Ernährung
Wie allgemein bekannt, ist die Ernährung eine der Hauptsorgen unserer Zeit. Leute, die sich nicht sicher sind, ob sie sich richtig ernähren, greifen gern zu Vitamintabletten. Die Frage des Proteins wird schnell gelöst, indem der Ernährungsberater seinem ungeduldigen Klienten einfach so viel gibt, wie dieser meint, haben zu müssen.
Die Ernährungstheorien gründen sich auf die alte akademische Chemie, die da sagt, daß nichts verloren geht und nichts hinzugewonnen wird. Alles wird umgesetzt. Um also sicher zu gehen, gibt man von allem ein bißchen mehr, und dann noch etwas dazu, falls irgendwo etwas verlorengeht.
Dem modernen Menschen, der alle Dinge nach deren Geldwert berechnen will, wird so eine chemische Buchhaltung aufgezwungen. Gesundheit ist synonym mit Kapital. Eiweiß, Mineralstoffe und Vitamine werden auf jede nur denkbare Weise im Körper festgehalten. Falls das Eisen das Verlangen hat, den Körper zu verlassen, so nimmt man ein Mittel ein, das es solange festhält, bis es dem Körper die nötige Energie für seine Tätigkeit gibt. Auf diese Weise hat die Chemie ihre Seele an die Krämer verkauft, die die Musen der Forscher sind. Diese erhalten den Auftrag, das herzustellen, was die Zeiten erfordern.
Ärzte wissen oft nicht, was in den Medikamenten ist, die sie verschreiben. Die Firmen geben ihnen kurze Merkblätter, die viel zu selten gelesen werden. Für die Geschäftspolitik wird mehr Zeit aufgewandt als für die Heilung des Patienten. Es ist zu hoffen, daß die biologischen Transmutationen, die jedermann verstehen kann, den Menschen aus seiner Lethargie wecken. Man braucht sich nicht Fremden auszuliefern, die den Verbrauch für das nächste Jahrzehnt manipulieren wollen. Dieser neue Zweig der Wissenschaft mit seiner einfachen, klaren Darlegungsweise, seinen Tausenden von Beweisen und seinem Hauptzeugen, der Ordnung der Welt, wird den Menschen so leiten, daß er sich seine Nahrung selbst aussuchen kann, ganz nach seinen eigenen Bedürfnissen.
Allein schon die Erkenntnisse über die Kalzifizierung sollten genügen, jemand, der ein Interesse an richtiger Ernährung hat, von der Bedeutung biologischer Transmutationen zu überzeugen. Die Berücksichtigung des mineralischen Kalziumgehalts der Nahrung nützt gar nichts, da der Körper dieses zum größten Teil ausscheidet und den Rest nur unvollkommen bindet. (Besonders an heißen Tagen scheidet man von diesem Element mehr aus, als man zu sich nimmt.)
Das Phänomen der biologischen Transmutation, das den Diätetikern bisher entgangen ist, beweist, daß Wärmebilanzen, die sich einzig auf die mit der Oxidation von Kohlenstoff verbundenen chemischen Reaktionen stützen, unzureichend sind. Forschung mit Hilfe des Kalorimeters ist unzureichend, da einige Elemente, je nachdem, welche Enzyme mitwirken und welche physiologischen Bedingungen herrschen, unter Energieabsorption oder -emission umgewandelt werden können. Dies zeigt bereits, wie unzulänglich die Methode der Energiebilanzierung bei komplexen Zusammenhängen ist; sie spiegelt die viel zu einfachen Grundannahmen, die bis heute von fast allen übernommen werden.
Wie wir sahen, ist es unmöglich, alles vollständig mit der Chemie zu erklären. Manche Ärzte erkennen, daß eine Kalziumreiche Ernährung allein nicht unbedingt die Knochen stärkt. Eine Entkalzifizierung beruht manchmal darauf, daß das Enzym, das Natrium in Magnesium umwandelt, unzureichend vorhanden ist. Beruht sie aber auf einem Mangel an dem Enzym, das Magnesium in Kalzium umwandelt, so ist es besser, die Knochen durch Gaben von Kalium und organischer Kieselerde zu stärken.
Nehmen Pflanzen Kalzium auf, so wandeln sie dieses Element mit Hilfe von Enzymen teilweise in Kalium und Magnesium um (genau wie auch die Salpeterbakterien). Zu einer Dekalzifizierung kann es kommen, wenn eine extrem salzarme (besonders eine chloridlose) Diet vorgeschrieben wird.
Kieselsäure stärkt die Knochen offensichtlich besser. Wie bei allem anderen auch, darf man nicht zu viel davon einnehmen, doch der Körper zeigt eine große Toleranz. Darum kann man das Mittel wahrscheinlich auch ohne ärztliche Überwachung nehmen. Der Überschuß wird mit dem Urin ausgeschieden; so wirkt Schachtelhalm bei vielen als Diuretikum.
Schachtelhalm (Zinnkraut) wirkt schnell. Brüchige Nägel, ein Frühzeichen von Dekalzifizierung, normalisieren sich bei Einnahme eines Schachtelhalmextrakts innerhalb von zwei Wochen. Schachtelhalmaufgüsse brauchen etwas länger.
Abb. 10: Wirkung pflanzlicher Kieselsäure bei Rekalzifizierung. Gebrochene Oberschenkelknochen von Ratten (10. Tag). Bilder Nr. 2 und 3: Kontrolltiere mit normalem Futter. (Man sieht, daß die Heilung gerade begonnen hat.) Bilder Nr. 4 und 5: Ratten, die zusätzlich pflanzliche Kieselsäure gefüttert bekamen. (Die Bruchstelle ist sauber zusammengewachsen und Kallus bildet sich.) Abb. 11: Wirkung pflanzlicher Kieselsäure bei Rekalzifizierung. Gebrochene Oberschenkelknochen von Ratten (17. Tag). Bilder Nr. 2 und 3: geringer Fortschritt bei den Kontrolltieren (Futter mit normalem Kalziumgehalt); sehr wenig Veränderung nach 7 Tagen Bilder Nr. 4 und 5: Ratten, die zusätzlich pflanzliche Kieselsäure gefüttert bekamen. Die dunkle Färbung des Kallus zeigt eine größere Kalkdichte als in den umgebenden Knochenbereichen an, die deutlich heller sind (4).
Spektakuläre Erfolge wurden bei Knochenbrüchen erzielt. In einem ernährungswissenschaftlichen Speziallabor wurde ein Experiment durchgeführt, bei dem junge Ratten eine genau überwachte Diät bekamen*.
* Siehe C. L. Kervran: Transmutations à Faible Energie. 2. Auflage Paris 1972, S. 100
Die Ratten wurden in zwei Gruppen zu je drei eingeteilt. Eine Gruppe erhielt normales Futter mit einem recht großzügig bemessenen Kalziumanteil. Der anderen Gruppe wurde ein Schachtelhalmextrakt mit ins Futter gemischt. Alle Ratten wurden zehn Tage, nachdem man ihnen die Knochen gebrochen hatte, geröntgt. Dabei wurde deutlich, daß der Zusatz von organischer Kieselerde bereits die Knochen geheilt hatte. Eine weitere Röntgenaufnahme am 17. Tag zeigte eine vollständige Heilung, wogegen dieselben Aufnahmen bei der Gruppe, die nur Kalzium erhalten hatte, zeigten, daß die Knochen auch am 17. Tag noch nicht verheilt waren.
Andererseits demonstrierte Professor Delbet von der Medizinischen Akademie vielfach, daß es nützlich ist, die Zufuhr von Magnesium zu erhöhen. Die heute so viel häufigeren Fälle von Dekalzifizierung sind teilweise auf unsere moderne Industrienahrung zurückzuführen, der es an Magnesium mangelt. Aus geschäftlichen und ästhetischen Gründen verwendet man heute lieber weißes Mehl und weißen Zucker und schadet damit der eigenen Gesundheit.
Eine Statistik aus Kopenhagen von Januar 1957 bis November 1963 zeigte, daß 80 Kinder im Alter von drei und vier Monaten plötzlich starben. Obwohl sie Milch bekommen hatten, starben sie an Kalziummangel. Ähnliche Unfälle wurden in einem Pariser Krankenhaus beobachtet. Bei der Untersuchung dieser plötzlichen Kindstodfälle, die alle ohne Vorwarnung geschahen, ergab sich, daß sie auf einen Stimmritzenkrampf zurückzuführen waren, durch den die Luftröhre versperrt wurde.
Vielen Krankenhausdiätetikern und sogar Kinderärzten ist noch nicht bekannt, daß diese Krämpfe, die durch einen Kalziummangel im Blut hervorgerufen werden, nicht durch Kalziumgaben behebbar sind. Nur Magnesium beseitigt sie; dasselbe gilt bei Rachitis. Anscheinend litten die betroffenen Kinder an einer Enzymfehlfunktion und konnten darum das Natrium nicht in Magnesium umwandeln. Man hätte ihnen mehr Magnesium direkt zuführen sollen. Natürlich muß mit zusätzlichen Magnesiumgaben vorsichtig umgegangen werden bei Patienten, die auf eine salzlose Diät gesetzt sind, sonst könnte es zu einer Dekalzifizierung kommen.
Getreide und Vollmehl enthalten mehr Magnesium als Fleischprodukte. Wir raten nicht dazu, das Magnesium in Form seines Sulfats einzunehmen, denn dieses ist ein Abführmittel und reizt die Schleimhaut in Magen und Darm.
Wenn Tiere per Lastwagen oder Eisenbahn auf die Reise geschickt werden, ist es ratsam, ihnen einige Wochen vor der Reise die Magnesiummenge im Futter zu verdreifachen, um ihr Knochengerüst zu festigen. Dann besteht auf der Fahrt kein Risiko eines Knochenbruchs, was besonders bei Schweinen und Kälbern wichtig ist, die wegen der modernen Methoden zu schnell wachsen.
Man könnte noch mehr über Fragen der Ernährung vom Standpunkt der biologischen Transmutationen schreiben. Es ist vorteilhaft, das Problem der Dekalzifizierung aufzugreifen, denn dies gehört zu den klassischen Problemen der Ernährungswissenschaft. Wer sich mit diesem Thema, das hier nur so knapp abgehandelt wurde, genauer befassen will, sei auf die vorherigen Kapitel in diesem Buch verwiesen. Zum Studium der Dekalzifizierung seien besonders die Kapitel zum Kalzium empfohlen. Ich betone noch einmal, dieses Buch ist nur als Katalysator gedacht; es verfolgt das Ziel, im Leser – und hoffentlich bei Wissenschaftlern – genügend Neugier zu wecken, so daß er das Thema selbständig weiterverfolgt.
Abschließend will ich eine Geschichte erzählen, die das Problem der Ernährung auf die klarste und dramatischste Weise veranschaulicht. Der Arzt riet einer Schwangeren, Eisen einzunehmen, nachdem er bei ihr einen Eisenmangel festgestellt hatte. Da der Körper aber Eisen nicht so gut speichert, wollte er, daß sie zusammen mit
dem Eisen etwas einnimmt, das es im Magen-Darm-Kanal bindet. Die Frau, keine Freundin großen Tablettenkonsums, war einigermaßen erschrocken über diese Nachricht, daß sie nicht genügend Eisen habe. Sie ging nach Hause und erzählte das ihrem Ehemann, der sich mit dem Phänomen der biologischen Transmutationen gut auskannte. Er beruhigte sie und sagte, es sei alles in Ordnung, sie solle nur einfach mehr Getreideflocken essen und sie gründlicher kauen, so daß der Körper das Mangan besser aufnehmen könne und der Stoffwechsel angeregt werde. Dann empfahl er ihr noch, sich vom Arzt beim nächsten Mal einen Termin am Nachmittag statt am Vormittag geben zu lassen. Einen Monat später ging sie zum Doktor und er verkündete ihr, sie habe seine Anweisungen auf das Beste befolgt, denn jetzt habe sie reichlich Eisen!
Folgendes war passiert: Getreideflocken (besonders aus Vollweizen, ungeschältem Reis usw.) sind reich an Mangan. Wir wissen aber, daß Mangan sich in Eisen umwandelt (56Fe :=: 55Mn + 1H). Der Stoffwechsel bei der Schwangeren war etwas langsam, so daß ihr Mann ihr riet, am Nachmittag zum Arzt zu gehen; bis dahin hatte sich das Mangan in Eisen umgewandelt. Eine Frau mit einem rascheren Stoffwechsel verfügt bereits wenige Stunden nach dem Frühstück über reichlich Eisen.
Die Eisenwerte schwanken bei jedem Menschen und dürfen nicht zu mechanisch gesehen werden. Das Wissen um die biologischen Transmutationen verleiht eine philosophische Gelassenheit anstelle der Wahnvorstellungen aus der Welt der „schnellen Pille“.
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