Gegründet 1919 in Versailles

Wenn man von einem amerikanischen Empire spricht, zeigen sich viele überrascht. Boten doch die Vereinigten Staaten seit ihrer Gründung Ende des 18. Jahrhunderts, erkämpft durch einen erbitterten Unabhängigkeitskrieg, für alle Unterdrückten dieser Welt das Bild des »Tempels der Freiheit«, des »Wächters der Demokratie« und des »Verteidigers der politischen Freiheit«. Und ruft uns die Freiheitsstatue im Hafen von New York denn nicht zu: »Gebt mir eure Müden, eure Armen, eure geknechteten Massen«? Viele, die so positiv über Amerika denken, fragen sich verwirrt, wie die Vereinigten Staaten im letzten Jahrhundert so viele Kriege führen und so viel Tod und Zerstörung über die Welt bringen konnten. Die Antwort ist: weil es im politischen Establishment der USA schon immer zwei einander komplett entgegengesetzte Fraktionen gab, die jeweils um die Vorherrschaft kämpften.


Im September 2014 veröffentlichte ein Professor der Universität Princeton in der Zeitschrift der American Political Science Association seine Analyse von 2000 amerikanischen Gesetzen, die der Kongress in Washington seit 1981, dem Jahr des Amtsantritts von Ronald Reagan, verabschiedet hatte. Der Professor kam zu dem Schluss, die Macht der reichen und großen Konzerne diktiere alle wichtigen Gesetze, der Durchschnittsamerikaner lebe nicht mehr in einer Demokratie, in der seine Stimme gehört werde. Wortreich belegte die Studie, dass Amerika zu einer Oligarchie geworden war. (1) Eine Oligarchie wird definiert als Herrschaftsform, in der die Macht von wenigen Personen oder einer herrschenden Klasse ausgeübt wird. Das sind normalerweise die Superreichen, wie in Russland in den wilden Jahren unter Boris Jelzin oder in der Ukraine heute. Nach dieser Definition wurde Amerika zumindest seit dem auf den Bürgerkrieg folgenden Aufschwung der Industrie in den i87oer-Jahren in hohem Maße von einer Oligarchie beherrscht, deren Macht bei fünf oder sechs Banken an der Wall Street konzentriert war.

Die Morgan-Bank und Woodrow Wilsons Niedertracht

Verfolgen wir die Geschichte dieser mächtigen Banken an der Wall Street sorgfältig zurück, so kommen wir dem Kern der Macht hinter allen verheerenden Kriegen seit 1917 näher. Damals brach Woodrow Wilson sein heiliges Versprechen, das er 1916 in der Kampagne für seine Wiederwahl gegeben hatte: Amerika aus dem großen Krieg in Europa herauszuhalten, einem Krieg, der für die nationale Sicherheit Amerikas niemals eine ernsthafte Bedrohung darstellte. Allerdings bedrohte der Krieg in Europa das finanzielle Herz der damaligen amerikanischen Oligarchie – den Money Trust der Wall Street, wie ihn seine Gegner nannten.


Im April 1917, fünf Monate nach seiner Wiederwahl, trat Präsident Wilson, wie es die Verfassung verlangte, vor den Kongress der Vereinigten Staaten und bat um die formelle Kriegserklärung gegen das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn. J.P. Morgan & Co., damals die mächtigste Bank der Welt, hatte es geschafft, ein unwilliges und unwissendes Amerika in den Ersten Weltkrieg zu ziehen, vordergründig auf der Seite Englands, Frankreichs und Italiens, in Wirklichkeit aber, um die Macht der Bank auf die bankrotten Staaten und Reiche Europas, Großbritannien eingeschlossen, auszuweiten. J. P. Morgan & Co. hatte Niederlassungen in London und Paris, die sie nutzen würde, um nach dem Ende des Weltkriegs die Kontrolle über Europa auszubauen.


Als im April 1917, unmittelbar vor der Kriegserklärung der USA, eine geheime Delegation der britischen, französischen und italienischen Regierung nach Washington kam, setzten die Gesandten Woodrow Wilson unumwunden davon in Kenntnis, dass die Kredite über fünf bis sechs Milliarden Dollar – nach heutigem Wert mehr als 120 Milliarden Dollar -, die sie bis dahin hauptsächlich beim Bankhaus J.P. Morgan aufgenommen hatten, nicht zurückgezahlt werden könnten. Die europäischen Alliierten stünden am Rande der Niederlage, erzählten sie Wilson. Der Zusammenbruch der russischen Front nach der Machtübernahme der Bolschewiken 1917 hatte es Deutschland erlaubt, die Streitkräfte nach Westen umzudirigieren. Die Delegierten in Washington erklärten Wilson, die Kredite von Morgan und anderen Wall-Street-Banken seien für den Kauf von Munition amerikanischer Rüstungsfirmen und von auf amerikanischen Werften gebauten Schiffen verwendet worden.1 Tatsächlich waren die illegalen amerikanischen Kriegskredite und Waffenexporte an die Verbündeten in Europa bis 1917 auf rund das Dreifache gestiegen – insgesamt eine ungeheure Summe in einem Land, das nach dem Kriegsrecht als neutral galt.


Die Kriegskredite der Morgans hatten in der bis dahin kriselnden amerikanischen Stahlindustrie einen Boom entfacht. Unter den Firmen waren auch J. P. Morgans US Steel und Bethlehem Steel. Gleiches galt für die aufstrebende amerikanische Chemieindustrie, DuPont etwa, Hercules Powder oder Monsanto Chemicals, sowie Munitionshersteller wie Remington Arms und Colt Firearms plus zahllose weitere Zulieferer. Die Industrieproduktion war in den USA von 1914 bis 1917 um beeindruckende 32 Prozent gestiegen, hauptsächlich dank der Beschaffungen der Alliierten, die durch die Kredite des Bankhauses Morgan möglich geworden waren.


Wilson stand nun vor der Wahl: Entweder trat Amerika auf der Seite der alliierten Länder in den Krieg ein, oder die verschuldeten Alliierten verloren den Krieg und die amerikanischen Banken und Industrien hätten die Konsequenzen zu tragen.3 Bedrängt von seinem england-freundlichen Sonderberater Colonel Edward M. House, entschied sich Wilson für die Morgans.


Amerikas Kriegseintritt im Jahr 1917 verschob die Balance zuungunsten Deutschlands. Nachdem Deutschland am 11. November 1918 um 11:00 Uhr morgens im Wald von Compiègne in der französischen Picardie einen Waffenstillstand unterzeichnet hatte, nahmen die Alliierten unter Führung Englands und Frankreichs Anfang 1919 die Versailler Friedensgespräche auf.


Am Rande dieser Gespräche riefen die mächtigen Privatbankiers der City of London und der Wall Street zwei neue private Institutionen ins Leben, damit gewährleistet war, dass ihre oligarchische Politik Eingang in die britische und amerikanische Außenpolitik fand. Auf der britischen Seite stand das Royal Institute for International Affairs (RIIA), sein amerikanisches Gegenstück erhielt später den Namen New York Council on Foreign Relations oder kurz CFR – ein harmlos klingender Name für eine Organisation, die dann die Strategie für fast 100 Jahre Krieg entwickelte.(4)

Amerikas Round Table

In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg bildete sich an der Universität Oxford eine Gruppe elitärer Verteidiger des Empires, finanziert vom britischen Bergbaumagnaten Cecil Rhodes, der in Südafrika und Rhodesien mit Gold- und Diamantenminen ein Vermögen gemacht hatte. In seinem ersten Testament hatte Rhodes erklärt, sein Vermögen solle eingesetzt werden für »die Ausweitung der britischen Herrschaft über die ganze Welt… für die Gründung einer Macht, die so groß wäre, dass sie fortan Kriege unmöglich machen und die Interessen der Menschheit fördern würde«. Zur Umsetzung dieser Ziele gründeten seine Anhänger eine Geheimgesellschaft. Wie Rhodes unterstrich, sollte der Jesuitenorden als Vorbild für die von ihm vorgeschlagene Geheimgesellschaft dienen.(5) Um das ehrgeizige Ziel globaler Macht – oder, wie es Rhodes vorschwebte, eines globalen Britischen Empires – zu erreichen, bauten seine Anhänger, zunächst angeführt von Lord Milner, eine Geheimorganisation aus einflussreichen Mitgliedern in Politik und Finanzwesen sowie den führenden britischen Medien auf. Darunter waren die Londoner Zeitungen Times und The Economist.


In Anlehnung an die Ritter der Tafelrunde aus der Legende von König Arthur nannten sie ihren informellen Geheimclub den Round Table. Die Gruppe, die stets im Geheimen und hinter den Kulissen agierte, bemühte sich nach Kräften, England dazu zu bewegen, am 4. August 1914 in den Krieg gegen Deutschland einzutreten. London hatte diskret abgewartet, bis andere Länder den Krieg erklärten, um den Eindruck zu vermeiden, England wolle unbedingt diesen Krieg, auf den die eigene Diplomatie jahrelang hingearbeitet hatte.(6)


Der amerikanische Historiker und Bill Clintons früherer Professor Carroll Quigley von der einflussreichen Washingtoner Georgetown University zählte einige der »Leistungen« der Round-Table-Gruppe auf, die die Welt veränderten: Sie löste den Burenkrieg von 1899 bis 1902 aus; sie schuf und beherrscht den Rhodes Trust [zur Förderung des Britischen Empires – W. E.]; sie schuf zwischen 1906 und 1910 die Südafrikanische Union; sie war der wichtigste Einflussfaktor in Lloyd Georges Kriegsregierung von 1917 bis 1919 und dominierte die britische Delegation bei der Friedenskonferenz 1919; 1920 bis 1940 hatte sie großen Einfluss auf die Appeasement-Politik gegenüber Deutschland; und in erheblichem Ausmaß kontrollierte und kontrolliert sie noch immer die Quellen und die Geschichtsschreibung der britischen imperialen Politik und Außenpolitik seit dem Burenkrieg.(7)

 

Kurz: Lord Alfred Milner und die Mitglieder seines Round Table organisierten einige der wichtigsten Verschwörungen – echte Verschwörungen, die die Weltgeschichte des vergangenen Jahrhunderts prägten. Dank der Kontrolle über die Redaktionspolitik der Londoner Times, die für die britische Elite meinungsbildend war, überzeugte der Round Table die Entscheidungsträger in England, das Deutsche Reich mit seinem dynamischen Wachstum stelle durch seine bloße Existenz eine tödliche Bedrohung für die weitere britische Herrschaft über die Meere sowie die weltweite Kontrolle über Handel und Finanzen dar. Der Round Table erklärte, nur ein präventiver Krieg könne den sonst unvermeidlichen deutschen Durchmarsch zur Weltherrschaft auf der Asche des Britischen Empires stoppen.(8)

Eine folgenreiche Verschwörung im Hotel Majestic

Während der Versailler Friedenskonferenz von 1919 organisierte der britische Round Table im Pariser Hotel Majestic eine folgenreiche Verschwörung. Der Plan war, Schwester-Denkfabriken in London und New York zu gründen. Diese sollten die Strategie einer angloamerikanischen Partnerschaft oder, wie Churchill und Roosevelt später sagten, eine »angloamerikanische Sonderbeziehung« – im Originalton Anglo-American special relationship – begründen. Es war Cecil Rhodes‘ Traum eines weltweiten Empires, andere sprachen von Neuer Weltordnung.


Die aus diesen privaten Pariser Treffen entstandene New Yorker Schwesterorganisation, der New York Council on Foreign Relations (CFR), wurde zur einflussreichsten Denkfabrik in der Geschichte des vergangenen Jahrhunderts. Über seinen wirklichen Einfluss auf die Politik der USA und weltweit ist bis zum heutigen Tage nur wenig bekannt. Und das war auch so gewollt. Zu Recht erhielt der CFR den Beinamen »die Festung des amerikanischen Establishments«. Die Denkfabrik begann als Idee der Imperialisten des britischen Round Table, angeführt von Lionel Curtis. Lord Robert Cecil, der einfluss-

 

Der Untersuchungsausschuss (The Inquiry), eine Gruppe vertraulicher Berater um Woodrow Wilson bei den Friedensverhandlungen von Versailles (1919), gründete gleich anschließend den New York Council ort Foreign Relations, um die US-amerikanische Außenpolitik an den Zielen der internationalen Banker an der Wall Street und in der City of London auszurichten. Diese Männer waren auch für den Neuentwurf der Weltkarte von 1919 verantwortlich.

reiche Spross der Londoner Bankendynastie, stellte den Versammlungsort im Pariser Hotel Majestic zur Verfügung. Dort fand am 30. Mai 1919 hinter verschlossenen Türen ein erstes Treffen statt. In der britischen Delegation bei diesem Treffen und bei den Versailler Friedensgesprächen gaben Mitglieder des Round Table und der Gruppe um Cecil Rhodes den Ton an. In der amerikanischen Delegation in Versailles und beim Treffen im Hotel Majestic hatten die Bankiers des Hauses J. P. Morgan & Company, damals die mächtigste internationale Bank, das Sagen.(9)

 

Zur britischen Delegation bei jenem folgenreichen Treffen im Hotel Majestic gehörten die Initiatoren des Round Table Lionel Curtis, Philip Kerr (Lord Lothian, der vor dem Zweiten Weltkrieg britischer Botschafter in Washington wurde), Lord Cecil, der als Staatssekretär im Außenministerium in Versailles den Entwurf für den späteren Völkerbund verfasste, und Geoffrey Dawson, der einflussreiche Chefredakteur der Londoner Times.


Die Teilnehmer der amerikanischen Delegation bei den Versailler Friedensgesprächen waren persönlich ausgesucht von Colonel Edward Mandell House, dem Sonderberater Wilsons und großen Freund Englands, dem seine Gegner den Spitznamen »Wilsons Rasputin« verpasst hatten. Colonel House hatte den Präsidenten mit Erfolg dazu gedrängt, auf der Seite Englands in den Krieg einzutreten.


Die internationale Wall-Street-Bank /. P. Morgan & Co. zeichnete vornehmlich verantwortlich für die Gründung der Federal Reserve Bank von 1913 und für den Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg. Gemeinsam mit der Rockefeller Group gründeten die Banker von /. P. Morgan in Versailles den New York Council on Foreign Relations, um die US-amerikanische Außenpolitik zu gestalten.

 

 

Die handverlesene US-Delegation in Versailles bestand aus Mitgliedern von Wilsons vertrautem Beraterkreis, der als The Inquiry bekannt war. Dieser Kreis hatte den Auftrag, Pläne für die Rolle der USA in der Welt nach Versailles zu entwerfen.


Unter den Inquiry-Mitgliedern, die bei der Gründung des CFR im Hotel Majestic zugegen waren, befand sich auch der Journalist Walter Lippmann, ein großer Freund Englands und als Amerikaner Mitglied des Round Table. 1922 beschrieb Lippmann als Gründungsmitglied des Council on Foreign Relations die Philosophie hinter der neuen außenpolitischen Denkfabrik für die amerikanischen Oligarchien:

Die gemeinsamen Interessen entziehen sich weitgehend der öffentlichen Meinung, sie zu verwalten obliegt einer besonderen Klasse, deren persönliche Interessen weit über lokale Belange hinausgehen … Dass das Herbeiführen von Konsens verfeinert werden kann, bestreitet wohl niemand. Das Verfahren, wie die öffentliche Meinung gebildet wird, ist mit Sicherheit nicht weniger kompliziert, als es auf diesen Seiten erscheint, und für jeden, der den Prozess versteht, gibt es ausreichend Möglichkeiten zur Manipulation … dank der psychologischen Forschung im Verbund mit den modernen Mitteln der Kommunikation hat die Demokratie eine neue Wendung genommen. Eine Revolution ist im Gange, unendlich viel bedeutsamer als jede Veränderung wirtschaftlicher Macht… So hat beispielsweise das ursprüngliche Dogma der Demokratie seine Glaubwürdigkeit verloren…(10)

 

Weitere Mitglieder von The Inquiry waren der Geograph Isaiah Bowman von der Johns Hopkins University sowie Mitglieder von Amerikas informeller, empirefreundlicher Fraktion – sie selbst sprachen von »America’s Manifest Destiny« – wie James T. Adams von der Patrizierfamilie Adams, der zwei Präsidenten entstammten. Dazu kam Louis Brandeis, Richter am Obersten Gerichtshof, der früher bei der Formulierung des Gesetzes über die Fédéral Reserve eine Schlüsselrolle gespielt hatte.“


Und schließlich gehörten zur amerikanischen Gruppe Abbott Lawrence Lowell von der Bostoner »Brahmanen«-Familie Lowell sowie General Tasker H. Bliss, der bis Mai 1918 Stabschef der United States Army gewesen war und bei der Versailler Konferenz als Wilsons Generalbevollmächtigter fungierte.


Das Geld für die Mitglieder der Arbeitsgruppe, die den Auftrag erhielt, Pläne für die beiden britisch-amerikanischen Schwester-Denkfabriken zu entwerfen, besorgte J. P. Morgan & Co. über Morgans Partner Thomas Lamont.12 Beide Organisationen – das Londoner Royal Institute for International Affairs und dessen New Yorker Schwester – wurden also von den führenden imperialen Eliten aus Finanzen und Wirtschaft beider Länder gegründet. Sie waren nicht gerade das, was man gemeinhin »demokratisch« nennen würde.


Die amerikanische Organisation, der New York Council on Foreign Relations, wie er später hieß, wurde hauptsächlich von Rockefellers Standard-Oil-Gruppe, J. P. Morgan und anderen Wall-Street-Banken finanziert. Damals wie heute sollte diese Organisation einen Konsens unter einflussreichen privaten Konzernen herstellen und diesen Konsens über deren koordinierte Lobbymacht zur amerikanischen Regierungspolitik machen. Es war ungemein effektiv, eine Form von Korporativismus, fünf Jahre vor Mussolinis Wirtschaftsmodell im faschistischen Italien.

Der CFR und die »deutsche Kriegsschuld«

Es war 1921. Mittlerweile hatte sich die amerikanische Gruppe aus den Gesprächen im Hotel Majestic auf den Namen New York Council on Foreign Relations geeinigt und ein Gebäude in New York bezogen, das vom Bankhaus /. P. Morgan & Company und dessen Geschäftspartnern finanziert wurde. Dort fanden Treffen statt, die die amerikanische Außenpolitik in der Nachkriegszeit in jeder Hinsicht prägten.


John Foster Dulles, eines der Gründungsmitglieder des New York CFR und an der Wall Street als Rechtsanwalt für Rockefellers Standard Oil tätig, überzeugte Washington 1921 davon, die verhängnisvollen Schuldenrückzahlungsforderungen für England, Frankreich und Italien zu verhängen sowie Reparationen von Deutschland zu fordern. Diese rissen in die europäische Politik der i92oer-Jahre eine schwärende Wunde. Als Schlüsselfigur unter Wilson hatte Dulles in Versailles den berüchtigten Artikel 231 von der »alleinigen Kriegsschuld Deutschlands« für den Ersten Weltkrieg formuliert.


In einer der ersten Ausgaben von Foreign Affairs, der neuen Zeitschrift des Council on Foreign Relations, argumentierte Dulles 1921:

Es gibt keinen Krieg ohne Verluste. Verluste werden im Endergebnis in Schulden gemessen. Schulden erscheinen in vielerlei Form, als Binnenschulden, Reparationsforderungen, Verbindlichkeiten zwischen Alliierten und Ähnlichem. Sie drücken sich in der Regel in Obligationen, Schuldbriefen usw. aus.(13)

Nach Dulles‘ Berechnungen schuldeten England und die übrigen Alliierten den Vereinigten Staaten bei fünf Prozent Zinsen 12,5 Milliarden US-Dollar. Die in Versailles erhobenen Forderungen Englands, Frankreichs und der anderen Bündnispartner gegenüber Deutschland beliefen sich auf die Summe von 33 Milliarden Dollar – Zahlen, die das Vorstellungsvermögen der damaligen Zeit sprengten. Im Mai 1921 wurde die Gesamtsumme schließlich auf 132 Milliarden Goldmark festgelegt.(14)


Als England 1931 einseitig den Goldstandard aufgab und Washington die Verteidigung des Goldstandards und damit auch der enormen europäischen Kredite des Bankhauses J. P. Morgan & Co. überließ, beendete die britische Regierung gleichzeitig auch die ganz besondere Beziehung zu J. P. Morgan & Co. Für die einst so mächtige Wall-Street-Bank bedeutete dies einen Schock, von dem sie sich nie mehr erholte.(15)


Nach 1931 begann eine andere Gruppe ihren Aufstieg in die amerikanische Machtelite und gleichzeitig auch in die höchsten Ränge des New York Council on Foreign Relations: die Rockefellers, in den i93oer-Jahren vertreten durch vier Brüder – den Banker David, den Politiker Nelson, den Eugenik-Experten John D. III und den Unternehmer Laurance. Nach dem Niedergang der Morgan-Gruppe wurden die Rockefellers zur bis heute unangefochten mächtigsten Familie in der amerikanischen


Geschichte. Ab 1931 oblag die Finanzierung des CFR und die Aufsicht über die politische Ausrichtung von dessen Studien vornehmlich den Rockefeller-Brüdern.(16)

Amerikas CFR-Empire: Das »amerikanische Jahrhundert«

In den 193oer-Jahren finanzierte die Rockefeller-Stiftung eine hochgeheime Studie namens The War and Peace Studies, durchgeführt von führenden Experten des New York Council on Foreign Relations.


Die daraus entstandenen CFR Studies of the American Interest in the War and the Peace, bekannter unter dem griffigeren informellen Titel War & Peace Studies, wurden bis 1945 fortgeführt und legten einen detaillierten Plan für die weltweite Dominanz der USA in der Zeit nach dem Krieg vor. CFR-Mitglied und Insider Henry Luce sprach 1941 in einem Leitartikel von Time-Life vom »amerikanischen Jahrhundert«. Die Studien waren der Entwurf für die zukünftige Macht der USA, während gleichzeitig die Wirtschafts- und Finanzelite der Familien Rockefeiler, Bush und Harriman in großem Stil die Aufrüstung des Dritten Reichs unterstützte und mit den Verkäufen an ihren »Feind« Nazi-Deutschland Gewinne machte, die weit über das Übliche hinausgingen. Rockefellers Standard Oil und Konzerne wie Dow Chemical und DuPont unterstützten die Kriegsmaschinerie des Dritten Reichs, als sich diese gegen die Sowjetunion richtete.(17)


Die Lösung des Paradoxes zwischen amerikanischem Jahrhundert und der gleichzeitigen Unterstützung der Kriegsvorbereitungen Nazi-Deutschlands liegt im Verständnis der amerikanischen geopolitischen Strategie, die unter anderem von Isaiah Bowman vom CFR und dem Geopolitiker Nicholas Spykman von der Universität Yale formuliert wurde. Diese Wissenschaftler entwickelten eine spezifisch amerikanische Synthese der Analyse des Engländers Sir Haiford Mackinder für die Geopolitik, eine Definition der wichtigsten »Schlüsselnationen«, die für die Unterstützung einer weltweiten amerikanischen Dominanz nach dem Krieg – ein amerikanisches Empire – gebraucht wurden.(18)


Während des Krieges verfolgten diese Kreise im CFR das Ziel, auf den Ruinen von Deutschland, England und Stalins Russland eine globale amerikanische Vorherrschaft aufzubauen. Die Rockefellers und ihre Leute waren weder »pro-deutsch« noch »pro-britisch«. Sie waren für ein amerikanisches Jahrhundert und vor allem pro-Rockefeller, und das in einem fast monarchischen Sinn. An einem

Diese Prachtvilla in Manhattan wurde dem New York Council on Foreign Relations 1944 von der Witwe Harold I. Pratts gestiftet, einem Geschäftspartner von John D. Rockefeiler, dem Gründer von Standard Oil.

Tag bildeten sie eine taktische Allianz mit Nazi-Deutschland und am nächsten mit Russland und England. Es war simples Nützlichkeitsdenken – eine Taktik bei der Verfolgung ihres Endziels: die globale Hegemonie Amerikas, ihre Doktrin des »American Manifest Destiny«, ihr »Lebensraum« oder ihr Großraum. 1939 gewährte die Rockefeller-Stiftung, damals die einflussreichste private Stiftung in Amerika, die finanziellen Mittel für das Projekt War & Peace Studies des Council on Foreign Relations. Die Kreise um Rockefeller wollten so etwas wie eine Landkarte für die Welt nach dem Krieg zeichnen lassen; eine Welt, in der Washington das britische Empire als einzige hegemoniale Supermacht ablösen sollte.


Das CFR-Projekt begann bereits, bevor die ersten Panzer über die polnische Grenze rollten. Zu den handverlesenen Mitarbeitern zählte Allen W. Dulles, der später als CIA-Direktor in die Ermordung John F. Kennedys verwickelt war. Außerdem Präsident Woodrow Wilsons geopolitischer Berater in Versailles und erster CFR-Direktor Prof. Isaiah Bowman, der Vorsitzende der American Geographical Society. Und Hanson Baldwin, der einflussreiche Militärkorrespondent der New York Times.(19)


Über Lauchlin Currie, den persönlichen Assistenten von Franklin D. Roosevelt und früheren Mitarbeiter der amerikanischen Zentralbank Federal Reserve, erstattete der CFR dem Präsidenten direkt Bericht. Einer der wichtigsten Vorschläge war die Errichtung einer amerikanischen »Grand Area« nach dem Zweiten Weltkrieg, durch die Washington de facto zum Herrscher über ein Weltimperium würde. Die Grand Area
definierten sie so:

Wie deutlich wird, können sich die Vereinigten Staaten – vom wirtschaftlichen Standpunkt – am besten in einem Gebiet verteidigen, das den größten Teil der nichtdeutschen Welt umfasst. Das nennen wir Grand Area. Dazu gehören die westliche Hemisphäre, das Vereinigte Königreich, die verbliebenen Gebiete des britischen Commonwealth und Empires, Niederländisch-Ostindien, China und Japan… Dabei ist wirtschaftliche Zusammenarbeit zur Sicherung der Integration des Gebietes… erforderlich, um das wirtschaftliche Potenzial der Region auch in eine militärische Macht zu übertragen, gleichzeitig ist sie Teil der Verteidigung des Gebiets. Indem für die Grand Area einefunktionierende wirtschaftliche Organisation geschaffen wird, machen wir dieses Gebiet lebendiger und stärker, wirtschaftlich und, wie zu erwarten ist, auch politisch.(20)

Damit war einigermaßen explizit beschrieben, was amerikanische Politik des Kalten Krieges wurde, von 1946 bis in unsere Tage. In dem Bericht wurde auch Roosevelts und Churchills »britisch-amerikanische Sonderbeziehung« erläutert, die dann nach 1945 fortdauerte. »Die britisch-amerikanische Zusammenarbeit ist der Schlüssel zur Integration der Grand Area, sowohl als Maßnahme in Kriegszeiten als auch für einen von beiden Ländern gewünschten dauerhaften Frieden.« Die CFR-Strategen im Nachkriegs-Amerika würden zum »Leuchtfeuer der Freiheit« und Unterstützer von »Demokratie« und »freier Marktwirtschaft« – für die sie den Begriff des »amerikanischen Systems des freien Unternehmertums« prägten.(11)


Außerdem entwarfen die CFR-Strategen als Ersatz für den von England dominierten Völkerbund die späteren Vereinten Nationen, einschließlich des US-dominierten Internationalen Währungsfonds und der Weltbank.11 Hinter den Vereinten Nationen stand Rockefellers Strategie, die länderübergreifende Organisation als Vehikel für die imperialen Pläne Amerikas einzusetzen, ohne die USA mit Namen zu nennen. Tatsächlich war das Grundstück für das UN-Hauptquartier in New York eine Stiftung der Rockefeller-Brüder, die später bei steigenden Preisen mit ihren Immobilien im Umkreis des UN-Gebäudes ein Vermögen verdienten.


Unter den Studienprojekten des CFR fand sich die »detaillierte Studie über Ort, Produktion und Handel wichtiger Waren und Hersteller weltweit und im Rahmen von Länderblöcken« aus dem Jahr 1940 sowie detaillierte Pläne für den »Wiederaufbau« Deutschlands nach dem Krieg.(13)


Da der CFR eine private Vereinigung war, bot er ein exzellentes »Trainingsgelände«, auf dem amerikanische Oligarchen zukünftige Führungspersönlichkeiten beobachten und auswählen konnten. Die schickten sie dann später in wichtige Regierungsämter nach Washington, wo sie die Politik für ihr amerikanisches Jahrhundert umsetzten.


Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangte kein einziger Regierungsbeamter in eine strategisch wichtige Position, der nicht Mitglied des CFR war. Roosevelts Kriegsminister Henry Stimson war Direktor des CFR. Der Wall-Street-Banker Norman Davis, CFR-Vorsitzender in den Kriegsjahren, war häufig privat zu Gast bei US-Außenminister Cordeil Hull. Die Experten der CFR War & Peace Studies entwickelten die Strategie der Grand Area für eine weltweite Dominanz der USA nach Kriegsende. Ein weiterer CFR-Insider, der Herausgeber und Eigentümer der Zeitschriften Time, Life und Fortune, Henry Luce, nutzte sein Medienimperium dazu, die Öffentlichkeit zur Unterstützung für die Kriegsziele des CFR zu gewinnen. In den fünf Jahren des CFR-Projekts War & Peace Studies steuerten die Rockefellers (nach heutigem Geld) mehr als zehn Millionen Dollar zu dessen Arbeit bei. Rockefellers beherrschende Position in der Nachkriegswelt, in der er Standard Oil als Hebel einsetzte, wird diese Investition vermutlich millionenfach wettgemacht haben.(14)


Der CFR wurde als Denkfabrik eines amerikanischen Empires gegründet. Jeder größere Militäreinsatz der USA, ob in Vietnam, Korea, Nahmittelost oder Lateinamerika, war das Resultat von Diskussionen innerhalb der politischen Kreise des CFR. In einem war er ungeheuer erfolgreich: Auch heute, fast 100 Jahre nach seiner Gründung, haben die meisten Amerikaner, geschweige denn die Menschen im Ausland, den Namen noch nie gehört.

Der CFR heute

Im November 2008, nach sieben von Krieg geprägten Jahren und der tiefsten Wirtschafts- und Finanzkrise der USA seit der Großen Depression der i93oer-Jahre, wurde der junge, dynamische Barack Obama zum ersten schwarzen Präsidenten der Vereinigten Staaten. Im Wahlkampf präsentierte er sich als »Outsider« in Washington, der Schluss machen würde mit der korrupten Vetternwirtschaft von Big Oil und Rüstungs-Industrie in der Ära Bush-Cheney – der Slogan war »Change«. Nach seiner Wahl berief Obama CFR-Mitglieder in so gut wie jede wichtige Position in seiner Regierung. Das waren unter anderem Timothy Geithner, Chef der Federal Reserve Bank von New York, der Finanzminister wurde, und Ex-Finanzminister Lawrence Summers, der Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats wurde. Susan Rice, Obamas Beraterin für nationale Sicherheit, ist genauso CFR-Mitglied wie Ex-Verteidigungsminister Chuck Hagel.


Keine andere Organisation hatte jahrzehntelang so viel Einfluss auf die Politik Washingtons wie der Council on Foreign Relations. Auf der Liste der Positionen, die CFR-Mitglieder bekleideten, standen acht Präsidenten der Vereinigten Staaten, sieben Vizepräsidenten, 17 Außenminister, 20 Kriegs- oder Verteidigungsminister, 18 Finanzminister und 15 CIA-Direktoren. CFR-Mitglieder waren sowohl Mitglieder der Demokratischen Partei als auch der Republikaner – eine Bestätigung für etwas, das immer mehr Wähler spürten: Zwischen den beiden größten Parteien gab es kaum noch einen Unterschied in der Sache, sondern allenfalls im Tonfall. Aus den Reihen der CFR-Mitglieder kamen in der Vergangenheit – in Regierungen von Demokraten und Republikanern – mehrere hundert Staatssekretäre und hohe Regierungsbeamte.(15)


Vom CFR kamen die Präsidenten Herbert Hoover, Dwight D. Eisenhower, John F. Kennedy, Richard M. Nixon, Gerald R. Ford, James E. Carter, George H. W. Bush und William J. Clinton sowie die Vizepräsidenten Richard M. Nixon, Herbert Humphrey, Gerald R. Ford, Nelson A. Rockefeller, Walter Mondale, George H. W. Bush und Richard Cheney.(26)


Die US-Außenminister aus den Reihen des CFR waren Henry L. Stimson, Edward R. Stettinius Jr., Dean G. Acheson, John Foster Dulles, Christian A. Herter, Dean Rusk, William P. Rogers, Henry A. Kissinger, Cyrus R. Vance, Edmund S. Muskie, Alexander M. Haig Jr., George P. Shultz, Lawrence Eagleburger, Warren M. Christopher, Madeleine H. Albright, Colin L. Powell, Condoleezza Rice, Hillary Clinton und John Kerry. Und fast alle Finanz- und Verteidigungsminister sowie CIA-Direktoren kamen vom CFR.“

Wer sitzt im Vorstand des CFR?

Die Quelle der Macht des Council, seine Mitgliedschaft, ist informell, es ist ein Netzwerk von fast 4900 Mitgliedern. Mitglied wird man nur durch Einladung: Ein potenzielles Mitglied muss amerikanischer Staatsbürger sein, seine Nominierung durch ein CFR-Mitglied muss von einem weiteren Mitglied unterstützt werden; die Entscheidung liegt beim Vorstand.


Wer sind diese CFR-Vorstandsmitglieder, die jene auserwählten 4900 bestimmen, die dann de facto die Kontrolle über die Finanzpolitik, die Macht der Konzerne, die Außen- und Verteidigungspolitik des mächtigsten Landes der Welt ausüben?


Der CFR-Vorstand besagt einiges über das Wesen der Macht im Amerika des 21. Jahrhunderts. Ko-Vorsitzender war 2014 Robert Rubin, zunächst Direktor von Goldman Sachs und später Clintons Finanzminister. Er beaufsichtigte die Deregulierung des Finanzsektors, die den Weg für den Schwindel der Hypothekenverbriefung ebnete, die dann 2007 im Crash endete. Zweite Ko-Vorsitzende des CFR war Carla Hills, frühere US-Handelsvertreterin, Direktorin von JPMorgan Chase, der Familienbank der Rockefeller-Familie, und von David Rockefellers Trilateraler Kommission, mit der wir uns in einem späteren Kapitel weiter beschäftigen. Sie ist außerdem Vorsitzende des Ausschusses für amerikanisch-chinesische Beziehungen.(28)


Unter den derzeitigen (2014) CFR-Vorstandsmitgliedern findet sich David M. Rubinstein, Chef der Carlyle Group, des weltgrößten Investitionshauses, dessen Vorstand ehemalige CIA-Direktoren, Verteidigungsminister und Präsidenten angehören. Außerdem General (a. D.) John P. Abizaid von der USArmy, Oberkommandierender während des Irakkriegs von 2003, der Medienmogul David G. Bradley, Direktor der Atlantic Media Company, der Zeitungen und Zeitschriften wie The Atlantic, National Journal, National Journal Daily, Government Executive
und The Hotline gehören. Und schließlich der Nachrichtenmoderator Tom Brokaw (die Beeinflussung der Medien zur Manipulation der öffentlichen Meinung zugunsten der CFR-Politik zählt zu den wichtigen Funktionen des CFR).2′


Weitere CFR-Direktoren sind Laurence D. Fink, Direktor von Black-Rock, dem größten Vermögensverwalter der Welt, der Vermögenswerte von über 4,59 Billionen Dollar verwaltet. Oder auch Stephen Friedman, früher Chef von Goldman Sachs und heute von Stone Point Capital, einer Private-Equity-Firma. Außerdem Ann M. Fudge von der Bill & Melinda Gates Foundation und der Rockefeller-Stiftung; Jami Miscik, Präsidentin von Kissinger Associates, der internationalen Beraterfirma von Ex-Außenminister und Rockefeller-Insider Henry Kissinger. Ebenfalls dabei ist Vin Weber, Ex-Vorsitzender des National Endowment for Democracy und Direktor des Aspen Institute, dem wir uns in einem der folgenden Kapitel widmen werden.(30) Das sind die mächtigen Leute, die die Mitglieder des CFR auswählen.


Zwei Drittel der 4900 gewählten CFR-Mitglieder leben entweder im Raum New York oder Washington, D. C., den beiden Zentren der Macht der amerikanischen Oligarchie. 31 Prozent kommen aus Unternehmen, weitere 25 Prozent aus der akademischen Welt. Mehr als 248 derzeitige CFR-Mitglieder sind in wichtigen Medien tätig – einer der Gründe, warum die CFR-Mitgliedschaft eines prominenten Regierungsmitglieds in den Mainstream-Medien so gut wie nie erwähnt wird. Aber über sie verfügt der CFR, wie schon der britische Round Table vor 1945, über sehr viel mehr politische Macht.(31)


Zusätzlich gibt es beim CFR noch die spezielle Kategorie einer Unternehmens-Mitgliedschaft. Das sind Direktoren von 200 »führenden internationalen Unternehmen aus verschiedenen Sektoren«, die an besonderen CFR-Programmen teilnehmen. Die größten Banken an der Wall Street und andere Geschäfts- und Investmentbanken, Versicherungen und Firmen für strategische Planung sind neben Ölgesellschaften, Rüstungsfirmen und Medienunternehmen im Council am stärksten vertreten. Zu den Firmen zählen Citigroup, JPMorgan Chase, Boeing, The Blackstone Group, Conoco, Disney/ABC, Kissinger-McLarty Associates, IBM, ExxonMobil, Dow Jones/Wall Street Journal, Viacom/CBS, Time Warner, The Carlyle Group, Lehman Brothers, Morgan Stanley, Goldman Sachs, Merrill Lynch, Credit Suisse, First Boston, Washington Post/Newsweek, Chevron, Texaco, Lockheed Martin, Halliburton und Alliance Capital. Bei allen sitzen drei oder gar mehr CFR-Mitglieder im Vorstand.

 

Auf der Mitgliederliste stehen Namen wie David Rockefeller, Henry Kissinger, Peter G. Peterson, George Soros, Maurice Greenberg, Robert Rubin, George P. Shultz, Alan Greenspan, Zbigniew Brzezinski, Richard B. Cheney, George Tenet und John Sweeney (Vorsitzender des Gewerkschaftsverbands AFL-CIO).


Mit anderen Worten: Der New York Council on Foreign Relations steht im Zentrum des amerikanischen »Empires«, sowohl formell als auch informell. Im Laufe der Jahre, besonders aber seit Beginn des Kalten Krieges, haben der CFR und seine führenden amerikanischen Förderer und Oligarchen, die Rockefeller-Brüder, eine ganze Reihe weiterer Denkfabriken geschaffen, um die Macht dieses informellen Imperiums auszuweiten. Eine der ersten, die Bilderberger, operiert seit ihrer Gründung 1954 im Hotel Bilderberg im niederländischen Oosterbeek, weitgehend verborgen vor den Augen der Öffentlichkeit.