Rebekkas List

Rebekkas List

Und dann kommt die Geschichte mit der List. Die List, durch die wir alle hier existieren, denn was macht die Frau jetzt, die Mutter, die auch unser aller Mutter ist? Sie kleidet Jakob in das Gewand Esaus. Sie maskiert ihn. Jakobs Erscheinung ist nun die eines Jägers. Sie maskiert ihn mit der Hülle des Tieres, mit dem Körper. Er wird hier sichtbar, materiell, er erscheint in dieser Welt, wo er eigentlich nicht erscheinen könnte. Er schleicht sich in diese Welt. Das Bild erzählt es. Wenn wir die Namen kennen, wissen wir, was die Bilder sagen. Das Bild sagt: Rebekka zieht Jakob die Kleider von Esau an, das Fell des Tieres.

  • Geh jetzt zu deinem Vater (aber das ist doch Betrug …?), er wird es erkennen und verstehen! Geh einfach so hin“,

sagt Rebekka.

Deshalb sagt man: Jeder Mensch ist ein Produkt dieser List, denn die Geschichte der Bibel spielt auf einer anderen Ebene und auf dieser Ebene bestehen wir immer. Wir sind alle hier – wahrscheinlich alle, man weiß es nicht – alle sind hier Jakob, gekleidet in das Gewand Esaus, um hier die Bestimmung zu erhalten, ausschlaggebend zu sein.

Während Esau auf der Jagd ist, kommt Jakob in dessen Kleid zum Vater, und es wird erzählt, dass das Tier, wie es typisch für Tiere ist, sich beinahe fangen lässt, doch im letzten Moment entwischt es wieder, so dass Esau weiter jagen muss. Dieses Spiel findet im ganzen Universum seit Ewigkeiten statt. Doch dann, wenn während der Jagd Esaus Jakob zu seinem Vater kommt, begreift Isaak, dass hier ein Konflikt vorliegt. Die Situation ist alles andere als klar, und so fragt Isaak zunächst einmal: „Wer bist du?“

Jakob nennt dann den Namen, unter welchem er erscheint – so wie wir alle nur den Namen unserer Erscheinung kennen. Unser bürgerlicher Name ist nur der Name unseres Kleides. „Ich bin Esau“, ist Jakobs Antwort. Er bezieht die Frage auf die Hülle, das Kleid, die Maske, den Körper, in welchem er steckt. Aber der Vater sagt:

  • Ja, das Äußerliche, die Hände (die Jod, die 10) sind von Esau, das sehe ich, aber die Stimme – das Wort, die Sprache, das Wort, das still ist, das aus einer anderen Welt kommt – ist von Jakob.“

Isaak sagt es ausdrücklich, und doch gibt er den Segen; er merkt, dass in dieser Welt etwas vor sich geht – und er kapituliert vor dieser List.

Nun passiert etwas von größter Tragweite. In dem Moment, wenn Isaak den Segen gibt, den Segen aus einer anderen Welt durch den Namen Gottes, durch den Begriff der Einheit, in 26 Worten, die in 111 Buchstaben im hebräischen Original gesprochen werden, in diesem Moment, exakt gleichzeitig, bleibt das von Esau gejagde Tier stehen und sagt: „Hier bin ich.“ Jetzt ist die Jagd zu Ende. Es ist vorbei. Bei jedem Mensch ist die Jagd genau dann vorbei, wenn er erkennt, dass das Äußerliche von Esau ist, aber die Stimme, das Wort ist von Jakob. Und dann ist das Finden eine Selbstverständlichkeit. Mit einem Mal fragt man sich:

  • Warum habe ich mich selbst so sehr unter Druck gesetzt, um etwas zu erreichen, das so nicht zu erreichen ist?“

Aber Esau versteht das nicht. Er bringt das Tier im Triumph zu seinem Vater und dieser bemerkt, dass Esau das Tier aus einem ganz anderen Grund gefangen hat. Nicht durch seine Kunst, sondern dass es eine andere Ursache gab, durch die das Tier stehen blieb.

Dies ist die erste Begegnung von Jakob, dem Iwri, mit dem Jäger. Und der Jäger
wird böse, so wie Nimrod böse wird, weil er sieht, dass er nicht der
Ausschlaggebende ist, die Entscheidungen kommen aus einer anderen Welt; der Iwri ist wahrhaftig derjenige, der den Lauf der Dinge bestimmt, und er weiß jetzt, dass es ein Gesetz gibt, das in die Welt kommt, dass dieser Iwri immer der Entscheidende sein wird.

Der Segen bestimmt das Ausschlaggebende für den Menschen. Immer soll das Regiment vom Iwri im Menschen ausgehen, die Stimme Jakobs soll entscheiden. Das Äußerliche, Körperliche war eine List, um hier auf diese Welt zu kommen, und so sind wir hier (äußerlich) wie Säugetiere, heikel, hier zu existieren. Deshalb jagt nun Esau auf einer anderen Ebene Jakob die ganze Nacht hindurch.