Tierliebe im Kölner Zoo

Für Wolfgang ist es Liebe.
Unzertrennlich: Wolfgang Schmiedeberg und Affe Chico können einfach nicht ohne einander. Foto: Max Grönert

Express: Kölner Zoo Pfleger Wolfgang (66) liebt „Chico” – und trifft grandiose Entscheidung

Still und fast menschenleer ist es im Kölner Zoo, der wegen Corona geschlossen ist. Doch im Affenhaus passiert derzeit Unglaubliches. Chico, der wohl älteste rote Brüllaffe der Welt, in Menschenjahren gerechnet etwa 110, will einfach nicht sterben. Weil er seinen Pfleger nicht alleine lassen will?

Affe Chico und sein Pfleger seit über 30 Jahren vereint

Beide sind seit mehr als 30 Jahren unzertrennlich. Und Wolfgang Schmiedeberg, der sollte nach über 50 Dienstjahren mit knapp 67 längst in Rente sein. Doch der wohl älteste Zoowärter Deutschlands hat seinen Arbeitsvertrag noch einmal verlängert – unbefristet, open end. Weil er seinen Kumpel Chico nicht alleine lassen kann?! Wir sind Zeuge einer wahren Affenliebe fürs Leben.

Hallo, hallo, Chico, Chico!“ ruft Schmiedeberg und öffnet die Tür zu dem Gehege. Sein Schützling hangelt sich von Ast zu Ast auf ein Podest. Zur Feier des Tages – wann steht schon mal die Presse im Käfig – bekommt Chico Christstollen. Er mampft das Gebäck mit seinen letzten drei Zähnen, legt sich hin – und lässt sich kraulen wie ein Hund.

Affen-Pfleger im Kölner Zoo: Wolfgang Schmiedeberg geht einfach nicht in Rente

„Er kommt immer sofort zu mir, aber auch nur zu mir, und will seine Streicheleinheiten. Ich habe vor vielen Jahren gemerkt, dass ihm das guttut und er vielleicht deshalb nie krank und so alt geworden ist“, meint Schmiedeberg und massiert weiter den Rücken des Affen. Dabei färben sich seine Fingerspitzen rot: „Diese Tiere haben im Fell Farbdrüsen, damit markieren sie ihr Revier.“

Die Geschichte von Schmiedeberg und Chico berührt. Ein Jahr vorm Rentenbeginn hatte er dem Affen mal in einem emotionalen Moment versprochen: „Jung, ich bleibe bei dir.“

Dann nahte der Abschied – aber der Pfleger verlängerte um ein weiteres Jahr. Dann stand wieder der Ruhestand an – aber nach nur zehn Tagen kehrte Schmiedeberg zurück zu Chico. Seine Bitte: Ein neuer Vertrag, zwei Tage die Woche, unbefristet. Und Direktor Theo Pagel? Willigte ein. „Ich bin dem Zoo für mein Leben dankbar – und das gebe ich auch zurück.“

Kölner Zoo: Affe Chico wurde am Strand von Teneriffa aufgelesen

Ist der treue Pfleger sozusagen der „Alterspräsident“ der Affen, so ist Chico der Chef des bunten Rudels. Seit 33 Jahren, damals am Strand von Teneriffa aufgelesen, turnt das stolze Tier durch die Gehege in Riehl. 15 Kinder und Enkelkinder zeugte er mit sieben Weibchen.

Dabei ist Chico aber ein treuer Geselle: „19 Jahre lang war er mit einer Gefährtin zusammen, Lucy. Nie kam Nachwuchs. Dann kam ein neues Weibchen frisch aus Venezuela, da hat’s gefluppt. An ihm als Mann lag es also nicht.“

Pfleger Wolfgang Schmiedeberg: „Ich werde Chico nicht mehr verlassen”

Diese Frage muss erlaubt sein: Wie viel Affe steckt in einem langjährigen Affenpfleger? Schmiedeberg, für sein Alter in Top-Form, kann auch hervorragend klettern. „Ja, affenartig“, wie er lachend gesteht.

Jetzt ist er zu seiner Freundin gezogen und musste sozusagen „mein neues Revier erobern“. Im nächsten Jahr wollen beide heiraten, sie kennt ihn schon bestens: „Wenn mir etwas nicht passt, hebe ich meinen Kopf und schiebe meinen Unterkiefer wie ein Affe nach vorn: Da sagt sie immer: Chico, Chico, hör auf…“

1987 kreuzte Chico seinen Weg. Schmiedeberg, vorher unter anderem Tierpfleger in Leipzig: „Seitdem sind wir in einer Art Liebe zueinander. Ich habe zu Hause auch ein großes Foto von ihm, neben dem Kamin. Wenn ich das morgens sehe, geht mir das Herz auf. Ich weiß, ich werde Chico nicht mehr verlassen. Ich warte so lange, bis er nicht mehr ist.“