2010/03: Wisnewski: Der große alte Mann – David Rockefeller

Der Name Rockefeller klingt vielen ebenso verstaubt wie der Name Kissinger. Beide gelten als Schreckgespenster aus den längst vergangenen Tagen des Frühkapitalismus und Imperialismus, als die Weltbilder noch ebenso klar waren wie die Feindbilder. Der Name Rockefeller hatte in den USA des 19. und 20. Jahrhunderts dieselbe Bedeutung wie der Name des sagenhaften letzten Königs von Ladien, Krösus, im alten Griechenland und Rom. Die Rockefellers waren jahrzehnte-, wenn nicht jahrhundertelang die führende Öl- und Bankendynastie der Vereinigten Staaten sowie der Inbegriff des Raubtierkapitalismus und Imperialismus schlechthin. Der im Jahr 2009 94-jährige David Rockefeller ist der Nachfahre von John
D. Rockefeller, dessen Konzern Standard Oil sich selbst nach amerikanischen Maßstäben so danebenbenahm, dass er 1911
zerschlagen wurde, ohne dass der Einfluss der Rockefellers dadurch wesentlich geschmälert worden wäre. Zu den Nachfolgefirmen von Standard Oil zählen Konzerne wie Mobil Oil, Exxon, Chevron, Amoco und Conoco.

Genau wie Kissinger übertünchten die Rockefellers, deren Bergbauunternehmen CF&I sich 1914 wahre Schlachten mit seinen Arbeitern lieferte (Ludlow Massaker, 1914), wobei laut Who’s who Frauen und Kinder verbrannten, ihren kaum noch zu überbietenden miesen Ruf durch den Schein des Wahren, Schönen und Guten.

 

»Um sein Ansehen in der Öffentlichkeit wiederherzustellen, verteilte Rockefeller großzügige Spenden in unterschiedlichen Bereichen«, so das Who’s who. »Rockefeller gründete Stiftungen, soziale Einrichtungen und begründete die ›Rockefeller- Foundation‹, die noch bis heute Bestand hat« (Who’s who: John D. Rockefeller). Jeder macht eben die Propaganda, die er am nötigsten braucht.

 

Kurz: Je heiliger und friedlicher sich jemand gibt, umso aggressiver das Raubtier, das sich dahinter verbirgt. Das gilt für die katholische Kirche ebenso wie für manchen Friedensnobelpreisträger und »Menschenfreund«. Deshalb: allergrößte Vorsicht bei »Philanthropen«! Bei den Bilderbergern findet man sie haufenweise. Wobei man schon bei näherer Betrachtung des Begriffs »Philanthrop« (»Menschenliebender«) erkennt, dass damit etwas nicht stimmen kann. Denn wer liebt schon Menschen per se und an sich, es sei denn, er ist ein Heiliger?

 

Normalerweise sind Liebe und Hass Ausdruck einer Beziehung zu einer bestimmten Person. Wer eine ganze Gattung »liebt«, der stellt sich selbst über die Gattung, wie beispielsweise ein Hunde- oder Katzenliebhaber, ein Züchter oder ein Schmetterlingssammler.

Die Rockefellers schminkten sich zu »Philanthropen« um und finanzierten zahlreiche Stiftungen, die ihre imperialistischen Ziele in Zukunft unter dem Deckmantel der »Gemeinnützigkeit« weiterverfolgten. »Ich genieße es, Menschen kennenzulernen«, behauptet der Nachfahre dieses kapitalistischen Raubritters, David Rockefeller. Er baute die (inzwischen nicht mehr existente) Chase Manhattan Bank seiner Familie zur zeitweise größten Bank der Welt auf (siehe Süddeutsche Zeitung 3.4.2008) und führte ab 1985[28] den amerikanischen »Rat für auswärtige Beziehungen« (»Council on Foreign Relations«, CFR), die außenpolitische Denkfabrik der USA, ein Sammelbecken der mächtigsten und reichsten Personen Amerikas.