Selbstliebe: Das wahre Geheimnis von Partnerschaft

»Wenn man etwas ganz fest will, dann setzt sich
das ganze Universum dafür ein, dass man es auch
erreicht.«

Paulo Coelho     

 

Ich, Wolfram, würde Paulo Coelho, einen der Lieblingsautoren meiner Frau, gern ergänzen: Wir sollten es unbedingt fest, aber bitte nicht zu fest wollen! Sie werden eine glückliche Beziehung in Ihr Leben ziehen, wenn Sie eine ganz klare Vorstellung von Ihrer idealen Beziehung haben.

 

Je leidenschaftlicher und lebendiger Ihre Träume, desto kraftvoller setzen Sie die Kräfte des Universums tatsächlich in Gang. Wenn Sie aber Druck machen und eigentlich Angst haben, dann halten Sie alle Kräfte und die Liebe von sich fern.


Wenn Sie sich entscheiden, Beziehung tatsächlich andersherum zu sehen und sich von nun an mit der Beziehung zu sich selbst vor allen anderen zu beschäftigen, dann möchten wir Sie vor einer großen Einstiegsfalle warnen. Eine Gefahr beim »Andersherum« ist, dass man auf dem Weg zu sich selbst dem eigenen Ego in die Falle geht und sich sagt: O.K.! Ich muss also nur perfekt werden, dann werden auch meine Beziehungen perfekt! Dem ist nicht so.

 

In unserer eigenen Ehe, aber auch in der Arbeit mit mittlerweile Tausenden Menschen haben wir gelernt, dass eine glückliche Partnerschaft nichts damit zu tun hat, dass sich zwei Menschen treffen, die perfekt zueinander passen, und dann nehmen Harmonie, Lust und Leidenschaft selbstverständlich ihren Lauf.

 

Der wahre Sinn von Beziehungen ist immer, die inneren Konflikte der beiden Partner ins Gleichgewicht zu bringen. Dafür ist jede Beziehung, so wie sie gerade ist, der optimalste Raum, den die beiden beteiligten Partner überhaupt nur finden können. Deshalb seien Sie froh, dass Ihr intimster Partner so präzise auf Ihre Knöpfe drückt, dass es manchmal schmerzt. Seien Sie sogar dankbar, dass dem so ist, denn auf dem Weg in eine erfüllende Partnerschaft geht es unabdingbar darum, jenen Bereichen in Ihnen Aufmerksamkeit zu schenken, die verletzt sind, zerstörerisch wirken oder Ihren heutigen Handlungsspielraum einengen.


Es geht nicht um perfekt, sondern um authentisch und im Einklang mit sich selbst. Das ist das Gegenteil von perfekt: Das ist, sich bewusst sein, wer man ist und was man nicht ist. Wir leben oft in Strukturen, die eigentlich gar nicht zu uns passen, aber von denen wir glauben, dass sie gut oder richtig seien. Oder wir leben auf eine Art, die bei unserer Umwelt gut ankommt oder Erfolg bringt, die aber eigentlich gar nicht wirklich unserem inneren Zustand entspricht. Sie kennen doch sicher auch diese Singles, die super aussehen, einen tollen Job haben,  ungehemmt plaudern können und seit Jahren keine Beziehung haben.


Bereits der Beginn einer Beziehung funktioniert »andersherum« und zeigt, was in unserem Inneren los ist. Nicht, was wir können, sondern wo wir festhängen, ist entscheidend. Die Tür zu einem anderen öffnet sich mir so weit, wie ich innerlich wirklich mit mir verbunden bin und die Vergangenheit aufgeräumt habe. Für den Eintritt in eine echte Beziehung ist es zum Beispiel wichtig, dass ich mein Herz wirklich von alten Bindungen befreit habe; meine Ängste vor Nähe und Verlassenwerden schon mal berührt und gelernt habe, mitfühlend und ehrlich mit diesem verletzlichen Teil meiner Selbst umzugehen.

Ich fühle mich im Moment alles andere als perfekt, und Sie sagen, das sei trotzdem eine gute Voraussetzung für eine erfüllende Partnerschaft?

Ja, es kann sein, dass jemand, der vielleicht schüchterner und scheinbar viel weniger attraktiv und kommunikativ ist, viel leichter in eine Beziehung gehen und auch den richtigen Partner für sich finden kann, weil er innerlich mehr im Kontakt mit seiner Schüchternheit und mehr im Einklang mit seiner Person ist. Kurz: Weder für den Beginn noch für den Verlauf einer glücklichen Partnerschaft braucht es eine perfekte Version von mir oder einem anderen. Eine Partnerschaft wird immer erfüllender, je besser ich mich wirklich in meiner Fehlbarkeit akzeptieren und einem anderen Menschen anvertrauen kann. Und je mehr ich bereit bin, sukzessive über meine Einschränkungen mit Liebe und Achtsamkeit hinauszuwachsen.


Sie sollten gleich zu Beginn hier ehrlich mit sich selbst und Ihrem Ego sein, sonst verschließen Sie bereits die Eingangstür zu sich selbst, bevor Sie überhaupt den Weg der Zweisamkeit erforschen können. Fragen Sie sich, ob Sie vielleicht Ihre ganze Kra darauf verwenden, eine perfekte Rolle von sich weiter auszubauen, um bei anderen nur ja gut anzukommen, nicht verletzt zu werden oder schwach zu wirken. So eine perfekte Rolle kann ein guter Grund sein, warum Sie nicht richtig in Beziehung treten können. Eine Rolle entfernt Sie von sich selbst. Sie macht zwar sicher, hält Sie aber gefangen und verhindert eine echte Begegnung und Berührung mit anderen und eine tiefere Einsicht in die eigene Verletzlichkeit und in Ihre unbewussten Beziehungs-Vermeidungsstrategien.


»Andersherum« gilt natürlich erst recht, wenn Sie schon in einer Beziehung leben. Denn deren Erfüllung hängt nicht von idealen Umständen und optimaler Passform ab, sondern davon, wie sehr jeder von beiden bereit ist, im Zusammensein mit dem anderen die eigenen Grenzen auszuweiten. Das hat nichts mit Kompromissen und Nachgeben zu tun, sondern damit, aus den eigenen, meist unbewussten Begrenzungen herauszuwachsen – selten freiwillig, meist durch den Druck, wenn es knirscht und Stress gibt. Dieser Druck kann helfen, sich selbst auch da genauer anzuschauen, wo man allein gern weggucken würde, und sich auf Erfahrungen einzulassen, die man allein gern ausließe.


Wenn es auf Dauer gut werden soll, braucht es zwei, die bereit sind, ihr Selbstbild, das sie mit in die Beziehung gebracht haben, in weiten Teilen hinter sich zu lassen. Denn dies war vor allen Dingen eine enge Vorstellung von sich selbst. Aber keine Sorge, das ist kein Verlust: Das Geknirsche und die ganzen Krisen richtig genutzt bringen langsam den hervor, der man wirklich ist.


Wir sind seit 21 Jahren verheiratet. Aber eigentlich gibt es die beiden gar nicht mehr, die damals geheiratet haben. Sie wurden in Krisenzeiten so oft aus den Fugen gehoben, geschüttelt und transformiert, dass wir heute manchmal auf Etappen unserer Vergangenheit schauen wie auf ein anderes Leben. Wir hatten und haben mit alldem zu kämpfen, womit andere Paare auch kämpfen: Wir waren so oft nicht in der Lage, wirkliche Nähe zuzulassen, obwohl wir uns nichts mehr gewünscht hätten. Wir wollten füreinander da sein und konnten es nicht. Wir haben uns das Jawort gegeben und uns dann ständig für das Anderssein verurteilt.


Und eines schönen Tages standen wir vor der Klippe, vor der heute die meisten Paare irgendwann – oft mehrmals – stehen: Trennung oder die bedingungslose Bereitschaft zu Wachstum, Heilung und Selbstüberwindung. Wir wollten nicht verbittern und erstarren, sondern lebendig und erfüllt miteinander leben, daher entschieden wir uns schließlich für das Zweite. Allerdings ging ab da das große »Hintersichlassen« bei jedem von uns los.

Warum sollte ich etwas von mir aufgeben, wenn ich meine Beziehung erneuern möchte?

Partnerscha geht nur gut mit lebendiger Entwicklung. So mussten damals auch wir im Zusammensein mit dem anderen unsere Sichtweisen immer wieder erweitern sowie alte Glaubenssysteme und negative Gewohnheiten für die Liebe und Verbundenheit überwinden. Hier hatte unsere Harmoniesucht oft einer ausgesprochenen, unangenehmen Wahrheit zu weichen.

 

Da musste das Herz geöffnet und viele Tränen mussten geweint werden. Dort hatte eine vertraute Sicherheit einem Ruf des Herzens und einem Sprung ins kalte Wasser zu weichen. Und immer wieder mussten wir unser jeweiliges Recht aufs Rechthaben opfern und uns bewusst für Liebe, Mitgefühl und Nähe entscheiden, statt darauf zu hoffen, sie würden uns zufliegen und sich wie rosaroter Zuckerguss über unsere Beziehung legen.


Wir können Ihnen versichern, das war so manches Mal beinhart fürs Ego. In den frühen Jahren unseres Zusammenseins gab es immer wieder dieses Fragezeichen: Warum ist das so schwer? Sind die anderen nicht einfach so glücklich? Gibt es vielleicht doch einen Partner, mit dem alles ganz leicht wäre? Und später gab es den Wunsch: Jetzt muss doch mal Ruhe sein. Jetzt muss doch einfach mal alles flutschen, und wir sind durch. Aber das war nie so.

 

Eher war es bei uns wie in dem Märchen mit dem dunklen Wald, mit den Monstern zum Umarmen, Fröschen zum Küssen und Drachen zum Erlegen. Der Held macht nicht alles wie immer – er macht sich auf einen Weg. Ins Unbekannte. Auf diesem Weg gibt es im eigenen Herz einiges zu heilen, ein paar Sachen über sich und das Leben grundlegend neu zu verstehen und einige Reifeprüfungen zu bestehen. Zu diesem Weg gehört es, Krisen zu meistern, Enttäuschungen zu verarbeiten, Vergangenes zu vergeben und Vorstellungen von sich selbst zu hinterfragen und zu verabschieden.

 

Sosehr auch uns das wie jedes andere Paar verunsichert und schüttelt, sosehr können wir mit Abstand sagen: Das muss sein. Erst so wird die Beziehung erwachsen. Ohne dass sich alte Vorstellungen auflösen und wir aus den engen Gleisen unserer Prägungen herausgezwungen würden, hätte unsere Ehe viel weniger Spielraum und Tiefe.


Wenn Sie wirklich eine tiefe und lebendige Beziehung und persönliches Wachstum wollen, dann geht das nicht ohne einen aktiven Prozess von Öffnung, Transformation und Heilung alter Wunden und einer ehrlichen und sich vertiefenden Begegnung mit sich selbst.

 

Aber damit dieser Prozess nicht zerstörerisch wird, sondern für eine Bewusstwerdung und neue Nähe sorgt, braucht das Paar eine Anleitung, einen sicheren Rahmen und jeder für sich eine regelmäßige Praxis.

 

Es nützt nichts, wenn Ihnen alles, was Sie bis hierher gelesen haben, einleuchtet und Sie einsehen, dass es einen neuen Weg braucht. Es nützt auch nichts, wenn Sie all Ihren aufgestauten Gefühlen aus der Vergangenheit ab jetzt einfach freien Lauf lassen und Ihre Partnerschaft ständig irgendwelchen Überschwemmungen und Orkanen ausgesetzt ist.

 

Es braucht ein Trainingscamp für die Liebe. So oft beenden wir ein Coaching, nachdem wir einen ganzen Tag mit einem Paar verbracht haben, und denken uns: »Hoffentlich folgen die beiden unseren Tipps und finden einen Weg zur Meditation und zur inneren Arbeit, damit das Ganze im Alltag nicht untergeht.« So oft gehen zwei Menschen bei uns aus der Tür und konnten im Coaching mit uns ganz neue Einsichten finden, das »Andersherum« ein bisschen besser verstehen, ja sogar wieder eine Brücke zueinander bauen und die Herzen öffnen. Dann sind auch wir ganz beseelt und wissen, dass bei ihnen jetzt der Boden bereitet ist, auf dem die Liebe wieder aufblühen kann. Dass die beiden nun eine ganz neue Ebene von Partnerschaft miteinander aufb auen können – eine Nähe entdecken, wie sie beide sie vielleicht noch gar nicht kennen.

Ich habe schon sehr viel gelesen und zahlreiche Seminare besucht, aber meine Beziehungsprobleme wollen sich einfach nicht lösen. Was kann ich tun?

Aber wir wissen aus Erfahrung, dass das nicht geht, wenn nun beide einfach so weitermachen wie bisher und ho en, dass die neuen Einsichten ausreichen, der Knoten einfach nur platzen musste und nun alles wieder gut ist. Meist legt dann schnell die Gewohnheit wieder ihren festen Griff um Denken und Tun, und ehe die beiden sichs versehen, landen sie erneut im alten Schlamassel.


Männern hilft hier oft ein Vergleich aus dem Sport: Es ist eins, wenn ein Trainer einem die richtige Vorhand zeigt und Fehlhaltungen korrigiert. Aber es ist noch mal etwas ganz anderes, regelmäßig die neuen Erkenntnisse auf dem Platz und im Spiel mit anderen auszuprobieren und zu üben. Wenn Sie Ihre Partnerschaft wirklich auf eine neue, erfüllendere Ebene hieven wollen, dann sind neue Einsichten gut, aber im Beziehungsalltag hilft nur Training und kontinuierliches Engagement, wenn Sie sich wirklich verbessern wollen und es ein gutes Spiel werden soll.

 

Der einzige große Unterschied zwischen Beziehungs- und Tennistraining: In der Partnerschaft geht es fast ausschließlich um innere Prozesse – um Gefühle, alte Verletzungen und verdrängte Ängste. Also braucht es auch ein Training, das sich auf diese inneren Prozesse auswirkt. Wenn Sie keinen Rückfall, sondern dauerhaften Fortschritt wollen, braucht es eine kontinuierliche innere Praxis – sozusagen regelmäßige Verabredungen mit sich selbst, um eine wachsende, wache Freundschaft mit sich aufzubauen, damit die kleinen Pflänzchen – Ihre neuen Einsichten und Hoffnungen – gedüngt und gewässert werden. Sie wachsen nur dann an, wenn jeder der Partner sich ab jetzt wirklich Zeit für sich nimmt und sich im Idealfall auch beide Zeit für die Erneuerung ihrer Zweisamkeit nehmen. Jetzt braucht es regelmäßige innere Arbeit, sonst greifen die alten Muster wieder. Finger weg vom Daueraktivmodus. Jetzt braucht es Besinnung, Achtsamkeit und Neuausrichtung.


Manchmal sitzen wir beide nach so einem Tag mit einem Paar da und sind ganz berührt. Wir wissen: Die beiden haben alles, was es braucht, um aus diesem Sumpf, in den sie sich hineinmanövriert haben, auch wieder herauszukommen und wirklich ein Abenteuer miteinander zu erleben. Aber eben ganz wie bei einem eingespielten alten Ehepaar gucken wir uns an und sagen im selben Moment den Satz: »Aber nur, wenn sie jetzt richtig dranbleiben und was machen.«


Ein Mann schrieb uns kürzlich: »Grüßen Sie alle anderen Ehemänner von mir. Mann kann sich gar nicht vorstellen, wie sehr ein Paarcoaching das Leben eines Mannes verändern kann. Aber für eine gute Ehe braucht Mann Meditation. Danke, dass Sie mir die Meditation so sehr ans Herz gelegt haben.


Bei uns ist Frieden eingekehrt, dass es mir manchmal schon unheimlich ist.« Wenn wir eine große Vision für unsere Arbeit und die Heilung von Beziehungsproblemen haben, dann die, dass nicht nur viele Menschen unsere Bücher lesen, sondern bald genauso viele mit Freude und Leichtigkeit die innere Arbeit tun, indem sie allein zuhause die Inhalte unserer Bücher umsetzen und deren Lehren in ihr Leben bringen. Die innere Arbeit, mit der sie die Macht über ihr Leben zurückgewinnen, ihr Herz aus eigener Kraft heilen können und zu einer Quelle der Liebe und des Friedens für diesen Planeten werden.


Wir möchten Ihnen hier nicht einfach einen Crashkurs »Beziehungsglück in drei Wochen« anbieten, sondern Sie einladen zu einer neuen, heilsamen Lebensart, die alles in Ihnen und um Sie herum gesunden lässt. Wir glauben, dass es in diesen Zeiten dringend notwendig ist, das Paarsein aktiv zu lernen und zu leben, weil es so ein kostbarer Raum für Heilung und Liebe ist. Und das Paarsein sollte gänzlich neu betrachtet werden: Wir sind nicht dazu da, zusammen ein Haus zu bauen und »Tatort« zu gucken. Auch nicht dazu, immer neue Kicks zu erleben und Traumreisen miteinander zu verbringen. Wir sind dazu da, als Paar die Liebe zu lernen und unsere Angst vor Verbindung zu überwinden.

 

Jedes Paar ist auf unserem Planeten wie eine Zelle im Körper: Es kann im Kleinen genauso viel Unverständnis, Unfrieden, Machtkampf und Distanz in die Welt bringen wie Nationen und Regierungen im Großen. Aber jedes Paar kann auch eine große Quelle der Heilung und Liebe sein. Nicht weil alles einfach glattläuft , sondern weil zwei ihre Geschichten und Glaubensmuster überwinden und heilen, an denen sich in der ganzen Welt Kriege entzünden. Weil zwei sich bewegen und gegebenenfalls bis hin zu einer heilsamen Trennung lernen, die Wahrheit ihrer Herzen tatsächlich in die Welt zu bringen.


Jedes Paar trägt einen Samen in seiner Verbindung, der die richtige Pflege braucht, um langsam heranzureifen und Früchte nicht nur für die beiden, sondern für die ganze Welt zu tragen – für ihre Kinder, ihre Herkunftsfamilien, Freunde, Kollegen, Kunden und Mitarbeiter. Dieser Kurs hilft Ihnen, den Samen Ihres Paarseins richtig zu behandeln, zu düngen und zu nähren. Die Meditation und innere Arbeit sind der Garten dafür. Sie schaffen einen Raum, in dem eine Ehe gedeihen kann.