Der Hebräer

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  • Erstellungsdatum 27. September 2022
  • Zuletzt aktualisiert 10. Juli 2023

Der Hebräer

Ursprung des Hebräers

Der Name „Hebräer“ im Alten Testament stammt vom hebräischen Begriff Eber, 70-2-200, der dann in den Übersetzungen zu Hebräer geworden ist. Dieser Eber stammt von Noach. Vielmehr kann man eigentlich nicht erfahren. Erst wenn wir den Erzvätern in der Bibel begegnen, lesen wir davon, dass sie sich Iwri nennen. Iwri ist eine andere Aussprache des Wortes Eber, welches mit einer Jod ergänzt wird (70-2-200-10) [Man könnte das Wort auch mit „Mein Jenseitiges“ übersetzen. (Anm. des Ü.)]. Zurecht fragt man sich: Warum nennen sie sich Hebräer? Auch Joseph nennt sich in Ägypten immer Hebräer. Diese Bezeichnung kommt genauso häufig vor wie die Namen Israel oder Juda, womit die Menschen auch bezeichnet werden.

Der Name Israel sagt schon mehr aus. Das ist der Name von Jakob, der zu Israel wurde, nachdem er mit dem Engel am Jabbok gerungen hatte; daher kommt der Name Israel.

Der wichtigste und der bedeutendste Stamm ist der von Juda, einem der Söhne Jakobs, der eine große Rolle im späteren Reich spielte. Aber der Name „Hebräer“ findet seinen Ursprung nicht in der Geschichte der Erzväter; sie nennen sich selbst Hebräer, wenn sie bereits Erzväter sind. Es ist also eine Geschichte, die weiter zurückreicht.

Um dieses Wort Iwri, 70-2-200-10, Hebräer, zu verstehen, müssen wir anfangen, es zu übersetzen. Die Namen in der Bibel sind, wie die lateinischen Namen, für uns oft nicht übersetzbar, aber wer die Sprache kennt, kann natürlich eine Übersetzung darin sehen. Der Name Ewer bzw. Eber bedeutet „von der gegenüberliegenden Seite“, „von der anderen Seite“. Das macht uns verständlich, warum dieser Name eine solche Rolle spielt. Denn „von der anderen Seite“, „von der jenseitigen Seite“ bedeutet, dass es sich um eine Art Mensch oder eine Qualität im Menschen handelt, die sich von der Seite unterscheidet, die wir für normal halten, weil wir darin wohnen, man uns kennt und in einem gewissen Sinne zuhause fühlen. Die jenseitige Welt jedoch ist eine andere Welt.

In der Bibel werden bestimmte Begriffe in Bildern ausgedrückt, aber wer die Bibel tiefer ergründen kann, wer zum Kern vordringen kann, weiß, dass diese Bilder eigentlich Ausdruck eines Wissens sind, das aus einer anderen Welt stammt. Dieses Wissen muss, wenn es in unsere Welt herabkommt, Gebrauch machen von dem, was hier in dieser Welt erscheint. Der Name des Erscheinenden enthält schon etwas von dem, was es in seinem Wesen ist. Kennzeichnend ist jedoch, dass die Sprache der Bibel nicht nach Juda oder Israel, sondern „Sprache von Eber“ genannt wird. Das Hebräische kommt von dieser Figur. Die hebräische Sprache ist also auch eine Sprache von der anderen Seite.

In der hebräischen Sprache wird aus diesem Grund in jedem Wort etwas ausgedrückt, was auch an der anderen Seite ist. Es gibt eine Synchronizität; das Bild und die Formel des Wortes decken sich einander, bilden eine Einheit. In den anderen Sprachen ist ein Bruch entstanden, der sich darin ausdrückt, dass die Worte nicht mehr die Verbindung zum Wesen dessen herstellen wofür sie verwendet werden. Der Grund hierfür liegt in der Sprachverwirrung, von der wir in der Erzählung vom Turmbau zu Babel erfahren. Hier und da sind aber noch Verbindungen in den anderen Sprachen vorhanden, denn eigentlich haben alle Sprachen etwas mit der Ursprache zu tun. Bei der Ursprache geschieht das Erstaunliche, dass man durch die Kenntnis dieser Sprache – und diese Kenntnis geht viel tiefer und viel weiter als das rein grammatikalische Wissen – leicht zur Essenz vordringen kann.

n der Bildsprache der Bibel wird also das Bild vom Wort mit der Absicht verwendet, auf das Wesentliche zurückzukommen. In der Bildsprache der Bibel wird uns dann gesagt, dass diese Hebräer offenbar von der anderen Seite des Flusses kommen, der auch als „ewer ha-nahar“, „die andere Seite des Flusses“, bezeichnet wird.

Jener Fluss, von dem in der Schöpfungsgeschichte die Rede ist, fließt aus dem Garten Eden, dem Paradies, und teilt sich in vier, und dieser vierte Fluss ist der Phrath, 80-200-400 – der Euphrat (die Geographie ist nicht so wichtig, denn es geht um andere Dinge) – und von der anderen Seite dieses vierten Flusses kommt Ewer.

Nun sind diese vier Flüsse im alten Wissen immer dasselbe wie die vier Elemente, die vier Grundlagen dieser Welt; Elemente, wiederum nicht im materiellen Sinne, sondern Elemente im Sinne von Denken und Wissen.

Der Name Ewer bedeutet: Er kommt selbst aus einer Welt, die jenseits dieser vier Elemente liegt, und auch die Sprache kommt von dort. Es ist keine Sprache, die inmitten dieser vier Elemente, dieser vier Flüsse gesprochen wird, es ist eine Sprache, die aus einer anderen Welt kommt, und deshalb wird diese Sprache auch heute noch die Sprache Iwri, Iwrit oder Hebräisch genannt, weil sie von Ewer kommt. Das bedeutet, dass Ewer ein Geheimnis birgt, das Geheimnis des Wortes. Das Wort, das anderswo verloren gegangen ist, ist bei Ewer noch vorhanden. Genauso wie es immer einen Faden in dieser Welt geben wird, der mit einer anderen Welt verbunden bleibt. Oft ist man sich dieses Fadens nicht bewusst, oft will man diesen Faden gar nicht, aber er ist trotzdem da. Es ist das, was dem Menschen das Bewusstsein gibt, dass er aus einer anderen Welt kommt, wo er es mit etwas anderem zu tun hat als dem, was er hier wahrnimmt und erlebt, und dass er dem, was hier Realität genannt wird, eine andere Bedeutung geben kann. Nach Ewer kommt eine Phase in der Welt, die in der Bibel mit dem Namen Peleg charakterisiert wird und Peleg ist der Name der Zeit, der Phase im Menschen, in der Welt, wo eine Spaltung kommt. Denn wie der Name Ewer bedeutet, „von der gegenüberliegenden Seite“, so bedeutet Peleg „spalten“. Und in der Welt von Peleg, in der Phase von Peleg, ist das Wesentliche tatsächlich gespalten, abgespalten von der Erscheinung. Das nennt man Sprachverwirrung; man verwendet Worte, die das Wesentliche nicht mehr erfassen. Deshalb kann man mit dem Wort nicht mehr ohne Weiteres zum Wesentlichen kommen. Es ist eine Zwischenstufe erforderlich, um zum Eigentlichen durchzudringen. Das Wort muss erst etwas im Menschen wecken, ein Gefühl, einen Gedanken, und erst dann kommt man – eventuell – zur Essenz. Bei der Sprache von Ewer, dem Vorfahren von Peleg, ist es noch so, dass die Sprache die Kraft hat, dass das Wesentliche und das Erscheinende deckungsgleich sind, also dasselbe sind.

Wir werden nun versuchen, den Begriff Ewer etwas näher zu charakterisieren. Sie können sehen, dass es von einer entfernten, unbekannten Figur kommt, die offenbar von großer Bedeutung ist. Wenn die alte Überlieferung von der Quelle des Wissens spricht, dann heißt es: Diese Quelle des Wissens ist in der Schule von Schem (Sem) und Ewer (Eber) zu finden. Sem ist der Sohn von Noah. Schem bedeutet Name, und Ewer – die vierte Generation; nach Schem, Arpachschad und Schelah kommt Ewer – bedeutet „von der anderen Seite“ (1. Mose 10:24). Dieser Schem (der Name) und Ewer (von der anderen Seite) sind die Schule. Der Name ist eine sehr wichtige Sache. Was wir wollen, ist, den Dingen einen Namen zu geben, aber einen Namen, der die endgültige Antwort auf jede Frage gibt, einen Namen, der das erfasst, was es ist, denn unsere vielen Gespräche sind nur notwendig, weil wir den Namen nicht kennen. Wenn wir den Namen wüssten, wären wir mit einem Mal fertig.

Schem und Ewer sind die Schule des Lernens. Man wendet sich an den, der den Namen kennt, der der Name ist, und an den, der von der anderen Seite ist; es gibt keine andere Schule des Lernens im alten Wissen. Schon die Erzväter gingen in die Schule von Schem und Ewer. Selbst Abraham, Isaak und Jakob gehen in die Schule von Sem und Ewer, um den Brunnen des Wissens zu öffnen, um dort zu lernen, um dort Weisheit zu erlangen.

Mit anderen Worten, wenn wir wirkliche Erkenntnis haben wollen, wissen wollen, sind zwei Dinge nötig: Erstens, die Kenntnis des Namens, und die Kenntnis des Namens führt uns, und jetzt kommt zweitens, zu demjenigen, der weiß, dass er von der anderen Seite kommt (Eber), dass er es mit einer anderen Welt zu tun hat, denn in der Welt innerhalb der vier Flüsse herrscht das, was man Heidentum und Götzendienst nennt. Und das bedeutet nichts anderes als von der Einheit, die alles umfasst, weggezogen zu sein. Die Götter stehen Gott gegenüber wie die Vielheit der Einheit. Innerhalb der Vielheit kann man nicht erkennen, dass alles zusammenhängt und dass das Spezialistentum das Schlimmste ist, gerade in Bezug auf die Erkenntnis der Einheit, dass es eine „Verdummung“ bedeutet, eine Erniedrigung, eine Herabsetzung des Niveaus des Menschen, wenn man sagt: „Das ist mein Gebiet und mit dem anderen habe ich nichts zu tun“.

Der Mensch muss fühlen, dass er die Einheit aller Dinge immer vor Augen haben muss und er soll immer danach streben, diese Einheit zurückzufinden und zu wissen, wie er diese Einheit herbeiführen kann. Innerhalb dieser vier Flüsse kann diese Einheit nur durch den Iwri, den Hebräer, den Jenseitigen zustandegebracht werden.

Heutzutage gibt es auch die Tendenz, das Verständnis des Iwri als ein biologisches Konzept zu sehen, das eine bestimmte Rasse betrifft. Auch dies ist eine Reduktion der Bedeutung der dem Menschen gegebenen Offenbarung, die sich nur der Bilder bedient, damit man von diesen Bildern (durch die Sprache dieser Bilder, durch den Namen der Bilder) zum Wesentlichen zurückkehren kann. Und deshalb ist das Verständnis des Ewer auch für die Zeit nach der Bibel, die eigentlich eine Zeit außerhalb unserer Zeit ist, nie an eine biologische Sache gebunden. Im Gegenteil, es wird gesagt, dass jeder Mensch eigentlich erkennen sollte, dass er Iwri sein kann, dass er selbst in einer Welt steht, in der es ein Iwri gibt und in der andere existieren. Und man kann es noch weiter treiben, man kann auch sagen, dass jeder Mensch in sich selbst erkennen sollte, dass er Momente hat, in denen er Iwri ist, und dann wieder nicht. Manchmal ist er wütend auf den Iwri, manchmal sehnt er sich danach, dass der Iwri bei ihm ist, weil er ihn verloren hat. Unsere Sehnsucht nach Wissen, nach Einheit, nach dem Sinn des Lebens, ist eigentlich die Sehnsucht nach dem Menschen von der anderen Seite, dem Menschen, der nicht dem Zeitgeschehen unterworfen ist, dem Menschen, der über der Zeit steht und von der Zeit eigentlich nicht erreicht werden kann. Nur das Bild des Menschen kann in der Zeit betroffen sein (das Bild in der Welt der vier Flüsse).(FN Es geht aus dem Original nicht klar hervor, ob er das Erscheinende des Menschen oder des Menschen Weltbild meint.FN)

Der Begriff Hebräer ist nicht für jemanden reserviert, der in einer bestimmten Region lebt, eine bestimmte Religion hat oder einen bestimmten Pass besitzt. Das sind Eigenschaften im Menschen, die nicht willkürlich erworben werden können, sondern die so tiefgreifend sind, dass sie nur durch die Einstellung des Menschen, durch seine Ausrichtung, zustande kommen können, wenn er dieser Ausrichtung genügend Ernsthaftigkeit beimisst.

Deshalb denke ich, dass es heute Abend gut ist, einige Charakterisierungen dieses Bildes des Iwri zu geben. Was für ein Typ Mensch ist er? Ich habe bereits gesagt, dass von Ewer selbst nichts in der Bibel erzählt wird, außer dass er existiert. Er wird geboren, er lebt soundso lange und geht; es ist eine Phase im Universum, es ist eine Phase in der Menschheit, aber auch in jedem Menschen. Sie ist eigentlich immer vorhanden. Dieses konzentrierte Wissen, das die Bibel darbietet, ist nur durch die Überlieferung verständlich, die ihm einen Sinn gibt, ansonsten ist es ziemlich sinnlos. Und so wird diesem Konzept des Iwri etwas Bestimmtes gegeben.