DgB-Teil3: Der Sport, das Reiten und die Unterhaltung Das Instrument des Regierens ist das wichtigste politische Problem, mit dem menschliche Gemeinschaften konfrontiert sind. Sogar Konflikte innerhalb der Familie sind oft ein Resultat dieses Problems. Seit dem Entstehen der modernen Gesellschaften ist dieses Problem ein sehr ernstes geworden.

[wpdm_package id=’36922′]

Der Sport ist entweder privat wie das Gebet, das der Mensch spricht, wenn er allein ist, vielleicht sogar in einem geschlossenen Raum, oder er ist öffentlich, wird kollektiv in der Öffentlichkeit ausgeübt, wie das Gebet, das kollektiv in öffentlichen Stätten der Andacht gesprochen wird. Die erste Art von Sport betrifft den Einzelnen selbst, während die zweite Art alle Menschen angeht. Er muss von allen ausgeübt werden, und man sollte es nicht anderen übertragen, ihn für einen selbst auszuüben. Es ist unvernünftig, wenn eine Menschenmenge nur deshalb Orte der Andacht betritt, um einer Person oder einer Gruppe von Leuten dabei zuzuschauen, wie sie beten, ohne selbst daran teilzunehmen. Genauso unvernünftig ist es, wenn Menschenmengen auf Sportplätze oder in Stadien gehen, um einem Spieler oder einer Mannschaft zuzuschauen, ohne selbst teilzunehmen.

Sport ist wie Beten, Essen und das Gefühl von Wärme und Kälte. Es ist dumm, wenn eine Menschenmenge nur deshalb in ein Restaurant geht, um einer Person oder einer Gruppe von Personen beim Essen zuzuschauen; es ist dumm, wenn Leute eine Person oder eine Gruppe von Personen sich an ihrer Stelle aufwärmen oder eine Klimaanlage genießen lassen. Genauso unlogisch ist es, wenn es die Gesellschaft einem Einzelnen oder einer Mannschaft erlaubt, einen Sport zu monopolisieren, während das Volk als Ganzes die Kosten für ein solches Monopol trägt, zum Vorteil einer Person oder einer Mannschaft. Gleichermafšen sollten die Leute demokratischerweise einem Einzelnen oder einer Gruppe, sei es eine Partei, eine Klasse, eine Sekte, ein Stamm oder ein Parlament, nicht erlauben, an ihre Stelle zu treten, wenn über ihr Schicksal entschieden wird und ihre Bedürfnisse definiert werden.

Ein privat betriebener Sport ist allein die Angelegenheit von denen, die ihn selbst ausüben und dies auf ihre eigenen Kosten. Öffentlicher Sport ist ein öffentliches Bedürfnis, und die Leute sollten bei seiner Ausübung nicht vertreten werden, weder physisch noch demokratisch. Was die Physis angeht, so kann der Repräsentant anderen nicht übermitteln, wie sein Körper und seine Moral vom Sport profitiert haben. Demokratisch gesehen hat kein Einzelner und keine Mannschaft das Recht, den Sport, die Macht, den Reichtum oder die Waffen für sich selbst zu monopolisieren.

Sportvereine sind in der heutigen Welt das grundlegende Organisationsinstrument des traditionellen Sports. In jedem Staat bringen sie alle dem Sport zugeteilten Ausgaben und öffentlichen Einrichtungen unter ihre Kontrolle. Diese Institutionen sind nur sozialmonopolistische Instrumente, so wie alle diktatorischen politischen Instrumente, die die Autorität monopolisieren, alle ökonomischen Instrumente, die den Wohlstand monopolisieren, und alle traditionellen militärischen Instrumente, die die Waffen monopolisieren. Da die Ära der Massen die Instrumente abschafft, die die Macht, den Reichtum und die Waffen monopolisieren, wird sie zwangsläufig das Monopol von sozialen Aktivitäten wie dem Sport, dem Reiten und so weiter zerstören. Die Massen, die in langen Schlangen dafür anstehen, für einen Kandidaten zu stimmen, der sie repräsentieren soll, wenn über ihr Schicksal beschlossen wird, tun das in der irrigen Annahme, dass der Kandidat sie tatsächlich repräsentieren und, stellvertretend für sie, ihre Würde, ihre Souveränität und ihre Ansichten verkörpern wird. Diese Massen jedoch, die ihres Willens und ihrer Würde beraubt sind, werden zu bloßen Zuschauern degradiert, die einer anderen Person dabei zusehen, wie sie das ausführt, was sie von Natur aus selbst tun sollten.

Dasselbe gilt für die Menschenmengen, die es aus Unwissenheit versäumen, selbst und für sich selbst Sport zu treiben. Sie werden von monopolistischen Instrumenten, die bemüht sind, sie zu verdummen und sie durch Ablenkung dazu zu bringen, sich stattdessen mit Lachen und Applaudieren zufrieden zu geben, zum Narren gemacht. Der Sport muss, als soziale Aktivität, für die Massen da sein, genauso wie die Macht, der Reichtum und die Waffen in Händen des Volkes liegen sollten.

Öffentlicher Sport ist für die Massen da. In ihm drückt sich ein Recht des gesamten Volks auf Gesundheit und die positiven Auswirkungen von Freizeitbeschäftigungen aus. Es ist nichts als Dummheit, die positiven Auswirkungen des Sports bestimmten Einzelpersonen und Mannschaften zu überlassen, die ihn monopolisieren, während die Massen die Sportstätten zur Verfügung stellen und die Kosten für die Einrichtung des öffentlichen Sports übernehmen. Die Tausenden, die sich in den Stadien drängen, um zuzusehen, zu applaudieren und zu lachen, sind jene Dummköpfe, die es versäumt haben, diese Aktivität selbst auszuüben. Wie auf einem Regalbrett sitzen sie in langen Reihen um die Sportplätze, praktizieren Lethargie und applaudieren jenen Helden, die ihnen die Initiative rauben , den Platz dominieren und den Sport kontrollieren, indem sie sich die von den Massen zur Verfügung gestellten Sportstätten zunutze machen. Ursprünglich wurden die öffentlichen Tribünen zu dem Zweck angelegt, um eine Trennlinie zwischen den Massen und den Sportplätzen zu schaffen, d.h., um zu verhindern, dass die Massen Zugang zu den Plätzen und Spielfeldern haben. Sobald die Massen marschieren und im Zentrum der Spielfelder und im offenen Land Sport treiben, werden die Stadien leerstehen und abgerissen werden. Das wird geschehen, wenn sich die Massen der Tatsache bewusst werden, dass Sport eine Öffentliche Aktivität ist, die man selbst ausüben muss, statt nur zuzuschauen. Das Gegenteil des jetzigen Zustands – also eine hilflose und apathische Minderheit, die zuschaut – wäre vernünftiger.

Die Tribüne wird verschwinden, wenn es niemanden mehr gibt, der sie besetzt. Diejenigen, die unfähig sind, die Rollen des Heroismus im Leben zu übernehmen, die nichts von den großen Ereignissen der Geschichte wissen, die zu kurzsichtig sind, um eine Vorstellung von der Zukunft zu haben und die in ihrem Leben nicht ernsthaft genug sind, sind jene trivialen Personen, die die Sitze der Theater und der Kinos füllen, um die Ereignisse des Lebens anzusehen und etwas über ihren Verlauf zu erfahren. Sie sind wie Schüler, die hinter Bänken sitzen, weil sie nicht nur ungebildet sind, sondern auch Analphabeten.

Diejenigen, die den Lauf ihres Lebens selbst bestimmen, sind nicht darauf angewiesen, dabei zuzusehen, wie ihnen von den Schauspielern auf der Bühne oder auf der Leinwand etwas vorgelebt wird. Dementsprechend haben auch die Reiter, die selbst die Zügel ihrer Pferde in der Hand halten, keinen Sitzplatz auf den Tribünen entlang der Rennstrecke. Wenn jede Person ein Pferd hat, wird niemand mehr da sein, um zuzuschauen und Beifall zu klatschen. Die sitzenden Zuschauer sind nur jene, die zu hilflos sind, um diese Art von Aktivität auszuüben, weil sie keine Reiter sind.

Gleichermaßen zeigen die Beduinenvölker kein Interesse an Theatern und Filmvorführungen, weil sie dafür zu ernsthaft sind und zu hart arbeiten. Da sie sich ein ernsthaftes Leben geschaffen haben, lachen sie über die Schauspielerei. Beduinische Gesellschaften schauen auch keinem zu, der etwas aufführt, sondern führen selbst Spiele auf und nehmen an freudigen Feierlichkeiten teil, weil sie von Natur aus das Bedürfnis für diese Aktivitäten erkennen und sie automatisch praktizieren.

Verschiedene Arten von Boxen und Ringen sind ein Beleg dafür, dass die Menschheit das Verhalten von Wilden noch nicht ganz abgeschüttelt hat. Diese Aktivitäten werden unweigerlich ihr Ende finden, wenn der Mensch die Leiter der Zivilisation weiter emporklettert. Menschenopfer und Pistolenduelle waren in verschiedenen Stadien der menschlichen Evolution vertraute Praktiken. Diese Praktiken der Wilden fanden jedoch schon vor Jahren ein Ende. jetzt lacht der Mensch über sich selbst und bedauert solche Taten. Dasselbe Schicksal wird, nach Jahrzehnten oder nach jahrhunderten, auch das Boxen und das Ringen ereilen. Wie auch immer, je zivilisierter und kultivierter die Menschen werden, desto besser werden sie dazu in der Lage sein, sowohl das Ausüben solcher Praktiken als auch die Ermunterung dazu von sich zu weisen.

Muammar al-Gaddafi