f\u00fcr die Studenten als auch f\u00fcr mich in einer Niederlage enden k\u00f6nnte. Ich dachte an meine Arbeit in Wisconsin zur\u00fcck, die mir auf einmal einfach erschien. Dort gab ich nur acht von den rund f\u00fcnfzig Vorlesun\u00adgen unseres Fachbereichs. Wir teilten uns die Arbeit in der Anatomie-Abteilung unter f\u00fcnf Kollegen auf. Nat\u00fcrlich mu\u00dfte ich mit dem gesamten Stoff vertraut sein, um die Studenten in ihren Laborstunden fachlich begleiten und alle Fragen beantworten zu k\u00f6n\u00adnen, aber den Stoff zu kennen und ihn in Vorlesungen zu pr\u00e4sentieren sind immer noch zwei verschiedene Dinge!<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Ich hatte ein drei Tage langes Wochenende, um mit der Situation fertig zu werden, in die ich mich gebracht hatte. Zuhause h\u00e4tte mich solch eine Situation wahrscheinlich fix und fertig gemacht. Doch als ich hier am Pool sa\u00df und dem karibischen Sonnenunter\u00adgang zusah, verwandelte sich meine potenzielle Angst und Nervosit\u00e4t in die angespann\u00adte Erwartung vor einem Abenteuer. Ich konnte mich immer mehr daf\u00fcr begeistern, dass ich zum ersten Mal in meiner Karriere als Lehrer die Gelegenheit hatte, einen solchen gesamten Kurs ganz allein zu gestalten, ohne dabei auf andere Kollegen R\u00fccksicht neh\u00admen zu m\u00fcssen.<\/p>\n

1.2 Die Zellen als Mini-Menschen<\/h2>\n

Dieser Histologiekurs entpuppte sich als die aufregendste und intellektuell sehr <\/p>\n

inspirie\u00adrende Periode meiner akademischen Karriere. Da ich frei w\u00e4hlen konnte, wie ich diesen Kurs lehren wollte, lie\u00df ich mich auf einen Ansatz ein, den ich schon ein paar Jahre lang im Sinn hatte. Mich faszinierte die Idee, da\u00df es einfacher sei, die Physiologie und das Verhalten von Zellen zu verstehen, wenn man sie als \u00bbMini-Menschen\u00ab betrachtet. W\u00e4hrend ich mir eine neue Strukturierung des Stoffs f\u00fcr den Kurs \u00fcberlegte, packte mich zunehmend Begeisterung. <\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Die Idee, Zellbiologie und Humanbiologie miteinander zu verkn\u00fcpfen, inspirierte mich wieder so sehr f\u00fcr die Wissenschaft wie damals als Kind. Auch in meiner Laborforschung hatte ich diese Begeisterung empfunden, aller\u00addings verlie\u00df sie mich sofort, sobald ich mich mit dem Verwaltungskram einer akademi\u00adschen Fakult\u00e4t herumplagen mu\u00dfte und mich in endlosen Sitzungen oder auf den f\u00fcr mich qu\u00e4lenden Fakult\u00e4tspartys langweilte.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Der Gedanke, mir Zellen als Mini-Menschen vorzustellen, hatte sich aus meiner jahre\u00adlangen T\u00e4tigkeit hinter Mikroskopen, in der ich immer wieder von der Komplexit\u00e4t und Kraft dieser unscheinbaren, beweglichen Teilchen beeindruckt war, ergeben In der Schule lernt man zwar die grundlegenden Komponenten der Zelle kennen: den Zellkern mit dem genetischen Material, die energieproduzierenden Mitochondrien, das Zytoplas\u00adma dazwischen und die sch\u00fctzende Membran als Au\u00dfenhaut. <\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Aber in diesen anatomisch simpel anmutenden Zellen liegt eine komplexe Welt verborgen. Die Zellen, intelligent und klug wie sie sind, haben Technologien entwickelt, von denen unsere Ingenieure nur tr\u00e4umen k\u00f6nnen. Die meisten Biologen w\u00fcrden meine Betrachtungsweise von Zellen als Mini-Menschen f\u00fcr \u00bbunwissenschaftlich\u00ab halten. Wenn jemand etwas Nicht-Menschli\u00adches aus der Natur durch etwas aus dem menschlichen Bereich erkl\u00e4rt, nennt man das Anthropomorphismus. \u00bbEchte\u00ab Wissenschaftler halten Anthropomorphismus f\u00fcr eine Art Tods\u00fcnde und verachten Kollegen, die so einen Aspekt wissentlich in ihre Arbeit einbringen.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Ich glaubte jedoch, aus gutem Grund diese unorthodoxen Wege zu gehen. Die Biologen versuchen, durch Beobachtungen der Natur und die Entwicklung von Hypothesen zu ei\u00adnem wissenschaftlichen Verst\u00e4ndnis dar\u00fcber zu kommen, wie die Dinge funktionieren. Dann f\u00fchren sie Experimente durch, um ihre Ideen zu \u00fcberpr\u00fcfen. Dabei erfordert die Entwicklung der Hypothese und die Gestaltung von Experimenten notwendigerweise, dass der Wissenschaftler eine Vorstellung davon hat, wie eine Zelle oder ein anderer Or\u00adganismus das eigene Leben \u00bbbew\u00e4ltigt\u00ab. F\u00fcr diese von Menschen erdachten L\u00f6sungen oder diesen menschlichen Blick auf die biologischen R\u00e4tsel m\u00fc\u00dften auch diese Wissen\u00adschaftler des Anthropomorphismus bezichtigt werden. Man kann es drehen und wenden wie man will \u2013 die biologische Wissenschaft beruht immer zu einem gewissen Teil auf einer vermenschlichten Sicht der Dinge.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Ohnehin halte ich das ungeschriebene Verbot des Anthropomorphismus f\u00fcr ein unn\u00f6ti\u00adges \u00dcberbleibsel aus mittelalterlichen Zeiten, in denen die religi\u00f6sen Autorit\u00e4ten jede direkte Verwandtschaft zwischen dem Menschen und anderen Gesch\u00f6pfen leugneten. Dieser Ansatz erscheint mir nur sinnvoll, wenn jemand versucht, eine Gl\u00fchbirne oder ein Taschenmesser zu \u00bbvermenschlichen\u00ab, doch wenn es um lebendige Organismen geht, halte ich diese Kritik f\u00fcr nicht gerechtfertigt. Menschen sind multizellul\u00e4re Wesen \u2013 folglich gibt es mit Sicherheit grundlegende Verhaltensmuster, die wir mit unseren Zellen gemeinsam haben. Es ist mir jedoch durchaus bewu\u00dft, da\u00df diese Sicht einen ge\u00adwissen Perspektivwechsel erfordert. Unser j\u00fcdisch-christlich gepr\u00e4gter Glaube hat uns die l\u00e4ngste Zeit weismachen wollen, wir seien intelligente Gesch\u00f6pfe, die ganz anders erschaffen wurden als alle Pflanzen und Tiere. Diese Sichtweise hat uns gegen\u00fcber nichtintelligenten Gesch\u00f6pfen hochn\u00e4sig werden lassen, vor allem gegen\u00fcber Organis\u00admen auf den unteren evolution\u00e4ren Stufen des Lebens.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Doch nichts liegt ferner von der Wahrheit. Wenn wir andere Menschen als Individuen oder uns selbst als individuellen Organismus im Spiegel betrachten, dann haben wir in gewisser Hinsicht Recht, jedenfalls von unserer menschlichen Beobachtungsebene aus. Doch wenn Sie Ihren K\u00f6rper aus der Perspektive einer einzelnen Zelle sehen k\u00f6nnten, so w\u00e4re Ihre Sicht auf die Welt eine ganz andere. Aus dieser Perspektive w\u00fcrden Sie sich selbst nicht als Einzelwesen sehen, sondern als eine \u00e4u\u00dferst gesch\u00e4ftige und effizi\u00adent organisierte Gemeinschaft aus \u00fcber 50 Billionen Einzelzellen.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

W\u00e4hrend ich f\u00fcr meinen Histologiekurs mit diesen Ideen herumspielte, kam mir immer wieder ein Bild aus einer Enzyklop\u00e4die in den Sinn, die ich als Kind verwendet hatte. Dort gab es eine Abbildung des menschlichen K\u00f6rpers, die aus sieben transparenten Bl\u00e4ttern bestand. Auf der ersten Seite war das Bild eines nackten Menschen zu sehen, auf der n\u00e4chsten Seite war die Haut weggelassen und man sah die gesamte Muskulatur, und jedes weitere Blatt enth\u00fcllte mehr vom Innenleben des K\u00f6rpers. So lernte man das Skelett kennen, das Nervensystem mit dem Gehirn, die Blutgef\u00e4\u00dfe und die Organe.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

F\u00fcr meinen Kurs in der Karibik fertigte ich ebensolche Transparente f\u00fcr die einzelnen Zellstrukturen an. Die meisten dieser Zellstrukturen werden Organellen genannt, weil sie wie \u00bbMini-Organe\u00ab in dem gallertartigen Zytoplasma angesiedelt sind. Organellen entsprechen in ihrer Funktion dem Gewebe und den Organen unseres menschlichen K\u00f6rpers. Zu ihnen geh\u00f6rt der Nukleus als gr\u00f6\u00dfte Organelle, die Mitochondrien, der Gol\u00adgi-Apparat und die Vakuolen. Beim herk\u00f6mmlichen Medizinstudium wird dieser Kurs so gelehrt, da\u00df man zun\u00e4chst diese Zellstrukturen vorstellt und anschlie\u00dfend zu den Ge\u00adweben und Organen des menschlichen K\u00f6rpers \u00fcbergeht. Ich vermischte jedoch beides, um die \u00dcberlappungen zwischen dem menschlichen K\u00f6rper und den einzelnen Zellen sichtbar zu machen.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Ich lehrte meine Studenten, da\u00df die biochemischen Mechanismen einer Zell-Organelle im Wesentlichen die gleichen sind wie die unserer menschlichen Organe. Obwohl der Mensch aus Billionen von Zellen besteht, gibt es in unserem K\u00f6rper keine einzige Funktion, die nicht bereits in der Einzelzelle angelegt ist. Jede Eukaryote (Zelle mit Zellkern) besitzt ein funktionales \u00c4quivalent zu unserem Nervensystem, Verdauungs\u00ad
system, Atmungssystem, Ausscheidungssystem, Dr\u00fcsensystem, Muskel- und <\/p>\n

Skelett\u00adsystem, Kreislauf- und Fortpflanzungssystem, sogar ein primitives Immunsystem, in dem antik\u00f6rperartige Ubiquitin-Proteine eingesetzt werden.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Ich erkl\u00e4rte den Studenten auch, da\u00df jede Zelle ein intelligentes Wesen ist, das allein \u00fcberleben kann \u2013 wie uns die Wissenschaftler st\u00e4ndig demonstrieren, indem sie einzelne Zellen aus dem K\u00f6rper entfernen und in Kulturen vermehren. Wie ich als Kind bereits ahnte, sind diese klugen Zellen ganz durchdrungen von ihrem Sinn und Zweck. Sie stre\u00adben aktiv nach einer Umgebung, die ihr \u00dcberleben f\u00f6rdert, und meiden giftige oder le\u00adbensfeindliche Situationen. Wie die Menschen registrieren auch einzelne Zellen Tausen\u00adde von Reizen aus ihrer Umgebung. Nach einer Analyse dieser Daten w\u00e4hlt die Zelle angemessene Verhaltensreaktionen, um ihr \u00dcberleben zu sichern.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Einzelne Zellen sind auch in der Lage, durch die Erfahrungen mit ihrer Umgebung zu lernen, zellul\u00e4re Erinnerungen zu speichern und diese an ihre Nachkommen weiterzuge\u00adben. Wenn sich zum Beispiel ein Kind mit dem Masernvirus ansteckt, dann mu\u00df eine unreife Immunzelle einen sch\u00fctzenden Protein-Antik\u00f6rper gegen dieses Virus entwi\u00adckeln. Dazu mu\u00df diese Zelle ein neues Gen bilden, das ihr anschlie\u00dfend als Vorlage dazu dient, das Masern-Antik\u00f6rper-Protein zu erzeugen.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Der erste Schritt dazu erfolgt im Zellkern der unreifen Immunzellen. Unter ihren Genen
gibt es viele DNS-Segmente, die besonders geformte Abschnitte von Proteinen enthal\u00ad
ten. Indem die Immunzellen diese DNS-Segmente zuf\u00e4llig kombinieren und zusammen\u00ad
f\u00fcgen, erzeugen sie eine enorme Anzahl verschiedener Gene, und jedes davon bildet ein einzigartiges Antik\u00f6rper-Protein. Wenn dann also eine dieser unreifen Immunzellen ein Antik\u00f6rper-Protein erzeugt, das dem angreifenden Masernvirus ungef\u00e4hr entspricht, so wird diese Zelle aktiviert.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Aktivierte Zellen besitzen einen erstaunlichen Mechanismus namens afinity maturation (\u00fcbersetzbar etwa mit: \u00c4hnlichkeits-Reifung), mit dessen Hilfe die Zellen ihr Antik\u00f6r\u00adper-Protein so verfeinern k\u00f6nnen, da\u00df daraus ein perfektes Gegenst\u00fcck zu dem Masern\u00advirus wird [Li et al., 2003; Adams et al., 2003]. Durch einen Proze\u00df namens somatische Hypermutation kann die Zelle dann ihr urspr\u00fcngliches Antik\u00f6rper-Gen hundertfach ko\u00adpieren. Doch jede neue Version des Gens weist eine geringf\u00fcgige Mutation auf, so dass ein leicht abgewandeltes Antik\u00f6rper-Gen gebildet wird. Die Zelle sucht dann daraus den passendsten Antik\u00f6rper aus. Diese ausgew\u00e4hlte Version des Gens durchl\u00e4uft wiederum mehrere Runden der somatischen Hypermutation, um den Antik\u00f6rper gegen das Ma\u00adsernvirus immer weiter zu vervollkommnen [Wu et al., 2003; Blanden und Steele 1998; Diaz und Casali 2002; Gearhart 2002].<\/p>\n


Der so ausgebildete Antik\u00f6rper dockt dann an dem Virus an, inaktiviert den Angreifer und markiert ihn f\u00fcr die Zerst\u00f6rung. So wird der K\u00f6rper des Kindes vor der ungehinder\u00adten Vermehrung der Masernviren gesch\u00fctzt. Die Zellen bewahren die genetische \u00bbErin\u00adnerung\u00ab an diesen Antik\u00f6rper, so da\u00df sie, sollte dieser Mensch noch einmal dem Ma\u00adsernvirus begegnen, sofort die sch\u00fctzende Immunabwehr einleiten k\u00f6nnen. Die neuen Antik\u00f6rper-Gene k\u00f6nnen auch an alle Nachkommen dieser Zelle weitergegeben werden. Auf diese Weise hat die Zelle nicht nur etwas \u00fcber das Masernvirus \u00bbgelernt\u00ab, sondern auch eine \u00bbErinnerung\u00ab daran entwickelt, die sich weiter vererbt. Diese erstaunliche ge\u00adnetische F\u00e4higkeit ist h\u00f6chst bedeutsam, denn sie offenbart einen den Zellen innewoh\u00adnenden \u00bbintelligenten\u00ab Mechanismus [Steele et al., 1998].<\/p>\n

1.3 Die Urspr\u00fcnge des Lebens: Kluge Zellen werden kl\u00fcger<\/h2>\n

Es sollte uns nicht \u00fcberraschen, da\u00df Zellen so klug sind. Schlie\u00dflich waren die ersten Lebensformen auf unserem Planeten Einzeller. Durch Fossilien wissen wir, da\u00df sie 600 Millionen Jahre nach dem Entstehen der Erde auftraten. W\u00e4hrend der danach folgenden 2,75 Milliarden Jahre gab es nur frei bewegliche, einzellige Organismen \u2013 Bakterien, Algen und am\u00f6benartige Protoz\u00e4en bev\u00f6lkerten die Welt.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Vor etwa 750 Millionen Jahren fanden diese klugen Zellen heraus, wie sie noch kl\u00fcger werden konnten. Die ersten Mehrzeller \u2013 Pflanzen und Tiere \u2013 entstanden. Mehrzeller waren zun\u00e4chst lose Zellverb\u00e4nde oder \u00bbZellkolonien\u00ab von zehn bis ein paar hundert Einzellern. Doch der evolution\u00e4re Vorteil des Lebens in Gemeinschaft f\u00fchrte schnell zu Verb\u00e4nden von Millionen, Milliarden und Billionen von sozial interaktiven Zellen. Jede einzelne Zelle ist zwar mikroskopisch klein, doch die Gr\u00f6\u00dfe der Mehrzeller-Verb\u00e4nde kann vom kaum Sichtbaren bis zum Gigantischen reichen. <\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Die Biologen haben diese or\u00adganisierten Gemeinschaften nach den Strukturen klassifiziert, die sich mit dem mensch\u00adliche Auge wahrnehmen lassen. Doch auch wenn sie dem blo\u00dfen Auge als Einzelwesen erscheinen m\u00f6gen \u2013 eine Maus, ein Hund, ein Mensch \u2013 sind sie alle tats\u00e4chlich hochor\u00adganisierte Verb\u00e4nde von Milliarden und Billionen von Zellen.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Der evolution\u00e4re Druck, immer gr\u00f6\u00dfere Gemeinschaften zu bilden, spiegelt den biologi\u00adschen Imperativ des \u00dcberlebens wider: Je besser ein Organismus seine Umgebung wahrnimmt, desto gr\u00f6\u00dfer sind seine \u00dcberlebenschancen. Wenn sich Zellen zusammen\u00adschlie\u00dfen, erh\u00f6ht sich ihre Wahrnehmung exponentiell. Wenn wir also jeder Zelle einen willk\u00fcrlich gew\u00e4hlten Wahrnehmungsfaktor X zuordnen, dann hat jeder Zellverband eine potenzielle Wahrnehmung von mindestens X-Mal der Anzahl ihrer Zellen.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Um in solchen gro\u00dfen Zusammenballungen zu \u00fcberleben, entwickelten die <\/p>\n

Zellverb\u00e4n\u00adde strukturierte Umgebungen \u2013 Gemeinschaften, in denen sie die anfallenden Aufgaben effektiver und exakter verteilen konnten, als es das Organigramm eines Gro\u00dfbetriebs je vermag. Es bew\u00e4hrte sich, einzelnen Zellen bestimmte Aufgaben zuzuordnen. In der Entwicklung von Tieren und Pflanzen beginnt diese zytologische Spezialisierung bereits beim Embryo und erm\u00f6glicht damit den Zellen, bestimmte Gewebe und Organe zu bil\u00adden. Im Laufe der Zeit wurde diese hochdifferenzierte Arbeitsteilung in die Gene jeder Zelle einprogrammiert, was die Effizienz und \u00dcberlebensf\u00e4higkeit des Organismus er\u00adheblich verbesserte.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

In gr\u00f6\u00dferen Organismen befa\u00dft sich zum Beispiel nur noch ein kleiner Anteil der Zellen damit, die Umgebung wahrzunehmen und auf sie zu reagieren. Diese Aufgabe hat eine Gruppe von Zellen \u00fcbernommen, welche die Gewebe und Organe des Nervensystems bilden. Das Nervensystem dient dazu, die Umgebung wahrzunehmen und das Verhalten der anderen Zellen in der riesigen Gemeinschaft zu koordinieren.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Die Arbeitsteilung verlieh der Zellgemeinschaft noch einen weiteren Vorteil. Ihre Effi\u00adzienz erm\u00f6glichte es, da\u00df mehr Zellen von weniger leben konnten. Man kann das mit dem Unterschied zwischen den Baukosten f\u00fcr ein kleines Haus mit einem Schlafzimmer und den anteiligen Kosten f\u00fcr eine Wohnung mit einem Schlafzimmer in einem zehn\u00adst\u00f6ckigen Mietshaus vergleichen. Um zu \u00fcberleben, mu\u00df jede Zelle einen gewissen An\u00adteil von Energie einsetzen. Die durch die Gemeinschaft eingesparte Energie verbessert die \u00dcberlebenschancen und die Lebensqualit\u00e4t. Im amerikanischen Kapitalismus er\u00adkannte Henry Ford den Vorteil einer differenzierten Gemeinschaftsarbeit und wandte ihn auf seine Fahrzeugproduktion an. Vor Fords Idee brauchte eine kleine Gruppe von sehr vielseitigen Mechanikern ein bis zwei Wochen, um ein Auto zusammenzubauen. <\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Ford organisierte seinen Betrieb so, da\u00df jeder Arbeiter nur noch eine ganz bestimmte Aufgabe hatte. Er stellte viele dieser spezialisierten Kr\u00e4fte in einer Reihe hintereinander auf und schuf damit die Flie\u00dfbandarbeit. Jeder Monteur gab das zuk\u00fcnftige Auto nach Erledigung seiner Handgriffe und Aufgaben an den n\u00e4chsten weiter. Durch diese Spezi\u00adalisierung konnte Ford ein Auto in 90 Minuten zusammenbauen lassen statt in ein bis zwei Wochen.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Leider haben wir bequemerweise die f\u00fcr die Evolution notwendige Kooperation verges\u00adsen, als Charles Darwin seine radikale Theorie \u00fcber die Entstehung des Lebens vor\u00adbrachte. Vor 150 Jahren erkl\u00e4rte er, lebende Organismen bef\u00e4nden sich in einem st\u00e4ndi\u00adgen \u00bbKampf ums \u00dcberleben\u00ab. F\u00fcr Darwin waren Kampf und Gewalt nicht einfach nur Teil der tierischen (menschlichen) Natur, sondern die dem evolution\u00e4ren Fortschritt zu\u00adgrunde liegenden Kr\u00e4fte. Im Schlu\u00dfkapitel seines Hauptwerkes DER URSPRUNG DER ARTEN schrieb Darwin von einem unausweichlichen \u00bbKampf ums \u00dcberleben\u00ab und da\u00df die Evolution durch den \u00bbKampf der Natur gegen Hunger und Tod\u00ab vorangetrieben
werde. Zusammen mit seiner Annahme, die Evolution werde durch den Zufall be\u00ad
stimmt, ergibt das eine Welt, der Alfred Lord Tennyson in poetischer Manier \u00bbblutige
Z\u00e4hne und Klauen\u00ab zuschrieb \u2013 das Leben als eine endlose Abfolge sinnloser, grausa\u00ad
mer Schlachten ums \u00dcberleben.<\/p>\n

1.4 Evolution ohne \u00bbblutige Klauen\u00ab<\/h2>\n

Obwohl Darwin der bei weitem ber\u00fchmteste Evolutionstheoretiker ist, geb\u00fchrt dem franz\u00f6sischen Biologen Jean-Baptiste de Lamarck die Ehre, als Erster die Evolution als wissenschaftliche Tatsache eingef\u00fchrt zu haben [Lamarck 1809, 1914, 1963]. Selbst
Ernst Mayr, der f\u00fchrende Vertreter des \u00bbNeo-Darwinismus\u00ab, einer modernen Version von Darwins Theorie, die auch die Molekulargenetik des zwanzigsten Jahrhunderts mit einbezieht, h\u00e4lt Lamarck f\u00fcr den eigentlichen Pionier. In seinem Klassiker EVOLUTION AND THE DIVERSITY OF LIFE [Mayr 1976] schrieb er:\u00bbEs scheint so, als habe Lamarck sehr viel mehr Anrecht darauf, als Begr\u00fcn\u00adder der Evolutionstheorie bezeichnet zu werden, wie es auch einige franz\u00f6si\u00adsche Historiker bereits getan haben […] Er war der erste Autor, welcher der Pr\u00e4sentation einer Theorie der organischen Evolution ein ganzes Buch gewid\u00admet hat. Er war der Erste, der das ganze Tierreich als ein Ergebnis der Evolu\u00adtion darstellte.\u00ab<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Lamarck hat seine Theorie nicht nur f\u00fcnfzig Jahre vor Darwin ver\u00f6ffentlicht,sondern auch Mechanismen der Evolution aufgezeigt, die keineswegs derart unerbittlich und hart waren. Seine Theorie ging davon aus, da\u00df die Evolution auf einer \u00bbinstruktiven\u00ab, kooperativen Interaktion zwischen Organismen und ihrer Umgebung beruht, die es den Lebensformen erm\u00f6glicht, zu \u00fcberleben und sich in einer dynamischen Welt zu entwi\u00adckeln. Er ahnte, da\u00df Organismen Formen der Anpassung hervorbringen und weiterge\u00adben und da\u00df diese dann das \u00dcberleben dieser Organismen in einer sich ver\u00e4ndernden Umgebung sichern. Interessanterweise passen Lamarcks Hypothesen zu den neuen Er\u00adkenntnissen der modernen Zellbiologie dar\u00fcber, wie Immunsysteme sich an ihre Umge\u00adbung anpassen.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Die Kirche nahm Lamarcks Theorie von Anfang an unter Beschu\u00df. Die Annahme, der Mensch habe sich aus niederen Lebensformen entwickelt, galt als Gottesl\u00e4sterung. Auch von seinen Fachkollegen, die noch unersch\u00fctterlich vom Kreationismus \u00fcberzeugt wa\u00adren, wurde Lamarck ausgelacht. Ein deutscher Entwicklungsbiologe namens August Weismann versuchte Lamarck l\u00e4cherlich zu machen, indem er seine Theorie, da\u00df Orga\u00adnismen \u00fcberlebensorientierte, erworbene Eigenschaften weitervererben, durch Experi\u00admente \u00fcberpr\u00fcfte. In einem seiner Experimente schnitt er m\u00e4nnlichen und weiblichen M\u00e4usen die Schw\u00e4nze ab und lie\u00df sie sich fortpflanzen. Weismann meinte, wenn La\u00admarcks Theorie zutr\u00e4fe, m\u00fc\u00dften die Eltern ihre Schwanzlosigkeit an ihre Kinder weiter\u00adgeben. Die erste Generation von M\u00e4usen wurde mit Schw\u00e4nzen geboren. Weismann wiederholte das Experiment 21 Generationen lang, ohne da\u00df eine schwanzlose Maus ge\u00adboren wurde. Daraus schlo\u00df Weismann, da\u00df Lamarcks Annahme falsch sei.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Doch Weismanns Experiment war kein echter Test f\u00fcr Lamarcks Theorie. <\/p>\n

Lamarck setzte f\u00fcr solche Prozesse n\u00e4mlich \u00bbsehr lange Zeitperioden\u00ab voraus, wie sein Biograph L. J. Jordanova zitiert. 1984 schrieb Jordanova, Lamarcks Theorie setze eine Anzahl von Vorbedingungen voraus, darunter:\u00bb… die Gesetze der Lebewesen haben im Laufe sehr langer Zeitperioden immer komplexere Formen herausgebildet.\u00ab [Jordanova 1984, Seite 71] Weismanns f\u00fcnfj\u00e4hriges Experiment dauerte eindeutig nicht lange genug, um die Theo\u00adrie zu pr\u00fcfen. Ein noch grunds\u00e4tzlicherer Fehler bei Weismanns Experiment bestand darin, da\u00df Lamarck nie behauptet hatte, jede Ver\u00e4nderung an einem Organismus w\u00fcrde sich erblich festsetzen. Lamarck meinte, da\u00df Organismen an Merkmalen (wie zum Bei\u00adspiel Schw\u00e4nzen) festhalten, wenn sie f\u00fcr ihr \u00dcberleben notwendig sind. Vielleicht hielt Weismann die Schw\u00e4nze der M\u00e4use nicht f\u00fcr \u00fcberlebensnotwendig, aber hat jemand mal die M\u00e4use gefragt? Trotz all dieser Schw\u00e4chen reichte die Studie \u00fcber die schwanz\u00adlosen M\u00e4use aus, um Lamarcks wissenschaftliche Reputation zu untergraben. Und tat\u00ads\u00e4chlich wurden Lamarcks Theorien seither ignoriert und verunglimpft. C. H. Wadding\u00adton, Evolutions-Wissenschaftler an der Cornell University, schrieb in THE EVOLUTION OF
AN EVOLUTIONIST [Waddington 1975, Seite 38]: \u00bbLamarck ist die einzige bedeutende Pers\u00f6nlichkeit der Geschichte der Biolo\u00adgie, deren Namen mit Absicht in den Schmutz gezogen wurde. Die Beitr\u00e4ge der meisten Wissenschaftler waren irgendwann durch die neuere Forschung einfach \u00fcberholt, aber nur wenige Werke werden noch zwei Jahrhunderte sp\u00e4ter mit solcher Vehemenz zur\u00fcckgewiesen, da\u00df man geneigt ist, zu vermu\u00adten, dahinter verberge sich ein schlechtes Gewissen. Tats\u00e4chlich bin ich der
Meinung, da\u00df Lamarck Unrecht getan wurde.\u00ab<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Diese weitsichtigen Worte schrieb Waddington vor drei\u00dfig Jahren. Heutzutage werden
Lamarcks Theorien wieder in Betracht gezogen, denn vor dem Hintergrund neuer wis\u00adsenschaftlicher Erkenntnisse scheint es so, als h\u00e4tte der oft geschm\u00e4hte Biologe nicht ganz Unrecht und der hochgelobte Darwin nicht ganz Recht gehabt. Der Titel eines Ar\u00adtikels in dem angesehenen Magazin Science aus dem Jahr 2000 deutet auf eine gewisse Rehabilitierung hin: \u00bbWas Lamarck Just a Little Bit Right?\u00ab [Balter 2000]
Ein Grund daf\u00fcr, da\u00df manche Wissenschaftler sich wieder mit Lamarck befassen, <\/p>\n

ist, da\u00df die Evolutionsforscher uns an die unsch\u00e4tzbare Bedeutung erinnern, die Kooperati\u00adon bei der Erhaltung des Lebens in der Biosph\u00e4re spielt. Schon seit langem haben die Wissenschaftler in der Natur symbiotische Beziehungen entdeckt. In seinem Buch DARWINS BLIND SPOT [Ryan 2002, Seite 16] z\u00e4hlt der britische Arzt Frank Ryan eine Reihe solcher Beziehungen auf, darunter eine Krabbe, die Nahrung sammelt, w\u00e4hrend ihr Partner, der Gobi-Fisch, sie vor Feinden sch\u00fctzt. Ein Einsiedlerkrebs tr\u00e4gt auf sei\u00adnem R\u00fccken eine rosa Seeanemone.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

\u00bbFische und Tintenfische fressen gerne Einsiedlerkrebse, doch wenn sie sich dieser Art n\u00e4hern, schie\u00dft die Seeanemone aus ihren bunt gef\u00e4rbten Tenta\u00adkeln mikroskopisch kleine giftige Pfeile ab, die den R\u00e4uber stechen und dazu veranlassen, sich woanders nach Nahrung umzusehen.\u00abDie kriegerische Seeanemone hat nat\u00fcrlich auch etwas von dieser Beziehung \u2013 sie er\u00adn\u00e4hrt sich von den \u00dcberresten der Beute des Einsiedlerkrebses.Das heutige Verst\u00e4ndnis von Kooperation in der Natur geht jedoch weit \u00fcber diese of\u00adfensichtlichen Beispiele hinaus. \u00bbDie Biologen erkennen immer mehr, da\u00df sich die Tie\u00adre gemeinsam entwickelt haben und weiterhin gemeinsam mit diversen Zusammen\u00adschl\u00fcssen von Mikroorganismen existieren, die sie f\u00fcr eine normale Gesundheit und Entwicklung brauchen\u00ab, berichtet ein Artikel in Science mit dem Titel \u00bbWe Get By With A Little Help From Our (Little) Friends\u00ab [Ruby et al., 2004]. Die Untersuchung dieser Beziehungen ist das Thema eines rasch wachsenden Forschungsgebiets namens \u00bbSystem-Biologie\u00ab.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Leider wurde uns in der Vergangenheit beigebracht, gegen die Mikroorganismen mit al\u00adlem M\u00f6glichen von antibakterieller Seife bis hin zu Antibiotika zu Felde zu ziehen. Da\u00adbei wird jedoch v\u00f6llig au\u00dfer Acht gelassen, da\u00df wir zur Aufrechterhaltung unserer Ge\u00adsundheit viele Bakterien brauchen. Das klassische Beispiel daf\u00fcr sind die Bakterien in unserem Verdauungssystem, die f\u00fcr uns \u00fcberlebensnotwendig sind. Sie helfen uns, die Nahrung in unserem Magen und Darm zu verdauen und lebenswichtige Vitamine aufzu\u00adnehmen. Diese Zusammenarbeit zwischen Mensch und Mikrobe wird durch den \u00fcber\u00adtriebenen Einsatz von Antibiotika zerst\u00f6rt. Antibiotika sind Killer ohne Unterschei\u00addungsverm\u00f6gen \u2013 sie t\u00f6ten unsere \u00fcberlebenswichtigen Bakterien genauso effektiv wie die sch\u00e4dlichen.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Die neuen Fortschritte in der Genforschung haben einen weiteren Kooperationsmecha\u00adnismus zwischen den Arten aufgezeigt. Lebende Organismen scheinen ihre Zellverb\u00e4n\u00adde dadurch zu integrieren, da\u00df sie ihre Gene austauschen. Man dachte lange, Gene k\u00f6nnten nur an die direkten Nachkommen eines Organismus weitergegeben werden. <\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Jetzt erkennen die Wissenschaftler, da\u00df das nicht nur bei Mitgliedern der gleichen Art, sondern auch mit Mitgliedern anderer Arten der Fall ist. Der Austausch von genetischen Informationen durch Gen-Transfer beschleunigt die Evolution, da die Organismen auf diese Weise \u00bberlernte\u00ab Erfahrungen von anderen \u00fcbernehmen k\u00f6nnen [Nitz et al., 2004; Pennisi 2004; Boucher et al., 2003; Dutta et al., 2002; Gogarten 2003]. Vor dem Hinter\u00adgrund dieses Gen-Austauschs k\u00f6nnen Organismen nicht mehr als v\u00f6llig voneinander ge\u00adtrennte Wesen betrachtet werden, die Arten sind nicht durch unsichtbare W\u00e4nde vonein\u00adander getrennt. <\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Daniel Drell, Leiter des mikrobiellen Genomprogramms im US-Ener\u00adgieministerium stellte im Jahre 2001 in Science fest:\u00bb… wir k\u00f6nnen nicht mehr mit Sicherheit behaupten, was eine Art ist.\u00ab [Pennisi 2001] Dieser Austausch von Informationen ist kein Zufall, sondern eine Methode der Natur, das \u00dcberleben der Biosph\u00e4re zu sichern. <\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Wie bereits erw\u00e4hnt, sind die Gene die physi\u00adsche Erinnerung an das, was ein Organismus einmal gelernt hat. Der k\u00fcrzlich entdeckte Austausch von Genen unter Einzelwesen verbreitet diese Erinnerungen und beeinflu\u00dft damit das \u00dcberleben aller Organismen. Jetzt, da uns dieser Gen-Transfer zwischen den Arten bewu\u00dft ist, werden die Gefahren der Gentechnologie noch offensichtlicher. Das Herumspielen an den Genen einer Tomatensorte h\u00f6rt nicht unbedingt bei der Tomate auf, sondern kann die ganze Biosph\u00e4re auf eine Weise ver\u00e4ndern, die wir gar nicht ab\u00adsch\u00e4tzen k\u00f6nnen. Es gibt bereits eine Studie am Menschen, die zeigt, da\u00df die Gene von gentechnisch ver\u00e4nderter Nahrung durch den Verdauungsproze\u00df in die n\u00fctzlichen Darmbakterien geraten und sie ver\u00e4ndern [Heritage 2004; Netherwood et al., 2004]. <\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Auf die gleiche Weise hat der Gen-Austausch zwischen genetisch ver\u00e4nderten Ackerfr\u00fcch\u00adten und nat\u00fcrlichen Arten der Umgebung zur Entwicklung von hochresistenten, soge\u00adnannten Super-Unkr\u00e4utern gef\u00fchrt [Milius 2003; Haygood et al., 2003; Desplanque et al., 2002; Spencer and Snow 2001]. Gentechniker haben den Gen-Austausch nie wirk\u00adlich in Betracht gezogen, als sie ihre gentechnisch ver\u00e4nderten Produkte in die Umwelt entlie\u00dfen. Jetzt fangen wir an, die harten Konsequenzen dieser Unachtsamkeit zu sp\u00fc\u00adren, denn die ver\u00e4nderten Gene verbreiten sich und ver\u00e4ndern unsere Umwelt [Watrud et al., 2004].<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Evolutionsforscher warnen vor den drohenden Gefahren f\u00fcr die Menschheit, wenn wir nicht begreifen, da\u00df wir ein gemeinsames genetisches Schicksal haben und wie wichtig die Kooperation aller Lebewesen untereinander ist. Wir m\u00fcssen \u00fcber Darwins Theorien mit ihrer Betonung des Individuums hinausdenken und die Bedeutung der Gemeinschaft st\u00e4rker ber\u00fccksichtigen. Der britische Wissenschaftler Timothy Lenton hat Beweise da\u00adf\u00fcr erbracht, da\u00df die Evolution st\u00e4rker vom Zusammenwirken der Arten untereinander abh\u00e4ngt als von dem Zusammenwirken der Individuen innerhalb einer Art. <\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Die Evoluti\u00adon wird damit eher zu einer Frage des \u00dcberlebens der st\u00e4rksten Gruppen als dem der st\u00e4rksten Individuen. 1998 schreibt Lenton in einem Artikel in Nature: \u00bbWir m\u00fcssen die Gesamtheit der Organismen und ihre materielle Umgebung ber\u00fccksichtigen, um ganz zu verstehen, welche Eigenschaften \u00fcberdauern und dominieren werden.\u00ab [Lenton 1998] Lenton h\u00e4lt sich an James Lovelocks Gaia-Hypothese, die davon ausgeht, da\u00df die Erde und alle ihre Arten einen gemeinsamen, interaktiven, lebendigen Organismus bilden. Die Anh\u00e4nger dieser Hypothese argumentieren, da\u00df jede Einmischung in das Gleichge\u00adwicht dieses Super-Organismus namens Gaia \u2013 sei es durch die Zerst\u00f6rung des Regen\u00adwaldes, die Schw\u00e4chung der Ozonschicht oder die genetische Ver\u00e4nderung von Orga\u00adnismen \u2013 sein \u00dcberleben und damit das unsrige gef\u00e4hrdet. <\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

J\u00fcngste Untersuchungen des britischen Natural Environment Research Council unter\u00adst\u00fctzen diese Bedenken [Thomas et al., 2004; Stevens et al., 2004]. Wir wissen von f\u00fcnf massiven Katastrophen der Vernichtung von Arten auf unserem Planeten. Sie alle wur\u00adden durch au\u00dferirdische Einfl\u00fcsse ausgel\u00f6st, zum Beispiel indem ein Komet auf die Erde st\u00fcrzte. Eine neue Studie kommt zu dem Ergebnis, da\u00df \u00bbdie Natur derzeit die sechste gro\u00dfe Artenvernichtung ihrer Geschichte durchlebt\u00ab [Lovell 2004]. Diesmal ist die Ursache allerdings nicht au\u00dferirdischer Herkunft. Jeremy Thomas, einer der Autoren der Studie, meint:\u00bbSoweit wir das beurteilen k\u00f6nnen, ist dieses Mal ein einziger Tierorganismus daf\u00fcr verantwortlich \u2013 der Mensch.\u00ab<\/p>\n

1.5 Die Umsetzung der Lehre der Zellen<\/h2>\n

In den Jahren, die ich an medizinischen Hochschulen gelehrt habe, machte ich die Er\u00adfahrung, da\u00df Medizinstudenten untereinander konkurrierender und bissiger sind als eine ganze Wagenladung Anw\u00e4lte. Sie leben einen geradezu darwinistischen \u00dcberlebens\u00adkampf aus, um nach vier zerm\u00fcrbenden Jahren unter den St\u00e4rksten und Besten zu sein, die sich zur Abschlu\u00dfpr\u00fcfung schleppen. Das zielstrebige Erringen von Auszeichnungen ohne R\u00fccksicht auf die Umgebung entspricht zweifellos dem darwinistischen Modell \u2013 f\u00fcr angehende mitf\u00fchlende Heiler erschien mir dieses Konzept allerdings schon immer etwas merkw\u00fcrdig.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Doch w\u00e4hrend meines Inselaufenthalts in der Karibik mu\u00dfte ich meine Vorbehalte ge\u00adgen\u00fcber Medizinstudenten fallen lassen. Nachdem ich sie aufger\u00fcttelt hatte, h\u00f6rte meine Truppe von Au\u00dfenseitern auf, sich wie \u00bbnormale\u00ab Medizinstudenten zu verhalten. Sie gaben ihren individuellen \u00dcberlebenskampf auf und verschmolzen zu einem Team, das dieses Semester gemeinsam \u00fcberleben wollte. Die st\u00e4rkeren Studenten halfen den schw\u00e4cheren, und dadurch wurden alle st\u00e4rker. Ihre Harmonie kam f\u00fcr mich \u00fcberra\u00adschend und war ber\u00fchrend zu beobachten.Und am Ende gab es auch noch ein Happy End. Ich setzte den Studenten genau das glei\u00adche Abschlu\u00dfexamen vor, das meine Studenten in Wisconsin absolvieren mu\u00dften, und dennoch bestand im Ergebnis praktisch kein Unterschied zwischen diesen zu einem nor\u00admalen Studium nicht zugelassenen, \u00bbuntauglichen\u00ab Studenten und ihren privilegierten Kolleginnen und Kollegen in den Staaten. <\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Sp\u00e4ter erfuhr ich, da\u00df viele von ihnen bei ih\u00adrer Heimkehr mit anderen Medizin-Studenten von amerikanischen Universit\u00e4ten zusam\u00admentrafen und stolz feststellten, da\u00df sie selbst ein tieferes Verst\u00e4ndnis vom Leben der Zellen und Organismen besa\u00dfen als die anderen. Ich war nat\u00fcrlich stolz darauf, da\u00df meine Studenten ein akademisches Wunder bewerk\u00adstelligt hatten, aber erst Jahre sp\u00e4ter begriff ich, wie sie das geschafft hatten. Damals hielt ich noch den Zuschnitt des Kurses f\u00fcr den entscheidenden Punkt, und ich glaube noch immer, da\u00df sich die entsprechenden Inhalte besser pr\u00e4sentieren lassen, wenn man Zell- und Humanbiologie zueinander in Beziehung setzt. Doch nachdem ich mich in\u00adzwischen schon so weit in ein Terrain vorgewagt habe, das manche, wie schon gesagt, f\u00fcr Dr.-Dolittle-Land halten, f\u00fchre ich einen Teil des Erfolgs meiner Studenten darauf zur\u00fcck, da\u00df sie sich nicht wie normale amerikanische Medizinstudenten, das hei\u00dft, wie Einzelk\u00e4mpfer verhielten, sondern sich am Verhalten der intelligenten Zellen orientier\u00adten, die sich zusammenschlie\u00dfen, um noch intelligenter zu werden. Und es ist keines\u00adwegs so, da\u00df ich meinen Studenten etwa dazu geraten h\u00e4tte, denn ich selbst war damals dem herk\u00f6mmlichen wissenschaftlichen Denken noch zu tief verhaftet. Ich glaube eher, da\u00df sie diese Richtung ganz intuitiv einschlugen, nachdem sie geh\u00f6rt hatten, mit wel\u00adcher Bewunderung ich von den Zellen sprach, die sich kooperativ zusammenschlie\u00dfen, um komplexere und damit erfolgreichere Organismen zu bilden.<\/p>\n

\u00a0<\/p>\n

Heute meine ich noch einen weiteren Grund f\u00fcr den Erfolg meiner Studenten zu kennen. Ich h\u00f6rte damals mit meinem Lobpreis nicht bei den Zellen auf \u2013 ich pries auch die Stu\u00addenten. Sie mu\u00dften h\u00f6ren, da\u00df ich sie f\u00fcr erstklassige Studenten hielt, um selbst glauben zu k\u00f6nnen, da\u00df sie tats\u00e4chlich die Leistungen von erstklassigen Studenten erbringen konnten. Wie ich in den folgenden Kapiteln zeigen werde, f\u00fchren viele von uns ihr ein\u00adgeschr\u00e4nktes Leben nicht aufgrund eines Mangels an M\u00f6glichkeiten, sondern weil sie meinen, das m\u00fcsse so sein. Aber ich will nicht vorgreifen. An dieser Stelle gen\u00fcgt es, festzuhalten, da\u00df ich mich nach meinen vier Monaten im Paradies, in denen ich meinen Kurs in Zellbiologie so lehrte, da\u00df ich mir dabei gleichzeitig \u00fcber meine neue Sicht auf die Zellen und auf die daraus folgenden Lehren f\u00fcr die Menschen klar wurde, auf dem besten Weg zum Verst\u00e4ndnis der Neuen Biologie befand. Denn diese l\u00e4\u00dft sowohl die fa\u00adtalistische Auffassung von der genetischen und elterlichen Programmierung hinter sich als auch Darwins These vom \u00dcberleben des St\u00e4rkeren.<\/p> <\/div>\n<\/div>\n\t <\/div>\n\t \t<\/div>\n\t\t

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Verzeichnis<\/h3>\t\n\t