Weltfinanzkrise
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- The Wolff of Wall Street: Weltfinanzkrise
In den Jahren 2007 und 2008 hat die Welt ihre bisher größte und folgenreichste Finanzkrise erlebt. Das gesamte System stand damals kurz vor dem Aus, hat es aber trotzdem geschafft, zu überleben.
Deshalb stellen sich folgende Fragen:
- Wie konnte es zu der Krise kommen?
- Wie wurde das System gerettet?
- Welche Folgen hat diese Rettung?
Beginnen wir mit der ersten Frage: Wie konnte es zu der Krise kommen?
Auslöser der dramatischen Entwicklungen war ein rein amerikanisches Problem, nämlich die Subprime-Hypothekenkrise. Dazu erst einmal eine Erklärung: In der US-Mittelschicht ist es Tradition, sich in relativ jungem Alter ein Haus zu kaufen, es irgendwann mit Gewinn zu verkaufen und dann ein größeres Haus zu erwerben. Das Ganze funktioniert allerdings nur so lange, wie die Preise steigen – und das wiederum ist nur der Fall, so lange eine kontinuierliche Nachfrage nach Häusern besteht, der Markt also nicht gesättigt ist.
Genau dieses Problem aber bestand um die Jahrtausendwende. Immer weniger zahlungskräftige Menschen suchten damals nach Häusern. Deshalb haben Wohnungsmakler und Banken versucht, Kunden mit geringer Bonität – also Menschen, die den Banken die von ihnen geforderten Sicherheiten nicht bieten können – anzulocken, und zwar mit Krediten, die so gestaffelt waren, dass in der Anfangsphase kaum etwas gezahlt werden musste. Da den Banken von Beginn an klar war, dass diese als „subprime“ – also minderwertig – eingestuften Kredite hochriskant waren, haben sie die Schulden auf die betroffenen Häuser, also die Subprime-Hypotheken, gebündelt, mit etwas besser abgesicherten Hypotheken gemischt und als Wertpapiere in alle Welt verkauft – das Risiko also auf diese Weise weitergegeben und zu einem erheblichen Teil ins Ausland verlagert.
Als dann Anfang der 2000er Jahre die Hauspreise sanken und durch die Krise von 2007/2008 zahlreiche Hausbesitzer arbeitslos wurden, gerieten mehr als zehn Millionen Haushalte in den USA in die Schuldenfalle. Zum einen konnten sie ihre Kredite nicht mehr bedienen, zum anderen konnten sie ihre Häuser nur noch mit Verlust
verkaufen.
Wegen der Zahlungsausfälle mussten die Banken, die die hypothekenbesicherten Wertpapiere gekauft hatten, nach und nach feststellen, dass diese weitgehend wertlos waren. Da viele dieser Kredite auch noch über Kreditausfallversicherungen bei anderen Banken abgesichert waren, vervielfachte sich der Schaden. Das wiederum führte dazu, dass die Banken einander misstrauten und sich gegenseitig kein Geld mehr liehen, der Interbanken-Markt also austrocknete. Damit war der Kreislauf des Systems kollabiert.
Wie aber wurde er wieder in Gang gebracht? Durch zwei Maßnahmen:
Zuerst einmal sind die Regierungen eingesprungen und haben die betroffenen Finanzinstitute durch Bail-outs am Leben erhalten. Sie haben also von der Allgemeinheit erwirtschaftete Steuergelder genommen und sie den Besitzern privater Unternehmen – einer sehr kleinen Gruppe sehr wohlhabender Menschen – zum Ausgleich ihrer
Verluste übereignet.
Da das aber nicht ausreichte, sind anschließend die Zentralbanken eingeschritten und haben riesige Geldsummen aus dem Nichts geschaffen und sie zu immer niedrigeren Zinssätzen vergeben – fast ausschließlich an Großinvestoren, die es hauptsächlich zur Finanzspekulation benutzt haben.
Die arbeitende Bevölkerung hat von diesem Geld nichts gesehen. Im Gegenteil, sie wurde mit Hilfe der Austeritätspolitik gezwungen, den Gürtel enger zu schnallen und so mitzuhelfen, den entstandenen Schaden einzugrenzen.
Damit aber sind wir auch schon bei der dritten Frage: Was sind die Folgen der Weltfinanzkrise? Die wichtigste Folge dürfte die weltweite Explosion der sozialen Ungleichheit sein. Der Lebensstandard der arbeitenden und nicht von ihrem Vermögen lebenden Bevölkerung ist auf breiter Front gesunken. Die Ultrareichen dagegen haben riesige Gewinne eingestrichen, ihr Vermögen hat schneller als je zuvor zugenommen.
Aber das ist nicht alles: An den Finanzmärkten haben sich nämlich durch den permanenten Geldzufluss riesige Blasen gebildet, die zu platzen drohen. Um das zu verhindern, müssen die Zentralbanken die Geldmenge verringern und die Zinsen erhöhen, was automatisch zu sinkenden Preisen bei Aktien, Anleihen und Immobilien führt. Da der künstlich erzeugte Aufwärtstrend nach der Krise aber immer mehr Investoren dazu verführt hat, mit geliehenem Geld zu spekulieren, müssen diese Investoren nun höhere Rückzahlungen leisten, während gleichzeitig ihre Vermögenswerte an Wert verlieren.
Genau diese Kombination führt zum gefürchteten Phänomen des Margin Call: Die Kreditgeber fordern ihre Kredite irgendwann massenhaft ein, die Kreditnehmer sind aber außerstande sie zurückzuzahlen. Wir haben es also zurzeit mit derselben Grundproblematik zu tun wie in der Häuserkrise der USA – nur, dass es damals um eine Blase im US-Immobilienbereich ging, während die gegenwärtige Blase sämtliche Finanzmärkte in aller Welt betrifft.
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