Das Habituierungsparadigma

Die Schwächen des Präferenzparadigmas können durch Verwendung anderer Methoden kompensiert werden, z.B. durch das Habituierungsparadigma.

 

Dem Säugling wird ein Reiz gezeigt, und nach einer gewissen Zeit erlahmt die Aufmerksamkeit. Der Säugling »habituiert«. Daraufhin führt man einen neuen Reiz ein, und siehe da, die Aufmerksamkeit kehrt zurück, er »dishabituiert«. Dieses Ergebnis zeigt zum einen, daß die Habituierung kein physiologischer Prozeß und nicht auf die Ermüdung von Sinnesrezeptoren zurückzuführen ist, sonst wäre die frische Aufmerksamkeit beim zweiten Reiz nicht erklärlich. Zum zweiten zeigt es, daß der Säugling einen Unterschied zwischen beiden Reizen bemerkt, denn sonst würde er bei Einführung des zweites Reizes nicht dishabituieren.


Als Maß für die Habituierung kann die Dauer der visuellen Fixierung oder die differentielle Saugaktivität benutzt werden.  Man läßt einen Säugling beispielsweise an einem Schnuller
saugen. Das Saugen löst die Vorführung eines Films aus. Nach einer bestimmten Zeit nimmt die Saugaktivität ab, und der Säugling beginnt, sich zu langweilen. Koppelt man nun den Schnuller mit einem neuen Film, so nimmt die Saugaktivität wieder zu. Dadurch zeigt der Säugling, daß er den Unterschied zwischen beiden Filmen bemerkt. Ähnlich kann man bei auditiven Reizen verfahren.


Auch das Habituierungsparadigma und seine verschiedenen Varianten sind nicht ohne Probleme (Hay 1986, mit weiterer Literatur), aber im großen und ganzen kann man damit bzw. mit einer Kombination von Habituierungs- und Präferenzparadigma zuverlässige Ergebnisse über die Wahrnehmungsfähigkeiten des Säuglings erzielen.