DIE EIGENE KOMPETENZ ANERKENNEN UND EINSETZEN


Wenn Menschen gefragt werden, was ihnen das Wichtigste im Leben ist, antworten etwa 80% der Bevölkerung: »Gesundheit«. Zugleich aber haben sie in dieser Frage die niedrigste Kompetenz. Das heißt, trotz aller Appelle der Gesundheitspolitiker sind die Menschen nicht in der Lage, Eigenverantwortung zu übernehmen – sie wissen schlichtweg nicht wie. Mit dem allseits propagierten, herrschenden Menschenbild ist dies auch nicht möglich. Unser größtes Projekt sollte es deshalb sein, unser Menschenbild zu ändern, das wir in uns tragen.


Wie schon erwähnt, ist es aufgrund unserer Epoche materialistisch geprägt. Aber wir merken immer öfter, dass sich mit diesem Bild viele Ziele nicht erreichen lassen, wie zum Beispiel das Ziel, gesund und glücklich zu sein und auch so zu sterben. Eigenverantwortung braucht Kompetenz, um Taten folgen zu lassen.


Mit dem Bewusstsein, ein mechanisches und biochemisches Wesen zu sein, müsste man selbst Arzt sein, um Eigenverantwortung auszuüben. Aber Chirurgen operieren sich auch nicht selbst, und Ärzte sind genauso krank wie ihre Patienten. Eine wirklich gelebte Eigenverantwortung braucht ein Menschenbild, mit dem man sein eigener Chef sein kann und nicht geplagt wird von Vergänglichkeitsängsten.


Betrachtet man sein materialistisches, biochemisches Sein auch nur eine Stufe feiner, das heißt weniger grobstofflich, dann sind wir schon bei den Emotionen – und diese führen uns sofort weg von der Medizin. Beispielsweise ist so etwas wie die Angst vorm Sterben, womit die Medizin ihr Geschäft ständig antreibt, keine medizinische Angelegenheit, sondern eine rein philosophische. Genau deshalb ist es erforderlich, sein Menschenbild zu verändern. Besitzen Sie ein Menschenbild, in dem es keinen Grund für die Angst vor dem Sterben gibt, sind Sie von der Medizin nicht mehr erpressbar.


Die Philosophie entscheidet über das Menschenbild, mit dem wir uns durchs Leben bewegen. Man braucht eine Philosophie, nach der man nicht nur gut lebt, sondern auch gut stirbt. Das aber sollte sich nicht erst angesichts des Todes herausstellen, sondern schon jetzt, solange noch Zeit ist, aktiv am eigenen Wandel zu arbeiten. Man braucht nicht zu warten, bis man Schmerzen hat. Die Vorteile eines mehr feinstofflichen bis seelisch-geistigen Menschenbildes lassen sich auch ohne Krankheit ernten. Man muss nicht erst austherapiert sein, um von der Todesangst dazu gezwungen zu werden, sein Bewusstsein zu erweitern, weil alle materiellen Interventionsmöglichkeiten ausgeschöpft sind.


Mit dem Wandel Ihres Menschenbildes können Sie sofort beginnen. Wer sich wandeln will, muss zunächst wissen, wo er sich derzeit befindet, sonst spürt er die Veränderung nicht und weiß nicht, wo er beginnen soll. Vielleicht ist einem nicht mal klar, durch welche Brille man sich und die Welt betrachtet, das heißt, welches Bewusstsein man zurzeit besitzt. Man wird sich dessen meist nur rückblickend bewusst. Erst wenn man ein neues Verhalten praktiziert, wird einem klar, auf Grund welchen Bewusstseins man sich vorher verhalten hat. 


Wollen wir uns aber bewusst weiterentwickeln, lohnt es sich, zunächst eine Bestandsaufnahme des Ist-Zustandes zu machen. Dafür genügt ein Blick in den Arzneischrank. Alles, was sich darin befindet, repräsentiert das materialistische biochemische Menschenbild – egal wie spirituell man sonst schon ausgerichtet ist. Alle diese Medikamente erhalten ihren Sinn nur dadurch, dass zumindest ein Teil des eigenen Denkens so weit an sie glaubt, wie man sich selbst bzw. seine Zellen als eine Art chemisches Labor betrachtet, in dem Substanzen gemixt und kombiniert werden, damit sie das Befinden regulieren. Mit diesem Menschenbild wird der Glaube bedient, dass Denkprozesse (geistige Tätigkeiten) und chemische Prozesse losgelöst voneinander geschehen könnten.


Zu dieser Vorstellung kommt hinzu, dass sie meist auch noch die Annahme beinhaltet, chemische Prozesse seien den geistigen Prozessen (dem Denken) übergeordnet, das heißt, dass die Chemie im Körper unabhängig vom Denken wirkt. Das gibt dem materialistischen und dem dazugehörigen chemischen Menschenbild eine enorme Position in der Hierarchie des eigenen Seins. Doch wenn das Denken der Chemie untergeordnet sein soll – wer wäre dann der Chef der Chemie?


Jede Bewusstseinserweiterung erfordert Mut, und dieser ist wiederum eine Frage des Charakters. Unser Charakter ist geprägt von dem Welt- und Menschenbild, das unsere Bildung vertritt, die wir zu Hause, in der Schule und danach genossen haben. Mit dem herrschenden Menschenbild jedoch, welches unsere Bildung vermittelt, fahren wir die Evolution an die Wand. Das führt zu vielen Opfern. Man muss aber nicht dazugehören, wenn man sein Bewusstsein entwickelt. Und dorthin gibt es unendlich viele Wege. Der am meisten genommene Weg ist der über die eigenen Schmerzen. Theoretisch gelangt man nur schwer zu einem anderen Glaubenskonzept. Jeder Mensch hat das vehemente Interesse, von seinen Schmerzen befreit zu werden. Will er dabei auch seine Würde und Freiheit bewahren, dann heißt das: sich selbst von seinen Schmerzen zu befreien.


Manche kommen zu diesem Standpunkt aber erst, wenn andere ihnen mit ihrer Vorgehensweise (Philosophie) nicht mehr helfen können und die Schmerzen nicht mehr hinzunehmen sind. In diesem Moment dämmert vielleicht die Erkenntnis, dass es an der Philosophie liegen könnte oder sogar liegen muss, wenn alle bisher begangenen Wege nicht zum Glück führen.


Manche glauben ja, wenn sie eine Krankheit haben wie viele andere, dann müsste auch die Behandlung die gleiche sein. Dass jeder Mensch ein einzigartiges Wesen ist und deshalb eine Behandlung differenziert, nämlich seinem Entwicklungsstand entsprechend erfolgen muss, wird dabei meist außer Acht gelassen. Betrachtet man im geistig-seelischen Menschenbild Krankheit nicht als Missgeschick, Zufall oder Fehler im System, sondern als »Entwicklungshilfe«, dann geht es nur darum, die Botschaft zu hören, die einem die Krankheit, das Problem für die eigene Entwicklung geben möchte.


Ein ganz wichtiger Aspekt dieser Botschaft aber ist, in jedem Fall die Lebensweise zu korrigieren, denn das derzeitige Verhalten tut weh und verursacht Probleme. So einfach ist die Philosophie des geistig-seelischen Menschenbildes. Schmerzen oder drückende Probleme zeigen Ihnen: Sie sind nicht auf dem richtigen Weg zum Gipfel des Glücks (oder besser gesagt: zum Gipfel Ihres Glücks), denn es gibt ja nicht nur einen für alle Menschen. So groß kann eine Gipfelplattform gar nicht sein. Es geht stets um den persönlichen Gipfel des Glücks, und der ist so einzigartig, wie Sie selbst sind.