Narzisstische Selbstsabotage In diesem Buch werden wir die tief verwurzelte Verbindung zwischen Narzissmus, Selbstsabotage und persönlicher Veränderung erkunden. Wir werden uns mit den Mechanismen und Mustern befassen, die uns daranhindern, unsere wahren Fähigkeiten zu erkennen und auszuleben, und damit, wie wir diese Muster durchbrechen können, um eine positive Transformation zu erreichen.
Narzisstische Selbstsabotage
»Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber leben muss man es vorwärts.« (13)
Søren Kierkegaard
Wir kennen sie alle, die Freundin, die sich selbst im Widerspruch aus Großartigkeit und Sabotage jongliert. Die wie eine Superheldin ihre eigenen Pläne durchkreuzt, nur um am Ende von sich zu meinen, ziemlich fantastisch zu sein. Der alles sehr elegant gelingt, auch ihr Kampf gegen die eigenen Hindernisse, die sie sich doch alle selbst aufbaut.
Bald fragte ich Jenny, wie sie es denn mit der eigenen Sabotage so halte. Ja, strahlte sie, darin sei sie sehr gut. Ihre Zweifel und ihre Ängste. Ihr innerer Kritiker. Wir erstellten ihre Top Ten der Selbstsabotage. Es wurden fünfzehn.
Frage an die Leserin und den Leser: Sieht Ihre Liste auch so ähnlich wie Jennys aus? Top Ten der Selbstsabotage vor dem Hintergrund narzisstischer Haltungen:
- Grandiosität
- Oberflächlichkeit
- Trivialität
- Anspruchsdenken
- Perfektionismus
- Statusdenken
- Prokrastination
- Stress
- Vermeidungsverhalten
- innere Kritiker
- irrationale Ängste
- Zweifel
- Neid
- innere Leere
- Beziehungssabotage
Jenny und ich gingen die Liste logisch durch und erfassten so ihr Selbstsabotage-Netzwerk. Ein Netzwerk von Nervenzellen, die anatomische Basis der Funktionsweise komplexer Gehirnabläufe, in denen man sich auch wie in einem Netz verfangen konnte. Jenny glaubte von sich, ohne es laut auszusprechen, zumindest mit ihrem Alltags-Ich großartig zu sein. Dabei störte sie ihre Oberflächlichkeit, denn sie erreichte kein tiefer gehendes Fühlen. Was im Beruf sehr gut funktionierte, oberflächlich zu sein, ließ ihr Leben trivial und sinnlos erscheinen. Aus dem daraus entstehenden Widerspruch und der Verzweiflung rettete sie sich durch ein gewisses Anspruchsdenken an ihre Performance und ihr Image, das sie selbst kreierte.
Es musste zumindest in der Mode alles perfekt sein. Ihr Perfektionismus war geboren. Der hatte sie dazu gebracht, ein deutliches Statusdenken ausgebildet zu haben. Ihr war wichtig, in ihrem Beruf und privat oben zu stehen, an der Spitze zu sein. Aus dieser Spitzenposition heraus vermied sie es, etwas zu riskieren und sich mit Dingen zu beschäftigen, die ihre Position infrage stellten, also verbrachte sie gern Stunden mit Nichtstun und prokrastinierte, um dann mit ihrer ganzen Genialität kurz vor einer Deadline aufzutrumpfen.
Was natürlich extrem viel Stress bedeutete, weil sie nicht immer sehr gut darin war, ihre Ziele einzuhalten, und den inneren Kritiker sehr, sehr laut werden ließ. Der verstärkte dann spielerisch ihre irrationalen Befürchtungen, ihre negativen Erwartungen und ihr Katastrophendenken. Irrationale Ängste peinigten sie. Befürchtungen, die nie so schlimm eintraten, falls überhaupt.
Neid zerfraß sie innerlich. Auf die, die viel erfolgreicher und viel gelassener waren als sie. Das ließ sie an ihrer eigenen Wahrnehmung und an ihrer eigenen Psyche zweifeln, ob sie denn noch alle Tassen im Schrank habe. Ob sie verrückt sei. Warum sie es nicht besser und mit weniger hausgemachtem Stress hinbekommen könne. Trost und Kraft fand sie nicht in sich selbst, denn da war nur diese innere Leere, dieses unbekannte Land. So klammerte sie sich an ihre Beziehung, aber aus Angst vor zu viel Nähe, der zeitgleichen Angst, verlassen zu werden, und zusätzlich mit dem Bedürfnis, sich ganz mit ihrem Partner auffüllen zu wollen, taumelte sie in ihrer unsicheren romantischen Beziehung zwischen Nähe und Distanz. Statt Sicherheit nahm sie nur Unsicherheit darin wahr, und das trieb sie wieder an Punkt eins ihrer Liste. Nur ihre eigene Grandiosität konnte sie vor den noch größer werdenden Selbstzweifeln retten. In diesem Moment aber distanzierte sie sich (erneut) von ihrem Partner, um sich selbst in die eigene Großartigkeit zu flüchten. Und damit stieg sie wieder ein in ihr Netzwerk und spulte es wieder und wieder ab. Immer schneller und immer unbewusster dachte sie: Zum Glück bin ich großartig, zwar etwas oberflächlich und neige zur Trivialität, aber nicht ohne mein Anspruchsdenken.
Ich zeigte ihr diesen komplexen Pfad durch ihr Netzwerk auf, der sich immer wiederholte. Wie ein Teufelskreis. Was daran gesund oder normal sein solle, wollte Jenny von mir wissen. Sind da nicht überall Red Flags?, stammelte sie, den Tränen nahe.
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