2018/07: Neue Runde im Machtkampf um Libyens Öl

Die Uno warnt, die Kämpfe könnten sich zu einer großflächigen Konfrontation ausweiten

 

Dicke schwarze Rauchwolken hängen über dem Ölverladehafen von Ras Lanouf an der libyschen Mittelmeerküste. Am Dienstag ist ein zweiter Tank unter der Hitze des Feuers eingebrochen.

 

Am vergangenen Donnerstag musste er die Arbeiter der Einrichtungen von Sidra und Ras Lanouf evakuieren, nachdem bewaffneten Milizen unter Ibrahim Jadran, dem Ex-Chef der Schutztruppen der Ölinstallationen, die Häfen angegriffen hatte. In einem Video erklärte Jadran, er sei angetreten, um den Öl-Halbmond zu befreien.

 

Jadran war im September 2016 von den Truppen des selbsternannten Armeechefs Khalifa Haftar aus dem Öl-Halbmond verdrängt worden. Er war von dem Überfall überrascht worden. Seine Einheiten kämpfen gegenwärtig in der Stadt Derna gegen rivalisierende lokale Verbände der „Derna-Schutztruppen“. Teile von ihnen sollen jetzt auch in Ras Lanouf beteiligt sein. Haftar hat eine Gegenoffensive angekündigt.

 

Seit Jahren ist die Ölindustrie – Lebensnerv des Landes – Zankapfel zwischen den verfeindeten Gruppierungen. Das Resultat ist vor allem Zerstörung. Vor der Revolution 2011 gab es in Ras Lanouf 13 gigantische Tanks, nach der jüngsten Zerstörung sind es noch drei.

 

In den vergangenen Monaten hat Libyen durchschnittlich 980.000 Fass Öl pro Tag produziert, ohne Sidra und Ras Lanouf werden es 400.000 weniger sein; vor dem Fall der Diktatur 2011 lag das Niveau auf 1,6 Millionen.

Haftbefehl gegen Milizenchef

Der Staatsanwalt hat nun einen Haftbefehl gegen Jadran erlassen und die Regierung in Tripolis verlangte den bedingungslosen Abzug der Milizen. Beobachter sehen das Aufflammen der Kämpfe vor dem Hintergrund der jüngsten politischen Entwicklung mit der Konferenz in Paris Ende Mai, an der sich die rivalisierenden Parteien für Wahlen noch in diesem Jahr ausgesprochen haben, allerdings ohne eine verbindliche Absprache.

 

Es gibt viele Akteure, die gegen diese Wahlen sind, weil sie sich in dem gegenwärtigen Chaos gut eingerichtet haben.

 

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron betonte am Montag beim Telefonat mit Fayaz al-Serraj, dem Regierungschef in Tripolis, dass die Zusicherungen von Paris von allen eingehalten werden müssten.

 

Macron hat auch Vertreter der Stadt Misrata, die das Meeting von Paris boykottiert hatten, zu Gesprächen in die französische Hauptstadt eingeladen. (Astrid Frefel aus Kairo, 19.6.2018)