Der Spiegel: Kanal Solange die Hamas aber im Gazastreifen aktiv ist und noch zwei Millionen Palästinenser dort leben, kann der Ben-Gurion-Kanal in dieser Form nicht verwirklicht werden.

 
aus DER SPIEGEL 44/1951

Meldungen zufolge, die unmittelbar nach dem konservativen britischen Sieg in Paris zirkulierten, wird einer der ersten politischen Schritte der Tory-Regierung die Entsendung Sir William Strangs, Unterstaatssekretärs im Foreign Office, nach Tel Aviv sein. Er soll von Ministerpräsident Ben Gurion gegen eine große Pfund-Anleihe den Briten das Recht sichern, einen neuen Kanal vom Mittelmeer nach dem Persischen Golf zu bauen, um sich damit der ägyptischen Suez-Obstination zu entledigen.

 

Das Projekt für diesen Kanal ist drei Jahre alt. Von Gaza, südlich des palästinensischen

Hafens Jaffa, soll der Kanal durch 200 km israelischen Gebietes nach Akaba im nördlichsten Zipfel des Roten Meeres führen.

Der Bau soll mit modernen amerikanischen Maschinen und britischem Kapital in 16 Monaten zu bewältigen sein.

Für Israel ist das Projekt verlockend:

* tausende von arbeitslosen Arabern, die Israels Wirtschaft knebeln, würden Arbeit finden;

 

* die Wüste Negew würde bewässert und fruchtbar gemacht.

Ein psychologisches Handicap wären 20 Jahre noch nicht vergessener englischer Palästina-Politik.

Hier aber kann Churchill den Ministerpräsidenten Ben Gurion mit dem Argument entgegentreten, Attlee und insbesondere Bevin seien es gewesen, die die Immigration der Juden verhindert hätten.

Die zweite Schwierigkeit ist größer. Seit dem Abschluß des Waffenstillstandes von Rhodos zwischen Israel und den arabischen Staaten ist Gaza von ägyptischen Truppen besetzt. Die müßten erst einmal vertrieben werden.