Strunz: Sind Heilungen Wunder?

Jeden Tag darf ich aufs Neue staunen. Die schlimmsten Leiden und die kuriosesten Symptome, mit denen Sie zu mir gekommen sind, verschwinden einfach. Nach Jahren des Leidens tritt ganz plötzlich Besserung ein. Warum?

 

Weil Sie sich darauf einlassen, Ihren ganz persönlichen Weg der Heilung zu suchen. Weil Sie die Ho nung nicht aufgeben. Weil Sie immer weiterkämpfen. Bis das Wunder da ist.

Das Wunder sind Sie selbst

Viele derjenigen, die mir in Briefen die Geschichte ihrer Wunderheilung geschrieben haben, kenne ich persönlich nicht. Es sind Menschen, die lediglich ein Buch oder mehrere meiner Bücher gelesen haben und dann den Entschluss gefasst haben:

 

Ich ändere mein Leben. Ich streiche Nudeln, Brot und Kartoffeln komplett aus meinem Speiseplan. Ich höre mit dem Rauchen auf. Ich stehe jeden Morgen eine Stunde früher auf, um endlich zu laufen. Ich setze mich hin und meditiere. Jetzt.


Sie selbst sind der Auslöser Ihrer Wunderheilung. Ich als Arzt habe nur die Möglichkeit, Sie auf diesem Weg zu begleiten, Ihnen Tipps zu geben, individuelle Vitalstoffe-Einnahmepläne auszuarbeiten und Ihnen Mut zu machen. Ihre Selbstheilungskräfte gehören Ihnen ganz allein.

 

Sie sind es, die diesen Kräften die Bahn freimachen können. Es ist wundervoll, dass wir Menschen so etwas haben wie Selbstheilungskräfte. Aber diese Kräfte lösen nicht wirklich Wunder aus. Sie arbeiten nur wunderbar zusammen. Und weil wir Menschen mit unserem begrenzten Auffassungsvermögen oft nicht verstehen, wie genau sie zusammenarbeiten, halten wir sie für magisch. Das ist alles.

 

»Wunder geschehen nicht im Widerspruch zur Natur, sondern im Widerspruch zu dem, was wir von der Natur wissen.«

AUGUSTINUS

Gehen Sie einfach los …

Tatsächlich ist in der Medizin oft viel mehr möglich, als Mediziner für möglich halten. Trotzdem sollten wir hier nicht dem gleichen Machbarkeitswahn verfallen, der sich in der Welt der Unternehmen und der individuellen Karriereplanungen verbreitet hat. Fakt ist: Ja, es gibt fantastische Möglichkeiten der Heilung. Fakt ist aber auch: Es gibt nicht in jedem Fall ein Wunder auf Rezept. So einfach ist es nicht. Doch werfen Sie nicht gleich die Flinte ins Korn, wenn sich nach dem Lesen dieses Buches und Ihren ersten Schritten zur Veränderung Ihres Lebens nicht sofort alles zum Guten wendet.


Machen Sie sich keine Vorwürfe, wenn Sie nicht sofort »alles schaffen«. Manchmal haben Sie einen langen, steinigen Weg zu gehen. Gehen Sie ihn! Sie können nur gewinnen.

? SCHON GEWUSST

Spontanheilung
Unter einer Spontanheilung verstehen Mediziner Fälle von plötzlichem Verschwinden von Krankheiten, die sie mit ihrem medizinischen Wissen nicht erklären können. Entweder weil die Heilung ganz o ensichtlich nicht im Zusammenhang mit der Therapie steht. Oder weil die Krankheit anders verläu als in medizinischen Lehrbüchern beschrieben.

Verantwortung übernehmen

Wichtig ist, dass Sie die Verantwortung für Ihre Gesundheit selbst übernehmen. Kümmern Sie sich um sich selbst! Gönnen Sie sich gesunde Bewegung und gesunde Ernährung, gönnen Sie sich klare Gedanken. Das kann kein Arzt für Sie tun. Eine Heilung braucht eben viel mehr als das Medikament, das der Arzt verschreibt. Was ganz genau, das wissen wir auch heute noch nicht. Aber es zeigt sich immer wieder, dass nicht zuletzt Ihre Zuversicht, Ihr guter Wille und Ihre Hoffnung dazugehören.


Dass wir immer noch viel zu wenig über die Zusammenhänge im menschlichen Körper wissen, bringt Prof. Dr. Frank Louwen auf den Punkt, der als Leiter Geburtshilfe und Pränatalmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt am Main schon erlebt hat, wie im Mutterleib bereits tot geglaubte Ungeborene doch noch gesund und munter zur Welt gekommen sind:


»Man muss realistisch sein, man muss aufklären – aber man darf die Hoffnung nicht verlieren. Denn im Grunde wissen wir fast nichts über das, was im Zusammenspiel von Körper und Geist geschieht, welche Rolle die Psyche, die Zuversicht, der Wille, die Hoffnung spielen. Und was sie dann im Körper auslösen.«

Wunder in Stufen

Wenn wir von Wundern der Heilung sprechen, müssen wir aufpassen, dass wir nicht völlig unterschiedliche Prozesse miteinander vergleichen. Oder den einen Vorgang für hochwertiger als den anderen halten. Deshalb lassen Sie uns gleich zu Beginn ein wenig Ordnung in die Welt der Wunder bringen.


Joachim Faulstich, Buchautor und Regisseur zahlreicher Fernsehdokumentationen, setzt sich seit vielen Jahren mit den verschiedenen Formen der Alternativmedizin und der traditionellen Medizin anderer Kulturkreise auseinander und vertritt die These, dass mit ihrer Hilfe »Wunderheilungen« möglich sind (z. B. Das heilende Bewusstsein, 2008; Das Geheimnis der Heilung, 2010).

 

Auf Faulstich geht die Idee zurück, Wunderheilungen auf verschiedenen Ebenen anzusiedeln.

  1. Ebene der Akutmedizin: Hier geht es um die Reparatur des Körpers. Zum Beispiel um das chirurgische Entfernen eines Tumors, das in den allermeisten Fällen so schnell wie möglich erfolgen sollte. Oder um die
    akutmedizinische Behandlung eines Asthmaanfalls. So sehr ich für medizinische Methoden plädiere, die den gesamten Menschen mit seiner Ernährung, Bewegung und seinem Denken in den Blick nehmen: Zuerst
    geht es immer darum, Leben zu retten. Um das Skalpell oder das Notfallmedikament kommen wir im ersten Schritt oft nicht herum – mehr noch: Es wäre fahrlässig, darauf zu verzichten.
  2. Ebene der Körperchemie: Auf dieser Ebene arbeite ich sehr intensiv. Hier geht es um die Bestimmung von Blutwerten: Haben Sie genug Vitamine im Blut? Genug Spurenelemente? Wie sieht das Verhältnis zwischen den verschiedenen Vitalsto en aus? Meine Erfahrung zeigt, dass genaueste Analysen Ihrer Werte zwar sehr aufwendig sein können, dass man genau hier aber oft den richtigen Hebel ndet, um langjährige Krankheiten zu lindern oder sogar ganz abzustellen. Auch die klassischeSchulmedizin setzt auf dieser Ebene an: Oft werden Medikamente aber im Blindflug verordnet. Nach dem Motto: Viel hilft viel. Die Erfahrungzeigt, dass hier leider viel Unheil angerichtet wird.
  3. Ebene des Bewusstseins: Hier geht es um Ihre Gedanken. Lassen Sie sich von einem Arzt davon überzeugen, dass Sie niemals gesund werden können, dann werden Sie es wahrscheinlich auch nicht. Glauben Sie aber felsenfest daran, dass Wunder immer möglich sind, dann können sie auchmöglich werden. Diese Zusammenhänge lassen sich medizinisch nachweisen. Nicht zuletzt in Placebostudien: Wenn Teilnehmer an diepositive Wirkung von Medikamenten glauben, dann geht es ihnen messbar besser. Und zwar auch dann, wenn ihre Tabletten keinen Wirkstoff enthalten. Und verblüffender: sogar auch dann, wenn sie wissen, dass sie mit Placebos behandelt werden!
  4. Ebene des Glaubens: An dieser Stelle überspringe ich die Ebenen der Energiefelder und der übergeordneten Sinnzusammenhänge, die Faulstich bei der Arbeit von Wunderheilern entdeckt haben will, die für unser Vorhaben hier und jetzt aber keine Rolle spielen. Wichtig ist aber die Ebene des Glaubens. Es macht für Ihre Psyche und für Ihren Körper einen entscheidenden Unterschied, ob Sie felsenfest auf einen Gott oderauf eine überirdische Kraft vertrauen – welche genau, ist dabei nicht so wichtig. Und aus diesem Glauben unendliche Hoffnung schöpfen können. Oder ob Sie sich »transzendental obdachlos« fühlen – mit einemtiefen Gefühl der Einsamkeit, Trostlosigkeit und Sinnlosigkeit, unter dem viele moderne Menschen leiden. Auch wenn sie das selbst oftmals nicht so drastisch formulieren würden.

Drei Wege zur Heilung

Wie hängen diese verschiedenen Ebenen nun mit der Chance zusammen, ein Wunder der Heilung zu erleben? Diese Frage konnte der japanische Psychosomatiker Hiroshi Oda beantworten. Er untersuchte den Verlauf von Spontanheilungen bei Krebspatienten. Seine Ergebnisse haben große strukturelle Ähnlichkeiten mit Faulstichs »Ebenen«. Eine Patientengruppe setzte auf Abwehr und Kampf. Mit Überlebenswillen und Optimismus gingen die Erkrankten gegen den Krebs vor. Diese Art des Kampfes endet meiner Einschätzung nach über entschlossene Entscheidungen für chirurgische Eingriffe und die Einnahme von Vitalstoffen und Medikamenten statt (Ebenen 1 und 2).

 

Aus meiner eigenen Praxis kenne ich aber auch viele Patienten, die in ihre Strategien auch eine radikale Ernährungsumstellung, Bewegung und Meditation einbeziehen.
Eine andere Patientengruppe sah in ihrer Krebserkrankung ein Zeichen dafür, dass sie sich nicht genug um ihre Seele gekümmert hatte. Diese Patienten arbeiteten mit Mitteln der Selbstveränderung, zum Teil fanden sie auch zur Spiritualität. Hier be nden wir uns auf der Ebene des Bewusstseins (Ebene 3). Eine dritte Patientengruppe empfand die Krebserkrankung als einen von Gott gegebenen Schicksalsschlag (Ebene 4). Sie versuchte, ihren Glauben an Gott oder an etwas Übernatürliches wiederzufinden – eine Haltung, die die Betroffenen von früheren Zeitpunkten ihrer Biografiee kannten, im Laufe der Zeit aber verloren hatten.

Das Wunder in Gang setzen

Die Fälle, die ich Ihnen in diesem Buch vorstellen möchte, lassen sich zumeist nicht eindeutig einer bestimmten Schublade zuordnen. Wie auch: Aus medizinischen Untersuchungen wissen wir heute längst, dass neben Ihrem Spiegel an Vitalsto en genauso auch Ihr Bewusstsein und Ihr Glaube direkte Veränderungen in allen Ihren
Zellen auslösen können. Und umgekehrt: dass ein Mangel an bestimmten Vitalsto en so heftige seelische Verstimmungen auslösen kann, dass Glaube, Liebe, Ho nung auf unerklärliche Weise aus Ihrem Leben verschwinden. Wir sind eben keine Roboter, sondern sehr komplexe Wunderwerke!


Dennoch halte ich die Unterscheidung der verschiedenen Ebenen für ermutigend. Denn sie zeigt Ihnen: Es gibt für jeden von Ihnen viele Stellen, an denen Sie Ihren Hebel ansetzen können, um das ersehnte Wunder der Heilung in Gang zu bringen. Um es noch einmal zu verdeutlichen: Sie sind es, der das Wunder anstößt. Ihr Arzt, Ihr Therapeut oder, wenn Sie diesen Weg gehen wollen, Ihr Heiler kann Ihr persönliches Schicksal nicht in die Hand nehmen.


Nur Sie selbst können das tun – am besten natürlich mit ärztlicher Unterstützung und mit festem Rückhalt in Ihrer Familie und in Ihrem Freundeskreis. Sie selbst müssen bereit sein, Ihr Leben und damit sich selbst zu verändern. Das ist nicht leicht, weil Sie vorher tatsächlich nie wissen können, wie Ihr Leben nach der Veränderung aussehen wird. Und wer Sie selbst dann sein werden.

 

»Medizinische Wunder geschehen selten ohne einen Wandel in der Haltung des Patienten, ohne die Bereitschafft und das tiefe innere Zulassen der Veränderung.«

JOACHIM FAULSTICH