31 Das Versagen der EHM im Irak
Bekenntnisse eines Economic Hitman
- Siehe auch FT: John Perkins: Bekenntnisse eines Economic Hit Man
Durch meine Tätigkeit als Präsident von IPS in den achtziger Jahren und als Consultant für SWEC von Ende der achtziger bis Mitte der neunziger Jahre erhielt ich Informationen über den Irak, die nicht jedermann zugänglich waren. In den achtziger Jahren wußte die Mehrheit der Amerikaner nur sehr wenig über dieses Land. Es befand sich schlicht nicht auf ihrem Radarschirm. Ich jedoch war fasziniert von den Vorgängen im Irak.
Ich pflegte meine Kontakte zu alten Freunden, die für die Weltbank, den IWF oder andere internationale Organisationen arbeiteten, und zu Leuten bei Bechtel, Halliburton und anderen großen Anlagenbauern, oder zu meinem Schwiegervater. Viele Ingenieure, die bei Subunternehmen von IPS und anderen unabhängigen Energiefirmen arbeiteten, waren auch an Projekten im Mittleren Osten beteiligt. Mir war sehr wohl bewußt, daß
sich die EHM im Irak richtig ins Zeug legten.
Die Regierungen Reagan und Bush waren entschlossen, aus dem Irak ein zweites Saudi-Arabien zu machen. Es gab viele überzeugende Gründe dafür, weshalb Saddam Hussein dem Beispiel des Hauses Saud folgen sollte. Er mußte einfach nur die Lehren beherzigen, die aus dem Saudi-Arabischen Geldwäscheprojekt zu ziehen waren. Seit dem Abschluß dieser Vereinbarung waren Städte aus dem Boden der saudischen Wüste gewachsen, die müllvertilgenden Ziegen Riads waren durch moderne Lastwagen ersetzt worden, und die Saudis kamen jetzt in den Genuß der fortgeschrittensten Technologien der Welt, insbesondere auf den Gebieten der Meerwasserentsalzung, der Abwasserbeseitigung, der Kommunikation und der Stromversorgung.
Saddam Hussein erkannte zweifellos, daß die Saudis auch rechtlich eine gewisse Sonderbehandlung erhielten. Ihre guten Freunde in Washington drückten bei vielen Aktivitäten der Saudis ein Auge zu, etwa was ihre Finanzierung fanatischer religiöser Gruppen betraf – die von der übrigen Welt überwiegend als gefährliche Extremisten oder als Terroristen betrachtet wurden – oder gegenüber der Tatsache, daß sie zahlreichen politischen Exilanten Zuflucht gewährten. Die Vereinigten Staaten hatten Saudi-Arabien sogar gedrängt, Osama bin Ladens Kämpfer in Afghanistan bei ihrem Krieg gegen die Sowjetunion finanziell zu unterstützen. Auch viele andere Länder wurden von den Regierungen Reagan und Bush ermutigt, ähnliche Schritte zu ergreifen – oder zumindest nichts gegen diese Aktivitäten zu unternehmen.
In den achtziger Jahren hielten sich viele EHM in Bagdad auf. Sie glaubten, daß Saddam früher oder später einlenken werde, und auch ich teilte diese Auffassung. Wenn der Irak ein ähnliches Abkommen mit Washington schloß wie seinerzeit die Saudis, würde Saddam seine Herrschaft dauerhaft sichern und seinen Einfluß vielleicht auch in andere Teile der Region ausdehnen können. Es spielte so gut wie keine Rolle, daß er ein psychopathischer Tyrann war, daß das Blut von Massenmorden an seinen Händen klebte oder daß seine Eigenheiten und sein skrupelloses Vorgehen Ähnlichkeiten mit Adolf Hitler erkennen ließen. Die USA hatten schon früher solche Männer nicht nur toleriert, sondern auch unterstützt. Wir hätten ihm sehr gern amerikanische Staatsanleihen für seine Petrodollars überlassen für das Versprechen regelmäßiger Öllieferungen und für ein Geschäft, bei dem die Erträge aus diesen Wertpapieren dafür eingesetzt wurden, US-Firmen mit dem Ausbau der Infrastruktur des Irak, dem Bau neuer Städte und der Schaffung von Oasen in der Wüste zu beauftragen. Wir hätten ihm Panzer und Kampfflugzeuge verkauft und ihm geholfen, chemische Fabriken und Atomkraftwerke zu bauen, wie wir es schon in so vielen anderen Ländern getan hatten, obwohl diese Technologien auch zur Herstellung modernster
Waffen genutzt werden konnten.
Der Irak war für die Vereinigten Staaten von enormer Bedeutung und viel wichtiger, als auf Anhieb zu erkennen war. Im Gegensatz zur allgemein verbreiteten Meinung geht es im Irak nicht nur um Öl. Auch Wasser und geopolitische Fragen spielen eine bedeutende Rolle. Durch den Irak fließen der Tigris und der Euphrat. Im Unterschied zu den übrigen Ländern der Region kontrolliert der Irak damit die Hauptquellen der zunehmend
knapper werdenden Wasserressourcen. Im Lauf der achtziger Jahre wurde uns als Vertretern der Energie- und der Baubranche die politische wie auch wirtschaftliche Bedeutung des Wassers zunehmend bewußt. Im Zuge der allgemeinen Privatisierungswelle wollten die großen Konzerne, die viele der kleinen, unabhängigen Energiefirmen geschluckt hatten, nun die Wasserversorgungssysteme in Afrika, Lateinamerika und im Mittleren Osten in Privatbesitz überführen. Neben Öl und Wasser zeichnet sich der Irak auch durch seine strategisch wichtige Lage aus. Er grenzt an den Iran, Kuwait, Saudi-Arabien, Jordanien, Syrien und die Türkei sowie an den Persischen Golf. Sowohl Israel als auch die frühere Sowjetunion sind vom Irak aus mühelos mit Raketen zu erreichen. Amerikanische Militärstrategen verglichen die Bedeutung des heutigen Irak mit dem Tal des Hudson River während der Kriege gegen die Franzosen und die Indianer im 18. Jahrhundert sowie im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Franzosen, Briten und Amerikaner wußten, wer dieses Tal kontrollierte, der beherrschte den gesamten nordamerikanischen Kontinent. Heute geht man allgemein davon aus, daß die Kontrolle über den Irak der Schlüssel zur Herrschaft über den Mittleren Osten ist.
Darüber hinaus bildete der Irak einen gigantischen Markt für amerikanische Technologie- und Baufirmen. Da dieses Land auf einem der größten Ölvorkommen der Welt sitzt (seine Ölvorräte sollen nach einigen Schätzungen sogar größer sein als die Saudi-Arabiens), war es auch in der Lage, großangelegte Infrastruktur- und Industrialisierungsprogramme zu finanzieren. Alle großen amerikanischen Konzerne – Anlagenbauer, Computerproduzenten, Flugzeug-, Raketen- und Panzerhersteller sowie Pharma- und Chemiefirmen – konzentrierten sich auf den Irak.
Doch Ende der achtziger Jahre wurde immer deutlicher, daß sich Saddam nicht auf das EHM-Szenario einlassen wollte. Dies sorgte in der Bush-Administration für große Enttäuschung und Verunsicherung. Ähnlich wie Panama trug der Irak zum Weichei-Image von Bush senior bei. Als Bush nach einem Ausweg zu suchen begann, spielte ihm Saddam in die Hände. Im August 1990 überfiel er das ölreiche Emirat Kuwait. Bush bezichtigte Saddam daraufhin der eklatanten Verletzung des Völkerrechts, obwohl er vor knapp einem Jahr noch selbst den illegalen, völkerrechtswidrigen Einmarsch in Panama angeordnet hatte.
Es kam daher nicht überraschend, daß sich der US-Präsident zu einem massiven militärischen Vorgehen entschloß. Eine halbe Million amerikanischer Soldaten wurde als Teil einer internationalen Streitmacht in die Region verlegt. Im Januar 1991 begannen die Luftschläge gegen militärische und zivile Ziele im Irak. Ihnen folgte eine hundertstündige Bodenoffensive, der die hoffnungslos unterlegene irakische Armee nicht viel entgegenzusetzen hatte. Kuwait war wieder frei. Ein schlimmer Despot war in die Schranken gewiesen, wenngleich nicht zur Rechenschaft gezogen worden. Die Zustimmung zu Bushs Politik in der amerikanischen Bevölkerung stieg auf 90 Prozent.
Ich hielt mich zum Zeitpunkt der Irak-Invasion zu geschäftlichen Besprechungen in Boston auf – eine der wenigen Gelegenheiten, bei der ich gebeten wurde, etwas für SWEC zu tun. Ich erinnere mich noch lebhaft an die Begeisterung über Bushs Vorgehen. Natürlich waren die leitenden Mitarbeiter des Unternehmens Stone & Webster sehr aufgeregt, aber nicht allein deswegen, weil wir gegen einen blutrünstigen Diktator zu Felde zogen. Für sie eröffnete ein Sieg der USA im Irak die Aussicht auf riesige Profite, auf Beförderungen und Gehaltserhöhungen.
Der Enthusiasmus beschränkte sich nicht auf Leute, die in Firmen arbeiteten, die unmittelbar vom Krieg profitierten. In allen Teilen der Gesellschaft schienen die Menschen den drängenden Wunsch zu verspüren, daß unser Land endlich wieder militärische Stärke zeigte. Meiner Ansicht nach gab es viele Gründe für diese Haltung, unter anderem trug dazu auch das allgemeine Umdenken bei, das durch Reagans Sieg über Carter, die Befreiung der Geiseln im Iran und Reagans Ankündigung gefördert worden war, den Kanalvertrag mit Panama neu zu verhandeln. Bushs Invasion in Panama schürte nur das bereits glimmende Feuer.
Doch neben der patriotischen Rhetorik und den Appellen für eine Politik der Taten vollzog sich auch eine subtilere Veränderung in der Art und Weise, wie die bestimmenden Akteure der amerikanischen Wirtschaft – und damit die meisten Menschen, die für die großen Konzerne arbeiteten – die Welt wahrnahmen. Das Streben nach globaler Vorherrschaft war zu einer Realität geworden, in die der Großteil des Landes eingebunden war. Die miteinander verknüpften Ideen der Globalisierung und der Privatisierung prägten unser Denken nachhaltig.
Im Grunde ging es nicht nur um die Vereinigten Staaten. Das globale Imperium war über alle Grenzen hinweg Wirklichkeit geworden. Ursprünglich amerikanische Unternehmen waren zu internationalen Konzernen geworden, auch in rechtlicher Hinsicht. Viele von ihnen waren in einer Vielzahl von Ländern aktiv, sie konnten sich aussuchen, nach welchen Regeln und Gesetzen sie ihre Geschäfte tätigen wollten, und zahlreiche der Globalisierung dienende Handelsabkommen und Organisationen erleichterten ihnen dies. Begriffe wie Demokratie, Sozialismus und Kapitalismus galten nun fast schon als veraltet. Die Korporatokratie war zu einer Tatsache geworden und entwickelte sich zunehmend zum mächtigsten Einflußfaktor in der Weltwirtschaft und der Weltpolitik. Auch ich unterwarf mich der Korporatokratie, als ich im November 1990 IPS verkaufte. Es war ein lukratives Geschäft für meine Partner und mich, aber wir verkauften in erster Linie deshalb, weil die Ashland Oil Company uns enorm unter Druck setzte. Ich wußte aus Erfahrung, daß es in vielfacher Hinsicht außerordentlich kostspielig sein würde, sich mit dieser Firma anzulegen. Der Verkauf jedoch würde uns wohlhabend machen. Dennoch erschien es mir als eine Ironie, daß ausgerechnet ein Ölkonzern neuer Eigentümer einer alternativen Energiefirma werden sollte; in gewisser Weise kam ich mir wie ein Verräter vor.
SWEC nahm nur einen sehr kleinen Teil meiner Zeit in Anspruch. Hin und wieder bat man mich, nach Boston zu fliegen, um an Meetings teilzunehmen oder bei der Vorbereitung eines Angebots behilflich zu sein. Manchmal wurde ich in Städte wie Rio de Janeiro geschickt, um mit den dortigen Statthaltern der Firma durch die Gegend zu ziehen. Einmal flog ich mit einem Privatjet nach Guatemala. Häufig rief ich Projektmanager an und erinnerte sie daran, daß ich ebenfalls in den Diensten der Firma stünde und verfügbar sei. Daß ich so viel Geld verdiente für so wenig Gegenleistung, bereitete mir Gewissensbisse. Ich kannte das Geschäft gut und wollte einen sinnvollen Beitrag leisten. Aber das war schlicht nicht gefragt.
Daß ich ein Mann war, der zwischen allen Stühlen saß, beunruhigte mich. Ich wollte etwas tun, durch das ich meine Existenz rechtfertigen und die schändlichen Taten in meiner Vergangenheit in etwas Positives umwandeln konnte. Ich arbeitete weiter heimlich – allerdings sehr unregelmäßig – an CONSCIENCE OF AN ECONOMIC HITMAN, redete mir aber nicht ein, daß dieses Buch jemals veröffentlicht werden würde.
Im Jahr 1991 begann ich damit, kleine Besuchergruppen in das Amazonasgebiet zu den Shuar zu führen, die sich bereit erklärt hatten, ihre Vorstellungen von einem verantwortungsbewußten Umgang mit der Natur und ihr Wissen über natürliche Heilverfahren weiterzugeben. Im Lauf der folgenden Jahre stieg das Interesse an solchen Reisen sprunghaft, was schließlich zur Gründung einer Non-Profit-Organisation namens Dream Change Coalition führte. Diese Organisation, die sich das Ziel setzte, die Menschen in den Industrieländern zu einem anderen Verständnis der Erde und einem bewußteren, verantwortungsvolleren Umgang mit ihr anzuregen, fand Anhänger in der ganzen Welt und unterstützte Menschen in vielen Ländern dabei, ähnliche Organisationen zu gründen. Das Nachrichtenmagazin TIME nahm sie in seine Liste mit 13 Organisationen auf, deren Internetauftritt die Ideale und Ziele von Earth Day, des internationalen Umweltaktionstags, am besten zum Ausdruck brachte. Im Verlauf der neunziger Jahre engagierte ich mich immer stärker im gemeinnützigen Bereich, half bei der Gründung mehrerer neuer Organisationen und unterstützte andere durch meine Mitwirkung im Vorstand. Viele dieser Vereinigungen gingen aus dem Kreis der hochmotivierten Mitglieder von Dream Change hervor und konzentrierten sich auf die Arbeit mit indigenen Völkern in Lateinamerika – den Shuar und Achuar am Amazonas, den Quechua in den Anden, den Maya in Guatemala – oder versuchten den Menschen in den Vereinigten Staaten und Europa diese Kulturen nahe zu bringen.
SWEC hatte nichts einzuwenden gegen diese philanthropischen Aktivitäten; sie deckten sich mit SWECs Bekenntnis zu den Zielen des Wohlfahrtsverbandes United Way. Ich schrieb weitere Bücher über die Kulturen und die Lehren der indigenen Völker, wobei ich penibel darauf achtete, jegliche Hinweise auf meine Aktivitäten als EHM zu vermeiden. Damit konnte ich meine Langeweile ein wenig bekämpfen, aber diese Maßnahmen halfen mir auch, weiterhin Tuchfühlung mit Lateinamerika zu halten und mich mit jenen politischen Fragen zu beschäftigen, die mir so sehr am Herzen lagen.
Ich versuchte mir zwar ständig einzureden, daß mir meine gemeinnützige Arbeit und meine schriftstellerische Tätigkeit einen Ausgleich schaffen und es mir ermöglichen würden, eine gewisse Wiedergutmachung zu leisten für meine früheren Aktivitäten, aber es fiel mir immer schwerer. In meinem Innersten wußte ich, daß ich meine Ver-
antwortung auf meine Tochter abzuwälzen versuchte. Jessica würde eine Welt vorfinden, in der Millionen von Kindern mit Schulden geboren werden, die sie nie mehr werden zurückzahlen können. Und ich mußte meinen Teil der Verantwortung für diesen Fakt übernehmen.
Meine Bücher verkauften sich immer besser, vor allem eines mit dem Titel THE WORLD IS AS YOU DREAM IT (deutsche Ausgabe: UND DER TRAUM WIRD WELT). Aufgrund dieses Erfolgs wurde ich immer häufiger gebeten, Workshops durchzuführen oder Vorträge zu halten. Wenn ich in Boston, in New York oder in Mailand vor meinem Publikum stand, war ich manchmal seltsam berührt von dieser Ironie. Wenn die Welt so wird, wie man sie sich erträumt, warum hatte ich mir dann diese Welt erträumt? Warum hatte ich eine so aktive Rolle bei der Herbeiführung eines derartigen Alptraums gespielt?
Im Jahr 1997 sollte ich einen einwöchigen Workshop in der Karibik abhalten, in einer Ferienanlage auf St. John Island. Ich kam spät abends dort an. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, trat ich auf den winzigen Balkon hinaus und blickte hinab auf die Bucht, wo ich vor siebzehn Jahren den Entschluß gefaßt hatte, bei MAIN auszusteigen. Tief bewegt sank ich in einen Stuhl.
Im Verlauf der Woche verbrachte ich einen großen Teil meiner freien Zeit auf diesem Balkon, schaute hinab auf die Leinster Bay und versuchte meine Empfindungen zu verarbeiten. Dabei wurde mir klar, daß ich zwar die Firma verlassen, nicht aber auch den nächsten Schritt getan hatte, und daß meine Entscheidung, in einer Mittelposition zu verharren, einen sehr hohen Preis von mir forderte. Am Ende der Woche war ich zu der Erkenntnis gelangt, daß die Welt um mich herum nicht jener Welt entsprach, die ich mir erträumen wollte, und daß ich genau das tun mußte, was ich meinen Workshop-Teilnehmern nahezubringen versuchte: meine Träume so zu verändern, daß sie das widerspiegelten, was ich wirklich in meinem Leben erreichen wollte.
Als ich wieder zu Hause war, gab ich meine Tätigkeit als Consultant auf. Der Präsident von SWEC, der mich eingestellt hatte, war mittlerweile im Ruhestand. Ein junger Mann hatte seinen Posten übernommen, ein Mann, der jünger war als ich und der anscheinend nichts dagegen zu haben schien, daß ich meine Geschichte erzählte. Er hatte gerade ein Kostensenkungsprogramm auf den Weg gebracht und war froh, mir nicht länger dieses fürstliche Honorar zahlen zu müssen.
Ich entschloß mich, das Buch abzuschließen, an dem ich bereits so lange arbeitete, und allein diese Entscheidung verschaffte mir eine wunderbare Erleichterung. Ich besprach meine Ideen und Überlegungen zu diesem Buch mit engen Freunden, überwiegend Menschen aus Non-Profit-Organisationen, die sich mit indigenen Kulturen und dem Schutz des Regenwaldes beschäftigten. Zu meiner Überraschung reagierten sie entsetzt. Sie hatten Angst, daß diese Enthüllungen meiner Lehrtätigkeit schaden und die Organisationen gefährden würden, die ich unterstützte. Viele von uns halfen indigenen Stämmen am Amazonas dabei, ihr Land gegen die Ölkonzerne zu verteidigen; meine Bekenntnisse, so meinten sie, könnten meine Glaubwürdigkeit untergraben und der gesamten Bewegung einen schweren Schlag versetzen. Einige drohten sogar, ihre Unterstützung aufzukündigen.
Also hörte ich abermals mit der Arbeit an diesem Buch auf. Stattdessen konzentrierte ich mich darauf, interessierte Menschen tief in das Amazonasgebiet zu führen und ihnen einen Stamm zu zeigen, der noch weitgehend unberührt war von der modernen Zivilisation. Und dort war ich auch am 11. September 2001.
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