F.A. Popp: Vorwort

Von etablierten Wissenschaftlern jahrzehntelang als Scharlatanerie, bestenfalls als chaotische Biolumineszenz abqualifiziert, von krassen Außenseitern hingegen als Basis okkulter Phänomene gefeiert, gibt es kaum ein biologisches Phänomen, das so gründlich zwischen Verketzerung und mystischer Verklärung mißdeutet wurde wie die „ultraschwache“ Lichtstrahlung aus lebenden Zellen.

 

Heute, wo sich die Rätsel vor allem auf Grund jüngster Forschungsergebnisse aus Australien, Brasilien, China,Japan, Österreich, Polen, Sowjetunion, USA, und unserer Arbeitsgruppe zu lösen beginnen, wo die ersten umfassenden Übersichten in die renommierte Fachliteratur aufgenommen werden, zeigt sich in aller Klarheit, daß die moderne Wissenschaft, angeführt von den Erkenntnissen des Nobelpreisträgers (1977) I. Prigogine, der Theoretischen Physiker H. Fröhlich (Liverpool) und H.-Haken (Stuttgart), ebenso zur Klärung beizutragen vermag wie die Beobachtungen von Empirikern, sei es auf naturwissenschaftlichem, medizinischem oder ökologischem Sektor.

 

Das Licht aus den Zellen ist ein universelles Phänomen, das trotz seiner geringen Intensität wesentliche Prinzipien der biologischen Evolution zu entschlüsseln gestattet. Vielleicht ist es sogar eben diese geringe Intensität, die uns hier den Weg ebnet zu einem besseren Verständnis der Biologie. Zellwachstum, das Krebsproblem, auch die dringlichsten Fragen der Arzneimittelforschung, Probleme der Ernährungs-Wissenschaften, der Umweltforschung und das Wesen der Krankheit an sich, erhalten plötzlich einfache und verständliche Bezüge. Uns wird bewußt, daß die Evolution selbst ein Bewußtseinsproblem ist, das wir aktiv mitgestalten, in dem wir miteinander
verwoben sind.

 

Widersprüche, die sich aus historischen Gründen ergaben und durchaus auch einen Sinn haben, lösen sich aus symbiotischer Sicht von selbst auf, ohne daß man die erarbeitete wissenschaftliche Basis auch nur antasten muß. Sie zu verstehen, ist freilich Voraussetzung. Dies alles zu zeigen ist Ziel dieses Buches, das in der Hoffnung geschrieben wurde, dem aufmerksamen Leser möglichst straff die moderne Problematik der Biologie und ihrer Lösungswege an Hand dieses Leitphänomens ultraschwacher Zellstrahlung vertraut zu machen, auch dann, wenn er Laie ist.

 

Die aktuellen Ergebnisse rechtfertigen den Einschnitt in der jetzigen Situation. Mein besonderer Dank gilt Herrn Professor Dr. K.H. Li (Institute of Physics der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, Peking), Herrn Professor Dr. W. Nagt (Fachbereich Zellbiologie der Universität Kaiserslautern), weiteren Freunden aus dem In- und Ausland, meinen unbeirrbaren Mitarbeitern für viele wichtige und erleuchtende Diskussionen, die die Synthese von Biologie und Physik überhaupt erst ermöglichten. Mein Dank gilt besonders der Familie-Ernst-Wendt-Stiftung für ihre Unterstützung.  Danken möchte ich auch Herrn H. Radler, Frau Dr. V. Carstens, Frau Dr. G. Draczynski, Herrn Dr. K.H. Gebhardt, Herrn Professor Mehlhardt für die selbstlose Hilfe, und nicht zuletzt meiner Familie für ihr unerschöpfliches Verständnis.

 

Worms/Kaiserslautern, im Frühjahr 1984 Fritz popp