Bretton Woods

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Der Zweite Weltkrieg von 1939 bis 1945 hat die Machtverhältnisse auf unserem Planeten grundlegend verändert. Vor dem Krieg hatte Großbritannien mehrere hundert Jahre lang mit seinem Kolonialreich – dem britischen Empire – einen Großteil der Welt beherrscht und das britische Pfund zur weltweit wichtigsten Währung gemacht. Damit war es am Ende des Zweiten Weltkrieges vorbei. Großbritannien war hoch verschuldet, die Wirtschaft lag am Boden und der Zerfall des Empires war nur noch eine Frage der Zeit.


Gleichzeitig hatte ein anderes Land einen kometenhaften Aufstieg hinter sich: Die USA verfügten über die stärkste Wirtschaft, die größten Goldvorräte, das schlagkräftigste Militär und besaßen als erstes und damals einziges Land die Atombombe. Die USA hatten allerdings ein Problem: Die Überproduktion. Die amerikanische Wirtschaft produzierte mehr Waren, als der heimische Markt aufnehmen konnte. Was sie also brauchten, waren Märkte, auf denen sie diese Waren loswerden konnten.


Zu diesem Zweck fasste die Regierung in Washington einen Plan. Im Sommer 1944 lud sie die Vertreter von 42 Ländern zu einer Konferenz nach Bretton Woods, einem kleinen exklusiven Skiort an der amerikanischen Ostküste.


Heute wissen wir, dass das Ganze im Grunde nur eine Schauveranstaltung war: Die Vertreter der USA und Großbritanniens hatten sich nämlich in den Jahren zuvor mehrmals zu Geheimverhandlungen getroffen und die wichtigsten Beschlüsse längst festgelegt.


Auf der Konferenz von Bretton Woods tat die US-Regierung etwas, was keine Regierung je zuvor getan hatte: Sie machte die eigene Währung zur weltweiten Leitwährung. Dazu wurde der US-Dollar an Gold gebunden, und zwar zum Preis von $ 35 je Feinunze. Außerdem wurden alle anderen Währungen der Welt zu festen Wechselkursen an
den Dollar gebunden.


Das Ergebnis dieser Beschlüsse war, dass die USA in den folgenden Jahrzehnten fast alle Märkte der Welt – mit Ausnahme der Planwirtschaften der Sowjetunion und ihrer Satellitenstaaten – mit ihren Waren und ihrer Währung überschwemmen konnten.

 

Ganz wesentlich ist dabei folgender Punkt: Obwohl der Dollar globale Leitwährung wurde, gab es auch nach 1944 nur eine einzige Organisation, die ihn schaffen durfte – die 1913 gegründete US-Zentralbank Federal Reserve, die sich bis heute im Besitz der reichsten Bankiersfamilien der USA befindet.


Das heißt: Das Bretton-Woods-System hat einer kleinen Gruppe sehr wohlhabender Menschen in den USA dazu verholfen, das globale Finanzsystem der eigenen Währung zu unterwerfen und sich auf diese Weise weltweit in einem nie dagewesenen Ausmaß zu bereichern. Dieser undemokratische – oder besser gesagt anti-demokratische – Charakter des Bretton-Woods-Systems ist übrigens kein Zufall:


Die Idee zu einer globalen Leitwährung stammte nämlich gar nicht aus den USA, sondern von einem deutschen Nationalsozialisten. Der Mann hieß Walther Funk, war unter Adolf Hitler Reichswirtschaftsminister und Reichsbankpräsident und hatte in den 1930er Jahren den Plan entwickelt, die Reichsmark zur weltweiten Leitwährung zu machen.


Etwa 20 Jahre nach der Konferenz von Bretton Woods – Mitte der 1960er Jahre – zeigte sich, dass das System einen entscheidenden Schwachpunkt hatte: Dadurch, dass immer mehr US-Dollars gedruckt wurden und in aller Welt kursierten, die Goldmenge in den Tresoren der USA aber nur sehr langsam wuchs, entstand zwischen Dollar und Gold ein immer größeres Missverhältnis. Das ließ Investoren und Regierungen aufhorchen, weil sie fürchteten, dass zum Ausgleich dieses Missverhältnisses das Gold aufgewertet und der Dollar abgewertet werden könnte.


Deshalb begannen sie, ihre Dollars in immer größeren Mengen in Gold umzutauschen – so lange, bis die Lage kritisch wurde und die USA einfach nicht mehr genug Gold besaßen, um die Nachfrage zu befriedigen.


Aus diesem Grund zog US-Präsident Nixon im August 1971 die Notbremse und verkündete die Abkoppelung des Dollars vom Gold. Das war eine für das globale Finanzsystem überaus wichtige Entscheidung, denn damit fiel nicht nur einer der beiden Eckpfeiler des Bretton-Woods-Systems: Damit wurde die weltweite Leitwährung
zu einer sogenannten Fiat-Währung – also einer Währung, die durch keinen realen Wert gedeckt ist, sondern nur noch auf dem Vertrauen in die Übermacht der Nation, die sie herausgibt, basiert.


Zwei Jahre später, also 1973, wurde dann wegen anhaltender Turbulenzen an den Geldmärkten auch noch die Bindung anderer Währungen an den Dollar zu einem festen Tauschverhältnis aufgehoben. Mit dieser Freigabe der Wechselkurse war das System von Bretton Woods endgültig beendet.


Nicht beendet war allerdings die Vorherrschaft des US-Dollars, denn schließlich hatte er das globale Finanzwesen als Leitwährung 30 Jahre lang bis in den hintersten Winkel der Erde durchdrungen und dadurch eine einzigartige Sonderstellung erlangt. Außerdem waren die USA noch immer die mit Abstand stärkste Wirtschafts- und Militärmacht der Welt und konnten ihre Interessen gegenüber ihren Konkurrenten jederzeit durchsetzen – entweder durch ökonomischen Druck oder, falls das nicht ausreichte, mit militärischer Gewalt.