Die endogene Entstehung von Magnesium
Die Beziehung zwischen Dolomit und Kalkstein ist wohlbekannt, obwohl man sie nie erklären konnte. Man hat sie beschrieben, aber mehr nicht. In ihrer Unsicherheit gebrauchen Experten Wendungen wie „enge Verwandtschaft zwischen Calciumcarbonat und Magnesium“, „entwicklungsgeschichtliche Verwandtschaft“, „gemeinsame Entstehung“(1)*. Die Anreicherung von Dolomit in Magnesia wird als „Metasomatose“ bezeichnet. Bei dieser Veränderung des „Soma“ handelt es sich tatsächlich um eine Transmutation, möglicherweise identisch mit einer der durch Bakterien hervorgerufenen Reaktionen bei der Bildung von rohem Salpeter. Dieser enthält zusätzlich zu Kaliumnitrat auch Magnesiumnitrat.
Das Magnesium entsteht aus Calcium gemäß der Reaktion 24Mg := 40Ca – 16O.
Der Begriff Dolomit bezeichnet zum einen die Gesteinsart, doch auch ein genau bestimmtes Mineral, nämlich das Doppelsalz aus Calcium-Magnesium-Carbonat (CaMg[CO3]2), das in unterschiedlichen Mengen in Gesteinen enthalten ist. Mischungen mit anderen Gesteinen heißen „dolomitisch“. So enthält Kalkstein fast immer dolomitische Anteile. Dolomitische Schichten sind begehrt für die Zementherstellung.
Im warmen Meerwasser binden Pflanzen (z. B. kalkhaltige Algen) magnesiumhaltiges Calcit; Calcium und Magnesium werden nicht getrennt. Die Algen binden das Magnesium des Meerwassers und wandeln es teilweise in Calcium um, so daß man stets eine Mischung beider Elemente findet, auch bei Schalen in warmen Gewässern.
Korallen in 200 Meter Tiefe enthalten praktisch nur Dolomit. Haben die Baumeister der Korallen Probleme mit der Transmutation in dieser Tiefe bei einem Druck von 20 kg/cm5? Entweder ist die Temperatur dort zu niedrig, oder Temperatur und Tiefe wirken als gemeinsame Faktoren. Eine dritte Möglichkeit ist, daß die Kälte die Entwicklung der Korallen behindert, daß aber Magnesium sowohl in Kälte wie Wärme entsteht.
- In der Kälte wird die Reaktion Na + H := Mg gefördert, so dass die Magnesiumbildung als Schutz gegen die niedrige Temperatur wirkt,
- im Warmen dagegen bietet die Reaktion Na + O := K einen Schutz gegen die Hitze.
Korallenbänke in kalter Umgebung bilden Magnesium, solche in warmem und sauerstoffreicherem Wasser, die näher an der Oberfläche sind, können leichter Magnesium in Calcium umwandeln (Mg + O := Ca), so daß Korallenriffe an der Wasseroberfläche aus magnesiumfreiem Kalk bestehen.
Unterdessen wiesen verschiedene Autoren (2)* auf beobachtete Abnormalitäten beim Magnesium hin.
- Im Jahre 1856 stellten Lawes und Gilbert fest, daß Asche von Gras, das mit Magnesium gedüngt worden war, weniger Magnesium enthielt als bei nichtgedüngten Pflanzen.
- Branfield schreibt in seinem Buch Continuous Creation (1950), daß die Chloroplasten von Pflanzen, die in magnesiumfreiem Wasser herangezogen wurden, Chlorophyll und somit Magnesium enthalten.
- Gortner wies 1929 nach, daß Chlorophyll 4,5 % Magnesiumoxid in der Asche enthält.
Gründliche und genaue Forschung in der Vergangenheit hat gezeigt, daß Magnesium mit anderen Elementen in einem engen Verhältnis steht, doch niemand konnte sehen, worin diese Verbindung besteht.
Von Herzeele (3)* stellte einen Anstieg des Magnesiumgehalts in Keimlingen fest, die ohne Magnesiumzufuhr gewachsen waren. Er war auch der Meinung, im Magnesium die Verbindung zwischen Natrium und Kalium gefunden zu haben. Da er aber stets Calcium in einer Komplexlösung verwendet hatte, bezweifelte man seine Schlußfolgerungen.
Barbier und Craminade erklärten: „Jedes der in kleinen Mengen anwesenden Ionen von Natrium, Magnesium und Kalium wird ausgetauscht, so als ob alle anderen Kationen nur aus Calcium bestünden.“ Die Verbindung zwischen Natrium, Magnesium, Kalium und Calcium wird also erkannt. D. Bertrand schreibt, die Veränderungen beim Magnesium „setzen einen engen Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Mikroorganismen und der der Pflanze voraus, und dieser ist noch nie erforscht worden“ (4)*.
Im Jahre 1942 kam Hunter nach seinen Experimenten mit Luzerne zu dem Schluß: „Oft muß man zugeben, dass K + Ca + Mg praktisch konstant bleibt.“ Prince, Simmerman und Beau, die das Wachstum von Luzerne in 20 verschiedenen Böden studierten, schreiben: „Der einfachste und wichtigste Faktor für die Magnesiumaufnahme durch die Luzerne ist der Kaliumgehalt. Sinkt dieser infolge Bodenauslaugung, nimmt der Magnesiumgehalt zu, sogar wenn die Luzerne in einem magnesiumarmen Boden wächst.“ Die Autoren fragten sich noch nicht einmal, wie es denn zu dieser Magnesiumzunahme kommen könne.
„Die Agronomen stürzen sich in völlig überflüssige Ausgaben, indem sie unnötigerweise einen vermeintlichen Magnesiummangel ausgleichen“, schreibt D. Bertrand und fügt hinzu: „Durch Kalken läßt sich der von den Pflanzen aufnehmbare oder aufgenommene Magnesiumanteil in weitem Rahmen verändern (5)*.“ Man könnte der Wahrheit nicht näher sein … und sie doch nicht erkennen!
Das Imperial Bureau of Soil Science in England läßt folgendes verlauten: „Signifikanter Magnesiummangel im Boden ist zweifellos erheblich häufiger, als wir bislang angenommen haben.“ Doch, schreibt Bertrand, „das scheint keinen mehr zu beunruhigen“. Den Agronomen ist es anscheinend egal, daß das Magnesium von alleine auftaucht!
Endogene Entstehung
Magnesium gilt als eines der wichtigsten Elemente für das Leben, nicht nur für Pflanzen, wo das Chlorophyllmolekül um ein Magnesiumatom herum aufgebaut wird, sondern auch für tierisches Leben. Magnesium ist so bedeutend, daß Didier Bertrand 1960 ein ganzes Buch darüber verfaßt hat, betitelt Magnesium und das Leben (in Französisch).
Beobachtete Abnormalitäten
a) Pflanze
Die von Bertrand geschilderten Forschungsergebnisse weichen völlig vom Normalen ab: Der Boden erhält keinerlei Magnesiumdünger, und doch entnehmen ihm die Pflanzen große Mengen an Magnesium.
Hier einige Beispiele:
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Im Gegensatz dazu enthält jungfräulicher Boden in der obersten Schicht 30 bis 120 kg Magnesium pro Hektar. D. Bertrand schreibt dazu: „Das meiste bebaubare Land wäre danach sehr schnell erschöpft, doch das vorliegende Experiment widerlegt diese Annahme.“ Und weiter? Eine Erklärung sieht er nicht.
b) Tier: Ratten
Im Jahre 1918 machten Osborne und Mendel sehr sorgfältige Versuche an Ratten. Bei D. Bertrand lesen wir: „Sie konnten feststellen, daß Ratten eine geringe Menge Magnesium brauchen, doch trotz aller Sorgfalt war es nicht möglich zu beweisen, daß Magnesium für das Leben der Ratte unabdingbar ist.“ Man zweifelte ihre Ergebnisse an, insbesondere zog man die Genauigkeit der Analysemethoden in Frage.
Doch die damals genauesten Methoden bestätigten das abnormale Verhalten des Magnesiums. D. Bertrand: „Das Experiment an den Ratten wies nach, daß dieses Tier den Magnesiumanteil in seinem Organismus konstant hält. Medes, Bukner und Peter ermittelten 45 mg Magnesium pro 100 g Frischgewicht, fanden aber heraus, daß der Magnesiumgehalt der Nahrung nur einen äußerst geringen Einfluß auf die im Organsimus vorhandene Magnesiummenge hatte, ganz gleich, wie alt die Tiere waren, ob nun 29, 60 oder 90 Tage“ (6)*.
Es spielt daher kaum eine Rolle, ob der Organismus die Nahrung gut aufnimmt oder nicht. Auch in diesem Fall erkannte man einen praktikablen Weg zur Lösung des Problems. D. Bertrand zitiert Mendel, Benedict und Bogerth mit folgender Äußerung: „Eine Calciumreiche Diät führt zu vermehrter Magnesiumausscheidung und macht darum eine vermehrte Zufuhr dieses Elements notwendig.“ Diese letzte Annahme ist ein Irrtum, denn niemand merkte, daß das Magnesium gerade aus dem Calcium gebildet wurde, und je mehr Calcium man gibt, desto mehr Magnesium wird man finden, gerade so wie bei den Pflanzen!
c) Mensch
An dieser Stelle will ich lediglich einige Experimente beschreiben, die in der Sahara in Zusammenarbeit mit Prohuza, einer staatlichen Organisation, durchgeführt wurden. Der Ethnologe Jacques Soustelle hatte mich 1959 dorthin gesandt. Ich konnte mir die Arbeitsbedingungen ansehen und hatte Zugang zu allen Details sämtlicher Analysen. (Koordinator der Forschungsarbeiten war D. Borrey.) Das Experiment fand nahe Ouargla an einem Trupp von Ölbohrarbeitern statt und dauerte sechs Monate. Hier die Magnesiumbilanz (Angaben in Milligramm pro Mann und Tag):
aufgenommene Menge | ausgeschiedene Menge | Bilanz | |
April | 288 | 290 | -2 |
Mai | 247 | 354 | -107 |
Juli | 348 | 528 | -180 |
5.-9. Sept. | 198 | 420 | -222 |
12-16.Sept. | 211 | 286 | -75 |
Durchschnitt | 258,4 | 375,6 | -117,2 |
Diese abnormalen Ergebnisse wurden später noch in Zusammenarbeit mit Ärzten des französischen Militärs bestätigt. Prohuza war an der Erforschung des Lebens in heißen Klimazonen interessiert und führte das Experiment noch einmal durch, diesmal in Zusammenarbeit mit einem Physiologie-Labor, das in einer trockeneren Gegend, nahe Tindouf, gelegen war. Dieses zweite Experiment dauerte acht Monate.
Hier die Magnesiumbilanz für das zweite Experiment. Es seien lediglich die Durchschnittswerte pro Mann und Tag angegeben (wieder in mg):
aufgenommene Menge ausgeschiedene Menge Überschuß
314 570 256
Es wurden 80 % mehr ausgeschieden als aufgenommen.
Ganz gleich also, welche Forscher das Experiment ausführten oder welches Labor die Ergebnisse auswertete (das erste Experiment durch die Pharmazeutische Fakultät der Universität Straßburg, das zweite durch das Marinelabor in Toulon), es ergab sich, daß der Organismus in trockener Hitze mehr Magnesium ausscheidet als er aufnimmt, und zwar in solchen Mengen, daß es sich weder um einen Irrtum noch um die Mobilisierung von Reserven handeln kann. Der Körper kann insgesamt nur 5 g Magnesium mobilisieren, doch für den August ergaben sich (im zweiten Experiment) folgende Werte
Abb. 3: Variation der Durchschnittswerte für Magnesium bei Ölbohrarbeitern in der Sahara. (Die Zone zwischen den beiden Kurven gibt den Überschuß an ausgeschiedenem Magnesium an.)
aufgenommene Menge ausgeschiedene Menge Überschuß
395 1047,5 652
Es ist offensichtlich, daß diese Arbeiter innerhalb von acht Tagen alles mobilisierbare Magnesium verloren hätten, und dennoch „überlebten“ sie acht Monate.
Anmerken möchte ich, daß die Natriumbilanz im Gegensatz dazu positiv war, was bedeutete, dass der Körper in dem heißen, trockenen Klima mehr Natrium aufnahm als er ausschied; eine Natriumanreicherung war nicht festzustellen. Interessanterweise ist Salz in heißen, trockenen Ländern magnesiumreicher als Meersalz, und Brunnenwasser in warmen, trockenen Gebieten ist meist salzig und sehr magnesiumreich.
Die ständige Zunahme des Magnesiums stammt aus der Reaktion des Natriums nach folgendem Schema: 1123Na + 11H :=:1224Mg. (Im tierischen Organismus wird das Magnesium aus dem Natrium des Blutplasmas gebildet.) (7)*
(1)* Auch das deutsche Standardwerk Römpp’s Lexikon der Chemie schreibt in seiner neuesten Auflage über die Dolomit-Gesteine: „Ihre Bildung ist nach wie vor nicht geklärt. Die Abscheidung von Dolomit ist ein schwieriger Vorgang (S. 1026).“
(2)* A. Ronna, Rothamstead: „Un Demi-Siècle d’Experience en Agronomie par Lauwes and Gilbert“, La Maison Rustique, Paris 1900.
(3)* Broschüren, veröffentlicht von 1875 bis 1883 im Verlag Hermann Peters, Berlin.
(4)* Le magnesium et la Vie, P. U. F. Publ., Paris 1960.
(5)* Le Magnesium et la Vie, P. U. F. Publ., Paris 1960.
(6)* Transmutations à Faible Energie, 2. überarb. Aufl., S. 100, Maloine Publ., Paris.
(7)* Anmerkung des Herausgebers der amerikanischen Ausgabe: Wir empfehlen dem Leser, sämtliche Bücher über Magnesium zu lesen, die sich auf dem Markt finden. Nach der Lektüre des vorliegenden Werkes wird er fast alle abnormalen Erscheinungen des Stoffwechsels dieses Elements begreifen. Sehr ergiebig ist auch das Buch von J. I. Rodale: Magnesium: The Nutrient That Could Change Your Life (Pyramid Publishers).
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