2017-politisches_framing_bpb

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  • Erstellungsdatum 7. Januar 2024
  • Zuletzt aktualisiert 7. Januar 2024

2017-politisches_framing_bpb

ANFANGSBETRACHTUNG:

UNSERE DEMOKRATIE HINKT DER KOGNITIV-NEURONALEN  AUFKLÄRUNG HINTERHER

Menschen sind rationale Wesen. Sie können vernunftgesteuert handeln. Legt man nur alle relevanten Fakten auf den Tisch, können sie diese objektiv gegeneinander abwägen und entscheiden, was zu tun ist – ob beispielsweise ein politisches Vorhaben unterstützt werden soll oder nicht. So denken viele Menschen, so haben wir es gelernt – und so geistert es noch heute über die Flure der Parteizentralen und Medienredaktionen. Doch mit dieser Vorstellung hinken wir den Erkenntnissen der Neuro- und Kognitionsforschung hinterher und verfehlen die Chance, einen wirklich transparenten demokratischen Diskurs zu führen. Wieso? Weil in politischen Debatten nicht Fakten an und für sich entscheidend sind, sondern gedankliche Deutungsrahmen, in der
kognitiven Wissenschaft Frames genannt.

Frames werden durch Sprache im Gehirn aktiviert. Sie sind es, die Fakten erst eine Bedeutung verleihen, und zwar, indem sie Informationen im Verhältnis zu unseren körperlichen Erfahrungen und unserem abgespeicherten Wissen über die Welt einordnen. Dabei sind Frames immer selektiv. Sie heben bestimmte Fakten und Realitäten hervor und lassen andere unter den Tisch
fallen. Frames bewerten und interpretieren also. Und sind sie erst einmal über Sprache – etwa jener in öffentlichen Debatten – in unseren Köpfen aktiviert, so leiten sie unser Denken und Handeln an, und zwar ohne dass wir es merkten.

Es ist höchste Zeit, unsere Naivität gegenüber der Bedeutung von Sprache in der Politik abzulegen. Dieses Buch legt dazu den Grundstein. Teil i gibt eine Einführung in die Grundlagen politischen Framings. Teil ii wendet sich einigen der gängigsten und augenfälligsten Frames unserer politischen Debatten zu – und gewährt erstaunliche Einsichten in unser kollektives politisches
Sprechen und Denken.