Propaganda

Alles Lüge? Übernimmt im postfaktischen Zeitalter die Propaganda die Deutungshoheit?

Der vielfach preisgekrönte Dokumentarfilmer Larry Weinstein unternimmt eine Reise in die Kunst zu täuschen und damit Meinungen zu lenken. Und er macht dabei eine beunruhigende Entdeckung: Propaganda und Manipulation lassen sich schon in den ersten Höhlenmalereien nachweisen.

Verschwörungstheorien und Populismus sind heute allgegenwärtig. Nie zuvor gab es derart massive und gezielt geplante Versuche, Weltanschauungen zu manipulieren oder die Massen davon zu überzeugen, dass ihre soziale Existenz und ihre Werte bedroht sind. Stimmt das?

Tatsächlich ist Manipulation seit Jahrtausenden fester Bestandteil des politischen Lebens. Lügen und Halbwahrheiten werden seit Menschengedenken von den Mächtigen und ihren Herausforderern eingesetzt, um die Masse zu beeinflussen.

„Propaganda – Wie man Lügen verkauft“ untersucht die Methoden der Manipulation. Die Dokumentation lenkt die Aufmerksamkeit dabei zunächst auf die Verführungskraft der Kunst: Höhlenmalereien urzeitlicher Schamanen, die religiöse Kunst der Reformation und katholischen Gegenreformation, Street-Art eines Shepard Fairey, dem bekennenden Propagandisten und Erfinder des Obama-Wahlplakates mit der Botschaft „Hope“, und Sabo, ein überzeugter Trump-Fan, der mit seinen Provokationen das demokratische Establishment bekämpft.

Politische Künstler wie Ai Weiwei oder Jim Fitzpatrick, Schöpfer des ikonenhaften 68er Plakats von Che Guevara, erklären ihr Verhältnis zu Kunst und Propaganda. Dann weitet sich der Blick Richtung Architektur, Literatur, Musik, Film und neue Medien und zeigt, wie Faschisten, Diktatoren und Terroristen mit diesen Mitteln operieren.

Die erfolgreichsten Propagandisten verwenden stets die jeweils neuesten Erzähltechniken. Und wenn dann Emotionen den Verstand ausschalten und die Lüge zur Wahrheit wird, dann feiert Propaganda ihren größten Triumph.

Dokumentarfilm von Larry Weinstein (D/CDN 2019, 89 Min)