Joe Dispenza: 7-Einstellungen, Überzeugungen und Wahrnehmungen

Ein zwölfjähriger indonesischer Junge öffnet mit leerem Blick den Mund und lässt sich in einem Park in Jakarta von einer Menschenmenge, die dem
traditionellen javanischen Trancetanz »Kuda Lumping« zuschaut, Glasscherben in den Mund stecken. Der Junge kaut auf dem Glas herum und schluckt es hinunter, als ob es eine Handvoll Popcorn oder Salzbrezeln wäre. Es zeigt keinerlei schädliche Auswirkungen. Als Kuda-Lumping-Tänzer in dritter Generation schluckt dieser Junge in ähnlichen mystischen Veranstaltungen seit seinem neunten Lebensjahr Glas.

 

Der Junge und die 19 weiteren Mitglieder seiner traditionellen Tanztruppe rezitieren vor jeder Vorstellung einen javanischen Zauberspruch, rufen die Geister der Toten an, sich während des Tanzes an diesem Tag in einem von ihnen niederzulassen und diesen Tänzer vor Schmerzen zu schützen.

 

Der Junge und seine Mittänzer unterscheiden sich in bestimmter Hinsicht nicht von den im ersten Kapitel beschriebenen Snake-Handling-Predigern aus den Appalachen, die mit dem Heiligen Geist gesalbt werden und enthusiastisch mit Giftschlangen um die Kanzel herumtanzen. Sie bringen die Schlangen gefährlich nahe ans Gesicht und scheinen gegen Schlangenbisse immun zu sein.

 

Oder die Feuerläufer des Sawau-Stammes auf der zu den Fiji-Inseln gehörenden Insel Beqa, die unbeirrt über weiß glühende Steine laufen, welche stundenlang unter lodernden Holzscheiten und rot glühenden Kohlen erhitzt wurden. Ihrer Tradition zufolge wurde diese Fähigkeit einem ihrer Stammesvorväter von einem Gott verliehen und dann im Stamm weitergegeben.

 

Der Glas essende Junge, der Snake-Handling-Prediger und die Feuerläufer von den Fiji-Inseln unterbrechen ihr Tun nicht einen Augenblick und fragen sich: Ob es wohl diesmal funktioniert? Für sie gibt es nicht die geringste Unsicherheit. Die Entscheidung, Glas zu kauen, sich mit Kupferkopf-Schlangen abzugeben oder auf sengend heiße Steine zu treten, transzendiert ihre Körper, die Umgebung und die Zeit und verändert ihre Biologie so, dass sie das scheinbar Unmögliche vollbringen. Ihr felsenfester Glaube daran, von ihren Göttern beschützt zu werden, lässt keinen Raum für irgendwelche Vermutungen und Annahmen.

 

Auch im Placebo-Effekt sind sehr starke Überzeugungen Teil der Gleichung. Diese Komponente wurde noch nicht gründlich untersucht, denn bislang wurden in der wissenschaftlichen Körper-Geist-Forschung meistens nur die Auswirkungen des Placebos gemessen, nicht aber nach der Ursache geforscht.

 

Ob ein veränderter innerer Zustand das Produkt von »Gesundbeten« bzw. Wunderheilungen, von Konditionierung, Freisetzen unterdrückter Emotionen, Glaube an Symbole oder einer bestimmten spirituellen Praxis ist – es bleibt die Frage: Was passiert, um eine solch tiefgreifende körperliche Veränderung zu bewirken – und können wir es, sobald es einmal entdeckt wird, entsprechend unterstützen?

Woher unsere Überzeugungen kommen

Unsere Überzeugungen sind nicht immer so bewusst, wie wir gerne meinen. Oberflächlich betrachtet akzeptieren wir eine Vorstellung vielleicht, doch wenn wir tief drinnen nicht wirklich an diese Möglichkeit glauben, ist diese Akzeptanz lediglich ein intellektueller Prozess.

 

Damit der Placebo-Effekt wirkt, müssen wir unsere Überzeugungen über uns selbst und das, was körperlich und gesundheitlich möglich ist, wirklich und wahrhaftig verändern. Wir müssen verstehen, was Überzeugungen sind und woher sie kommen.

 

Stellen Sie sich einmal vor, jemand geht wegen bestimmter Symptome zum Arzt und erhält aufgrund der objektiven Befunde des Arztes eine bestimmte Krankheitsdiagnose. Der Arzt nennt dem Patienten die Diagnose, die Prognose und die Behandlungsoptionen auf Basis des durchschnittlichen Krankheitsverlaufs. Sobald diese Person vom Arzt das Wort »Diabetes«, »Krebs«, »Schilddrüsenunterfunktion« oder »chronische Erschöpfung« hört, wird entsprechend den vergangenen Erfahrungen des Patienten bzw. der Patientin eine Reihe von Gedanken, Bildern und Emotionen heraufbeschworen, sei das nun das Auftreten der Krankheit bei den Eltern, ein Film im Fernsehen, in dem eine der Filmfiguren an dieser Krankheit starb, oder auch etwas im Internet Gelesenes, was dem Patienten Angst bezüglich dieser Diagnose eingejagt hat.

 

Sobald der Patient den Arzt konsultiert und eine professionelle Meinung vernimmt, akzeptiert er automatisch die Krankheit. Er glaubt, was der selbstsichere und überzeugte Arzt gesagt hat, und lässt sich auf die Behandlung und deren potenzielle Resultate ein – und das alles ohne echte Analyse. Der Patient ist für die Worte des Arztes suggestibel (empfänglich).

 

Wenn diese Person dann die Emotionen der Furcht, der Sorge, der Angst und der Traurigkeit annimmt, kann sie nur noch Gedanken (oder Autosuggestionen) denken, die diesen Gefühlen entsprechen. Der Patient kann versuchen, positiv darüber zu denken, wie er die Krankheit besiegt, doch sein Körper fühlt sich nach wie vor schlecht, weil ihm das falsche Placebo verabreicht wurde, welches einen falschen Seinszustand hervorruft,
der denselben Genen die gleichen Signale schickt und die Person unfähig macht, neue Möglichkeiten zu erkennen bzw. wahrzunehmen. Der Patient ist weitgehend der Gnade seiner Überzeugungen (und den Überzeugungen des Arztes) hinsichtlich der Diagnose ausgeliefert.

 

Was haben die Menschen, von denen in den folgenden Kapiteln die Rede ist und die sich selbst mithilfe des Placebo-Effekts geheilt haben, anders gemacht? Erstens haben sie ihre Diagnose, Prognose bzw. Behandlung nicht als etwas Endgültiges akzeptiert. Zweitens haben sie nicht an das von ihren ärztlichen Autoritäten gezeichnete wahrscheinlichste Resultat bzw. zukünftige Schicksal geglaubt. Und drittens haben sie sich nicht auf die Diagnose, Prognose bzw. vorgeschlagene Behandlung eingelassen. Sie hatten eine andere Einstellung als diejenigen Patienten, die akzeptiert, geglaubt und sich darauf eingelassen haben, und somit waren sie in einem anderen Seinszustand.

 

Sie waren für die Ratschläge und Meinungen der Ärzte nicht suggestibel, weil sie keine Angst oder Trauer verspürten und sich nicht als Opfer fühlten. Stattdessen waren sie optimistisch und enthusiastisch, und diese Emotionen waren die Treiber für neue Gedanken, die sie neue Möglichkeiten erkennen ließen. Sie hatten andere Vorstellungen und Überzeugungen davon, was möglich war, und deshalb konditionierten sie ihren Körper nicht auf ein Worst-Case-Szenario. Sie wiesen der Diagnose nicht dieselbe Bedeutung zu wie alle anderen Betroffenen und erwarteten nicht denselben vorhersehbaren Verlauf wie andere Patienten mit derselben Diagnose. Sie belegten ihre Zukunft mit einer anderen Bedeutung, hatten also eine andere Intention. Sie wussten über Epigenetik und Neuroplastizität Bescheid.

 

Statt sich passiv als Opfer der Krankheit zu betrachten, wurden sie anhand dieses Wissens proaktiv, angetrieben von dem, was sie auf meinen Workshops und Veranstaltungen gelernt hatten. Das resultierte in anderen, besseren Ergebnissen als bei anderen Leuten mit derselben Diagnose – so wie die Zimmermädchen besser abschnitten, nachdem sie von den Wissenschaftlern mit Informationen versorgt worden
waren.

 

Wie ist das nun bei einem normalen Menschen, dem eine Krankheit diagnostiziert wird und der prompt verkündet: »Ich werde diese Krankheit besiegen!«? Vielleicht akzeptiert er die Erkrankung und den von den Ärzten prognostizierten Verlauf nicht, doch im Gegensatz zu den hier beschriebenen Fällen haben die meisten Menschen ihre Überzeugungen nicht tiefgreifend dahingehend verändert, dass sie wirklich glauben, nicht krank zu sein. Um eine Überzeugung zu verändern, muss man eine unterbewusste Programmierung verändern – denn eine Überzeugung ist, wie Sie schon bald erfahren werden, ein unterbewusster Seinszustand.

 

Wer sich nur durch seinen bewussten Geist verändern will, kommt nie aus dem Ruhezustand heraus, um seine Gene umzuprogrammieren, denn er weiß nicht, wie das geht. An diesem Punkt hört die Heilung dann auf. Diese Menschen sind weniger fähig, sich auf neue Möglichkeiten einzulassen, weil sie weniger für etwas suggestibel sind, was nicht zu den Aussagen ihrer Ärzte passt.

 

Leben Menschen, die auf keine Behandlung ansprechen bzw. deren Gesundheitszustand sich nicht verändert, womöglich tagtäglich in dem gleichen emotionalen Zustand? Akzeptieren, glauben und ergeben sie sich dem Modell der Medizin vielleicht aufgrund des sozialen Bewusstseins Millionen anderer Menschen, die genau das Gleiche getan haben? Wird die ärztliche Diagnose zum Voodoo-Fluch der  Moderne?

 

Wir wollen uns einmal näher anschauen, was eine Überzeugung ist, und zwar zunächst mit folgender Vorstellung: Wenn man eine Abfolge von Gedanken und Gefühlen zusammenbringt, werden sie letztendlich zu einer gewohnheitsmäßigen bzw. automatischen Einstellung. Gedanken und Gefühle erzeugen einen Seinszustand, und somit sind Einstellungen eigentlich kurze Seinszustände. Sie können, mit sich ändernden Gedanken und Gefühlen, von einem Moment zum anderen schwanken. Eine einzelne Einstellung kann minuten-, stunden-, tage- oder sogar ein oder zwei Wochen lang anhalten.

 

Ein Beispiel: Wenn Sie eine Reihe guter Gedanken hegen, die auf eine Reihe guter Gefühle abgestimmt sind, dann sagen Sie vielleicht: »Heute habe ich eine gute Einstellung.« Im negativen Fall heißt es dann: »Heute habe ich eine schlechte Einstellung.« Nimmt man dieselbe Einstellung oft genug ein, wird sie automatisiert.

 

Aus Einstellungen, die über lange Zeit eingenommen und zusammengebracht werden, entsteht eine Überzeugung. Eine Überzeugung ist ein längerer Seinszustand – im Wesentlichen sind Überzeugungen Gedanken und Gefühle (Einstellungen), die man so lange immer wieder denkt und fühlt, bis sie im Gehirn verfestigt und im Körper emotional konditioniert sind.

 

Man könnte auch sagen, die Person wird danach süchtig, deshalb ist es auch so schwierig, sie zu verändern, und deshalb hat man kein gutes »Bauchgefühl«, wenn sie infrage gestellt werden. Erfahrungen werden dem Gehirn neurologisch eingeprägt (Gedanken) und chemisch als Emotionen »verkörpert« (Gefühle).

 

Somit basieren die meisten Überzeugungen auf Erinnerungen an die Vergangenheit. Durch ständige Rückkehr zu denselben Gedanken, in denen wir die Erinnerungen an die Vergangenheit analysieren und über sie nachdenken, werden diese Gedanken zu einem unbewussten Programm vernetzt und gemeinsam aktiviert. Und hegen wir die immer gleichen, auf vergangene Erfahrungen zurückzuführenden Gefühle und fühlen uns genauso wie damals, als das Ereignis stattfand, konditionieren wir den Körper darauf, unterbewusst der Geist dieser Emotion zu sein. Damit lebt der Körper unbewusst in der Vergangenheit. Wenn der Körper durch redundante, wiederkehrende Gedanken und Gefühle mit der Zeit darauf konditioniert wird, zum Geist zu werden, und er unterbewusst durch Überzeugungen programmiert wird, dann lebt er in unbewussten, aus der Vergangenheit abgeleiteten Seinszuständen.

 

Überzeugungen sind dauerhafter als Einstellungen; sie können monate- oder sogar jahrelang anhalten. Aufgrund dieser Nachhaltigkeit werden sie uns noch tiefer einprogrammiert.

 

Eine Geschichte aus meiner Kindheit, die meinem Gedächtnis eingeprägt ist, ist ein gutes Beispiel dafür. Ich wuchs in einer italienischen Familie auf. Als ich in die vierte Klasse kam, zogen wir in eine andere Stadt um, in der es neben vielen italienischen auch viele jüdische Einwohner gab. An meinem ersten Schultag wies mir die Lehrkraft einen Platz in einer Gruppe zu, zu der auch drei jüdische Mädchen gehörten. An diesem Tag erfuhr ich von den Mädchen, Jesus sei kein Italiener gewesen. Das war einer der denkwürdigsten Tage meines Lebens.

 

Als ich an diesem Nachmittag von der Schule nach Hause kam, fragte mich meine kleine italienische Mutter immer wieder, wie der erste Schultag gewesen sei, aber ich wollte nicht darüber sprechen. Schließlich ergriff sie mich am Arm und bestand darauf, von mir zu hören, was denn los sei. »Ich dachte, Jesus war ein Italiener!«, platzte ich wütend heraus. »Was sagst du denn da?«, antwortete sie. »Er war Jude!« »Jude?«, gab ich zurück. »Was soll das heißen? Auf den ganzen Bildern schaut er doch wie ein Italiener aus. Oma redet den ganzen Tag auf Italienisch mit ihm. Und wie war das mit dem Römischen Reich? Rom ist doch wohl in Italien!« Meine Überzeugung, Jesus sei Italiener, gründete auf meinen vergangenen Erfahrungen, und meine Gedanken und Gefühle über Jesus waren zu meinem automatischen Seinszustand geworden. Es dauerte eine Weile, bis ich darüber hinwegkam, denn das Ändern von tiefsitzenden Überzeugungen ist nicht einfach.


Jetzt wollen wir das Konzept noch ein bisschen vertiefen. Bringt man eine Reihe von miteinander zusammenhängenden Überzeugungen zusammen, entsteht eine Wahrnehmung. Die Wahrnehmung der Realität ist ein anhaltender Seinszustand, der auf lang bestehenden Überzeugungen, Einstellungen, Gedanken und Gefühlen beruht. Und da Überzeugungen ins Unterbewusstsein wandern und zu unbewussten Seinszuständen werden (wir also nicht einmal wissen, warum wir bestimmte Überzeugungen hegen, und wir uns ihrer nicht wirklich bewusst sind, bis sie auf den Prüfstand gestellt werden), werden auch Wahrnehmungen – also unsere subjektive Sicht der Dinge – zum größten Teil zu unter- und unbewussten Betrachtungsweisen der Wirklichkeit aus der Vergangenheit heraus.

 

Wissenschaftliche Experimente haben den Beweis erbracht: Wir sehen die Realität nicht so, wie sie ist, sondern lassen neurochemisch im Gehirn gespeicherte Erinnerungen aus der Vergangenheit einfließen.

 

Werden Wahrnehmungen implizit bzw. nichtdeklarativ (wie im letzten Kapitel erklärt), laufen sie automatisch bzw. unterbewusst ab, und wir bereiten die Realität automatisch subjektiv auf. Sie wissen beispielsweise, dass Ihr Auto eben Ihr Auto ist, weil Sie so oft damit fahren. Sie machen mit Ihrem Auto tagtäglich die gleichen Erfahrungen, denn es verändert sich nicht viel daran. Sie hegen über Ihr Auto jeden Tag die gleichen Gedanken und Gefühle. Ihre Einstellung zu Ihrem Auto hat eine Überzeugung herausgebildet, die wiederum zu einer bestimmten Wahrnehmung Ihres Autos geführt hat – zum Beispiel: Es ist ein gutes Auto, weil es nur selten kaputtgeht. Und obwohl Sie diese Wahrnehmung automatisch akzeptieren, ist sie doch etwas Subjektives, denn jemand anderes hat vielleicht ein Auto derselben Marke und auch das gleiche Modell, aber das Auto dieser Person ist ständig kaputt, und damit sind ihre Überzeugung und ihre Wahrnehmung von dem gleichen Auto wegen ihrer persönlichen Erfahrungen anders als Ihre. Wenn Sie so sind wie die meisten Menschen, achten Sie wahrscheinlich auf vieles an Ihrem Auto gar nicht, bis etwas nicht mehr funktioniert. Sie gehen davon aus, dass es genauso gut läuft wie gestern, und natürlich erwarten Sie, dass Ihr Auto zukünftig so fährt, wie Sie es aus der Vergangenheit kennen – gestern, vorgestern und so weiter. Das ist Ihre Wahrnehmung. Doch wenn es nicht mehr läuft, müssen Sie dem Auto mehr Aufmerksamkeit widmen (beispielsweise genau auf das Motorengeräusch hören) und sich Ihrer unbewussten Wahrnehmung Ihres Autos bewusst werden. Und wenn Ihre Wahrnehmung Ihres Autos erst einmal verändert ist, weil es anders fährt, sehen Sie es mit anderen Augen.

 

Das Gleiche gilt für Beziehungen zum Partner oder zur Kollegin, zur Kultur und zur Rasse, ja sogar zum Körper und zu Schmerzen. So funktionieren fast alle Wahrnehmungen der Realität. Um eine implizite bzw. unterbewusste Wahrnehmung zu verändern, müssen Sie bewusster und weniger unbewusst werden. Eigentlich müssten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf alle Aspekte Ihrer selbst und Ihres Lebens ausweiten, auf die Sie zuvor nicht geachtet haben. Noch besser: Sie müssten aufwachen, Ihren Bewusstheitsgrad verändern und sich dessen bewusst werden, was früher unbewusst war.


Abb. 7.1. Gedanken und Gefühle entstehen aus Erinnerungen an die Vergangenheit. Indem Sie bestimmte Gedanken und Gefühle hegen, erzeugen Sie mit der Zeit eine Einstellung. Eine Einstellung ist ein Zyklus kurzfristiger Gedanken und Gefühle, die immer wieder erlebt werden. Einstellungen sind kurze Seinszustände. Eine Reihe von Einstellungen ergibt zusammen eine Überzeugung. Überzeugungen sind längere Seinszustände und werden tendenziell ins Unterbewusstsein verschoben. Mehrere Überzeugungen zusammen ergeben eine Wahrnehmung.

 

Wahrnehmungen sind wesentlich beteiligt an Entscheidungen, Verhaltensweisen und Beziehungen, die wir uns aussuchen, sowie den Realitäten, die wir erschaffen. Doch so einfach ist es meistens nicht, denn wenn man die gleiche Realität immer wieder erlebt, entwickeln sich auch aus den Gedanken und Gefühlen über die derzeitige Welt die gleichen Einstellungen, die die gleichen Überzeugungen hervorrufen, welche sich wiederum zu den gleichen Wahrnehmungen ausweiten (siehe Abbildung 7.1 auf Seite 201). Wenn die Wahrnehmung zur zweiten Natur und so automatisch wird, dass wir nicht mehr darauf achten, wie die Realität wirklich und in Wahrheit ist (weil wir automatisch erwarten, alles sei immer wieder das Gleiche), akzeptieren wir diese Realität unbewusst und erklären uns damit einverstanden – so wie die meisten Menschen unbewusst eine ärztliche Diagnose akzeptieren und übernehmen.

 

Die einzige Möglichkeit, Überzeugungen und Wahrnehmungen zu verändern, um eine Placebo-Reaktion zu erzeugen, besteht also darin, den eigenen Seinszustand zu verändern. Wir müssen unsere alten, beschränkten Überzeugungen als das erkennen, was sie sind – Aufzeichnungen der Vergangenheit –, und bereit sein, sie loszulassen, um neue Überzeugungen über uns anzunehmen, die helfen, eine neue Zukunft zu erschaffen.

 

Überzeugungen verändern

Die Frage ist also: Mit welchen Überzeugungen und Wahrnehmungen über sich und Ihr Leben haben Sie sich unbewusst einverstanden erklärt, die es nun zu ändern gilt, um diesen neuen Seinszustand zu erzeugen? Über diese Frage sollten Sie gründlich nachdenken, denn wie bereits gesagt, ist uns bei vielen dieser Überzeugungen nicht einmal bewusst, dass wir sie haben und daran glauben.

 

Oft akzeptieren wir bestimmte Anzeichen und Reize aus unserem Umfeld, die uns dann dazu bringen, bestimmte Überzeugungen zu akzeptieren. Egal, ob sie nun wahr sein mögen oder auch nicht – in dem Moment, in dem wir eine Überzeugung akzeptieren, wirkt sie sich nicht nur auf unser Leistungsvermögen aus, sondern auch auf unsere Entscheidungen. Man denke zurück an die Studie aus Kapitel 2 über die Frauen, die eine Mathematikprüfung schrieben, nachdem sie zuvor in gefälschten Forschungsberichten gelesen hatten, Männer seien in Mathe besser als Frauen. Jene Frauen, die gelesen hatten, dass dieser Vorteil auf eine genetische Veranlagung zurückzuführen sei, schnitten schlechter ab als jene, die gelesen hatten, er sei durch Stereotypen bedingt. Beide Berichte waren falsch – Männer sind in Mathe nicht besser als Frauen –, doch die Frauen, die über den angeblichen genetischen Nachteil gelesen hatten, glaubten das und schnitten daraufhin schlechter ab, ebenso wie die weißen Männer, denen gesagt wurde, Asiaten würden in dem ihnen bevorstehenden Test leicht besser abschneiden. In beiden Fällen schnitten die Studenten, denen unbewusst eine schlechtere Leistungsfähigkeit eingetrichtert worden war, tatsächlich schlechter ab – obwohl diese Behauptungen völlig falsch waren.

 

Werfen Sie in diesem Sinne nun einmal einen Blick auf die folgenden weit verbreiteten einschränkenden Überzeugungen und erkennen Sie, welche womöglich auch in Ihnen stecken, ohne dass es Ihnen voll bewusst ist:»Ich bin nicht gut in Mathe. Ich bin schüchtern. Ich bin reizbar. Ich bin nicht clever oder kreativ. Ich ähnele in vielem meinen Eltern. Männer sollten nicht weinen oder verletzlich sein. Ich kann keinen Partner finden. Frauen sind weniger wert als Männer. Meine Rasse bzw. Kultur ist überlegen. Das Leben ist hart. Das Leben ist schwierig. Niemand kümmert sich um mich. Ich werde nie Erfolg haben. Ich muss für meinen Erfolg im Leben hart arbeiten. Mir passiert aber auch nie etwas Gutes. Ich habe einfach kein Glück. Nie läuft es gut für mich. Ich hab nie genug Zeit. Jemand anderes ist verantwortlich für mein Glück. Wenn ich dies oder das erst einmal besitze, dann bin ich glücklich. Die Realität zu verändern, ist schwierig. Realität ist ein linearer Prozess. Keime machen mich krank. Ich nehme leicht zu. Ich brauche meine acht Stunden Schlaf. Dass ich Schmerzen habe, ist normal, und das wird sich nie ändern. Meine biologische Uhr tickt. Schönheit muss so und so aussehen. Spaß haben ist leichtsinnig. Gott befindet sich außerhalb von mir. Ich bin ein schlechter Mensch, deshalb liebt Gott mich nicht…«

 

Diese Liste könnte ich noch ewig so weiterführen, aber ich denke, Sie haben verstanden, worum es geht.

 

Überzeugungen und Wahrnehmungen beruhen auf vergangenen Erfahrungen. Alle Ihre Überzeugungen über sich selbst entspringen also Ihrer Vergangenheit. Entsprechen sie der Wahrheit oder haben Sie sie sich einfach ausgedacht? Und selbst wenn sie irgendwann einmal wahr waren, müssen sie jetzt nicht mehr unbedingt wahr sein. So sehen wir das natürlich nicht, denn wir sind süchtig nach unseren Überzeugungen und Emotionen der Vergangenheit. Wir betrachten unsere Überzeugungen als Wahrheiten, nicht als veränderbare Vorstellungen. Sind wir sehr von etwas überzeugt, könnte der Gegenbeweis direkt vor unserer Nase sitzen, und wir würden ihn womöglich trotzdem nicht sehen, weil unsere Wahrnehmung eine ganz andere ist. Wir haben uns darauf konditioniert, alles Mögliche zu glauben, was nicht unbedingt wahr ist – vieles davon mit negativen Folgen für unsere Gesundheit und unser Glück.

 

Ein gutes Beispiel dafür sind bestimmte kulturelle Überzeugungen. Erinnern Sie sich noch an die Geschichte über den Voodoo-Zauber in Kapitel 1? Der Patient war davon überzeugt, er werde sterben, weil der Voodoo-Priester ihn verflucht hatte. Doch der Fluch wirkte nur, weil er (und andere Menschen aus seinem Kulturkreis) Voodoo für etwas Wahres hielt – nicht der Voodoo-Zauber hatte ihn verhext, sondern der überzeugte Glaube daran.

 

Andere kulturelle Überzeugungen können zum vorzeitigen Tod führen. Forscher der University of California in San Diego untersuchten die Unterlagen über den Tod von fast 30.000 chinesischstämmigen Amerikanern. Das Ergebnis: Diejenigen, die krank waren und in einem Jahr geboren worden waren, das die chinesische Astrologie und die chinesische Medizin als Unglücksjahr betrachtet, starben bis zu fünf Jahre früher; und wer den chinesischen Traditionen und Überzeugungen stärker verhaftet war, war stärker davon betroffen. Die Studienergebnisse trafen auf alle wichtigen Todesursachen zu. Chinesischstämmige Amerikaner, deren Geburtsjahr mit der Anfälligkeit für bestimmte Erkrankungen wie Geschwülste und Tumore assoziiert wird, starben vier Jahre früher an Lymphdrüsenkrebs als chinesischstämmige Amerikaner mit einem anderen Geburtsjahr oder nicht chinesische Amerikaner mit ähnlichen Krebserkrankungen. Wie diese Beispiele aufzeigen, sind wir nur empfänglich für das, was wir bewusst oder unbewusst glauben und für die Wahrheit halten. Ein Eskimo, der nicht an chinesische Astrologie glaubt, ist genauso wenig suggestibel für die Vorstellung, er sei für eine bestimmte Krankheit anfällig, weil er im Jahr des Tigers oder des Drachen geboren wurde, wie episkopale Christen für die Vorstellung, ein Voodoo-Fluch könnte sie töten.

 

Doch sobald irgendjemand ein Resultat akzeptiert, daran glaubt und sich darauf einlässt, ohne bewusst darüber nachzudenken oder es zu analysieren, wird diese Person empfänglich für diese bestimmte Realität. Bei den meisten Menschen sind solche krank machenden Überzeugungen nicht im bewussten Geist, sondern tief im Unterbewusstsein eingegraben. Und jetzt frage ich Sie: Wie viele persönliche, auf kulturellen Erfahrungen basierende Überzeugungen hegen Sie, die vielleicht nicht wahr
sind?

 

Überzeugungen zu verändern, mag schwierig sein, aber es ist nicht unmöglich. Überlegen Sie nur, was geschehen würde, wenn Sie Ihre unbewussten Überzeugungen erfolgreich infrage stellen könnten! Anstatt zu denken und zu fühlen: »Nie hab ich genug Zeit, um alles zu erledigen« – wie wäre es mit: »Ich lebe in der ›Zeitlosigkeit‹ und schaffe alles«?


Anstatt zu glauben: »Das Universum hat sich gegen mich verschworen« – wie wäre es mit der Überzeugung: »Das Universum ist mir freundlich gesinnt und arbeitet für mich«? Welche großartige Überzeugung! Wie würden Sie denken, leben und die Straße entlanggehen, wenn Sie davon überzeugt wären, das Universum arbeite für Sie? Wie würde das Ihr Leben verändern?

 

Um eine Überzeugung zu verändern, müssen Sie zunächst einmal akzeptieren, dass das möglich ist. Dann verändern Sie Ihr Energieniveau mit der höheren Emotion (darüber haben wir schon gesprochen), und schließlich lassen Sie Ihre Biologie sich neu organisieren. Es ist nicht nötig, darüber nachzudenken, wie oder wann diese biologische Neuorganisation vor sich geht. Das wäre nur wieder der analytische Geist, der Sie zurück in den Beta-Zustand zieht und Ihre Suggestibilität schwächt. Vielmehr müssen Sie einfach eine endgültige Entscheidung treffen. Und sobald die Fülle bzw. Energie dieser Entscheidung größer wird als die verfestigten Programmierungen im Gehirn und die emotionale Sucht des Körpers, sind Sie stärker als Ihre Vergangenheit. Ihr Körper reagiert auf einen neuen Geist, und Sie können Veränderungen bewirken. Sie wissen bereits, wie das geht. Denken Sie daran, wie Sie in der Vergangenheit einmal beschlossen haben, etwas an sich oder Ihrem Leben zu verändern. Erinnern Sie sich an den Augenblick, in dem Sie sich sagten: Es ist mir egal, wie ich mich fühle [Körper]! Es ist egal, was in meinem Leben gerade los ist [Außenwelt]! Es ist mir egal, wie lange es dauert [Zeit]! Ich werde das machen! Wahrscheinlich bekamen Sie eine leichte Gänsehaut, weil Sie in einen veränderten Seinszustand wechselten. In dem Augenblick, als Sie diese Energie fühlten, sandten Sie Ihrem Körper neue Informationen. Sie fühlten sich inspiriert, und Sie verließen Ihren vertrauten Ruhezustand, weil Ihr Körper nur mit Gedankenkraft von einem Leben in der immer gleichen Vergangenheit in ein Leben in einer neuen Zukunft gewechselt ist. Ihr Körper war nicht mehr der Geist; Sie waren der Geist. Sie veränderten eine Überzeugung.

Die Auswirkungen von Wahrnehmung

Genau wie Überzeugungen beeinflusst auch unsere Wahrnehmung von vergangenen, positiven wie negativen Erfahrungen unseren unterbewussten Seinszustand und unsere Gesundheit.

 

1984 wurde dies auf auffällige Weise von Gretchen van Boemel, M.D., damals  stellvertretende Leiterin der elektrophysiologischen Abteilung am Doheny Eye Institute in Los Angeles, belegt. Bei kambodschanischen Frauen im Alter zwischen 40 und 60 Jahren, die im nahe gelegenen Long Beach (Kalifornien) lebten (wegen der circa 50.000 dort wohnenden Kambodschaner auch »Little Phnom Penh« genannt), stellte sie ungewöhnlich viele ernsthafte Augenprobleme fest, unter anderem auch Blindheit. Auf der rein körperlichen Ebene waren die Augen dieser Frauen vollkommen gesund. Dr. van Boemel machte Gehirn-Scans, um bewerten zu können, wie gut das visuelle System dieser Frauen funktionierte, und verglich die Scans mit dem Sehvermögen ihrer Augen. Alle Frauen hatten eine völlig normale Sehschärfe, doch bei dem Versuch, die Sehtafel zu lesen, wurden sie amtlich als »blind« bzw. »sehbehindert« eingestuft. Manche Frauen hatten überhaupt kein Lichtempfinden und konnten nicht einmal Schatten erkennen, obwohl ihre Augen physisch völlig in Ordnung waren. Dr. van Boemel tat sich mit Patricia Rozée, Ph.D., von der California State University in Long Beach zusammen.


Wie sie bei ihrer gemeinsamen Forschungsarbeit herausfanden, hatten die Frauen mit der schlechtesten Sehkraft die meiste Zeit unter dem kommunistischen Diktator Pol Pot und seinem Regime der Roten Khmer oder in Flüchtlingslagern verbracht. Der von den Roten Khmer verübte Genozid forderte zwischen 1975 und 1979 mindestens 1,5 Millionen Todesopfer. 90 Prozent der untersuchten Frauen hatten in dieser Zeit Familienangehörige verloren (manche von ihnen zehn). 70 Prozent mussten mitansehen, wie ihre Angehörigen – manchmal die ganze Familie – brutal ermordet wurden. »Diese Frauen hatten Dinge gesehen, die ihr Geist einfach nicht akzeptieren konnte«, sagte Rozée gegenüber der »Los Angeles Times«. »Ihr Geist machte einfach dicht, und sie weigerten sich zu sehen – weigerten sich, noch mehr Tod, Folter, Vergewaltigungen und Hungersnot zu sehen.«

 

Eine der Frauen war gezwungen worden, zuzusehen, wie ihr Ehemann und vier Kinder vor ihren Augen getötet wurden. Unmittelbar danach verlor sie ihr Sehvermögen. Eine andere Frau musste mitansehen, wie ein Soldat der Roten Khmer ihren Bruder und seine drei Kinder zu Tode prügelte; ihr drei Monate alter Neffe wurde so lange gegen einen Baum geschlagen, bis er tot war. Direkt danach erblindete sie. Die Frauen wurden geschlagen, litten Hunger, wurden unsagbar gedemütigt, sexuell missbraucht, gefoltert und mussten 20 Stunden am Tag Zwangsarbeit verrichten. Inzwischen waren sie zwar in Sicherheit, aber viele dieser Frauen blieben am liebsten zu Hause, wo sie ihre Erinnerungen an die Gräueltaten immer wieder von Neuem in wiederkehrenden Albträumen und quälenden Gedanken durchlebten.

 

Insgesamt dokumentierten van Boemel und Rozée 150 Fälle von psychosomatischer Blindheit bei kambodschanischen Frauen in Long Beach – die größte bekannte Gruppe an solchen Opfern weltweit – und präsentierten ihre Forschungsergebnisse 1986 anlässlich des Jahrestreffens der American Psychological Association in Washington, D.C., vor einem faszinierten Publikum.

 

Diese Frauen wurden nicht aufgrund einer Augenkrankheit oder körperlichen Störung blind oder fast blind, sondern weil die emotionale Wirkung ihrer schlimmen Erlebnisse sie buchstäblich »blind vor Tränen« machte. Die starke emotionale Energie des erzwungenen Ertragens von unerträglichem Leid führte dazu, dass sie nicht mehr sehen wollten. Die Ereignisse bewirkten physische biologische Veränderungen – nicht an den Augen, sondern höchstwahrscheinlich im Gehirn –, wodurch ihre Wahrnehmung der Realität für den Rest ihres Lebens verändert wurde. Und weil sie die traumatischen Szenen geistig immer wieder abspielten, wurde ihr Sehvermögen nicht wieder
besser.

 

Dieses Beispiel ist sicherlich sehr extrem, doch unsere eigenen traumatischen Erfahrungen der Vergangenheit haben wahrscheinlich ähnliche Auswirkungen. Falls Sie Probleme mit den Augen haben, können Sie sich fragen: Was will ich wegen schmerzlicher oder beängstigender Erfahrungen vielleicht nicht mehr sehen? Oder bei Problemen mit dem Hören: Was will ich nicht mehr hören?


Abb. 7.2. Eine emotional stark aufgeladene Erfahrung der Außenwelt prägt sich neuronal den Schaltkreisen im Gehirn und emotional dem Körper ein.


Infolgedessen leben Gehirn und Körper in der Vergangenheit, und das Ereignis verändert unseren Seinszustand sowie unsere Wahrnehmung der Realität. Wir sind nicht mehr dieselbe Persönlichkeit.

 

Abbildung 7.2 zeigt, wie so etwas abläuft. Die Linie im Diagramm steht für eine relative Messung des Seinszustands einer Person: Vor dem Ereignis verläuft sie auf einem mehr oder weniger normalen Grundniveau. Dann wird etwas wie die Gräueltaten der Soldaten der Roten Khmer erlebt. Diese schreckliche Erfahrung hat den Geist dieser Frauen neurologisch geprägt und ihren Körper chemisch verändert, ebenso wie ihren  Seinszustand – ihre Gedanken, Gefühle, Einstellungen, Überzeugungen und schließlich Wahrnehmungen. Diese Frauen wollten die Welt nicht mehr sehen, und ihre Biologie entsprach diesem Wunsch durch neue neurologische Verschaltungen und neue chemische Signale.

 

Die Linie im Diagramm verläuft schließlich nach unten und bleibt dann irgendwann gleich, doch die Stelle, an der sie endet, entspricht nicht dem Ausgangspunkt – das heißt, die Person hat sich durch die Erfahrung chemisch und neurologisch bleibend verändert. An diesem Punkt lebten die kambodschanischen Frauen effektiv in der Vergangenheit. Sie waren nicht mehr dieselben Frauen; die Geschehnisse veränderten ihren Seinszustand.

Die Macht der Umwelt

Überzeugungen und Wahrnehmungen einmalig zu verändern, reicht nicht. Sie müssen diesen Wandel immer wieder bekräftigen und festigen. Warum? Schauen wir uns die bereits erwähnten Parkinson-Patienten noch einmal an, die nach dem Injizieren einer Salzlösung, welche sie für ein hochwirksames Medikament hielten, ihre Bewegungsfähigkeit verbesserten. Wissen Sie noch? Als sie in einen Zustand besserer Gesundheit wechselten, wurde im Gehirn Dopamin produziert, womit ihr autonomes Nervensystem diesen neuen Zustand bekräftigte und unterstützte. Und das geschah nicht, weil sie beteten oder hofften oder sich wünschten, ihr Körper möge Dopamin produzieren, sondern weil sie zu dieser Person wurden, die Dopamin produzierte. Doch leider hielt dieser Placebo-Effekt nicht bei allen an, sondern währte in manchen Fällen nur eine Zeitlang. Die Patienten kehrten wieder zu ihrem alten Seinszustand zurück, weil Sie nach Hause kamen, ihre Pfleger und Ehepartner sahen, im selben Bett schliefen, das gleiche Essen aßen, im selben Zimmer saßen und vielleicht mit denselben über ihre Schmerzen klagenden Freunden Schach spielten. Diese gleiche alte Umwelt erinnerte sie an ihre alte Persönlichkeit und ihren alten Seinszustand. Alle  Gegebenheiten ihres vertrauten Lebens erinnerten sie daran, wer sie vorher waren; und so schlüpften sie einfach wieder in ihre alte Identität zurück, und die motorischen Störungen traten erneut auf. Sie identifizierten sich wieder mit ihrer Umwelt. So stark ist das äußere Umfeld. Bei Drogenabhängigen, die seit Jahren clean sind, ist es ganz ähnlich. Bringt man sie in das alte Umfeld ihres Drogenkonsums zurück, dann aktiviert dieses Umfeld die zellulären Rezeptorstellen wie damals die Drogen, obwohl sie jetzt keine Drogen mehr konsumieren – was wiederum im Körper zu physiologischen Veränderungen führt, als ob sie eben wieder »auf Droge« wären, wodurch ihr Suchtdruck steigt. Ihr bewusster Geist hat darüber keine Kontrolle; das läuft automatisch ab.

 

Das wollen wir uns einmal genauer anschauen. Wie Sie inzwischen wissen, erzeugt der Konditionierungsprozess starke assoziative Erinnerungen, welche durch Aktivierung des autonomen Nervensystems unterbewusste, automatische physiologische Funktionen stimulieren.


Die Pawlow’schen Hunde wurden darauf konditioniert, den Klang der Glocke mit Futter zu assoziieren, was ihren Körper physiologisch veränderte. Der bewusste Geist hatte das kaum unter Kontrolle. Der Reiz aus der Umwelt bewirkte über eine assoziative Erinnerung eine automatische, autonome, unterbewusste und physiologische Veränderung des inneren Zustands. In Erwartung der Belohnung begannen die Hunde, Speichel zu produzieren, und ihre Verdauungssäfte wurden angeregt. Der äußere Reiz machte aus der konditionierten Reaktion eine assoziative Erinnerung. Zurück zu den Parkinson-Patienten und den ehemaligen Drogenabhängigen: In dem Moment, als diese Menschen in ihre vertraute Umgebung zurückkamen, kehrte der Körper automatisch und physiologisch in den alten Seinszustand zurück – der bewusste Geist konnte das kaum steuern. Der Seinszustand der Vergangenheit, mit jahrelang denselben Gedanken und Gefühlen, hat den Körper darauf konditioniert, zum Geist zu werden. Das heißt, der Körper reagiert direkt auf die Umwelt. Deshalb ist es so schwierig, sich in einer solchen Situation zu verändern. Und je größer die Sucht nach der Emotion ist, desto stärker ist die konditionierte Reaktion auf den äußeren Anreiz.


Ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie sind kaffeesüchtig und möchten damit Schluss machen. Dann kommen Sie zu mir zu Besuch, ich mache mir einen schönen Kaffee, Sie hören die Geräusche der Espresso-Maschine, riechen den Kaffeeduft und sehen mich meinen Kaffee trinken. Was passiert? In dem Moment, in dem Ihre Sinne diese äußeren Reize wahrnehmen, reagiert Ihr Körper – als Geist – unterbewusst und automatisch, und Ihr bewusster Geist kann nicht viel dagegen tun. Ihr Körper-Geist lechzt nach seiner physiologischen Belohnung, führt Krieg gegen Ihren bewussten Geist und versucht, Sie dazu zu überreden, doch auch einen Schluck Kaffee zu trinken. Hätten Sie Ihre Kaffeesucht wirklich überwunden, könnte ich mir vor Ihrer Nase einen Kaffee zubereiten, und Sie könnten eine Tasse mittrinken oder auch nicht, denn Sie würden physiologisch nicht mehr wie früher reagieren. Sie wären nicht mehr konditioniert (Ihr Körper wäre nicht mehr der Geist), und die assoziative Erinnerung aus Ihrer Umwelt hätte nicht mehr dieselbe Wirkung.

 

Dasselbe gilt für emotionale »Süchte« bzw. Abhängigkeiten. Falls Sie sich beispielsweise aus vergangenen Erfahrungen Schuldgefühle eingeprägt haben und in der Gegenwart unbewusst mit diesen Schuldgefühlen leben, werden Sie wie die meisten Menschen jemanden oder etwas aus Ihrem äußeren Umfeld dafür verwenden, Ihre Abhängigkeit von diesen Schuldgefühlen zu bestärken. Sie können noch so sehr versuchen, bewusst darüber hinauszuwachsen – sobald Sie in dem Haus, in dem Sie aufwuchsen, Ihre Mutter sehen (die Sie dazu benutzen, sich schuldig zu fühlen), wird Ihr Körper autonom und unmittelbar auf chemischer und physiologischer Ebene in diesenZustand der Schuld aus der Vergangenheit zurückkehren, und Ihr bewusster Geist kann nichts dagegen machen. Ihr Körper, der unterbewusst auf den Geist der Schuld programmiert worden ist, lebt in diesem gegenwärtigen Moment bereits in der Vergangenheit. Sobald Sie bei Ihrer Mutter sind, scheint es Ihnen einfach viel natürlicher, sich schuldig zu fühlen, als etwas anderes zu fühlen. Und wie bei einem Drogensüchtigen hat eine konditionierte Reaktion Ihren inneren Zustand aufgrund Ihrer Assoziation mit Ihrer gegenwärtigvergangenen äußeren Realität verändert. Verändern Sie die unterbewusste Programmierung, um sich von Ihrer Sucht nach Schuldgefühlen zu »entwöhnen«, dann können Sie unter denselben Umständen präsent sein, frei von Ihrer gegenwärtigvergangenen Realität.

 

Forscher von der Victoria University in Wellington, Neuseeland, untersuchten die Wirkung der Umwelt an einer Gruppe von 148 College-Studenten, die an einer Studie in einer Bar-ähnlichen Atmosphäre teilnehmen sollten. Der einen Hälfte dieser Studenten wurde gesagt, sie würden Wodka und Tonic bekommen, den anderen dagegen, sie würden nur Tonic erhalten. In Wirklichkeit schenkten die Barkeeper keinen einzigen Tropfen Wodka aus; alle Studenten erhielten lediglich reines Tonic Water. Die Bar-Atmosphäre war sehr realistisch; sogar die Wodkaflaschen, die mit dem Tonic Water gefüllt worden waren, wurden wieder verplombt. Die Barkeeper steckten auf den Glasrand Limonenstückchen auf, die in Wodka getunkt worden waren, um es noch realistischer zu machen. Dann mixten sie die Drinks und füllten die Gläser, als ob es sich wirklich um Wodka Tonic handeln würde.

 

Die Probanden waren angeheitert und verhielten sich angetrunken, manche wiesen sogar physische Anzeichen von Betrunkenheit auf. Aber sie waren nicht betrunken, weil sie Alkohol getrunken hatten, sondern weil die Umwelt ihrem Gehirn und ihrem Körper durch assoziative Erinnerungen einen Reiz sandte, der sie auf dieselbe alte, vertraute Weise reagieren ließ.

 

Schließlich sagten die Wissenschaftler den Studenten, wie es wirklich gewesen war. Die Studenten waren total erstaunt und behaupteten, sie wären wirklich betrunken gewesen. Sie hatten geglaubt, sie würden Alkohol trinken, und die neurochemische Umsetzung dieser Überzeugung hatte ihren Seinszustand verändert. Anders ausgedrückt, reichte ihre Überzeugung aus, um eine biochemische Veränderung im Körper auszulösen, die dem Betrunkensein entsprach. Die Studenten waren oft genug darauf konditioniert worden, Alkohol mit einer Veränderung ihrer inneren Chemie zu assoziieren. Aufgrund ihrer assoziativen Erinnerungen an Alkoholkonsum in der Vergangenheit erwarteten die Studienteilnehmer die zukünftige innere Veränderung bzw. nahmen sie vorweg und wurden durch Umweltreize – so wie die Pawlow’schen Hunde – dazu gebracht, sich physiologisch zu verändern.

 

Es gibt natürlich auch die Kehrseite: Aus der Umwelt können auch Heilsignale kommen. Krankenhauspatienten in Pennsylvania, die sich von einer Operation in einem Zimmer erholten, von dem sie einen Blick auf Bäume in einer natürlichen Umgebung hatten, brauchten nicht so starke Schmerzmittel und konnten sieben bis neun Tage früher entlassen werden als Patienten, die in Zimmern mit Blick auf eine braune Ziegelmauer lagen. Unsere durch die Umwelt erzeugte mentale Befindlichkeit kann ganz bestimmt mit dazu beitragen, Gehirn und Körper zu heilen.

 

Brauchen Sie also eine Zuckerpille oder eine wirkungslose Salzinjektion oder Scheinoperation oder ein Panoramafenster – etwas oder jemanden oder einen bestimmten Ort in Ihrem äußeren Umfeld –, um in einen neuen Seinszustand zu wechseln? Oder können Sie das alleine durch veränderte Gedanken und Gefühle bewirken? Können Sie einfach an eine neue Möglichkeit glauben, die Sie gesund macht, ohne sich auf einen äußeren Stimulus zu verlassen? Können Sie den Gedanken im Gehirn zu einer so starken emotionalen Erfahrung machen, dass sich Ihr Körper dadurch verändert und Sie über die Konditionierung im äußeren Umfeld hinauswachsen? Wenn ja, dann wäre es doch wohl eine gute Idee, Ihre innere Befindlichkeit jeden Tag zu verändern – noch bevor Sie aufstehen und wieder mit der alten Umwelt konfrontiert werden. Denn dann werden Sie von dieser Außenwelt nicht mehr in Ihre alte Befindlichkeit hineingezogen, wie es den Parkinson-Patienten ergangen ist.

 

Denken Sie an Janis Schonfeld aus Kapitel 1: Sie dachte, sie nähme ein Antidepressivum ein, und bewirkte physische Veränderungen im Gehirn. Das Placebo war bei ihr unter anderem auch deshalb so wirksam, weil die Einnahme dieser unwirksamen Pille sie täglich daran erinnerte, ihre Befindlichkeit zu verändern (denn sie assoziierte die Einnahme mit ihren optimistischen Gedanken und Gefühlen des Gesundwerdens – so wie über 80 Prozent von Leuten, die ein Placebo gegen ihre Depressionen einnehmen).

 

Würden Sie in der Meditation durch das Zusammenbringen einer klaren, absichtsvollen inneren Ausrichtung mit einer höheren Emotion Zugang zu einem neuen Seinszustand gewinnen und dadurch voller Euphorie und Begeisterung täglich schöpferisch tätig sein, dann kämen Sie schließlich aus Ihrem Ruhezustand heraus in einen neuen Seinszustand, mit einer anderen Haltung, Überzeugung und Wahrnehmung. Sie würden nicht mehr auf dieselbe Weise auf dieselben Dinge reagieren, denn Ihre Umwelt hätte keine Kontrolle mehr über Ihre Gedanken und Gefühle. Sie träfen neue Entscheidungen und würden sich anderes verhalten, was wiederum neue Erfahrungen und neue Emotionen zur Folge hätte. Sie würden sich in eine neue, andere Persönlichkeit verwandeln, die nicht unter den Schmerzen einer Arthrose, den motorischen Störungen von Parkinson, Unfruchtbarkeit oder anderen Erkrankungen, die Sie eben verändern möchten, leiden würde.

 

Natürlich nehmen nicht alle Krankheiten ihren Anfang im Geist. Natürlich werden Babys mit genetischen Defekten und Erkrankungen geboren, die nicht durch ihre Gedanken, Gefühle, Einstellungen und Überzeugungen ausgelöst wurden. Und traumatische Ereignisse und Unfälle passieren nun einmal. Auch Umweltgifte können im menschlichen Körper verheerende Schäden anrichten.

 

Ich will keineswegs sagen, wir hätten auf irgendeine Weise um so etwas gebeten, wenn es in unserem Leben auftaucht. Aber wahr ist, dass der physische Körper durch Stresshormone geschwächt werden kann und anfälliger für Krankheiten wird, wenn das Immunsystem dichtmacht. Für mich ist an dieser Stelle wichtig: Egal, woher unsere Leiden kommen – es gibt eine Möglichkeit, unsere Verfassung zu verändern.

Die Energie verändern

Jetzt wissen wir also: Wenn wir unsere Überzeugungen verändern und einen Placebo-Effekt erzeugen wollen, um unsere Gesundheit und unser Leben zu verbessern, müssen wir genau das Gegenteil von dem tun, was viele der kambodschanischen Frauen getan haben. Wir müssen mit einer klaren, festen Absicht und einer höheren emotionalen Energie im Geist und im Körper eine neue innere Erfahrung schaffen, die stärker ist als die äußere Erfahrung der Vergangenheit. Oder anders ausgedrückt: Wenn wir uns entschließen, eine neue Überzeugung zu kreieren, muss die Energie dieser Entscheidung höher und stärker sein als die Energie der verfestigten Programmierungen und emotionalen Konditionierungen im Körper.


Abb. 7.3. Um eine Überzeugung oder eine Wahrnehmung über sich selbst und Ihr Leben zu verändern, müssen Sie eine Entscheidung mit so fester Absicht treffen, dass ihre Energie stärker ist als die Energie der verfestigten Programmierungen im Gehirn und die emotionale Sucht des Körpers.

 

Dann muss der Körper auf einen neuen Geist reagieren. Wenn die Entscheidung eine neue innere Erfahrung erzeugt, die stärker ist als die äußere Erfahrung der Vergangenheit, überschreibt sie die Schaltkreise im Gehirn und schickt dem Körper neue emotionale Signale. Erfahrungen erzeugen Langzeiterinnerungen; wenn die Entscheidung also zu einer unvergesslichen Erfahrung wird, haben Sie sich geändert. Auf der biologischen Ebene existiert dann die Vergangenheit nicht mehr. Wir könnten auch sagen, der Körper befindet sich in diesem gegenwärtigen Moment in einer neuen Zukunft.

 

Abbildung 7.3 (siehe Seite 215) zeigt, was in diesem Fall passiert. Die Wahl der neuen Erfahrungen hat eine höhere und stärkere Energie als das Trauma der vergangenen Erfahrung (wie in Abbildung 7.2 auf Seite 208 zu sehen), deshalb ist der Höchststand in diesem Diagramm höher als im vorhergehenden Diagramm. Dadurch überschreiben die Auswirkungen dieser neuen Erfahrung die noch vorhandenen neuronalen Programmierungen und emotionalen Konditionierungen der vergangenen Erfahrung und setzen sie außer Kraft. Korrekt ausgeführt, ordnet dieser Prozess die Muster im Gehirn neu und verändert die Biologie. Die neue Erfahrung organisiert die alten Programmierungen um und löscht dadurch die neurologischen Nachweise dieser vergangenen Erfahrungen (so wie eine größere Welle, die sich am Strand bricht, jegliche vorher vorhandenen Spuren von Muscheln, Tang, Meerschaum oder Muster im Sand auslöscht).

 

Starke emotionale Erfahrungen erzeugen Langzeiterinnerungen. Diese neue innere Erfahrung erzeugt also neue Langzeiterinnerungen, die die Langzeiterinnerungen aus der Vergangenheit überschreiben. Dadurch wird die gewählte Entscheidung zu einer unvergesslichen Erfahrung. In Gehirn und Körper sollten dann keinerlei Hinweise auf die Vergangenheit mehr vorhanden sein. Das neue Signal überschreibt die neurologischen Programmierungen und verändert den Körper genetisch.

 

Zurück zu Abbildung 7.3: Das Gefälle der Linie im Diagramm geht komplett zurück (in Abbildung 7.2 dagegen geht es zwar zurück, verbleibt aber auf einem höheren Niveau als am Ausgangspunkt) – ein Hinweis darauf, dass keinerlei Spuren der vergangenen Erfahrung übrig geblieben sind. In diesem neuen Seinszustand existiert sie nicht mehr.

 

Dieses neue Signal reorganisiert nicht nur die neuronalen Schaltkreise, sondern löst auch die emotionale Verhaftung an die Vergangenheit und schreibt dadurch die Konditionierung des Körpers um. Wenn das passiert, lebt der Körper in dieser Sekunde komplett in der Gegenwart und ist nicht mehr in der Vergangenheit gefangen. Diese höhere Energie ist im Körper spürbar und wird als neue Emotion gedeutet (»E-motion« bedeutet »Energie in Bewegung«) – sei das nun ein Gefühl der Unbesiegbarkeit, des Mutes, der Selbstbestimmtheit, des Mitgefühls, der Inspiration etc. Nicht Chemie, sondern Energie verändert unsere Biologie, unsere neuronalen Vernetzungen und unsere Genexpression.

 

Bei den Feuerläufern, Glasessern und Snake Handlers ist der Prozess ähnlich. Sie sind fest entschlossen, in einen anderen geistigen und körperlichen Zustand zu wechseln. Die Energie dieser Entscheidung erzeugt innere Veränderungen im Gehirn und im Körper, durch die sie gegen die äußeren Gegebenheiten ihrer Umwelt für längere Zeit immun werden. Durch den Schutz ihrer Energie wird in diesem Augenblick ihre Biologie transzendiert. Tatsächlich reagiert nicht nur die Neurochemie auf höhere Energiezustände. Die Empfänglichkeit der Rezeptorstellen an der Außenseite der Körperzellen für Energie und Frequenzen ist hundertmal höher als ihre Reaktionsfähigkeit auf physische chemische Signale wie Neuropeptide; wie wir wissen, gelangen sie in die DNA in den Zellen.

 

Wie Forschungsarbeiten immer wieder belegen, beeinflussen unsichtbare Kräfte des elektromagnetischen Spektrums jeden einzelnen Aspekt der Zellbiologie und der Genregulierung. Zellrezeptoren nehmen bestimmte Frequenzen eingehender Energiesignale auf. Zu den Energien des elektromagnetischen Spektrums gehören Mikrowellen, Funkwellen, Röntgenstrahlen, extrem niederfrequente Wellen, Obertonschwingungen, UV-Strahlen und auch Infrarotstrahlen. Bestimmte Frequenzen  elektromagnetischer Energie können sich auf das Verhalten der DNA, RNA und Proteinsynthese auswirken, die Form und Funktion von Proteinen verändern, die Genregulierung und Genexpression steuern, das Wachstum von Nervenzellen stimulieren, die Zellteilung und Zelldifferenzierung beeinflussen und bestimmte Zellen anweisen, Gewebe und Organe zu bilden. All diese von Energie beeinflussten Zellaktivitäten sind Ausdruck des Lebens. Und wenn das stimmt, hat das seinen Grund. 98,5 Prozent unserer DNA hat scheinbar keine sinnvolle Funktion, und deshalb wird sie als »DNA-Müll« bezeichnet. Doch Mutter Natur hätte unseren Zellen ganz bestimmt nicht all diese verschlüsselten Informationen eingepflanzt, die nur darauf warten, gelesen zu werden, ohne uns auch mit der Fähigkeit auszustatten, sie mit entsprechenden Signalen zu entschlüsseln. Die Natur verschwendet nichts. Erzeugt vielleicht unsere eigene Energie und unser Bewusstsein das richtige Signal außerhalb der Zellen, um uns zu befähigen, aus diesen Unmengen an Potenzialen zu schöpfen? Und wenn ja, könnten Sie vielleicht Zugang zu Ihrer wahren Fähigkeit gewinnen, Ihren Körper zu heilen, indem Sie Ihre Energie verändern, wie in diesem Kapitel beschrieben wurde?

 

Wenn Sie Ihre Energie verändern, verändern Sie Ihren Seinszustand. Und das Neuvernetzen neurologischer Verbindungen im Gehirn sowie die neuen chemischen Emotionen im Körper lösen epigenetische Veränderungen aus; als Folge davon werden Sie buchstäblich zu einer neuen Person. Die Person, die Sie einmal waren, ist dann Geschichte; ein Teil dieser Person ist zusammen mit den neuronalen Schaltkreisen, den chemisch-emotionalen Süchten und der Genexpression, die Ihren alten Seinszustand unterstützt und aufrechterhalten haben, einfach verschwunden.


***

  1. A. Mardiyati, »Kuda Lumping: A Spirited, Glass-Eating Javanese Game of Horse«, Jakarta Globe (16. März 2010), http://www.thejakartaglobe.com/archive/kuda-lumping-a-spirited-glass-eating-javane-se-game-of-horse.
  2. Zwei Studien zeigen das besonders gut auf. Die Teilnehmer der ersten Studie trugen spezielle Brillen; wenn sie nach links schauten, war alles blau getönt, wenn sie nach rechts blickten, sah alles gelblich aus. Nach einer bestimmten Zeitspanne sahen sie die blauen und gelben Schattierungen nicht mehr; die Welt sah aus, wie sie schon immer ausgesehen hatte, denn sie sahen sie nicht durch ihre Augen, sondern durch ihre Gehirne, die die Realität so ergänzten, wie sie aus der Erinnerung bekannt war; siehe I. Kohler, The Formation and Transformation of the Perceptual World (New York: International Universities Press, 1964). Im Rahmen der zweiten Studie wurden Probanden mit Depressionen in »Schnellfeuermanier« zwei verschiedene Bilder gezeigt: eines von einem Fest und eines von einer Beerdigung; die Beerdigung wurde öfter erinnert, als rein zufällig zu erwarten gewesen wäre – ein Hinweis darauf, dass wir dazu tendieren, die Umwelt auf eine Weise wahrzunehmen, die unsere Gefühle verstärkt; siehe A. T. Beck, Cognitive Therapy and The Emotional Disorders (New York: International Universities Press, 1976).
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