9. Einflüsse, denen Angebot und Nachfrage unterliegen.
Die Natürliche Wirtschaftsordnung (1919 - 3. Auflage)-Fotokopie
- Siehe auch FT: Die natürliche Wirtschaftsordnung
Die Ware wird für den Markt erzeugt und kann nur als Tauschgegenstand ihrem Erzeuger nützlich werden. Darum ist das Angebot gleich dem Warenbestand; das Angebot ist eine Sache, ist Stoff, auf alle Fälle eine mit Waren vollführte, willenlose Handlung. Ohne Ware kann man die Handlung, die im Ungebot liegt, nicht vollführen, und mit Waren muß man sie vollführen. Gleichzeitig ist aber das Angebot das einzige, womit man die Ware nützlich verwenden kann. Im großen und ganzen muß also die Handlung, die im Angebot liegt, mit der Substanz, auf die diese Handlung bezieht, sich derart decken, daß Substanz und Handlung in eins zusammenfallen. Das Angebot (das ist die Nachfrage nach Geld) deck sich also mit dem Vorrat an Waren.
Der Vorrat an Waren aber hängt wiederum ab:
I. von der Zufuhr durch die Arbeitsteilung oder Warenerzeugung;
2. von der Abfuhr nach vollzogenem Tausch.
Wären Zu- und Abfuhr immer gleich, so wäre auch das Angebot, d. i. die Nachfrage nach Geld, immer gleichmäßig.
Die Zufuhr steigt schon allein infolge der ständigen Bevölkerungsvermehrung. Hundert Arbeiter werfen mehr Produkte auf den Markt als neunzig. Die Zufuhr wächst aber auch infolge ständiger Ausbreitung der Arbeitsteilung.
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Auf dem Lande, in den keineren Städten waren die Handwerker häufig nur zeitweise in ihrem Berufe tätig; nebenbei betrieben sie Ackerbau, Gartenwirtschaft, machten wohl auch Ihr Handwerkszeug selbst, nähten ihre Kleider, Schuhe, machten sich die Möbel selbst und unterrichteten wohl auch ihre Kinder. Jetzt hat kein Handwerker mehr Zeit für dergleichen. Sein Gewerbe beschäftigt ihn vollauf und lohnt ihn besser. Sein ganzes Arbeitsprodukt ist Ware geworden und kommt auf den Markt, wo es Nachfrage hält nach Geld, nach Tauschmitteln. Dadurch ist die Nachfrage nach Tauschmitteln in den letzten Jahrzehnten außerordentlich gewachsen.
Mehr aber als durch die genannten Umstände wächst das Angebot von Waren, die Nachfrage nach Tauschmitteln, infolge der verbesserten Produktionsmittel. Wenn ein Weber mit der Hand früher 10 Ellen Zeug verfertigte, so warf er auch nur 10 Ellen Zeug auf den Markt, die Nachfrage nach Geld betrug also auch nur 10 Ellen Zeug. Mit seinen neuzeitlichen Werkzeugen liefert aber derselbe Weber heute 500 Ellen Zeug. Er wirft 50mal mehr Ware auf den Markt; er hält eine 50 mal größere Nachfrage nach Geld als früher (*). Und wie es sich mit dem Weber verhält, so mit allen Gewerben und Künsten. Um die Bücher zu schreiben, die eine einzige neuzeitliche Druckerei liefert, müßten schon sämtliche Söhne des Reiches der Mitte von früh bis spät jahraus, jahrein schreiben, schreiben. Mit der Farbendruckerei verhält es sich ebenso.
(* Die Werttheoretiker, die mit ihrem Geflunker alle volkswirtschaftlichen Erscheinungen in undurchforschbaren Brei verwandelt haben, werden hier die tiefsinnige Einwendung machen: die verbesserten Produktionsmittel haben den „Wert“ der 300 Ellen auf den Wert der früheren 10 Ellen herabgesetzt; infolgedessen halten die 500 Ellen auch nur dieselbe Nachfrage nach Geld, wie früher die 10 Ellen. Demgegenüber wollen wir hier fragen, warum denn die Verbesserung der Produktionsmittel vor dem Geld halt machen soll. Dann aber können wir mit dem gleichen Recht sagen: die verbesserten Produktionsverfahren haben den Wert von 500 Ellen Papiergeld auf den Wert von 10 Ellen herabgesetzt. Mit dem „Wert“ der Waren ist auch der Wert des Geldes 500 Ellen tief gestürzt und ist dadurch auf gleicher Höhe mit den Waren geblieben.)
Dreißig Mann in Argentinien erzeugen mit ihren Dampfpflügen und Dreschmaschinen so viel Getreide, wie 3000 deutsche Kleinbauern mit gleicher Arbeit hervorbringen. Diese argentinischen Bauern erzeugen infolgedessen auch ein 100-mal größeres Angebot von Waren, sie halten eine 100mal größere Nachfrage nach Tauschmitteln.
Über die Größe des Angebots soll man nicht allein mit der Menge der Waren, sondern auch mit deren Güte messen. So bedeutet auch eine Tonne Weizen erster Qualität eine größere Nachfrage nach Geld als eine Tonne zweiter Qualität.
Die Beschaffenheit der Waren erfährt aber heute eine ständige Verbesserung. Die Zuchtliere, die Sämereien werden veredelt, das Arbeitsprodukt der Maschinen wird verfeinert, die Chemie wirft täglich immer reinere, immer brauchbarere Verbindungen auf den Markt. Mit den elektrischen Meißeln und den prächtigen Modellen, die das ausgemergelte Proletariat liefert, erzeugen die Künstler mit wenig Mühe Wunderwerke, und die Nachfrage nach Geld, nach Tauschmitteln wächst um den vollen Wertunterschied zwischen der Kunst der Neuzeit und der des Altertums.
Auch wird die Warenzufuhr vermehrt durch die Verwendung, die die
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Industrie für manche, früher nutzlose Stoffe entdeckt. So liefern die Eisenhütten in Deutschland allein über eine Million Wagenladungen Thomasschlacken für Felddünger. Früher waren es lästige Fabrikrückstände. Jetzt erzeugen diese Schlacken eine Nachfrage nach Tauschmitteln von vielen Hundert Millionen Mark (was aber nicht sagen will, daß man ebensoviel Millionen mehr braucht). Dasselbe ist der Fall mit den Kalisalzen und vielen anderen Stoffen. Man würde in Deutschland weniger Geld, weniger Tauschmittel brauchen, wenn man die Nützlichkeit der Thomasschlacken und Kalisalze nicht entdeckt hätte.
Aber die Nachfrage nach Geld (Tauschmitteln) hängt noch von anderen Dingen ab, die eigentlich mit der Erzeugung nichts gemeinsam haben. Ich meine die Besitzteilung die vieles zur Ware macht, was früher Gebrauchsgut war.
So ist das Land jetzt käuflich früher gehörte es der Gemeinde und war unveräußerlich. Große Summen Geldes werden jahraus, jahrein durch den Grundstückshandel in Beschlag genommen. Die Nachfrage nach Geld ist gewachsen, seit der Boden des Vaterlandes zur Ware herabgewürdigt wurde. Die hypothekarische Verschuldung und der Pachtzins des Landes beanspruchen auch Geld, viel Geld. Man käme mit weniger Geld aus, wenn die Bauer von dem Erlös ihrer Waren nicht immer einen Teil auf die hohe Kante zu legen brauchten, um den Pachtzins und die Hypotheken am Martinstag zu bezahlen, d. h. wenn das Land Gemeingut geblieben wäre.
Dasselbe ist der Fall mit den Wohnungsmieten. Früher wohnte die überwiegende Mehrzahl der Bürger in eigenen Höhlen, Hütten oder Häusern, und Miete zahlte man nur in Ausnahmefällen. Jetzt verhält es sich umgelehrt, und von jedem Monats- oder Wochenlohn wird ein Teil zurückgelegt für die Vierteljahrsmiete. Wie viele Millionen werden dadurch nicht für Tage, Wochen und Monate festgelegt (*)!
(* ) Die Nachfrage nach Geld hängt darum auch davon ab, ob die Wohnungsmiete, der Pachtzins oder sonstige regelmäßige Zahlungen alle Vierteljahre, Monate oder Wochen erhoben werden. Wenn der Arbeiter in den ersten Wochen des Vierteljahres den der Miete entsprechenden Teil selnes Gehaltes aufbewahrt, so bleibt dieses Geld 3 Monate brach liegen. Bezahlt er, wie in England, die Miete wöchentlich, so kehrt das Mietegeld auch durch den Hausbesitzer gleich in den Verkehr zurück. Darum kommt England mit bedeutend geringeren Geldmengen aus, als alle anderen Länder.)
Die Versorgung des Hauses mit Wasser, Licht, Kraft usw. durch die Gemeinde verwandelt auch hier eine Anzahl der wichtigsten Dinge in Ware, die früher Gebrauchsgüter waren. Auch dadurch ist die Geldnachfrage bedeutend größer geworden.
Damit ein Gegenstand zur Ware werden kann, muß es möglich sein, den Gegenstand den Käufern zuzuführen. Wieviele Dinge aber liegen nicht heute herum, die aus Mangel an Straßen, Kanälen, Bahnen nicht fortgeschafft werden können! Eine neue Eisenbahn, ein Tunnel, eine Brücke, eine Forschungsreise usw. führen den Märken ganze Berge von Erzen, Holz, Vieh usw. zu und vermehren die Nachfrage nach Tauschmitteln um die volle Menge dieser Güter.
Im allgemeinen ist also das Warenangebot, d. i. die Nachfrage nach Geld, in stetem Wachstum begriffen. Dieses Wachstum kann aber zeitweise auch in das Gegenteil umschlagen, z. B. infolge einer allgemeinen Herabsetzung
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der Arbeitszeit. Auch Kriege, Mißernten, Seuchen können die Nachfrage nach Tauschmitteln ganz bedeutend vermindern; ebenso wie ein Streik und überhaupt die heutige Lohnpolitik der Arbeiter.
Die angeführten Beispiele mögen genügen, um zu zeigen, von wie vielen Umständen die Warenzufuhr abhängt. Aber das Angebot von Waren hängt, wie schon erwähnt, auch von der Warenabfuhr ab. Solange die Ware den Verbraucher nicht erreicht hat, wird sie angeboten, bedeutet sie Nachfrage nach Geld. Jede Ware, die vom Markte weggetragen wird, bedeutet eine Verminderung der Nachfrage nach Geld.
Das Angebot von Waren, die Nachfrage nach Geld, nach Tauschmitteln, hängt also auch davon ab, wie schnell die Waren den Käufer erreichen und ihre Wareneigenschaft abstreifen. Auch hier wieder wird ein Vergleich mit den Beförderungsmitteln den Begriff der Sache erleichtern. Nehmen wir eine bestimmte Menge Frachtgüter an – z.B. tausend Tonnen Ziegelsteine, die täglich von den Ziegeleien nach der Stadt befördert werden sollen. Der Feldweg ist schlecht, Brücken fehlen, an manchen Stellen muß ein Teil der Fracht abgeladen werden, um durch den Morast zu gelangen. Ergebnis: die Wagen gehen langsam und laden wenig. Es müssen viele Fuhrleute eingestellt werden, um die Arbeit zu bewältigen. Jetzt wird der Weg ausgebessert, Lachen werden ausgefüllt, Brücken gebaut. Als Folge davon laden die Fuhrleute mehr, und statt einer Reise können sie täglich zwei machen. Die Arbeit wird nun mit der Hälfte der Fuhrleute bewältigt; die tausend Tonnen Ziegelsteine bedeuten nunmehr die Hälfte der früheren Nachfrage nach Fuhrleuten. Wird nun gar eine Feldbahn gelegt, so kann die von den tausend Tonnen Ziegelsteinen vertretene Nachfrage nach Fuhrleuten auf den hundertsten Teil und weniger fallen.
So müssen wir uns die Nachfrage nach Tauschmitteln vorstellen, die die Warenbestände darstellen.
Um die Waren auf dem Wege des Tausches vom Erzeuger bis zum Verbraucher zu bringen, dazu bedarf es einer ganzen Reihe von Handelseinrichtungen, von deren Dasein und Güte die Schnelligkeit bedingt wird, womit die Waren vom Markte verschwinden. Denken wir uns einen Sack brasilianischen Kaffees, der auf dem Wege des Tauschhandels gegen Aachener Printen umgetauscht werden muß. Wie oft müßte er getauscht, angeboten werden; wie lange würde er Ware bleiben, sich auf den Märkten herumtreiben! Heute, mit Hilfe des Geldes, wird es vorkommen, daß ein solcher Sack schon nach drei- oder viermaligem Besitzwechsel den Verbraucher erreicht.
Die Handelseinrichtungen haben heute einen verhältnismäßig hohen Grad der Vollkommenheit erreichte (*). Und mit jeder Verbesserung wird die Verwandlung der Ware in Gebrauchsgut beschleunigt. Man denke nur an die Erleichterungen, die das neuzeitliche Bankwesen, das Wechselrecht, das Post- und Telegraphenwesen, das Konsulatswesen, die Reklamemittel der Neuzeit, die Druckerei, die Fachschulen für die Heranbildung junger Kaufleute, das einheitliche Maß- und Münzwesen, Fernsprecher, Schreibmaschine, Kopierpressen usw. dem Kaufmann bereiten; und die Konsumvereine und Kaufhäuser!
(* Nur die güteraustauschende Kraft des Geldes geht ständig zurück, — wie wir das noch nachweisen werden.)
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Ein neuzeitliches Handelsgeschäft kann 10 – 20 – 100 mal soviel Geschäfte abwickeln wie früher in der gleichen Zeit. Die Verschleißkraft eines Kaufmanns der Jetztzeit ist rein technisch 100-mal größer als diejenige seines Großvaters war.
Die Arbeitsteilung beschickt den Markt unausgesetzt mit einem Riesenstrom von Waren, und die Kaufleute werfen mit Hilfe ihrer Handelseinrichtungen die Warenmassen unausgesetzt aus dem Markte heraus in die Hände der Verbraucher.
Wenn die Kaufleute nicht über solche Einrichtungen verfügten, wie groß müßten dann die Märkte, Lagerhäuser, Läden sein, um all diese, dann nur langsam abfließenden Warenmassen aufzunehmen? Wie breit wird ein Gebirgsstrom, sowie er die Ebene betritt, sowie das Gefälle abnimmt. So wäre es auch mit den Waren. Ohne unsere neuzeitlichen Handelseinrichtungen wäre der Warenbestand größer, wäre die Nachfrage nach Tauschmitteln ungleich bedeutender. Wir erleben ja heute manchmal Unterbrechungen in der Betätigung einer dieser Handelseinrichtungen, im Kreditwesen z. B., und haben dann Gelegenheit, zu beobachten, wie infolge davon der Abfluß der Waren sich verlangsamt, wie die Warenvorräte bis zur Überschwemmung der Märkte (sogenannte Überproduktion) anschwellen, und wie unter dem Drucke dieser wachsenden Nachfrage nach Tauschmitteln die Preise nachgeben und die Krise aus bricht.
Wenn wir eine Straße, die infolge vieler Krümmungen oder wegen schlechten Pflasters den Verkehr nicht mehr bewältigen kann, gerade durchbrechen und das Pflaster für schnelles Fahren der Fuhrwerke einrichten, so wird trotz sehr verstärktem Verkehr die Straße halb verlassen erscheinen. Stellen wir um den früheren Zustand plötzlich wieder her, so wird wegen Überfüllung der Verkehr vielleicht ganz ins Stocken geraten. So ist es auch mit den Handelseinrichtungen. Diese brechen dem Warenaustausch gerade Straßen und ebnen diese für einen flotten Absatzz der Waren. Versagt eine dieser Einrichtungen, so schwellen die Warenbestände sofort an, d. h. die Nachfrage nach Tauschmitteln wächst.
Der gewaltige Einfluß, den auf diese Weise die Kreditgeschäfte auf die Nachfrage nach Geld ausüben, zwingt uns, diese hier schon etwas näher zu betrachten.
Wir sagten, daß die Ware eine mit ihrer Masse und Güte genau übereinstimmende Nachfrage nach Tauschmitteln darstellt. Gäbe es nun Mittel, die Waren auszutauschen, ohne daß Geld dabei verwendet wird, so nähme auch die Nachfrage nach Geld um die Menge dieser so ausgetauschten Waren ab.
Das ist kar und selbstverständlich vom Standpunkt unseres Begriffes der Sache, der Nachfrage nach Geld aus betrachtet. Es verhält sich hier wieder wie bei der Eisenbahn. Die Nachfrage nach Güterwagen ist genau so groß, wie die Menge der vorhandenen Frachtgüter. Bauen wir aber entlang der Eisenbahn einen Schiffskanal, so nimmt die Nachfrage nach Eisenbahnwagen um die Menge der auf dem Kanal verladenen Güter ab.
Und die Rolle eines solchen Kanals, der neben dem Geld für den Austausch der Waren gezogen wird, spielen die Kreditgeschäfte. Wenn A in Königsberg und B in Aachen eine Ladung Butter schickt, und dieser die Rechnung mit einer
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Ladung Wein bezahlt, so gehört dazu kein Pfenning Geld. Hätte B keinen Kredit bei A oder A keinen Kredit bei B, so würde die Butter nur gegen Aushändigungvon Geld ausgeliefert werden, und ebenso wäre es mit dem Wein. Die Nachfrage, die der Wein und die Butter nach Geld gehalten haben würden, ist durch den Kredit hier beseitigt worden.
Die Nachfrage nach Geld nimmt also um die genaue Menge der auf dem Kreditwege ausgetauschten Waren ab. Wächst die Summe der Kreditgeschäfte, so nimmt die Nachfrage nach Geld ab, und geht der Kredit zurück, so wächst die Nachfrage nach Geld im gleichen Verhältnis. Dieser Einfluß der Kreditgeschäfte auf die Nachfrage nach Geld bleibt auch derselbe, wenn die Ladung Butter und Wein in Geld umgerechnet und dieses Geld durch Wechsel, Schecks und andere Kreditinstrumente vertreten wird. Es handelt sich immer um eine Umgehung der Nachfrage nach Geld. Diese Krediturkunden, obschon sie auf Geld lauten, machen das Geld überflüssig in all den Geschäften, die sie vermitteln. Freilich sind es nur Kreditinstrumente, die mit dem Kreditaufkommen und mit ihm zusammenbrechen. Sie entlasten das Geld nur solange, wie der Kredit blüht.
Es verhält sich hier wieder wie bei einer Eisenbahn, die durch einen Schifffahrtskanal entlastet wird. Friert der Kanal zu oder verdampft sein Wasser in der Dürre des Sommers, so fallen die Güter, deren Beförderung der Kanal sonst vermittelt, wieder auf die Bahn zurück. Taut das Eis aber wieder auf, so nimmt auch die Nachfrage nach Eisenbahnwagen wieder ab. Ein solcher Kanal, der bald einfriert, bald versandet, auf den also kein Verlaß ist, wird die Bahn eher stören als entlasten. Und so ist es auch mit den Kreditgeschäften und ihrem Einfluß auf die Nachfrage nach Geld.
Wir wollen das in diesem Abschnitt über die Nachfrage nach Geld Gesagte hier noch einmal kurz zusammenfassen:
Die Nachfrage nach Geld ist durch die Waren vertreten, die die Arbeitsteilung ständig auf den Markt wirft. Die Nachfrage nach Geld wächst also zusammen mit der Menge Waren, die die Arbeitsteilung erzeugt, und geht auch mit dieser Menge zurück. Die Nachfrage nach Geld deckt sich also nicht allein mit dem Vorrat an Waren, sondern ist an und für sich dieser Vorrat. Neben demVorrat an Waren gibt es keine andere Nachfrage nach Geld. Und wenn wir hier von Waren sprechen, so dürfen wir von keiner einzigen ihrer körperlichenEigenschaften absehen. Wir haben, wenn wir von Waren sprechen, Schinken, Bierfässer, Tabakschiffe vor Augen. Einen greifbaren, keinen nur gedachten Schinken. Einen Schinken, den wir so genau betrachtet haben, daß wir es beschwören können, er sei ein Erzeugnis der roten Erde. Wir sprechen, wenn wir von der Nachfrage nach Geld, von den Waren sprechen, nicht von kristallisierter, zur Mumie gemachter Arbeit, nicht von Arbeitsgallerte, sozialer Substanz, von Blut, Schweiß und Arbeitszeit, nicht von einem Schinken, bei dem wir alle körperlichen Eigenschaften, den Speck, die Knochen und die Schwarte außer Betracht lassen. Die Nachfrage nach Geld, nach Tauschmitteln geht aus von den greif- und sichtbaren Dingen, die wir auf dem Markte nach Metern, Litern, Kilo kaufen, um uns zu nähren und zu kleiden. Und nicht allein Gewicht und Maß, sondern auch die Güte der Waren ist in der Nachfrage nach Geld eingeschlossen.
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Die Nachfrage nach Geld hängt von dem Warenstrom ab, den die Arbeits- und Besitzteilung erzeugt, und die Größe dieses Stromes wiederum hängt ab von der Zahl der Arbeiter, von deren Fleiß, Geschick und Klugheit, von der Güte ihrer Arbeitsmittel. Ein englischer Weber wirft mal mehr Kattun auf den Markt als ein indischer Weber. Er erzeugt auch 5 mal mehr Nachfrage nach Tauschmitteln, nach Geld.
Die Nachfrage nach Geld hängt von der Schnelligkeit ab, womit der Handeldie waren die Waren den Verbrauchern zuführt, und diese Schnelligkeit wähcst mit jeder Vervollkommnung der Handelseinrichtungen. Ist die Verschleißkraft (*) eines auf einer Handelshochschule wohlerzogenen Jünglings größer als die eines gewöhnlichen Krämers, so muß auch die Nachfrage nach Geld mit Gründung jeder neuen Handelshochschule abnehmen. Wenn diese Verschleißkraft nicht größer wäre, dann hätten ja solche Schulen keinen Sinn.
(*) Verschleißkraft: soviel wie die Kaft, die Waren von der Erzeugungsstelle dem Verbraucher zuzuführen.)
Die Nachfrage nach Geld steht im umgekehrten Verhältnis zur Schnelligkeit, womit die Erzeugnisse der Arbeits- und Besitzteilung ihre Wareneigenschaft abstreifen.
Die Nachfrage nach Geld hängt auch ab von der Entwicklung und Einschränkung des Kredites, d. h. von der ständig wechselnden Menge Waren, die der ständig sich erweiternde und einschränkende Kredit den Märkten und der Nachfrage nach Geld entziehen.
Die tägliche Nachfrage nach Geld ist also gleich den täglich den Märkten zugeführten Waren, abzüglich der auf dem Kreditwege (oder etwa noch imunmittelbaren Tauschhandel) abgehenden Waren.
Mit einem Wort: das Angebot von Waren, das Angebot schlechtweg, das Angebot im Sinne des Satzes „Angebot und Nachfrage bestimmen die Preise“ das ist die Nachfrage nach Geld. In dem Angebot der Ware ist die Nachfrage nach Geld enthalten und umgekehrt. Und das Angebot deckt sich mit dem Warenbestand.