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- Erstellungsdatum 25. November 2025
- Zuletzt aktualisiert 25. November 2025
Bequemlichkeit und Gewohnheit
Empfohlene Zitierung / Suggested Citation:
Paris, R. (2023). Bequemlichkeit und Gewohnheit: Vorabdruck aus "Theorie der Bequemlichkeit: Ein Entwurf" von
Rainer Paris. Soziopolis: Gesellschaft beobachten. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-85026-7
Rainer Paris | Essay | 01.02.2023
Bequemlichkeit und Gewohnheit
Vorabdruck aus „Theorie der Bequemlichkeit. Ein Entwurf“ von Rainer Paris
„Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, doch weiter kommt man ohne ihr.“ Die Gewohnheit hat es schwer – und das nicht erst, seit die feministische Sprachwissenschaftlerin Luise F. Pusch sie mit dem vorstehenden, aus der kongenialen Kombination zweier Redewendungen gebildeten Titel eines ihrer Aufsätze ins Visier nahm. Die Gewohnheit ist verpönt und ihre sprichwörtliche Macht gefürchtet, wird sie doch verdächtigt, zwischen uns und unserem besseren Ich zu stehen. Dieses Schicksal teilt die Gewohnheit mit der Bequemlichkeit, deren Aktien in unserer leistungsorientierten Gesellschaft ebenfalls nicht allzu hoch im Kurs stehen.
Während wir ihren Zustand durchaus goutieren, suchen wir sie als Selbst- oder Fremdzuschreibung zu vermeiden: Wir möchten es uns bequem machen, aber nicht als bequem gelten. Was aber, wenn wir beiden, Gewohnheit und Bequemlichkeit, Unrecht täten und sie viel besser wären als ihr Ruf? Was, wenn sie sowohl für unsere individuelle als auch für unsere gesellschaftliche Reproduktion ebenso unentbehrlich wie vorteilhaft wären? In seiner Theorie der Bequemlichkeit bricht der bis 2013 an der Hochschule Magdeburg-Stendal lehrende Soziologe Rainer Paris nicht nur eine Lanze für zwei unterschätzte sozialwissenschaftliche Kategorien, sondern auch für eine Form der Soziologie, die sich auf die genaue Beobachtung und Beschreibung von Interaktionen und Verrichtungen verlegt, und die Gesellschaft dort aufsucht, wo sie sich für gewöhnlich besonders nachdrücklich geltend macht – im Alltag. Wir danken Herrn Paris und dem Manutius Verlag für die Erlaubnis,
nachstehend eines der zentralen Kapitel des Mitte Februar erscheinenden Buches vorab auf Soziopolis veröffentlichen zu dürfen. – Die Red.
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