Manipulation durch NLP

1.1 Der „Zaubertrick“

Ein ganz gewöhnlicher Morgen am Albert-Einstein Gymnasium. Das Geschrei aus dem Klassenzimmer der Klasse 8c ist durch das gesamte Schulhaus zu hören. Niemand wundert sich mehr darüber, denn es ist schließlich die 8c, die meist gefürchtetste Klasse des Kollegiums.

 

In Kürze fängt der Unterricht an, doch gerade hat die Klassenlehrerin der genannten Klasse angerufen um Bescheid zu sagen, sie könne nicht kommen. Sie ist schon länger merklich überfordert mit ihrer Klasse.

 

Aufgrund des Lehrermangels ist die einzige Person, die so kurzfristig einspringen kann, Herr M., ein neuer Referendar. Keiner kennt ihn bisher wirklich, aber lieber sollte er die Jugendlichen beaufsichtigen als gar keiner. Also kommt – pünktlich zu Unterrichtsbeginn – Herr M. in die besagte Klasse.

 

 

Zunächst wird er ignoriert. Einige Schülerinnen und Schüler sitzen gelangweilt herum, doch der Großteil rennt durch das Klassenzimmer, spielt Fangen oder ist an einer Schlägerei beteiligt. Frau S., die Klassenlehrerin, hätte jetzt versucht durch ein lautes Machtwort für Ruhe zu sorgen, doch sie hätte höchstens ein paar Lacher bekommen. Ihrem Unterricht folgte immer nur ein Bruchteil der Klasse. Sie ist eigentlich eine beliebte Lehrkraft, doch mit einer solchen Klasse kam keiner der Lehrerinnen und Lehrer zurecht.

 

Herr M. geht anders an das Problem heran. Zuallererst geht er auf seinen Platz und erfasst die Situation. Keiner achtet auf ihn. Er stellt sich aufrecht und mit erhobenem Kopf vor die Klasse und lässt den Blick schweifen. Dabei nimmt er Augenkontakt mit den Schülerinnen und Schüler auf, die tatsächlich zu ihm gucken und lächelt diese an. Allgemein wird es etwas ruhiger, da mittlerweile die meisten Jugendlichen die Anwesenheit des Lehrers bemerkt haben und sich zumindest zu ihrem Platz bewegen. Jetzt setzt sich Herr M. auf seinen Stuhl und nimmt sich einige Schülerinnen und Schüler vor und ahmt deren Haltung und Gestik unauffällig nach. Ihm entgeht weder das nervöse Fingerkreisen von der Schülerin rechts vom Pult, noch die abwehrende Haltung von dem Schüler, der ganz hinten links sitzt. Die Klasse ist etwas irritiert, doch allgemein ist die Stimmung schon viel ruhiger geworden. Nun verändert Herr M. sein Verhalten. Er stellt sich selbstbewusst und motiviert vor die Klasse und begrüßt diese nun lächelnd. Schließlich ist eine gute Beziehung zur Klasse hergestellt und er kann mit dem Unterricht beginnen. Es folgt eine für beide Seiten erfolgreiche Unterrichtsstunde mit nur wenigen störenden Zwischenfällen.

 

Die Kolleginnen und Kollegen sind begeistert über die plötzliche Ruhe im Schulhaus und Herr M. erzählt von seinem „Zaubertrick“. Er bringt ihnen Neuro-Linguistisches Programmieren(NLP) näher, was zwar kein Zaubertrick sei, aber einiges bewirken könne. Im Lehrerkollegium wird daraufhin die Methode intensiv diskutiert.