Hermann Benjes: WhAvSG – 5. Der Dritte Weg
Wer hat Angst vor Silvio Gesell
- Siehe auch FT: Wer hat Angst vor Silvio Gesell?
5. Der Dritte Weg
Die Natürliche Wirtschaftsordnung Silvio Gesells wird sich für etwa 90 % der Bevölkerung vorteilhaft auswirken. Den restlichen 10 %, die heute als Krisengewinnler fein raus sind, bringt sie Nachteile, indem sie es dieser Schicht der Reichen und Superreichen nicht mehr gestattet, wie durch ein Wunder ohne Arbeit zwangsläufig und auf Kosten anderer immer noch reicher zu werden.
Eine solche Lizenz zum Geldscheffeln, wie sie die Zinswirtschaft einer Minderheit bietet, gibt man nicht gern aus der Hand, freiwillig schon gar nicht. Es ist also damit zu rechnen, daß dieser Personenkreis sich zur Wehr setzen wird, vor allem natürlich mit Geld.
Da man sich für Geld buchstäblich alles kaufen kann, sind die 10 % der Reichen dem Rest der Bevölkerung haushoch überlegen. Man denke doch nur mal daran, wie leicht es heute ist (und immer war), sich Journalisten, Sachverständige, Gutachter und Professoren für Jubelberichte zu kaufen und wie gern diese Berichte von der schweigenden Mehrheit auch geglaubt werden.
In Deutschland – hat eine Untersuchung ergeben – genießt der Professor das höchste Ansehen. Ihm bringt man das größte Vertrauen entgegen. Wenn man den Professoren nicht mehr vertrauen soll, wem denn sonst? Mit dieser tiefsitzenden Einstellung der Bevölkerung läßt sich natürlich etwas anfangen. Hinzu kommt, da wir in dieser fernsehschnellen Zeit denen dankbar sind, die uns das lästige Nachdenken über schwer verdauliche Probleme und Zusammenhänge abnehmen. Auf diese Karte setzt z.B. die hohe Politik.
Da auf jeden Bundestagsabgeordneten etwa sechs Lobbyisten kommen, die ihnen wie Zecken im Ohr und im Nacken sitzen, gibt es einen großen Dunkelbereich hinter der Bonner Bühne, in dem die eigentlichen Drahtzieher der Gesellschaft unbemerkt ihr
Schattenkabinett installieren.
Bundestagsabgeordnete sind insofern eine leichte Beute, als viele von ihnen so furchtbar gerne wiedergewählt werden möchten, dies in der Regel aber aus eigener Kraft nicht schaffen. Wenn dann jemand kommt und für den Wahlkampf im heimatlichen Wahlkreis die entsprechenden Banknotenbündel dabei hat (siehe Parteispendenskandal), fällt die am nächsten Tag im Bundestag fällige Abstimmung über z.B. die Besteuerung der Besserverdienenden etc. vielleicht schon etwas anders aus.
Wer will es diesen Familienvätern mit Haus und Schulden denn verdenken, wenn sie so lange wie möglich am Ball bleiben möchten? Gerade sie, die der Massenarbeitslosigkeit so gut wie nichts entgegenzusetzen haben, sind bei einer Abwahl größtenteils doch selbst diesem leergefegten Arbeitsmarkt ausgesetzt. Also steht für viele unter ihnen die Sicherung der eigenen Versorgungsansprüche im Vordergrund. Es heißt zwar so schön, daß jeder Abgeordnete nur seinem eigenen Gewissen verantwortlich ist, aber was will das schon heißen! Wer im Parlament oder auch nur hinter den Kulissen eine eigene Meinung zu haben wagt, wird entweder zurückgepfiffen oder ausgegrenzt und kaltgestellt. Der seiner Zeit einmal weit vorausdenkende Sozialdemokrat Erhard Eppler ist ein beschämendes Beispiel einer solchen Kaltstellung. So werden politische Duckmäuser gezüchtet, die sich in Ausschüssen gegenseitig im Wege stehen und in den Plenarsitzungen nur noch als Stimmvieh gebraucht werden. Da ihnen aber immer wieder bestätigt wird, daß diese Art Demokratie das Höchste ist, glauben sie schließlich selbst daran und sind einer Überwindung vorhandener Mißstände und Fehlentwicklungen nicht mehr zugänglich. Auf einem Wahlplakat der SPD stand 1994: Arbeit! Arbeit! Arbeit! Allso dreimal Arbeit und jedes Mal mit einem Ausrufungszeichen.
Wie werden sich die Arbeitslosen gefreut haben. Noch stärker wäre freilich die plakative Aussage gewesen, wenn man sich zu folgender Steigerung hätte durchdiskutieren können: Arbeit! Arbeit!! Arbeit!!! Darauf sind sie nicht gekommen! Da dieser Wahlkampfschwachsinn vom Steuerzahler auch noch bezahlt wird, müßte die Frage erlaubt sein, ob durch diesen hilflosen Aufschrei auch nur ein einziger Arbeitsplatz geschaffen wurde.
Ausgerechnet diesen gutmeinenden, aber völlig ratlosen und darum ja auch so hilflosen Volksvertretern legt man die Zukunft unseres Landes in die Hände, und für Millionen Menschen heißt diese Zukunft: Dauerarbeitslosigkeit, Kurzarbeit, Armut, Verzweiflung und Not. Da die Ursache der Arbeitslosigkeit, die ungerechte Verteilung des Volksvermögens, und die Ursache dieser ungerechten Verteilung, die Zinswirtschaft, nicht als Ursache erkannt und anerkannt werden, verkommt auch die größte Anstrengung der Hinterbänkler zum Theaterdonner, der an den beschämenden Zuständen auf dem Arbeitsmarkt so wenig ändert wie das Zirpen einer Grille bei Westwind.
Anstatt dies lediglich immer wieder anzuprangern, hier nun ein Vorschlag, der sich seit einigen Jahren im Entwicklungsdienst bewährt hat und jeder anderen Hilfe überlegen ist: Die Hilfe zur Selbsthilfe. Ich behaupte einfach mal, ohne dies heute schon belegen zu können, daß unsere Frau bzw. unser Mann in Bonn, d.h. unsere WahlkreisvertreterInnen einer beliebigen Partei eine Hilfe zur Selbsthilfe bzw. die Befreiung aus der eigenen Ratlosigkeit nicht ablehnen würden. Mit einem Brief könnte die Kontaktaufnahme eingeleitet werden. Zunächst aber nur mal anfragen, ob es möglich sei, seine/ihre Zeit für ein wählerwirksames Anliegen in Anspruch zu nehmen. Der Brief darf zunächst nur neugierig machen; er muß also sehr kurz sein und sollte erkennen lassen, daß es dem Absender des Briefes auch um den Erfolg der Partei, vor allem aber um Fortschritte bei der Bekämpfung sozialer Mißstände im heimischen Wahlkreis geht.
Derart gehaltvolle Briefe erreichen unsere Abgeordneten in Bonn äußerst selten; um so größer voraussichtlich auch die Bereitschaft, darauf einzugehen. Es ist also grundsätzlich möglich, Leute, die in Bonn auf der Stelle treten, mit neuem Schwung zu erfüllen und mit wichtigen Informationen auf Vordermann zu bringen. Da potentielle Mitstreiter zunächst einmal die Rolle der Mitwisserschaft durchlaufen müssen, ergibt sich die Reihenfolge der einzelnen Schritte zum Ziel fast schon von selbst. Bewährt hat sich die Regel, unter Freunden, Verwandten und Arbeitskollegen die bevorstehende Informations- und Überzeugungsarbeit erstmal einzuüben.
Aber bitte nicht damit rechnen, daß Sie auf Anhieb auf Gegenliebe stoßen, und erwarten Sie vor allem keine Dankbarkeit. Es ist nun mal nicht jedem gegeben, bei Nebel Gold von Kacke zu unterscheiden. Da es der Fachwelt bis heute nicht gelungen ist, Silvio Gesell in
irgendeinem der wesentlichen Punkte seiner Natürlichen Wirtschaftsordnung zu widerlegen, braucht niemand befürchten, klein beigeben zu müssen. Von der Sache her ist eine bessere Ausgangslage gar nicht denkbar.
Wer auf Widerstand oder Desinteresse stößt, suche die Schuld zunächst bei sich selbst; auf keinen Fall werfe man der skeptischen Zuhörerschaft mangelnde Intelligenz, fehlendes Solidargefühl oder egoistische Gleichgültigkeit vor, sondern betrachte auch ein mitleidiges Kopfschütteln und ähnliche Reaktionen als die übliche Quittung für ein taktisch noch nicht
einwandfreies Vorgehen.
Andererseits werden selbstverständlich keine Perlen vor die Säue geworfen. Irgendwo hat jeder Mensch eine offene Seitentür, und sei es die heutzutage übliche Situation, daß verzweifelte Eltern mit ansehen müssen, wie Tochter oder Sohn trotz Lehre oder Studium keinen angemessenen Arbeitsplatz finden. Hier ist es offenbar so wie bei der Gesundheit: Erst muß eine Krankheit dafür sorgen, daß die zuvor noch belächelte Vollwertkost mit einem Male ernstgenommen wird.
Wer als Beamter „fein raus“ ist, wird über die Geißel Arbeitslosigkeit eher selten nachdenken und an den Ursachen der Arbeitslosigkeit kaum einen Gedanken verschwenden, aber in 40 bis 50 % aller Haushalte dürfte das inzwischen ein Thema sein.
Unsere Stärke liegt ja auch darin begründet, daß wir keine Einzelkämpfer mehr sind, sondern im Strom der Gleichgesinnten schwimmen (vereint u.a. in der Zeitschrift „Der Dritte Weg“) und aus einer Freiwirtschaftlichen Literatur schöpfen können, der die Gegenseite nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen hat. Ich habe die Literaturliste am Ende dieses Buches nicht etwa aufgenommen, um meine Belesenheit zu unterstreichen, sondern um auch auf diesen unermeßlichen und liebevoll gepflegten Schatz hinweisen zu können. Da dieser Literaturschatz jedem zur Verfügung steht, ist es jetzt auch möglich, die elitäre Volkswirtschaftslehre in eine der Allgemeinheit zugängliche Volkswissenschaft zu verwandeln, wie es von Silvio Gesell vorgeschlagen wurde.
Dem Bundeskanzler wäre vor derart aufgeklärten Abgeordneten und Wählern endlich die gern genutzte Möglichkeit genommen, unter Hinweis auf „die schwierige Lage auf dem Weltmarkt“ und ähnlichen dummen Sprüchen vom eigenen Versagen abzulenken.
Bisher war es doch so, daß der einzelne Bürger der hohen Politik die Fehler gar nicht nachweisen konnte. Darum finden sich ja auch die Arbeitslosen mit ihrem unverdienten Schicksal ab. Möglicherweise ahnen sie, daß ihnen übel mitgespielt wird, aber konkret sind sie nicht in der Lage, dieses Versagen der politischen Entscheidungsträger mit schlüssigen Beweisen zu belegen; und so lange sie das nicht können und nicht tun, wird alles beim Alten bleiben. Da der deutsche Vorsprung (durch Tüchtigkeit und Tradition) von immer mehr Schwellenländern wie z.B. Korea jetzt eingeholt worden ist, bahnt sich eine Arbeitsplatzvernichtungswelle an, die mit den zur Verfügung stehenden Rezepturen der Volkswirtschaftslehre nicht mehr aufgehalten werden kann.
Die Folge wird sein – von Silvio Gesell vorausgesehen – daß die Masse der Verlierer nur noch mit Notstandsgesetzen davon abgehalten werden kann, das Heft selbst in die Hand zu nehmen. Wer so etwas mitten in Europa nicht für möglich hält, schaue sich ruhig mal an, was Ungerechtigkeit und Unfriede aus dem ehemaligen Jugoslawien gemacht haben.
Man sollte die Studenten der Nationalökonomie nach Bosnien schicken, um sie vor Ort erkennen zu lassen, wie zielstrebig man sie zuhause an den Ursachen derartiger Katastrophen vorbeistudieren läßt. Nur zufriedene Menschen sind friedlich! Unsere Überzeugungsarbeit sei aber zunächst eine reine Informationsarbeit. Oft scheitern Versuche, weil die zu Überzeugenden vorher nicht gut genug informiert wurden. „Bloß keine Zusammenhänge aufzeigen„, scheint die Erfolgsdevise für den Anfang zu sein, mal davon abgesehen, daß es ja auch viel mehr Spaß macht, die Zusammenhänge selbst zu erkennen. Abraten möchte ich auch vor der Behauptung, man wisse genau, wie Arbeitsplätze aus dem Hut gezaubert werden können. Die Gefahr, daß man uns weder glaubt noch richtig zuhört, ist bei diesem Thema heute so groß wie bei der Vorstellung eines neuen, angeblich todsicheren Lottosystems.
Dreht sich ein Gespräch dagegen um die täglich praktizierte Vernichtung von Arbeitsplätzen, also dem krassen Gegenteil der Schaffung von Arbeitsplätzen, decken sich unsere Ansichten nicht selten aufAnhieb mit den Erfahrungen unserer Zuhörer, und schon ist das Eis gebrochen.
Darum auch hier zunächst das Negative: Ein Unternehmer beschäftigt 200 Arbeiter und Angestellte. Der Betrieb ist eingeführt, die Auftragslage ist erfreulich. Die Menschen sind froh, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben, und der Unternehmer ist froh, so vielen Menschen Arbeit und Lohn bieten zu können. Er ist mit Recht stolz darauf. Sein Unternehmergewinn schwankt seit Jahren zwischen ausreichend und sehr gut. Da keine Erben zur Verfügung stehen, sieht sich der Unternehmer mit 65 Jahren gezwungen, den florierenden Betrieb zu verkaufen. Ein Käufer ist bald gefunden, der geforderte Preis wird akzeptiert und auch der Betriebsrat findet kein Haar in der Suppe.
Es dauert keine zwei Jahre, da wird dem Betriebsrat mitgeteilt, daß das Unternehmen tief in den roten Zahlen stecke und darum zum Jahresende stillgelegt werden müsse. Was war passiert? Der Käufer hatte, um das Unternehmen kaufen zu können, einen Kredit über meinetwegen DM 10 Millionen aufnehmen müssen. Bei 8 % Zinsen mußten jetzt DM 800.000,- allein an Zinskosten pro Jahr zusätzlich erwirtschaftet werden. Die Auftragslage ist zwar unverändert prächtig, aber das nützt den 200 Arbeitern und Angestellten wenig, denn der neue Besitzer hat nicht das Schicksal von 200 Personen und deren Familien im Auge, sondern eine Bank im Nacken, und die will jetzt Zinsen sehen.
Groteskerweise würde die Lage der Arbeiter auch dann nicht besser sein, wenn der Kaufpreis statt mit Krediten aus Eigenmitteln des Käufers oder aus einem Lottogewinn finanziert worden wäre, denn auch dann setzen Kapitalisten in der Zinswirtschaft voraus, daß der Betrieb eine Rendite abzuwerfen hat, die mindestens so groß sein muß wie der auf dem Kapitalmarkt erzielbare Zins! Andernfalls zieht sich das Kapital zurück – ohne Rücksicht auf das Schicksal der davon betroffenen Menschen.
Die Natürliche Wirtschaftsordnung würde in dieser Standardsituation das Schicksal der 200 Arbeiter über die Interessen des Kapitals stellen. Da der Kapitaleigner in dieser humanen Wirtschaftsordnung kaum Zinsansprüche stellen könnte, entfiele der Anlaß, den Betrieb stillzulegen, zumal der Unternehmer auch noch froh sein kann, die in das Unternehmen hineingesteckten 10 Millionen Mark vor dem Abschmelzen gerettet zu haben.
In der heutigen Zinswirtschaft muß ein Betrieb dagegen immer „rentabel sein, um überleben zu können; und mit rentabel ist nichts anderes gemeint, als den unverschämten Zins erwirtschaften zu müssen und zusätzlich zu allen übrigen Kosten auch noch ertragen zu können.
In der Natürlichen Wirtschaftsordnung muß der gleiche Betrieb nicht mehr rentabel, sondern nur noch lohnend sein, d.h. er muß jetzt – neben den übrigen Kosten – nur noch den Lohn der Arbeiter und des Unternehmers erwirtschaften können. Die Rentabilität, von der allenthalben so hochtrabend die Rede ist, hängt wie ein Damoklesschwert über den Betrieben und entscheidet über Arbeit oder Arbeitslosigkeit, je nachdem, ob die Renditeerwartungen der Aktionäre oder die Zinserwartungen der Kapitalgeber erfüllt werden können oder nicht. 90% der Bevölkerung lassen sich diesen vermeidbaren Unsinn gefallen und fügen sich geradezu sklavisch in dieses Zinsdiktat, als wäre es von Gottvater persönlich erlassen worden.
Doch zurück zu den 200 Arbeitern, die jetzt mit schäbigen Sozialplänen abgespeist und anschließend in die Arbeitslosigkeit entlassen werden. Vielerorts werden derartige oder ähnliche „Firmenzusammenbrüche“ von langer Hand eingefädelt, um anschließend auf dem wertvollen Fabrikgelände Bürohochhäuser hochziehen zu können.
Der Staat unterstützt diesen Arbeitsplatzvernichtungswahnsinn mit lukrativen Abschreibungsmöglichkeiten, und kein Mensch fragt mehr danach, warum die Abgeordneten seinerzeit der gesetzlichen Grundlage dieser Kapitalschweinereien ihre Zustimmung gegeben haben.
Das Elend der zu Unrecht in die Arbeitslosigkeit Beförderten ist also in der Regel immer mit satten Gewinnen verbunden, die den Krisengewinnlern zugutekommen und vom Staat gedeckt werden. Der gleiche Staat übrigens, der sich über die Politik- und Staatsverdrossenheit derJugend wundert. Für die Daimler-Benz AG ist es zum Beispiel „günstiger„, einige Zehntausend Facharbeiter rauszuschmeißen, anstatt dieses kostbare Fachwissen und Können mit dem reichlich vorhandenen Geld für eine zukunftsorientierte Produktion zu nutzen. Da die Gewinne laufend abgezweigt werden und sich inzwischen auf über 20 Milliarden DM belaufen, die weltweit gegen hohe Zinsen ausgeliehen werden, verdient die Daimler-Benz AG inzwischen mehr Geld mit ihrem Geld als mit dem Bau von Autos der Marke Mercedes!
Bei Siemens und etlichen anderen Firmen sieht es so ähnlich aus. Staat und Steuerzahler kümmern sich um die „freigesetzten“ Facharbeiter, die Aktionäre kümmern sich liebevoll um die stattlichen Gewinne. Die Gewerkschaften haben diese merkwürdige „Arbeitsteilung“ zwar angeprangert, waren aber weder willens noch in der Lage, den entlassenen Facharbeitern bei Mercedes einen Ausweg zu beschreiben, der aus dieser typischen Falle der brutalen Zinswirtschaft herausführt.
Es geht mir – wie schon mehrfach angedeutet – nicht um Leser, die den von Silvio Gesell und seinen Nachfolgern gefundenen Weg zur Kenntnis nehmen und anschließend zur Tagesordnung übergehen; für diese Kenntnisnahme können sich die Ahnungslosen, Ratlosen, Betroffenen, Wehrlosen und Verzweifelten nichts kaufen.
Richten wir statt dessen unser neues Wissen auf einen großen Hohlspiegel, der das Licht der Erkenntnis in Ruhe zusammenfaßt und scharfgebündelt so lange auf den Bauch der Krisengewinnler richtet, bis es so richtig gut nach Zwiebeln und gebratenem Bauchfleisch zu riechen beginnt.
Gesellschaft, Wirtschaft und fundamentales Geld
Weder Erdbeben noch Kriege können eine Gesellschaft so gründlich ruinieren wie das vom Zins durchseuchte Geld. Was hat sich der Staat nicht alles einfallen lassen, um die Menschen in ihren Häusern vor Hagel, Sturm und Einsturzgefahr zu bewahren! So penibel und verantwortungsvoll wie in kaum einem anderen Land der Erde wird bei uns die Statik der Gebäude fachmännisch und liebevoll berechnet. Auch das Fundament ist zunächst „schwer in Ordnung„.
Aber dann: Wie um sich von dieser Fürdorge und Vorsorge zu erholen, gestattet der gleiche Staat einer betuchten Minderheit, das tragende Fundament – die Währung und das Geld – zu unterminieren. Nun kommt es nur noch darauf an, die besorgten Hausbewohner an das zunehmende Knarren und Knirschen im Gebälk zu gewöhnen. Und tatsächlich ist es möglich, die Menschen dahin zu bringen, sich z.B. mit Kurzarbeit (Knarren) und Arbeitslosigkeit (Knirschen) abzufinden. Selbst dann. wenn das Haus schließlich krachend zusammenbricht, ist es möglich, die abgelenkten Hausbewohner über die wahre Ursache dieser Einsturzkatastrophe hinwegzutäuschen. Dieses
Kunststück ist den Machthabern in diesem Jahrhundert schon mehrmals gelungen. Interessant ist auch, daß am Wiederaufbau des Hauses jene Kreise am meisten verdienen, die sich um den Einsturz des Hauses verdient gemacht haben.
Dieser verheerende Kreislauf des zinstragenden Geldes ist von Silvio Gesell bereits 1889 entdeckt und beschrieben worden. Um sich nicht zu Tode schämen zu müssen, werden diese beweisbaren Zusammenhänge von den Nutznießern der Zinswirtschaft seit über 100 Jahren – und bis auf den heutigen Tag – abgestritten, verschwiegen oder ignoriert.
Bleiben die Menschen dabei, die Warnungen dieses genialen Geldreformers in den Wind zu schlagen, und erweisen sie sich als unfähig, das Rettende in seiner Natürlichen Wirtschaftsordnung zu erkennen, sind Zustände wie in Bosnien viel wahrscheinlicher als die abenteuerliche Hoffnung, immer wieder mit einem blauen Auge davonzukommen.