Der Hofjude Berend Lehmann (1661 – 1730)

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  • Erstellungsdatum 5. Juni 2023
  • Zuletzt aktualisiert 5. Juni 2023

Der Hofjude Berend Lehmann (1661 – 1730)

Eine Biografie

 

1 Einleitung

Hofjuden, – das waren in der Regel finanziell hervorragend aufgestellte und gut vernetzte Juden, die in einem auf Dauer angelegten Finanz- und Warendienstverhältnis zu einem höfischen Herrschaftszentrum standen. Sie waren im Allgemeinen – anders als etwa Hofkapellmeister oder gar Hofnarren – keine Angestellten des Hofes, sondern freie Unternehmer. Seine Blütezeit hatte das europäische Hofjudentum zwischen 1600 und 1800.

Der in Essen geborene, in Halberstadt ansässige und dort verstorbene Jissachar ben Jehuda haLevi (1661–1730), der sich deutsch Berend Lehmann nannte, zählt zu den großen Persönlichkeiten der jüdischen Geschichte der Frühen Neuzeit. Als Hofjude wird er in einem Atemzug erwähnt mit dem Stuttgarter ‚Jud Süß‘, Joseph Oppenheimer (1698–1738), seinem Wiener Namensvetter Samuel Oppenheimer (1630 –1703) und dessen dortigem Kollegen Samson Wertheimer (1658–1724), mit dem Hannoveraner Leffmann Behrens (1634–1714) bis hin zu dem späten Meyer Amschel Rothschild (1743–1812).⁶ Die Rolle, die er beim Erwerb der polnischen Königskrone durch den Kurfürsten von Sachsen, August den Starken, spielte, hat ihm einen festen Platz in der sächsischen, polnischen, deutschen und jüdischen Geschichtsschreibung gesichert und ist bis heute maßgeblich für die Faszination verantwortlich, die von ihm ausgeht. Seit sich die Geschichtsschreibung mit dem Phänomen des Hofjudentums beschäftigt, gilt Berend Lehmann als Musterbeispiel.

Die allseits anerkannte Bedeutung Berend Lehmanns steht im Missverhältnis zur Gründlichkeit seiner Erforschung. Die einschlägige Literatur ist nicht nur wenig umfangreich, sondern vielfach auch veraltet und tendenziös, und sie beruht auf einer schmalen Quellengrundlage. In den Lehmann-Bildern, die über die Jahrhunderte gezeichnet wurden, spiegeln sich nicht nur verschiedene historiographische Ansätze, sondern auch unterschiedliche jüdische, polnische und deutsche Mentalitäten und Geschichtsdeutungen.