2010/03: Wisnewski: Koscher Nostra – Paul Wolfowitz

… ist laut Spiegel der Spitzname von Paul Wolfowitz (in Anspielung auf eine »jüdische Mafia«), dem nächsten »Neokonservativen« und finsteren Strategen bei den Bilderbergern.

 

Anfangs Stellvertretender Verteidigungsminister der Regierung Bush, gilt Wolfowitz »als Vordenker der neuen Weltordnung« und »als Mastermind und Strippenzieher« des Irakkrieges, schrieb Der Stern in seltener Offenheit am 15. April 2003 auf seiner Website.

 

Paul Wolfowitz habe »als amerikanischer Jude eine stark proisraelische Haltung« und habe sich als »Chefstratege der Bush-Regierung« mit »seiner Vision von der Vorherrschaft Amerikas durchgesetzt«. Genau wie Perle im CFR und im PNAC aktiv, schwafelt auch Wolfowitz von Demokratie und Befreiung:  »Wir kamen nicht als Besetzer, sondern als Befreier. Wir werden nicht einen Tag länger bleiben als notwendig.«

 

Dabei ist das nicht einmal falsch – solange nämlich Leute wie Wolfowitz bestimmen, was »notwendig« ist. Bushs Cowboygehabe und sein Schwarzweißdenken gehen nicht zuletzt auf Wolfowitz zurück: »Unsere Freunde«, habe der geschrieben, »werden beschützt werden, unsere Feinde bestraft. Und jene, die Unterstützung verweigern, werden bedauern, so gehandelt zu haben« (Website des Stern).

 

Die Hauszeitung der Neokons, der Weekly Standard, brachte im Gegenzug George W. Bush schon mal für den Friedensnobelpreis ins Gespräch. Ein Witz? Nicht doch: siehe Kissinger. (Und neuerdings auch: siehe Obama.) Für seine beispiellose Karriere habe Wolfowitz »den 11. September« gebraucht, schrieb der Stern. »Erst die Anschläge haben ihn zu dem gemacht, was er heute ist – der fraglos einflussreichste stellvertretende Verteidigungsminister in der Geschichte der USA.« Was fast so klingt, als seien es Wolfowitz’ Anschläge gewesen.

Nachdem Wolfowitz genau wie sein Vorgesetzter, Verteidigungsminister und Bilderberger Donald Rumsfeld, nicht einmal mehr für die Bush-Regierung tragbar war, wurde er 2005 auf den Posten des Weltbank-Präsidenten weggelobt – als Nachfolger von Bilderberger James David Wolfensohn (siehe unten).

 

Ein Witz. »Wie kann die Weltbank Ratschläge über gute Regierungsführung erteilen, wenn ihr Präsident mit dem Irakkrieg das Völkerrecht gebrochen hat?«, wurde ein mexikanischer Kritiker in einem Tagungsprotokoll der Bank zitiert (laut Spiegel Online, 12.4.2007).

 

Die Ernennung des Bilderbergers Wolfowitz zum Nachfolger des Bilderbergers Wolfensohn war denn auch eine Farce. Sie bedeutet nichts weiter, als dass sich die globalen Eliten ohne Rücksicht auf irgendwelche Qualifikationen oder Eignungen (zum Beispiel charakterliche) gegenseitig mit Posten und Pfründen versorgen.

 

Bei der Weltbank saß zum Beispiel auch Wolfowitz’ Freundin Shaha Riza. Da die Weltbank derartige Beziehungen unter ihren Mitarbeitern verbietet, wurde Riza in ein anderes Besitztum der globalen Eliten abgeschoben – ins US-Außenministerium. Allerdings wurde ihr der Abschied mit einer Beförderung und einem Jahresgehalt von 200 000 Dollar versüßt, das von Wolfowitz’ Weltbank merkwürdigerweise auch nach Rizas Wechsel ins State Department weitergezahlt wurde (siehe Spiegel online, 12.4.2007).

Auch für die Weltbank war der Bilderberger Wolfowitz auf Dauer nicht tragbar. Bereits zwei Jahre später, im Juni 2007, musste er wieder gehen und hatte damit eine der kürzesten Amtszeiten, seit es Weltbankpräsidenten gibt. Sein Nachfolger wurde der Bilderberger Robert B. Zoellick.