2018/11: Mordsache Skripal und Giftgas-Lügen in Syrien: Die Rolle Großbritanniens seit 2011 (Teil 1)
von Jürgen Cain Külbel
James Peter Gough, der 35jährige Ex-Hauptmann, Ex-Militärarzt der British Armed Forces und Absolvent der Royal Military Academy Sandhurst, verzerrt sein Gesicht wie der Teufel, beugt den Oberkörper vor, spreizt die Finger so, als ob er gleich auf jemanden losgehen wollte. Doch vor ihm sitzen keine Gegner, sondern zwei „Ärzte“ mit einer Virtual-Reality-Brille vor den Augen; „Ärzte“ aus der nordsyrischen Provinz Idlib, von denen er „Feedback“ zu einem „Virtual-Reality- Schulungsvideo“ erhalten will. So geschehen im Juli 2018 im türkischen Gaziantep und dokumentiert auf einem Foto. Was den Sandhurst-Offizier im Sommer 2018 so in Aktion brachte, was da virtuell „geschult“ wurde, plapperte die britische Tageszeitung The Telegraph am 23. Juli 2018 aus: „Britische Chemiewaffenexperten bereiten Syriens Ärzte für den ‚Doomsday‘ in der letzten Rebellenfestung vor“.
Juli 2018: Sandhurst-Treffen in Gaziantep und Vorbereitungen auf den Giftgas-Fake in der nordsyrischen Terroristenhochburg Idlib
Die Londoner David Nott Foundation hatte mit Genehmigung der türkischen Behörden von Mittwoch, den 18. Juli bis Freitag, den 20. Juli 2018 zum Kurs „Hostile Environment Surgical Training HEST“ ins Teymur Continental Hotel & Convention Center, Pancarlı, 58009. Cd. No:34, 27060 nach Şehitkamil/Gaziantep geladen hatte. Offizielles Ziel der Trainingseinheit in Südostanatolien war, 16 Chirurgen aus Syrien „im primären Notfallmanagement für diejenigen, die durch Krieg und Naturkatastrophen verwundet werden“, fortzubilden; und zwar vor allem durch den Chirurgen Dr. David Nott, der in Syrien und in anderen Kriegsgebieten freiwillig Dienste leistet, sowie durch eine Gruppe syrischer und britischer Ärzte. Sponsoren des dreitägigen “Events“ waren die Union of Medical Care & Relief Organizations (UOSSM), Syria Relief, die Syrian British Medical Society (SBMS) – allesamt finanzieller und logistischer Background der berüchtigten Weißhelme.
Die Sponsoren hatten – angesichts der Wichtigkeit des „letzten Gefechtes“, sprich: einem Chemiewaffen-Fake, der die letztmögliche Chance für eine militärische Intervention der westlichen Terrorachse in Syrien bot – auch Angehörige der politischen Elite Großbritanniens eingeladen; vielleicht, um der „Sache“ einen gewissen Nachdruck zu verleihen. Darunter den Sandhurst-Absolventen und Ex-Hauptmann Robert (Bob) William Henry Seely, seit Juni 2017 Abgeordneter für die Isle of Wight und Mitglied im Ausschuss für Auswärtige Angelegenheiten im britischen Außenministerium. Seely ist zudem Ziehvater der berühmt-berüchtigten Laienermittler-Plattform Bellingcat (ich werde in einem weiteren Teil der Serie darauf noch zurückkommen). Mit von der Partie war auch die Labour-Politikerin Alison McGovern, seit September 2016 Vize-Vorsitzende der All Party Parliamentary Group Friends of Syria, die vom Parlamentsmitglied Andrew John Bower Mitchell geleitet wird. Mitchell ist ein ehemaliger Angehöriger des Royal Tank Regiments und heute konservativer Politiker, der im Auftrag des britischen Geheimdienstes Secret Intelligence Service (SIS, besser bekannt als MI6) schon in Sachen Regime-Change in Libyen unterwegs war, nunmehr also in Sachen Regime-Change in Syrien.Als Chemiewaffen-Experte reiste schließlich noch ein weiterer ehemaliger Angehöriger des Royal Tank Regiments an: der Sandhurst-Absolvent Hamish de Bretton-Gordon, 23 Jahre lang Offizier in der British Army sowie Ex-Kommandeur des britischen chemischen, biologischen, radiologischen und nuklearen Regiments (CBRN) und des NATO-Rapid Reaction-CBRN-Bataillons. Dass in den Hinterstübchen in Giazantep jedoch inoffiziell anderes als Chirurgie und Notfallmedizin gelehrt wurde, fasste de Bretton-Gordon, der auch schon als Nachrichtenoffizier fungierte, vor den „Ärzten“ im Konferenzraum in Gaziantep kurz und bündig so zusammen:
In den kommenden Monaten erwarten wir massive Bombardierungen, gezielte Angriffe auf Krankenhäuser, Bunker-Bomben und chemische Waffen. Es gibt nichts, was die (syrische) Regierung nicht tun würde, um dieses letzte Stück Territorium zu erobern. Dieses Mal werden wir bereit sein; die Beweise werden wir nicht leugnen. Wir wollen, dass Assad das weiß.
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De Bretton-Gordon verteilte 12 chemische Testkits an die angereisten „Mediziner“, die von der Türkei eine spezielle Erlaubnis erhalten hatten, das Land für den dreitägigen Kurs, der tatsächlich nur den Prozess der Sammlung und Bewahrung von Beweisen in Sachen Chemiewaffen-Angriffe zum Inhalt hatte, zu betreten. De Bretton-Gordon demonstrierte, wie biomedizinische Proben, die idealerweise von Opfern, die sich innerhalb von 300 Metern von der Einschlagstelle befanden, genommen werden, danach in einen Probentopf und mit diesem in eine Plastiktüte gegeben werden, die dann mit einem Schwanenhalsknoten zugebunden werden soll.
Um ein Auslaufen zu verhindern, sollten zwei weitere Beutel darüber gestülpt werden. Er erläuterte, dass jedes Kit mit einer Digitalkamera ausgestattet sei, damit die Kontrollkette, die für internationale Chemiewaffen-Ermittler unangetastet sein muss, dokumentiert werden kann. „Die von der OPCW (Organisation für das Verbot chemischer Waffen) während des letzten Jahres gesammelten Beweise waren von geringer Qualität, fast bis zur „Unzulässigkeit“, beklagte sich de Bretton-Gordon.
Zum guten Gelingen hatte Dr. Nott auch den eingangs schon erwähnten James Peter Gough eingeladen, der dem Unternehmen One Shot Immersive Ltd. vorsteht. Gough schrieb nach dem Trainingskurs auf der mittlerweile eingedampften Homepage seiner Firma: „Wir führten das Konzept des Virtual Reality Trainings ein und erhielten Feedback und Ideen, wie dies dazu beitragen kann, Wissen in Konfliktsituationen zu teilen. Wir glauben fest daran, kreative Wege zu finden, um in herausfordernden Umgebungen zu helfen und lebensrettendes Wissen für alle zugänglich zu machen.“ Unter besonders „herausfordernden Umgebungen“ verstand er vermutlich die zweifach komplexe Situation nach einem gefaketen Giftgas-Angriff.
Vor Monaten noch hieß es auf der Webseite von One Shot Immersive Ltd., (doch auch das ist längst gelöscht): „Wir sind nichts ohne unsere Leute. Unser globales Team umfasst einige der weltweit führenden Experten aus Medizin, Diplomatie, Sicherheit, immersiver Technologie und kreativer Industrie.“ Wobei „immersiv oder Immersion“ (fachsprachlich auch „Eintauchen“) den durch eine Umgebung der Virtuellen Realität hervorgerufenen Effekt beschreibt, der das Bewusstsein des Nutzers, illusorischen Stimuli ausgesetzt zu sein, so weit in den Hintergrund treten lässt, dass die virtuelle Umgebung als real empfunden wird; so zumindest lässt sich der Begriff googeln. Übersetzt könnte das also bedeuten: „Eintauchen“ in die virtuelle Umgebung, in diesem Fall nicht nur in die virtuelle Realität an sich, sondern obendrein in die eines gefaketen Chemiewaffen-Angriffs.
Auf LinkedIn wird Gough deutlicher, „unsere Vision bei One Shot Immersive ist es, lebensrettendes Wissen für möglichst viele Menschen zugänglich zu machen, Menschen zu unterstützen, die humanitäre Arbeit leisten, und dazu beizutragen, dass die Welt sicherer und wohlhabender wird“. Wen meint er, wenn nicht die Weißhelme, von denen er glaubt, dass sie humanitäre Arbeit verrichten? Schließlich haben die Sponsoren dieser Truppe ihm die Reise nach Gaziantep, die Übernachtung, Beköstigung und das Honorar bezahlt! Nun gut, das „globale Team“ der am 6. Dezember 2017 gegründeten One Shot Immersive Ltd. (Company No. 11099456) besteht dann allerdings doch nur aus zwei Personen, aus dem Firmenchef Dr. James Peter Gough, geboren im September 1983, und dem Kreativ-Direktor Bruce Lambert, geboren im Mai 1971. Deren Büro befindet sich in 31 Walnut Tree Walk, London, UK SE11 6DN. Unter der gleichen Adresse betreiben beide gleich auch noch seit dem 2. August 2017 eine zweite Firma mit dem martialischen Namen Bloody Hero Limited (Company No. 10895694).
Gough diente von Mai 2007 bis Januar 2013 in der British Army, ab 2013 bis 2017 arbeitete er zeitgleich als Instrukteur für das Internationale Rote Kreuz sowie in der Notfallmedizin des Imperial College Healthcare NHS Trust. Sein Mitstreiter, Bruce Lambert, ist eher als TV-Direktor bekannt; gehört zu den „lokalen Video-Crews und Kinematographen“, die Mittelosteuropa von Deutschland bis nach Russland ad hoc bedienen; darunter solcherart „Events“ wie die „Coca-Cola-Konferenz“ in Belgrad, Serbien. Um es nicht zu vergessen: Die Fotos von James Gough in Gaziantep wurden von der Londoner Fotografin Annabel Moeller geschossen; die arbeitet unter anderem für das britische Verteidigungsministerium, war schon 1997 in Afghanistan und 2009 im irakischen Basra bei den Truppen „embedded“.
Zur Einordnung des „Lehrganges“ in Giazantep, bei dem „britische Chemiewaffenexperten“, wie es The Telegraph schrieb, „Syriens Ärzte für den ‚Doomsday‘ in Idlib“ vorbereiteten, muss man sich die Entwicklung in Syrien in den Wochen danach in Erinnerung rufen: Die westliche Terrorachse USA, Frankreich, Großbritannien zeigte sich am 21. August 2018 ein weiteres (zum wievielten?) Mal „tief besorgt“ über die damals bevorstehende Militäroffensive der syrischen Armee in der nördlichen Provinz Idlib: „Wir sind entschlossen zu handeln, sollte das Assad-Regime erneut Chemiewaffen einsetzen.“
Einen Tag später bekräftigte US-Sicherheitsberater John Bolton diese Haltung in Jerusalem: „Damit es kein Missverständnis gibt: Wenn das syrische Regime Chemiewaffen einsetzt, werden wir sehr stark antworten.“ Damaskus solle über ein solches Vorgehen „wirklich lange nachdenken“.
Am 26. August 2018 warnte schließlich der offizielle Vertreter des russischen Verteidigungsministeriums, Generalmajor Igor Konaschenkow, vor einer Inszenierung eines Chemiewaffen-Angriffes durch die Terrorgruppe Haiʾat Tahrir asch-Scham (HTS): „In der Siedlung Kafr-Zeita bereitet sich eine aus dem Norden der Provinz kommende ‚Gruppe von Einwohnern‘ darauf vor, an der Inszenierung eines Einsatzes von ‚chemischen Waffen‘ und ‚Fassbomben‘ angeblich syrischer Regierungskräfte teilzunehmen.“ Die Retter der Organisation Weißhelme würden dann die „Nothilfe“ fingieren und die dabei erstellten Videos internationalen Medien zustellen. Dies würde dann als Vorwand für einen Angriff der USA und ihrer Verbündeten auf Regierungsobjekte in Syrien und der Hauptstadt Damaskus dienen.
Zusätzlich war bekannt geworden, dass die Weißhelme Hand in Hand mit der Terrororganisation HTS gearbeitet hatten: „Nach Informationen, die das russische Versöhnungszentrum von mehreren unabhängigen Quellen in Idlib erhalten hat, wurde in die Stadt Saraqib mit zwei Lkws eine große Fracht von Giftstoffen geliefert“, so der Leiter des Zentrums, Alexej Zygankow. Die Giftsubstanzen wurden in Begleitung von acht Weißhelmen in die Lagerhalle gebracht, die von Kämpfern der HTS zur Lagerung von Waffen sowie Treib- und Schmierstoffen genutzt werde. Die Weißhelme seien von zwei hochrangigen Kommandeuren der Terrororganisation empfangen worden. „Später wurde ein Teil der Fracht in Plastikbehältern ohne Kennzeichnung an einen anderen Stationierungsort der Militanten im Süden der Provinz Idlib gebracht“.
Der russische Militärexperte Igor Korotschenko fasste die Situation so zusammen: „Das ist die Fortsetzung der Politik einer engen Zusammenarbeit zwischen Terroristen und der westlichen Koalition, denn ein Giftgasangriff wird von den USA eindeutig als eine Handlung von (dem syrischen) Präsident(en) Baschar al-Assad interpretiert. In diesem Fall ist die Aufdeckung einer Provokation klar. Es bleibt jedoch die Frage, ob die USA auf eine enge Kooperation mit Terroristen verzichten oder dennoch die Tatsache eines angeblichen Chemiewaffen-Einsatzes von al-Assad für einen großangelegten Schlag auf Syrien benutzen werden.“
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Der Schlag blieb aus. Und nicht nur die britischen Chemiewaffen-Experten, die sich in Gaziantep ins Zeug gelegt hatten und den Chemiewaffen-Fake professionell vorbereitet hatten, mussten eine empfindliche Niederlage einstecken. Ihnen, aber auch ihren Hintermännern in London, dürfte die gescheiterte verdeckte Operation schwer auf den Magen geschlagen haben.
Sommer 2011: Verdeckte Vorbereitungen in London und Manchester
Seit 2011 verfolgt die britische Regierung offiziell die Politik des Regimewechsels in Syrien unter der Parole „Assad muss gehen“. Doch spielte das Königreich von Großbritannien schon zuvor eine nicht unbedeutende Rolle in der inoffiziellen und sorgfältig geplanten Vorbereitung und Durchführung des verbrecherischen Überfalls der westlichen Wertegemeinschaft mit den Golfmonarchien auf den Staat Syrien, der sich seit März 2011 sichtbar im Krieg gegen deren Terror- und Proxy-Armeen, allen voran gegen den Islamischen Staat, befindet.
Erste Hinweise auf die direkte britische Täterschaft kamen vom ehemaligen französischen Außenminister Roland Dumas am 10. Juni 2013 im französischen Parlaments-TV LCP:
Ich werde Ihnen etwas sagen: Ich war zwei Jahre vor dem Beginn der Gewaltausbrüche in Syrien – wegen anderer Unterredungen – in England. Während meines Aufenthaltes dort traf ich mich mit britischen Spitzenbeamten, die mir gegenüber äußerten, dass man sich darauf vorbereite, etwas in Syrien zu unternehmen. Dies war in Großbritannien und nicht in den USA. Großbritannien bereitete die Organisation einer Invasion von Rebellen in Syrien vor. Sie fragten mich sogar, obwohl ich nicht mehr Außenminister war, ob ich mich an den Vorbereitungen beteiligen wolle. Natürlich weigerte ich mich. Ich sagte ihnen, ich bin aus Frankreich, das interessiert mich nicht.
Dumas ergänzte: „Dieser Vorgang geht weit zurück. Alles war vorbereitet, vorausberechnet und geplant.“
Doch auch nach Beginn des Krieges in Syrien ließ London nichts dem Zufall überlassen. Die verdeckten Operationen Großbritanniens in Syrien scheinen Ende 2011 begonnen zu haben. Das Vereinigte Königreich und seinen Verbündeten sahen damals die Möglichkeit, nach der sie schon lange gesucht haben: einen Regime-Wechsel in Damaskus herbeizuführen und dadurch ihre gesamte Kontrolle über den Nahen Osten auszubauen. Der damalige britische Außenminister William Hague plante, in Nordsyrien eine Übergangsregierung zu etablieren und Syriens Oppositionskräfte zusammenzuführen mit dem Ziel, Präsident Baschar al-Assad stürzen.
Ab Frühjahr 2011 nahm gemäß meinen Recherchen in Großbritannien ein Netzwerk erste Struktur an, das bis zum heutigen Tage aktiv ist und – sukzessive ausgebaut – später eine bedeutende Rolle in den Giftgas-Fakes in Syrien und im Fall des Mordanschlages mit Nervengift auf Sergej und Julia Skripal in Salisbury spielen sollte.
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Das Netzwerk, das im Wesentlichen von Ex-Militärs und Absolventen der Königlichen Militärakademie in Sandhurst geführt wird und eine nicht bestreitbare Nähe zum britischen Geheimdienst MI6 hat, hier vorerst grob im Überblick:
Am 15. April 2011, einen Monat nach Beginn des Syrien-Krieges, ließ der Ex-Nachrichtendienstoffizier der britischen Armee, James Le Mesurier, später der „Vater“ der Weißhelme, von der Londoner Agentur Venture House Ltd. eine Vorläufer-Organisation jener Weißhelme unter dem Namen Secureescape Limited (Company No. 7605636)mit Sitz in New Bond House 124, New Bond Street, London, gründen. Le Mesurier, am 25. Mai 1971 in Singapur geboren, wohnte zu dem Zeitpunkt noch in den Vereinigten Arabischen Emiraten, wo er sich mit den Vorgängen in Syrien „beschäftigte“.
Am 29. Juni 2011 gründete Yomtov Eliezer Jacobs, Direktor von Formations Direct (ein Unternehmen, das mit vorabregistrierten Firmennamen handelt) in Manchester die Gesellschaft Secure Bio Limited (Company No. 7687281).Jacobs stand bislang 3114 Firmen vor. Oberst und Ex-Nachrichtendienstler Hamish de Bretton-Gordon, zum Zeitpunkt der Gründung noch im aktiven Militärdienst, wurde am 31. August 2011 zum Direktor von Secure Bio Limited bestellt. In den Unterlagen der Firma, Dokument AR01 Annual Return vom 09. Oktober 2012, beschreibt sich das Unternehmen als „ein Nischengeschäft in Sachen Sicherheit, das darauf spezialisiert ist, die Risiken chemischer, biologischer und radiologischer Freisetzungen zu managen und abzumildern, zur Unterstützung in Notfallplanungen und zugunsten der Aktivitäten der Regierung Ihrer Majestät im Ausland“.
Hamish de Bretton-Gordon wohnt im Dorf Tisbury, 21 km westlich von Salisbury. Der Ort ist 340 km von Manchester entfernt. Wieso gründet er in Manchester eine Firma? Einzige Antwort: Weil der Großraum Manchester im Nordwesten Englands seit je her ein beliebtes Ziel für Asylsuchende ist; vor allem wegen des billigen Wohnraumes. So auch für viele Syrer, die in Opposition zu Präsident Baschar al-Assad stehen. Kein Zufall also, dass die „syrische Gemeinschaft“ in Manchester seit Beginn der Kämpfe in ihrem Heimatland Wohltätigkeitsveranstaltungen in ganz Großbritannien für die „unterdrückten“ Landsleute veranstaltete. Im Jahre 2011 hielten sie beispielsweise einen sehr erfolgreichen „Syria Day“ in Manchester ab.
Und im September 2011, also kurz nach Beginn des Angriffskrieges gegen Syrien, war dort die „Wohltätigkeitsorganisation“ Syria Relief (UK Charity Registration Number 1143797) von syrischen Auswanderern ins Leben gerufen worden. Am 15. November 2012 wurde die Organisation als Unternehmen Syria Relief Limited (Company No. 8294126) angemeldet; die Namensänderung zu SRIC Ltd. erfolgte am 11. August 2016, die aktuelle Adresse ist Advocates House 4, Market Street, Denton, Manchester M34 2XW. Syria Relief entwickelte sich später zur größten „Wohltätigkeitsorganisation“ Großbritanniens mit dem Fokus auf Syrien; weitere ihrer Büros befinden sich mittlerweile in London, der Türkei, dem Irak und Syrien.
Von den am 15. November 2012 bestimmten zehn Direktoren für Syria Relief seien vorerst nur zwei namentlich genannt. Erstens: Dr. Ghanem Tayara, geboren am 10. Juni 1964, wohnhaft in 6 Longfellow Close, Redditch, UK, B97 5HN. Dr. Tayara ist ein in Kardiologie interessierter Allgemeinarzt, Vorstandsmitglied von Syria Relief, Mitinitiator zur Gründung von UOSSM am 7. Januar 2012 in Paris und seit 2014 Vorsitzender des Aufsichtsrats von UOSSM International. Zur Erinnerung: UOSSM ist eine der Organisationen, die den „Lehrgang“ in Gaziantep im Juli 2018 mitfinanzierte. Selbstverständlich nahm auch Dr. Tayara daran teil. Zweitens: Dr. Mounir Hakimi, geboren am 8. Januar 1976, ein in Großbritannien ansässiger Trauma-Berater, orthopädischer Chirurg, Honorarprofessor an der Salford University (Manchester, UK) und Vorsitzender von Syria Relief. Zudem ist er auch Mitglied des UOSSM-Vorstandes, dort Ausschusschef für Trauma und Krankenhäuser.
Der Chemiewaffen-Experte Hamish de Bretton-Gordon ist nach eigenen Angaben seit Februar 2012 im „Syrien-Einsatz“. 2015 wird er darüber sagen: „damals kam ein syrischer Doktor auf mich zu, er würde meine Hilfe benötigen“. Der syrische Doktor war eben jener Dr. Ghanem Tayara, der im September 2011 in Manchester die „Wohltätigkeitsorganisation“ Syria Relief ins Leben gerufen hatte. Wie bereits geschrieben, Hamish de Bretton-Gordon hatte sein Unternehmen Secure Bio Limited im Juni 2011 ebenfalls in Manchester gegründet; zu einem Zeitpunkt, als er noch aktiver Oberst in der britischen Armee war und noch vor der Gründung von Syria Relief, offenbar in weiser Voraussicht, dass nach dem Ende seines aktiven Dienstes im August 2011 ein Syrer auf ihn zukommen werde mit der Bitte, ihm gegen Präsident Assad zur Seite zu stehen.
Im Klartext: Es war eine geplante Maßnahme, den Ex-Nachrichtendienstler Hamish de Bretton-Gordon mit der syrischen Exilanten-Gemeinschaft zusammenzubringen. Was für ein El Dorado für den britischen Auslandsgeheimdienst! Aus diesem Schmelztiegel kann noch jeder mittelmäßige britische Schlapphut problemlos „willige Helfer“ rekrutieren, für eine Fünfte Kolonne, also heimlich oder subversiv tätige Gruppierungen zum Zwecke der Propaganda, Sabotage, Spionage, Diversion, des Terrorismus – mit dem Ziel des Umsturzes der bestehenden Ordnung in Syrien im Interesse Großbritanniens und der Westmächte.
Das kleine Netzwerk, das seit 2011 existiert, wird sich in der Folge weiter verflechten: mit dem MI6, mit politischen Honoratioren in Großbritannien und im westlichen Ausland, wird zudem ein ganz klar definiertes Medien-Netzwerk und die Internet-Plattform Bellingcat für seine Zwecke benutzen, den Internationalen Gerichtshof als auch die OPCW zu verachtenswerten Handlungen verleiten und sogar in der Mordsache Skripal aktiv werden.
Vorerst tauchen sie Anfang 2013 in der Türkei auf, die Sandhurst-Absolventen und Offiziere Ihrer Majestät: James Le Mesurier, Vater aller Weißhelme, und de Bretton-Gordon, Londons Chemical Hamish, der unter dem Deckmantel humanitärer Arbeit geheim, manchmal auch weniger geheim, in Syrien und in der Türkei agieren wird. Danach nehmen die Chemiewaffen-Fakes in Syrien ihren Lauf.
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