Jakobs Kampf mit dem Engel

Jakobs Kampf mit dem Engel

Auch auf einer anderen Ebene findet der Kampf des Iwri mit einem Jäger statt. Jakob kämpft mit dem sogenannten Engel, der nichts anderes ist als Esau auf einem anderen Niveau, einem mythologischen Niveau. Wenn dieser Kampf gegen Morgen hin  unentschieden zu sein scheint, sagt der Jäger, mit dem Jakob kämpft, plötzlich ängstlich:

  • „Lass mich jetzt gehen, ich sehe den Morgen kommen. Ich kann am Morgen nicht bestehen. Wenn es hell wird und alle Nebel verschwinden, dann ist meine Existenz beendet.“

Daraufhin sagt Jakob:

  • Nun gut, ich werde dich gehen lassen, aber du wirst mich segnen.“

Jakob kämpfte mit ihm in der Nacht, wurde verwundet, humpelt von diesem Engel und Jakob fragt ihn: „Gib mir einen Namen!

Einen Namen geben bedeutet: sagen, was ich im Wesentlichen bin. Und dann erhält Jakob den Namen Jisrael (10-300-200-1-30), Israel, der mit Göttern kämpfte und überwand. Er hat keine Angst vor Göttern – vor Menschen … man muss keine Angst vor ihnen haben. Er hatte keine Angst vor Göttern und er konnte sie überwinden. Deshalb hat er auch diesen Namen bekommen.

Weil er außerhalb der Norm war und deshalb in jeder Hinsicht störte (aber auch wachhielt), war er auch ein Iwri. Diese Kraft von Esau ist gezwungen, mit ihm in dieser Nacht zu kämpfen. Dieser Kampf ist auch typisch für den Hebräer, typisch für den Menschen, die Menschheit, in der das immer wieder passiert.

Ebenso ist Joseph ein Iwri, weil er aus Sicht der diesseitigen Welt gegen die Bestimmungen handelt. Mit der Zeit sind sie alle vergessen. Der große Nimrod, die Figuren um Jakob und Joseph, die ach so wichtigen Menschen, wer erinnert sich an sie? Aber Abram, Jakob und Joseph haben die Welt bestimmt, ihren Lauf geändert, gerade die einst Lästigen und Ungesehenen. So ist es immer beim Menschen. Er wird nicht durch seine Karriere und seinen Namen im Pass bestimmt. Allein der Iwri, der Jenseitige in ihm ist bestimmend für sein wirkliches Leben. Das nimmt er mit, das bewahrt er, das ist er, das ist sein echter Name. Das will sagen, dass der Iwri einen Namen erhält. Auch in jedem menschlichen  Schicksal ist der Iwri das, was das Schicksal bestimmt.

Ich hoffe, Sie haben nun ein gewisses Verständnis dafür gewonnen, was der Hebräer eigentlich ist. Der Hebräer ist also nichts, worauf Sie hinweisen können. Es ist etwas in Ihnen, es ist etwas in Ihrer Umgebung, das von Zeit zu Zeit in dem einen oder anderen auftaucht, bei manchen länger, bei anderen über einen kürzeren Zeitraum. Selbst dann ist es nicht immer möglich, zu erkennen, ob es das ist. Es ist eigentlich das stete Gespräch, das wir mit uns selbst führen, das Gespräch, das wir mit, sagen wir, Gott führen, über den Sinn des Daseins. Warum laufen die Dinge so, wie sie laufen? Das Jenseitige, der Hebräer weckt uns zum Gespräch. Im Schlafmodus gehen wir dem Gespräch aus dem Weg, verstecken uns und versinken im Rausch.

Der Hebräer in uns und um uns herum ist dasjenige aus einer anderen Welt, das uns wachhält, das uns herausreißt aus dem Zeitstrom, um uns bewusst zu machen, dass wir ewige Wesen und dass der Tod im Sinne einer Vernichtung uns eigentlich nichts angeht, sondern gerade die Antwort auf viele Fragen gibt. Der Tod gehört zum Leben, man braucht sich davor nicht zu verstecken.

Kain hat Angst und versteckt sich vor dem Tod. Der Grund hierfür ist sein Mord an Abel. Auch Kain und Abel stehen sich gegenüber wie der diesseitige und der jenseitige Mensch. Abel stört Kain, seine Anwesenheit genügt schon und deshalb tötet Kain seinen Bruder. Auch Nimrod versucht, fortwährend den Hebräer zu töten, genau wie jeder Jäger den Hebräer töten will, weil dieser ihn an der Jagd hindert.