2025/05: Israelische Armee stiehlt hunderte Esel aus Gaza Die Infrastruktur des Gazastreifens ist zerstört, Straßen ruiniert und nur wenige funktionierende Fahrzeuge sind übrig. Esel haben diese Lücke gefüllt und werden für den Transport von Menschen auf der Suche nach Lebensmitteln, Wasser und Treibstoff eingesetzt; um Verwundete zu Krankenhäusern zu bringen. Während israelische Streitkräfte tausende Menschen zum Verlassen eines Gebiets zwingen.
- Palestinemission: Israelische Armee stiehlt 100te Esel aus Gaza
Alles deutet darauf hin, dass die israelische Regierung anstrebt, alle Palestinenser aus dem Gaza-Streifen zu vertreiben oder zu töten.
Wenn keiner mehr vor Ort ist, kann das Gebiet von Israelies übernommen werden. Eine Volksbefragung würde dann auch das gewünschte Ergebnis liefern.
Israelische Armee stiehlt hunderte Esel aus Gaza
Nach Angaben des israelischen Fernsehsenders Kan 11 wurden von der israelischen Armee Hunderte von Eseln aus Gaza gestohlen, abtransportiert und in eine israelische Organisation namens Let’s start over gebracht, die nach eigenen Angaben in Moshe Harot im Süden von Tel Aviv „Pflege und Rehabilitation für Esel“ anbietet. Auf der Website der Farm werden die Tiere als Opfer eines „psychologischen Traumas“ dargestellt, die einer besonderen Behandlung bedürfen.
Von dieser israelischen Farm aus wurden zahlreiche Esel aus Gaza zu Tierheimen in Europa weitertransportiert. Wie der israelische Sender Kan berichtete, ist am 18. Mai 2025 die erste Lieferung von 58 Eseln vom Flughafen Ben Gurion zum Flughafen Lüttich in Belgien und dann zu Tierheimen in Frankreich und Belgien gebracht worden. Das Tierheim La Tanière – Zoo Refuge in der Nähe der französischen Stadt Chartres feierte die Eseln als Symbol für „Mitgefühl und Zivilisiertheit“. Jeder Esel bekam eine „Geschichte von der Flucht aus der Hölle“. Ihre ehemaligen palästinensischen Besitzer*innen wurden nicht erwähnt.
Die israelische Organisation Let’s start over besteht darauf, dass die Esel vor Misshandlung „gerettet“ wurden und hat offen erklärt, dass die Tiere nicht zurückgegeben werden. „Wir werden nicht zulassen, dass die Esel nach Gaza zurückkehren, und wir werden daran arbeiten, die dort verbliebenen Esel zu holen, damit sie nicht beim Wiederaufbau eingesetzt werden können“, so der Direktor der Organisation.
Die israelischen Behörden haben versucht, das Vorgehen zu rechtfertigen, indem sie behaupteten, die Esel zeigten Anzeichen eines physischen und psychischen Traumas, weil sie von den vertriebenen Palästinenser*innen überlastet werden. Abgesehen davon, dass es – gelinde gesagt – bizarr anmutet, dass Esel aus Gaza „gerettet“ werden, da man sie als „traumatisiert“ ansieht und ihnen Mitgefühl entgegenbringt, während man diesen Schritt für die Menschen in Gaza keineswegs vollzieht, wäre es auch einmal untersuchenswert, wie viele Tiere eigentlich durch die neuerdings so tierliebende israelische Armee getötet wurden.
Zusätzlich sind zwei Faktoren ausschlaggebend, warum diesem Thema Aufmerksamkeit entgegengebracht werden muss:
Erstens haben israelische Soldaten die Esel aus Gebieten, die sie im Gazastreifen eingenommen haben, geplündert. Nach internationalem Recht wird die gewaltsame Beschlagnahmung von Zivileigentum während eines bewaffneten Konflikts als Kriegsverbrechen eingestuft.
Zweitens: Israels Bombardierungen haben die Infrastruktur des Gazastreifens zerstört, Straßen ruiniert und nur wenige funktionierende Fahrzeuge übriggelassen, während die Blockade des palästinensischen Gebiets die Beschaffung von Treibstoff für den Transport verhindert. Esel haben die Lücke gefüllt und werden für den Transport von Gütern und Menschen eingesetzt, die täglich auf der Suche nach Lebensmitteln, Wasser und Treibstoff sind; um Verwundete zu Krankenhäusern zu bringen und um Kinder und Habseligkeiten zu transportieren, wenn die israelischen Streitkräfte abermals tausende Menschen zum Verlassen eines Gebiets zwingen. Eselsmilch ist eine der letzten verfügbaren vitamin- und nährstoffreichen Lebensmittel in Gaza, die Kindern helfen kann.
Der palästinensische Tierarzt Saif Alden drückte es folgendermaßen aus: „Diese Esel sind das letzte Bindeglied zwischen den Menschen und den grundlegenden Dienstleistungen, die sie dringend benötigen. (…) Wir haben in Gaza Esel gesehen, die Leben gerettet haben – sie haben schwangere Frauen zur Entbindung ins Krankenhaus gebracht, Verletzte in Sicherheit getragen; sie sind jenen zur Seite gestanden, die alles verloren haben, und sie haben Wärme gespendet, wenn es kalt war. Sie geben, ohne eine Gegenleistung zu verlangen.“
Dr. Alden und sein Team betreiben eine Klinik, in der seit dem Ausbruch des genozidalen Krieges in Gaza im Oktober 2023 mehr als 7 000 durch israelische Angriffe verletzte Esel und Tausende anderer verletzter Tiere behandelt wurden. Am 13. März 2025 wurde die Klinik von der israelischen Armee bombardiert und zerstört. Dr. Alden und sein Team machen trotzdem weiter – sie versuchen, verwundete Tiere zu verarzten, durchkämmen die zerstörte Landschaft nach zurückgelassenen Tieren, nehmen Anrufe von Besitzer*innen kranker und verletzter Esel entgegen und reagieren auf Anfragen zur Rettung von Tieren selbst aus den gefährlichsten Gebieten.
„Wenn wir ihnen helfen, retten wir nicht nur ein Leben, sondern bewahren ein heiliges Band zwischen Mensch und Tier. Wir halten die Hoffnung am Leben“, so Dr. Alden.
Rifat Kassis, palästinensischer Menschenrechtsaktivist und Mitbegründer von Kairos Palestine, schrieb in einem Kommentar am 15. Juli 2025:
„Damit hat Israel erneut bewiesen, dass es sich um einen Staat handelt, der auf moralischen Widersprüchen beruht: er ist in der Lage, tiefe Empathie gegenüber Tieren zu zeigen, aber er verabsäumt es, Palästinenser*innen auch nur das geringste Mitgefühl entgegen zu bringen. Esel werden aus dem belagerten Gaza in die Tierheime in Europa evakuiert, während die Besitzer*innen, die ihre Esel unter Bombardierung gefüttert, gepflegt und an ihrer Seite geschlafen haben, entweder im Moment verschleppt, unter den Trümmern begraben oder bombardiert werden.
Esel haben jetzt Pässe. Und vielleicht auch eine gute Zukunft. Und vielleicht schicken „progressive“ demokratische Länder ihnen weiches Heu, in Solidarität mit den „Kriegsopfern“. Tierrechtsgruppen und -organisationen werden Spenden sammeln, Geschichten veröffentlichen und berührende Aufnahmen von glücklichen Gaza-Eseln posten, die freudig in die europäische Sonne blinzeln. Unterdessen bleiben die Kinder von Gaza, deren Gliedmaßen verstümmelt, deren Herzen und Nerven zerschmettert wurden, und die ihre Familien verloren haben für Israel unsichtbar. Sie werden nicht als Opfer angesehen, sie haben kein Recht auf Trost, Schutz oder gar Empathie. Sie haben keinen europäischen Zufluchtsort und keine Rettungsflugzeuge oder Autos, ja nicht einmal mehr ein Eselkarren.
Vor nicht allzu langer Zeit beschrieb ein israelischer Minister die Palästinenser*innen als „menschliche Tiere“. Darüber waren wir wütend. Jetzt frage ich mich aber in bitterer Ehrlichkeit: Vielleicht hätten wir besser Tiere sein sollen. Nicht weil die Beschreibung weniger beleidigend ist, sondern weil die Tiere zumindest Mitgefühl, Empathie und Überleben bekommen.
(…) Man präsentiert uns nun das Bild von Israel als „humanitären“ Staat, weil sie Esel in der Luft transportieren, während sie Zivilist*innen am Boden bombardieren. In unserer George Orwell-Welt sind alle Wesen gleich.
Aber manche, so scheint es, sind evakuierbarer als andere.“
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