2020-Hofjuden – Schleudersitz beim Fürsten

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  • Erstellungsdatum 4. Dezember 2023
  • Zuletzt aktualisiert 4. Dezember 2023

2020-Hofjuden - Schleudersitz beim Fürsten

Im 16. Jahrhundert entstand das Modell der Hofjuden: Männer aus jüdischen Familien versorgten ihre Herrscher mit Kapital und Luxusgütern. Im Gegenzug führten sie ein
privilegiertes Leben. Doch ihre Rechte konnten die Hofjuden jederzeit verlieren.

Geld und Willkür

Luise Mühlbach, seinerzeit eine beliebte Unterhaltungsschriftstellerin, schildert darin, wie der junge Friedrich seine Macht ausbaut und seine Geschäfte ordnet. Der Kronprinz nimmt dafür die Dienste eines sogenannten Hofjuden in Anspruch. Dieser Mann namens Ephraim hat zwar Einfluss auf Friedrich. Doch als der junge Adlige ihm das geliehene
Geld nicht zurückzahlen kann oder will, ist er seiner Willkür ausgeliefert. In Mühlbachs Roman sagt die Ephraim-Figur:

„Schlagen Sie zu, Hoheit. Schlagen Sie zu! sagte Ephraim ganz zerknirscht und verzweiflungsvoll, ich verdiene es, geschlagen zu werden, denn ich war ein Thor und ließ mich blenden von dem Glück, einem so edlen, erhabenen und unglücklichen Prinzen mein Geld borgen zu können.“

Hocharbeiten bis an den Hof

Thomas Brechenmacher ist der Mann, der Luise Mühlbachs Roman wieder ausgegraben hat. Er ist Professor für deutsch-jüdische Geschichte an der Uni Potsdam. Zusammen mit seinem Kollegen, dem Potsdamer Judaisten Karl Erich Grözinger, erforscht er das Schicksal der sogenannten Hofjuden in Preußen. Seinerzeit nennt man sie auch Hofjuweliere, Münzjuden oder Hoffaktoren – Männer aus jüdischen Familien, die überall in Mitteleuropa als Finanzberater und Finanzbeschaffer für absolutistische
Herrscherfamilien tätig sind.