J. P. Morgan und die Presse »So etwas wie eine unabhängige amerikanische Presse gibt es nicht... Wir sind Werkzeuge und Vasallen der reichen Männer hinter den Kulissen ... Unser Talent, unsere Möglichkeiten und unser Leben sind Eigentum anderer Männer. Wir sind intellektuelle Prostituierte.«
John Swinton, ehemals Leitartikler der renommierten New York Times, brachte die Beziehung führender US-Medien zum Money Trust an der Wall Street auf den Punkt:
»So etwas wie eine unabhängige amerikanische Presse gibt es nicht… Wir sind Werkzeuge und Vasallen der reichen Männer hinter den Kulissen … Unser Talent, unsere Möglichkeiten und unser Leben sind Eigentum anderer Männer. Wir sind intellektuelle Prostituierte.«
Wie recht er damit hatte, enthüllte während des Ersten Weltkriegs ein US-Kongressabgeordneter. Oscar Callaway, ein eigenwilliger konservativer Kongressabgeordneter aus Texas, gab im Februar 1917, zwei Wochen bevor Präsident Woodrow Wilson den Kongress zur Kriegserklärung gegen Deutschland aufrief, vor dem US-Repräsentantenhaus zu Protokoll:
Im März 1915 brachten die Leiter der zu J. P. Morgan gehörigen Unternehmen – die großen Bosse aus Stahlindustrie, Schiffsbau und Rüstung – zwölf hochrangige Köpfe aus der Zeitungswelt zusammen und gaben ihnen den Auftrag, die einflussreichsten Zeitungen in den Vereinigten Staaten auszusuchen, und zwar so viele, dass sie die Politik der Tagespresse generell beherrschten… Sie erachteten es als ausreichend, sich die Kontrolle über 25 der größten Zeitungen zu erkaufen …Es kam zu einer Einigung; die politische Linie der Zeitungen wurde gekauft, bezahlt werden sollte monatlich; jede Zeitung erhielt einen Chefredakteur, der die Aufsicht über die Be-
richterstattung zu Einsatzbereitschaft, Militarismus, Finanzpolitik und anderen Fragen von nationaler und internationaler Bedeutung führen sollte, die als zentral für die Interessen der Käufer [J. P. Morgan & Co. – W. E.] galten.*
Callaway fuhr in seiner Beschreibung fort, wie J. P. Morgan & Company durch seine Kontrolle über einige wenige ausgewählte, einflussreiche Zeitungen die öffentliche Meinung in den USA beherrschte:
Dieser Vertrag existiert für die heutige Zeit, und ihm gemäß werden die Nachrichtenspalten der Tagespresse gefüllt mit Argumenten für Einsatzbereitschaft sowie Falschdarstellungen über den derzeitigen Zustand von Armee und Marine der Vereinigten Staaten und über die Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit, dass die USA durch das feindliche Ausland angegriffen werden.
Dazu gehörte es auch, alles zu unterdrücken, was den Wünschen der Auftraggeber zuwiderlief Wie sorgsam diese Anordnung eingehalten wird, zeigt sich an der Berichterstattung der Tagespresse im ganzen Land seit März 1915. Sie setzen jedes Mittel ein, um öffentlich Stimmung zu machen und den Kongress zu zwingen, immense Beschaffungen für Army und Navy zu bewilligen, immer unter dem Vorwand der Notwendigkeit. Ihr Standardargument lautet, dies sei »Patriotismus«. Sie nutzen jedes nur erdenkliche Vorurteil und jede Passion des amerikanischen Volkes.
/. P. Morgan & Company wurde 1915 zum offiziellen Financier der britischen und französischen Regierung bei der Beschaffung amerikanischen Kriegsgeräts von US-Firmen – ein direkter Verstoß gegen Woodrow Wilsons zynische Zusicherung strikter Neutralität. Auch Wilson war ein Lügner, ein mörderischer Lügner, denn er wusste ganz genau, was Morgan tat.
J.P. Morgan & Co., damals die mächtigste internationale Bank in den Vereinigten Staaten, wenn nicht gar auf der ganzen Welt, war der offizielle finanzielle Vertreter Großbritanniens und der Käufer von amerikanischem Kriegsgerät für England im Namen Seiner Majestät des Königs. Für den Titanen der Wall Street war es ein echter Coup.
Um sicherzustellen, dass kein negatives Wort über seine Rolle in den Medien erschien, »kauften« die Morgan-Repräsentanten praktisch die US-Medien.