Auswirkungen der Bindungsstile

Die genannten Bindungsstile stellen eine grobe Einteilung unterschiedlicher mentaler Landkarten dar. Es gibt selbstverständlich individuelle Abweichungen und noch feinere Differenzierungen. Wichtig ist, dass die frühen Kindheitsjahre eine Prägung im Gehirn hinterlassen, die zwar nicht bewusst abgespeichert wird, aber grundlegende Auswirkungen auf die spätere Lebens- und Beziehungsgestaltung hat. Die mentale Landkarte gibt Antworten auf die Fragen:

  • 1. Was kann ich von anderen Menschen erwarten? Kann ich darauf vertrauen, dass andere für mich da sind? Oder gehe ich davon aus, dass ich allein- und im Stich gelassen werde?
  • 2. Welchen Einfluss kann ich auf Beziehungen nehmen? Muss ich mich stark anpassen, um mit anderen Menschen klarzukommen, oder darf ich authentisch sein? Und kann ich auf andere Menschen Einfluss nehmen und Beziehungen mitgestalten? Im ersteren Fall ist meine internale Kontrollüberzeugung niedrig. Im zweiten Fall ist sie hoch.
  • 3. Was bin ich wert?
  • 4. Die Fragen, ob ich anderen Menschen vertrauen darf und ob ich Einfluss auf Beziehungen nehmen kann, berühren auch mein Selbstwerterleben. In den ersten zwei Lebensjahren wird somit auch der Selbstwert bereits vorgeformt. Das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung und die Ausprägung des eigenen Selbstwertes erfolgt in der weiteren Entwicklung, weil das Selbstwerterleben stark an sprachliche Botschaften und Erfahrungen gebunden ist. Es setzt
    deshalb auch ein gewisses Reflexionsvermögen voraus.

Hierauf werde ich im Abschnitt »Der Selbstwert – das Epizentrum unserer Psyche« noch genauer eingehen.