Lieber nicht darüber reden. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, jene Philosophien zu kategorisieren, mit denen der Mensch sich und seine Welt erfährt. Die folgenden fünf Kategorien ermöglichen es Ihnen, Ihren jeweiligen Bewusstseinsstand ein wenig näher zu bestimmen. Fragen Sie sich: Welches Menschenbild trage ich in mir?

MEN ONLY – »LIEBER NICHT DRÜBER REDEN …«
»Dichtmachen«, Schutz vor Verletzung

Ganz gleich, ob berufliche oder private Probleme – den meisten Männern ist es sehr unangenehm, mitunter sogar ein Graus, sich persönlich mitzuteilen. Ist das gefährlich? Wenn ja, warum? Sobald man sich selbst mitteilt, kommen Emotionen ins Spiel. Und Männer befürchten, dass sie denen nicht gewachsen sein könnten. 


Was sie sich beim Fußball in der Fankurve erlauben und herauslassen, ist archaisch/vehement und für den Alltag schlichtweg nicht praktikabel.


Die fein formulierte Emotionalität liegt einem Mann nicht. Mir ist klar, dass jeder Mann anders ist, aber generell sind immer wieder typisch männliche Verhaltensmuster zu beobachten. Ein Mann z.B. meint, dass er sich keinerlei »Gefühlsduselei« hingeben darf, sondern möglichst rational, stark, hart und cool sein muss – eine tief verankerte Überzeugung, die über viele Generationen hinweg weitergegeben wird.


Sicherlich verändert sich allmählich das Rollenbild von einst, doch in meinen Seminaren zeigt sich sehr deutlich, wie schwer Männer nach wie vor unter diesem althergebrachten Rollenverständnis zu leiden haben. Viele sind eben doch noch mit Äußerungen aufgewachsen wie: »Ein Junge weint nicht.«, »Na, du bist doch kein Mädchen.«, »Hey, du Memme, du Weichei«, »Ein Indianer kennt keinen Schmerz.«, »Du willst doch sicher mal ein großer, starker Junge werden.«, und so fort. Selbstverständlich wirkt sich all das auch auf den erwachsenen Mann aus.


Und schließlich stehen wir dann da als Partner und Familienvater und wissen mit unseren Gefühlen nichts anzufangen. Allenfalls können sie im Stadion herausgebrüllt werden, aber sie in die Kommunikation einbringen, mit ihnen umgehen und sie vielleicht sogar gutheißen – nein! Gefühle machen Männer lieber mit sich selbst aus. Ausweichen und Ablenken lässt sich dann ganz prima über Sport, Alkohol, Small Talk, Essen etc. und so gut es geht nach außen den Souveränen mimen. Damit kommen viele besser klar, als »weibisch« zu wirken. Wer will schon als Schwächling dastehen? Gefühle sind grundsätzlich gefährlich, sie können die gewohnte Ordnung ziemlich durcheinanderbringen, und schon gerät »mann« in Stress.


Verständlich, dass dann die weibliche Einladung »Schatz, wir müssen mal reden …« Angst macht und der Mann sich sagt: Ich bin dann mal weg …


Lässt sich das Dilemma irgendwie auflösen? Die Erfahrung zeigt, dass Einsicht in das bestehende Verhalten kaum etwas verändert. Nein, das männliche Rollenverhalten muss bei der Wurzel gepackt werden – und zwar bei der emotionalen Einübung! Ein guter Einstieg dafür ist, einmal die alten Kinderfotos rauszukramen. Manche Männer kostet allein das schon Überwindung. Frauen haben weitaus weniger Probleme damit, sich zu ihrem Baby- und Kleinkind-Sein zu bekennen, und empfinden sogar Freude dabei. Von Männern hingegen hört man da schnell mal ein abschätziges Wort über sich selbst, wie »der kleine Hosenscheißer«, nur um eine innere Distanz zu sich selbst herzustellen.


Dennoch – ein Versuch lohnt sich! Beim Betrachten Ihrer frühen Fotos werden vermutlich so manche Begebenheiten aufploppen, die Ihnen bewusst machen, wie sich die heute vorherrschende Gefühlsarmut entwickelt hat. Plötzlich entdecken Sie, dass Sie eine ganz zarte, liebesbedürftige Seele haben mit Kuschel- und sonstigen Zuwendungsbedürfnissen, die Ihnen aber abtrainiert wurden. Das kann Tränen auslösen, für die Sie sich nicht zu schämen brauchen. Im Gegenteil: Hier bietet sich die Chance der Korrektur, die man im heutigen Verhalten nicht hat. Dort, wo man sich als Kleiner sieht und erinnert, wie schmerzhaft und herzlos eine Erziehung vielleicht war, besteht die Möglichkeit, seine Erziehung JETZT zu korrigieren. Wie das funktioniert und was da genau passiert, lesen Sie in Kapitel 3.


Für diesen Prozess, seine eigene Erziehung gemäß dem Motto »Für eine glückliche Kindheit ist es nie zu spät« rückwirkend zu ändern, gibt es verschiedene, auch wissenschaftlich erklärbare Modelle. Aber vielleicht haben diese dann im Moment für Sie nur noch sekundäre Bedeutung, weil Sie durch Erinnerungen plötzlich in Kontakt mit Ihrer Intuition sind und sich darauf einlassen können. Dabei werden Sie die Erfahrung machen, dass das, was war, auf der Gefühlsebene im Jetzt lebendig ist und sich dort auswirkt. Und was im Jetzt ist, kann auch jetzt geändert werden (siehe auch » Seelenschreiben «).


Solche Prozesse mögen zunächst ungewohnt sein, können aber mit der Kubymethode® geübt werden. Und so wird es Schritt für Schritt möglich werden, in eine gesund und glücklich machende Wirklichkeit einzutauchen, in der auch Gefühle ihren Platz haben. Und das betrifft nicht nur Emotionen wie Ärger, Wut und Schmerz, sondern auch die zärtlichen Gefühle, inklusive Freudentränen.


Menschen, die noch stark in einem materialistischen Bewusstsein verhaftet sind, wünschen sich verständlicherweise eine materielle Intervention als Schmerzstiller. Sie denken nicht an Selbstheilung, sondern verlangen nach Hilfe von außen. In dieser Hilfe soll aber bitte keine Ursachenforschung enthalten sein, sondern sie wollen Liebe, Zuwendung, Betäubung, Ruhe, Trost – am liebsten ein Wunder. Besonders toll wäre es, kurz darauf sagen zu können: »Es war gar nichts.« »Ein Schwächeanfall?« »Nein, nur …« Und dann findet man schnell eine Schuld bei irgendetwas Äußerlichem wie dem Wetter, der Klimaanlage, der Mondstellung, der Reisenachwirkung, dem Essen, dem Getränk etc.; und wenn es nichts Akutes zu finden gibt, dann ist es eine alte Geschichte, die noch von einem Unfall oder einer früheren Krankheit herrührt oder vielleicht auch vererbt wurde und so weiter und so fort … alles Mögliche kommt in Frage, nur keine Selbstbetrachtung.


Die Veränderung des Menschenbildes von Bewusstseinsstufe zu Bewusstseinsstufe repräsentiert im Individuum den großen, evolutionären Entwicklungsprozess der Menschheit. Man findet auf diese Weise auch die Spiritualität in der Materie und söhnt sich mit ihr aus. Damit ist gemeint: Auf der grobstofflichen, schulmedizinischen Bewusstseinsstufe wird die Materie bekämpft, vernichtet, manipuliert, entfernt oder künstlich ersetzt. Erst wenn man gewissermaßen »gezwungen« wird, sich selbst zu heilen, weil alle anderen Methoden einem nicht helfen, gewinnt man die Materie (den Körper) als Freund, weil man sie als Ausdruck des eigenen Denkens erfährt.


Wenn wir durch anderes Denken die Materie (den Körper) von Schmerz und Leid befreit haben, ist die Versöhnung vollbracht. Aber natürlich nicht für alle Zeiten, denn wir entwickeln uns ständig weiter und werden daher auf einer weiteren Bewusstseinsstufe erneut herausgefordert, die geistige Ursache eines materiellen Symptoms zu erkennen und es entsprechend geistig (auf-)zu lösen. Im Tod können wir dieser Herausforderung schließlich nicht mehr entkommen. Zuvor sind Kompromisse möglich, auch wenn sie keineswegs zielführend sind. Ein Kompromiss stellt sich ein, wenn die Widerstände gegenüber der Erkenntnis der geistigen Ursache nicht überwunden werden
(können). 


Solche Widerstände haben ganz unterschiedliche Gründe. Dennoch ist kein Widerstand sinnlos oder blockiert das Fortkommen in der Kubymethode®-Prozess, sondern ist selbst schon eine zusätzliche Aufgabe für die Bewusstwerdung. Wenn Sie das Gefühl haben, wie vor einer Mauer zu stehen und nicht weiterzukommen, dann ist diese Mauer selbst schon das Thema: Wie lang und wie hoch ist die Mauer? Wie fühlt sie sich an? Welche Möglichkeiten müssen Sie sich einfallen lassen, um sie zu überwinden? Männer nehmen meist einen Presslufthammer zur Hand, Frauen eine Strickleiter … Spielen Sie mit Ihrem Widerstand (egal in welcher Weise er sich präsentiert) so lange herum, bis er in sich überwunden ist. Dann plötzlich können Sie erkennen, wie es auf der anderen Seite der Mauer aussieht. (Tipp: Machen Sie sich jeden dieser Schritte am besten schriftlich bewusst – siehe Anleitung für Symptombeschreibung.)


Wichtig: Warten Sie nicht, bis Ihnen jemand zeigt, wie Sie Ihren Widerstand gegen den Prozess im Rahmen der Kubymethode® überwinden, sondern nehmen Sie ihn selbst als Herausforderung an. Wenn es ans Sterben geht, können wir ja auch nicht an dem Widerstand festhalten, den Körper zu verlassen. Gerade dann brauchen wir eine Idee, um weiterzukommen. Dabei hilft es sehr, sich (am besten ab sofort) als geistig-seelisches Wesen zu sehen, denn dann stirbt man/frau nicht mehr. Wer sich mit seiner Seele identifiziert, ist unsterblich.


Geist und Seele sind weit mehr als ein Körper. Wir können den Körper noch so genau untersuchen: Weder Geist noch Seele werden wir darin finden. Doch die Seele erfahren wir in intuitiven Zuständen, beim Sinnieren, Ahnen und Fühlen. Jeder Mensch weiß deshalb, dass er Geist und Seele besitzt. Diese Begriffe sind für unsere heutige Gesellschaft nicht allgemein definiert, deshalb versteht jeder darunter etwas anderes. Wichtig ist aber nur, dass wir dem Körper kein Eigenleben zusprechen. Denn der Körper ist nichts anderes als ein Werkzeug, um Erfahrungen zu sammeln, mit denen man sein Bewusstsein entwickelt.


Warum tun wir uns so schwer mit dieser geistig-seelischen Perspektive? Die Schwierigkeit mit dem geistigen Menschenbild rührt daher, dass das Seelenleben nicht erst bei der Zeugung oder der Geburt beginnt. Meist erinnern wir uns als Erwachsene nicht mehr daran, was wir erlebt haben, bevor wir gezeugt wurden. Kinder jedoch tun das problemlos. Nur die Eltern und andere Bezugspersonen, die das eigene Bewusstsein nicht als Kontinuum verinnerlicht haben, merken es nicht oder interpretieren dies als kindliche Unausgegorenheit.


Bewusstseinsentwicklungen gehen in Anbetracht der Formen (Körper), die das Bewusstsein zum Ausdruck bringt, sehr langsam vor sich. Bewusstseinsentwicklung vollzieht sich immer nur in relativ kleinen Schüben, auch wenn sie subjektiv als revolutionär erlebt werden. Diese Erfahrung gibt es auf jeder Bewusstseinsebene. Für jeden ist sein nächster Bewusstseinsschritt gleich schwer, und es gibt für jeden einen Schritt, der noch aussteht. Es handelt sich dabei nicht um das Bewusstsein als Ganzes, sondern immer um Teilbereiche des Lebens. Ich habe noch keinen Erleuchteten getroffen, der sich nicht genauso heftig weiterentwickeln könnte wie jedes andere Wesen
auch.


Erleuchtet oder (noch) nicht erleuchtet: Fragen Sie sich zwischendurch immer wieder mal: Welches der oben genannten Menschenbilder prägt mich? Es lohnt sich, hier klipp und klar Position zu beziehen, um sich nicht selbst hinters Licht zu führen und sich dann möglicherweise darüber zu beklagen, dass es mit der Selbstheilung nicht klappt. Machen Sie einfach die Probe aufs Exempel, beispielsweise zum allseits bekannten Thema Ärger. Begegnen Sie ihm mit dem geistig-seelischen Menschenbild, werden Sie feststellen: Er ist vor allem eine Frage der Interpretation.


Jeder von uns wird im Alltag mit kleinen oder größeren Ärgernissen konfrontiert. Auch hier können Sie viel mehr entspannen, wenn Sie sich wiederum klarmachen: Ich ärgere mich niemals aus dem Grund, den ich meine, denn jeder Ärger ist (lediglich) der Versuch, die eigene Interpretation zu rechtfertigen. Ändere ich die Interpretation, entfällt der Ärger, denn nun gibt es für ihn keinen Grund mehr – auch wenn das Ereignis dasselbe geblieben ist. Der Grund für den Ärger kann also nicht im Ereignis selbst gelegen haben, sondern ausschließlich in der Interpretation (in der Bewertung, dem Urteil), die meine Gedanken dem Ereignis gegeben haben.


Wenn es mir darum geht, meine Interpretation zu rechtfertigen, will ich sie wahrmachen und damit einen scheinbar wahren Grund für meinen Ärger schaffen – insbesondere bei Ereignissen, die ich als mir feindlich gesonnene Ereignisse interpretiere. Mit meiner Interpretation des Ereignisses kann ich meinem eigenen Ärger so viel Rechtfertigung (so viel Legitimation) verschaffen, dass ich selbst zum Angriff auf den vermeintlichen Feind übergehen kann.


Auf diese Weise missbrauche ich ein Ereignis zur Rechtfertigung meiner Interpretation (meines Ärgers über den vermeintlichen Angriff auf mich). Dieses Gedankensystem kann nur deshalb einen Angriff erkennen (bzw. so interpretieren), weil es selbst an Angriff denkt. Ein Gedankensystem, zu dem der Gedanke »Angriff« gehört, mit dem ich das Ereignis interpretiere, scheint mir wichtiger zu sein als Gedanken wie Friede, Gesundheit, Glück und Harmonie, mit denen ich ebenfalls das Ereignis interpretieren könnte. Für diese Interpretation brauche ich kein neues Ereignis zu erschaffen. Es müssen auch keine neuen Ereignisse entstehen, auf die ich keinen Einfluss habe. Es muss lediglich mein Gedankensystem bereit sein, das loszulassen, was in mir die feindlichen Interpretationen von Ereignissen rechtfertigt. Alles, was es braucht, ist, anders zu denken – damit die geistigen Möglichkeiten erweitert werden können.


Warum dieser Punkt so wichtig ist, wird im nächsten Kapitel deutlich. Denn: Es reicht nicht, sich Gesundsein nur zu wünschen – wir müssen uns dafür auch entscheiden!