Die Chasaren Zwischen 786-809, trat die gesamte Oberschicht der Chazaren, einschließlich ihres Chagans (König) zum Judentum über.
- Hagalil: Die Chasaren
Im 8. Jahrhundert kam es gerade in dieser Gegend, in der nordöstlichen Schwarz-Meer-Region zu einem interessanten Ereignis: das jüdische Volk, das bisher biblisch aus 12 Stämme bestand, gewann sozusagen plötzlich einen ‚weiteren Stamm‘ hinzu. Das war etwa zwischen 786-809, als die gesamte Oberschicht der Chazaren, einschließlich ihres Chagans (König) zum Judentum übertraten. (siehe u.a. Arthur KOESTLERs Roman: Der 13. Stamm).
Wie es dazu kam, oder welche Gründe sie dazu bewogen haben mochten, unterliegt etlichen Vermutungen, wobei die eine Erklärung wahrscheinlich plausibel klingt:
Die Chazaren, eigentlich ein Turkvolk, waren im östlichen Schwarzmeer-Gebiet und im Kaukasus bereits seßhaft. Sie waren ein angesehenes Volk, die byzantinischen Fürsten hegten enge freundschaftliche Beziehungen, brachten ihnen Geschenke und versuchten sogar durch Verehelichungen mit chazarischen Prinzessinnen engere Bande zu knüpfen.
Hebräer jüdische Kaufleute aus Kleinasien, aus dem byzantinischen Raum sowie aus dem Kaukasus siedelten sich seinerzeit unter dem Schutz der mächtigen Chagane im Chazaren-Reiche an und belebten den Handel und die Wirtschaft. Pelze, Baumwollstoffe, Honig und Wachs, Gewürze, Tiere, Häute und Fische bildeten das Gros des Warenhandels.
Einige dieser Juden, die zwischen diesen Chasaren lebten – das ist nachweislich – genossen große Achtung und wurden im Laufe der Zeit sogar zu königliche Berater und Leibärzte. Es ist daher naheliegend, daß sie dadurch einen fruchtbaren Einfluß auf die Chasaren und ihre Herrscher ausgeübt haben könnten, was letztens zu deren Übertritt geführt haben dürfte.
Eine bloße Vermutung…
Der Legende nach, sollte einer der großen Chagane, namens BULAN, vom Götzendienst überdrüssig geworden sein. Angeregt durch einen Traum, der ihm überdies einen Sieg verspräche, veranstaltete Bulan eine Unterredung mit den Vertretern dreier Religionen. Im Verlauf des Gespräches ließ sich der Chagan von der Vorzüglichkeit des Judentums überzeugen und faßte den Entschluß mit seinem Anhang übertreten (siehe auch: Jehudah haLevi ‚Sefer haKusari‘ / Khazaren / Erez Khazar).
Die Zahl der ‚Bekehrten‘ belief sich angeblich auf etwa 4000 Menschen, an denen die obligatorische Beschneidung vollzogen wurde und so drang die jüdische Lehre auch ins gesamte Volk.
Durch verschiedene Veröffentlichungen (vor allem durch Salomon SCHECHTER und Simcha ASSAF) wurde der Übertritt der Chazaren bestätigt, wenn auch nicht in dieser Form, wie es die Legende wissen will.
Unwiderlegbare Tatsache ist jedoch, daß die Juden, die im Chazaren-Reich Zuflucht gesucht hatten, sich im Verlauf der Zeit mit der einheimischen Bevölkerung vermischten.
Durch den Einfall der Russen nach Transkaukasien (944), aber auch durch innere Zwistigkeiten zerbrach das Chazaren-Reich.
Als schließlich SWJATOSLAW (957-972) das bereits geschwächte Reich angriff und die später zum Christentum bekehrten Russen sich mit den Byzantinern verbanden, brach endgültig die Chazaren-Herrschaft zusammen.
In der Folgezeit gab es auf christlicher Seite, zunächst durch die Slavenapostel CYRILLUS und METHODIUS – und dann, etwa um 860, durch den Bischof von Kerch – die ersten größeren Versuche Juden und Chazaren zum Christentum zu bekehren.
Unter dem Großfürst WLADIMIR I. (980-1015; er wurde 988 getauft), der vor seiner Bekehrung zur byzantinischen Kirche ebenfalls mit jüdischen Abgesandten eine Glaubensdisputation führte, kam es bald – wie man weitläufig sagte – zur ‚Taufe Rußlands. Die Erinnerung daran, aber auch die Diskrepanz zu den jüdischen Chazaren, ist in der durch Legenden gefärbten Erzählung, der ‚Nestor-Chronik‘ (? 1113), aus dem Beginn des 12. Jahrhundert, verankert.
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