Die Relativitätstheorie Einsteins von Max Born

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  • Erstellungsdatum 19. Juli 2022
  • Zuletzt aktualisiert 19. Juli 2022

Die Relativitätstheorie Einsteins von Max Born

Vorwort zur ersten Auflage.

Dieses Buch ist eine Bearbeitung einiger Vortrage, die ich im letzten Winter vor einem groBeren Publikum gehalten habe. Die Schwierigkeiten, die das Verstiindnis der Relativitiitstheorie dem mathematisch und physikalisch nicht geschulten Harer oder Leser bereitet, scheinen mir hauptsächlich dadurch zu entstehen, dass ihm die Grundbegriffe und Tatsachen der Physik, besonders der Mechanik, nicht gelaufig sind. Daher habe ich bei den Vortragen ganz einfache, qualitative Experimente gezeigt, die zur Einftihrung der Begriffe wie Geschwindigkeit, Beschleunigung, Masse, Kraft, Feilistarke usw. dienten. Bei dem Versuche, ein ähnliches Mittel für das gedruckte Buch ausfindig zu machen, kam ich auf die hier gewählte, halb historische Darstellung, die, wie ich hoffe, den trockenen Stil der elementaren Lehrbücher der Physik vermeidet. Aber ich muß betonen, daß die historische Anordnung nur das Gewand ist, das die Hauptsache, den logischen Zusammenhang, um so klarer hervorheben soll.  Das einmal angefangene Verfahren zwang zur Vollstandigkeit, und dadurch schwoll mir das Unternehmen unter den Händen zu dem Umfange an,
in dem es jetzt vorliegt.

An mathematischen Kenntnissen setze ich moglichst wenig voraus. Ich habe nicht nur die hOhere Mathematik zu vermeiden gesucht, sondem auch von dem Gebrauche elementarer Funktionen, wie des Logarithmus, der trigonometrischen Funktionen usw. abgesehen; allerdings, ohne Proportionen, lineare Gleichungen und gelegentliche Quadrate und Quadratwurzeln ging es nicht ab. Ich rate dem Leser, der an den Formeln hängen bleibt, zunachst über sie hinwegzulesen und aus dem
Texte selber zum Verständnis der mathematischen Zeichen zu kommen. Von Figuren und graphischen Darstellungen habe ich ausgiebigen Gebrauch gemacht; auch der in der Handhabung der Koordinaten Ungeübte wird die Kurven leicht lesen lemen.

Die philosophischen Fragen, zu denen die Relativitiitstheorie Anlaß gibt, werden in diesem Buche nur gestreift; doch ist durchweg ein ganz bestimmter erkenntnistheoretischer Standpunkt gewahrt. lch glaube sieher zu sein, daß dieser mit EINSTEINS eigenen Ansichten in der Hauptsache  übereinstimmt. Ähnliche Auffassungen vertritt MORITZ SCHLICK in seinem schönen Buche »Allgemeine Erkenntnislehre (1. Band der vorliegenden Sammlung, Berlin 1918, Julius Springer).
Von anderen Büchern, die ich benutzt habe, nenne ich vor llem ERNST MACHS klassische »Mechanik (Leipzig, F. A. Brockhaus, 1883), sodann die klargeschriebene Geschichte der Athertheorien von E. T. WHITTAKER »A History of the Theories of Aether and Electricity. (London, Longmans, Green and Co., 1910) und die großzügige Darstellung der Relativitatstheorie von H. WEYL »Raum, Zeit, Materiec (Berlin, Julius Springer, 1918). Dieses Werk muß jeder zur Hand nehmen, der tiefer in die Lehren EINSTEINS eindringen will. Die zahlreichen Bücher und Abhandlungen aufzuzählen, aus denen ich mehr oder minder unmittelbar
geschöpft habe, ist nicht moglich. Auf Literaturangaben habe ich, dem Charakter des Werkes entsprechend, vollständig verzichtet.

Bei der Anfertigung der Abbildungen haben mir Fraulein Dr. ELISABETH BORMANN und Herr Dr. OTTO PAULI, bei der Herstellung des Registers Herr Dr. W. DEHLINGER in liebenswurdiger Weise geholfen. Um die Richtigkeit der historischen Angaben sicher zu stellen, habe ich Herrn Prof. CONRAD MOLLER in Hannover gebeten, die Korrekturen zu lesen; dieser ausgezeichnete Kenner der Geschichte der Mathematik und Physik hat sich mit Hingabe der großen Mühe unterzogen und mir viele wertvolle Ratschläge gegeben. Allen diesen Helfern schulde ich großen Dank, ebenso dem Verleger und den Herausgebern, durch deren Mühe und Eifer das
rasche Erscheinen des Buches in der vorliegenden soliden Ausstattung ermöglicht wurde.

Frankfurt a. M., 1m Juni 1920. Max Born.    

Vorwort zur zweiten Auflage.

Die ersten fünf Kapitel, welche die Entwicklung der Physik bis zur Einsteinschen Relativitatstheorie darstellen, sind im Wesentlichen unverändert geblieben. An einigen Stellen, wo in der ersten Auflage nur das Resultat einer mathematischen Überlegung angegeben wurde, habe ich diese selbst eingefügt, weil ich mich nicht auf den Glauben, sondern auf die Überzeugung des Lesers stützen mochte. Die Ausführungen über eine astronomische Methode zur Feststellung der Bewegung des Sonnensystems durch den Äther mit Hilfe der Verfinsterungen der Jupitermonde waren in der ersten Auflage nicht korrekt, da ich den Grad der Genauigkeit
der astronomischen Messungen überschätzt hatte; dieser Abschnitt ist umgearbeitet worden.

Die letzten Kapitel, die von der Einsteinschen Theorie selbst handeln, sind stark erweitert worden; ihr Umfang war im Verhältnis zu der ausführlichen Vorbereitung zweifellos zu knapp und ihr Inhalt zu spärlich. Die Ergänzungen betreffen vor allem die Einsteinsche Dynamik; ich habe den Versuch gemacht, ihre Gesetze abzuleiten, ohne aus dem mathematischen Rahmen dieses Buches herauszutreten, der nur die elementaren Rechenoperationen umfasst. Sodann habe ich die gegen die Relativitatstheorie vorgebrachten Einwände ausführlicher besprochen; die Autoren dieser sogenannten »Paradoxien aber habe ich nicht genannt, weil ich die
Fortsetzung des unfruchtbaren Streites für zwecklos halte.

Um den Anschein zu vermeiden, daß persönliche Teilnahme sich in meine wissenschaftliche Überzeugung eindränge, habe ich das Bild von dem Lebenslauf Einsteins in der neuen Auflage fortgelassen.

Beim Lesen der Korrekturen haben mir die Herren Prof. R. LADENBURG, Dr. E. BRODY, Dr. E. HAUSER und Dr. H. WEIGT in liebenswiirdiger Weise geholfen, wofür ich ihnen großen Dank schulde.

Göttingen, 12. Mai 1921. Max Born.    

Vorwort zur dritten Auflage.

Diese Auflage unterscheidet sich von der vorigen, abgesehen von einer Reihe geringfügiger Änderungen durch die Umarbeitung des Abschnitts über die Einsteinsche Dynamik. In dieser war bei der Bildung der Beschleunigung nicht scharf zwischen Zeit und Eigenzeit unterschieden und statt der gewöhnlichen- Kraft war der Minkowskische kovariante Kraftvektor benutzt worden; hierdurch mußte das Verständnis dieses an sich schon schwierigen Kapitels noch mehr erschwert werden.

Durch Herrn Dr. W. PAULI jun. wurde ich auf eine von LEWIS und TOLMAN stammende Ableitung der relativistischen Massenformel aufmerksam gemacht, die sich
in ausgezeichneter Weise dem Rahmen dieses Buches einfügt, da sie ebenso wie die hier gewählte Darstellung der Mechanik an den Begriff des Impulses anknüpft. Das Kapitel iiber die Einsteinsche Dynamik wurde auf Grund dieser Betrachtungsweise umgearbeitet; dadurch werden auch einige Änderungen in der Darstellung der gewohnlichen Mechanik notwendig.

Ich hoffe, daß diese Neuerung das Verständnis erleichtern wird. Ich möchte nicht unterlassen, Herrn Dr. W. PAULI für seinen Rat meinen Dank auszusprechen. Sein großes Werk über Relativitatstheorie, das als Artikel 19 des V. Bandes der Enzyklopadie der mathematischen Wissenschaften vor kurzem erschienen ist, ist mir von großem Nutzen gewesen. Ich möchte es allen denen, die tiefer in die Relativitatstheorie eindringen wollen, in erster Linie zum Studium empfehlen.

Beim Lesen der Korrekturen haben mir die Herren Dr. E. HUCKEL und Dr. R. MINKOWSKI in freundlichster Weise geholfen.

Göttingen, 6. März 1922. Max Born.