Das unsichtbare Netz

Wir kämpfen uns mit allen nur vorstellbaren Schwierigkeiten durchs Leben. Und fühlen uns dabei oft wie in einer Art Hypnose gegenüber den Realitäten in der Welt außerhalb unserer unmittelbaren Familie und dem Kampf um den Broterwerb. Tatsächlich sind nur wenige in der Lage, sich aus dieser Hypnose zu befreien, die Lage kritisch zu untersuchen und der Wahrheit auf die Spur zu kommen, ob es sich um die Finanzkrise in Euroland handelt, um politische Skandale in Deutschland, Kriege fernab in Syrien, Irak und Afghanistan oder die sehr reale – und wachsende – Gefahr eines neue Weltkriegs, ausgelöst durch die Krise in der Ukraine.

 

Stattdessen bilden wir uns unsere »Meinung« aus vorgefertigten Bildern über die Realität, die uns unsere bevorzugten Mainstream-Medien sorgfältig ausgewählt servieren. Walter Lippmann, Mitbegründer des New York Council on Foreign Relations, einer der ersten und einflussreichsten Denkfabriken, die auf den kommenden Seiten vorgestellt werden, sprach vom »Stereotyp«.

 

In seinem 1922 veröffentlichten Buch Public Opinion, in dem er seine Erfahrung aus der Kriegszeit verarbeitete, als er Amerikas erster offizieller Propaganda-Agentur angehörte, nämlich Woodrow Wilsons geheimem Committee on Public Information (CPI), beschrieb Lippmann, was er mit »Stereotyp« meinte.

 

In der neuen Welt der Massenkommunikation – damals das Radio, heute das Fernsehen und seit einigen Jahren auch noch das Internet -bräuchten normale Menschen laut Lippmann Stereotype, um sich über das Geschehen in ihrer unmittelbaren Umgebung eine Meinung zu bilden. Auf diese Stereotype oder »Bilder dieser Welt in unserem Kopf nehmen Gruppen von Menschen Einfluss …«‘ Die Schöpfer und Gestalter dieser »Stereotype« – Denkfabriken und sich prostituierende Journalisten – formen unsere Realität und bestimmen in gewisser Weise über unsere Geschichte. Diese Stereotype veranlassen die Öffentlichkeit, Kriegen zuzustimmen. Und das gelingt nur über willige Medien und willige Journalisten.

 

Lippmann, der zu den angesehensten amerikanischen Journalisten zählte und damals insgeheim dem Round Table angehörte – einer angloamerikanischen Geheimgesellschaft, die ihr Wirken auf die imperiale Vision des Minenmagnaten Cecil Rhodes stützte -, war einer der Ersten, die begriffen, wie einfach sich Stereotype manipulieren ließen. Er verstand, dass sie von einflussreichen Kreisen – seien es internationale Banker, Barone der Rüstungsindustrie, Big Business, die Kirche oder alle vereint in einem Motiv – zu politischen Zwecken beeinflusst werden konnten.

 

Eine repräsentative Regierung könne, so Lippmann, »nur erfolgreich funktionieren… wenn es eine unabhängige Organisation von Experten gibt, die die unsichtbaren Fakten [der neuen Welt] für Entscheidungsträger einsehbar macht«. Zbigniew Brzezihski bezeichnete sie später als die »technotronische Elite«.

 

Heute begegnet uns diese »Organisation von Experten« unter verschiedenen Namen wie Vereinte Nationen, Internationaler Währungsfonds, EU-Kommission oder NATO. Keine dient den wirklichen Interessen normaler Menschen, sondern vielmehr den Interessen einer winzigen Clique sehr reicher Atlantiker-Oligarchen, die sich den Einfluss auf ganze Regierungen kaufen, sogar die der Vereinigten Staaten, Deutschlands oder Japans.

 

Als Mitglied des US Committee on Public Information (CPI) nahm Lippmann 1919 an der Pariser Friedenskonferenz teil, zusammen mit einem in Wien geborenen Amerikaner namens Edward Bernays, ebenfalls Mitglied des CPI. Bernays schöpfte sein Wissen aus den damals noch unbekannten Ideen seines Onkels Sigmund Freud, beispielsweise aus dessen Begriff des »menschlichen Unbewussten« und der Freudschen Trieblehre.

 

Dieses Wissen über Freud nutzte er, als er den emotionalen Propaganda-Stereotyp des »verdammten Hunnen« zeichnete, der schließlich eine neutral-pazifistisch gesonnene amerikanische Bevölkerung in glühende, patriotische Unterstützer eines – wie Bernays und seine Propagandatruppe titelten – »Krieges, um die Welt für die Demokratie sicherer zu machen« verwandelte. Die damalige deutsche Kriegspropaganda in Amerika setzte auf rationale Argumente in dem Versuch, die Amerikaner zu überzeugen, nicht in den Krieg gegen Deutschland einzutreten. Gegen die emotionsgeladenen Stereotype von Bernays, Lippmann und Amerikas Kriegspropaganda-Agentur erwies sich das Bemühen als völlig unwirksam.

 

Nachdem Bernays durch die Propaganda zu Kriegszeiten klar geworden war, dass schön klingende Begriffe wie »Demokratie« und »Sicherheit« die öffentliche Meinung unglaublich beeinflussen konnten, schrieb er:

„Die bewusste, intelligente Manipulation der organisierten Gewohnheiten und Ansichten der Massen ist ein wichtiges Element in der demokratischen Gesellschaft. Diejenigen, die diesen unsichtbaren gesellschaftlichen Mechanismus manipulieren, bilden eine unsichtbare Regierung, die die wahre Regierungsmacht in unserem Land darstellt… Wir werden regiert, unser Denken und unsere Geschmäcke geformt, unsere Ideen werden uns eingegeben, und das überwiegend von Männern, von denen wir nie gehört haben. In beinahe jeder Handlung unseres täglichen Lebens, sei es in Politik oder Business, in unserem Sozialverhalten oder ethischem Denken, werden wir von den relativ wenigen Menschen dominiert… die das Denken und die sozialen Muster der Massen verstehen. Diejenigen, die hier die Fäden ziehen, beherrschen das öffentliche Denken.“

 

In dem Wissen, wie Propaganda im Ersten Weltkrieg zur Manipulation der öffentlichen Meinung eingesetzt worden war, gründeten Lippmann, Bernays und andere, unterstützt von Rockefeller-Exponenten und Morgan-Bankern, 1921 Amerikas erste außenpolitische Denkfabrik, den New York Council on Foreign Relations (CFR).

 

Im Jahre 1948, nach Beginn des Kalten Krieges, schrieb George Kennan, ein hoher Beamter des US-Außenministeriums und führendes CFR-Mitglied, in einem vertraulichen Memorandum:

Wir besitzen circa 50 Prozent des Reichtums der Welt, stellen aber nur 6,3 Prozent der Bevölkerung. Besonders groß ist dieser Unterschied im Vergleich zu den Völkern Asiens. In dieser Lage werden wir unweigerlich Neid und Ressentiments auf uns ziehen. In naher Zukunft sind wir gefordert, eine Form von Beziehungen zu entwerfen, die es uns erlaubt, diese Wohlstandsunterschiede ohne ernsthafte Abstriche an unserer nationalen Sicherheit zu erhalten. Um das zu erreichen, werden wir auf jegliche, Sentimentalität und Tagträumerei verzichten müssen. Wir müssen unsere Aufmerksamkeit überall auf unsere unmittelbaren nationalen Ziele richten. Wir dürfen uns nicht der Illusion hingeben, uns in der heutigen Welt den Luxus des Altruismus und des Wohltäters der Welt erlauben zu können …

Diese Gefühllosigkeit in der Gestaltung der US-Außenpolitik und Propaganda, mit denen der Wohlstandsunterschied gesichert werden sollte, erreichte 2008 einen kritischen Punkt, als die schlimmste Finanzkrise der Geschichte nicht nur das Überleben des Dollar-Systems, sondern der Welt in ihrer heutigen Form bedrohte.

 

Die Kontrolle der Atlantiker über die öffentliche Meinung, insbesondere in Deutschland, dem Kernland der Europäischen Union, war zur wichtigsten strategischen Frage geworden.

Die Manipulation der deutschen Medien, damals und heute…

Die Enthüllungen des ehemaligen FAZ-Journalisten Udo Ulfkotte entfachten in Deutschland 2014 eine hitzige Debatte. Ulfkotte beschrieb, wie die CIA und der deutsche Geheimdienst BND zusammen mit ausgewählten angloamerikanischen geopolitischen Denkfabriken regelmäßig Journalisten in Deutschland bestachen, damit diese Pro-NATO-Propaganda verfassten.

 

Ulfkottes Enthüllungen in dem Bestseller Gekaufte Journalisten erschienen mehr oder weniger gleichzeitig mit denen des ehemaligen NSA-Mitarbeiters und Whistleblowers Edward Snowden, laut denen die NSA alles und jeden überwacht, einschließlich des privaten Handys der deutschen Bundeskanzlerin. Die Menschen begannen, Fragen zu stellen, und erwachten aus ihrer Hypnose, die sie wieder einmal unbewusst in Richtung eines Krieges drängte, den sie rational mit Sicherheit nicht wollten.

 

Analysiert man die Berichterstattung der deutschen Mainstream-Medien über die Ereignisse in der Ukraine im Jahr 2014 und die einseitige Berichterstattung über Russland und andere Ereignisse, so wird deutlich, dass die Manipulation durch amerikanische und verwandte Geheimdienste viel weiter ging, als sich die meisten Menschen hätten vorstellen können, und dass sie einseitiger und voreingenommener war als in jedem anderen NATO-Land, einschließlich sogar der USA.

 

Die Regierung der Vereinigten Staaten und die Manipulation der deutschen Mainstream-Medien haben sich seit Juli 1946 und der amerikanischen »Entnazifizierungs«-Politik deutlich verändert. Damals führte die US Army Information Control Division die Aufsicht über 37 Zeitschriften, 237 Buchverlage sowie 7384 Buchhändler und Druckereien. Ihre Hauptaufgabe bestand in der »Demokratisierung«, aber auch im Verbot jeglicher Kritik an den alliierten Besatzungsmächten.

Das unsichtbare Netz und Massenmord

Die Zensur und Kontrolle der deutschen Medien durch Washington und amerikanische Geheimdienste ist seit 1946 viel raffinierter und subtiler geworden. Es ist deshalb wichtig, die zentrale Rolle der Manipulation durch Denkfabriken zu verstehen, und zwar nicht nur irgendwelcher Denkfabriken, sondern derjenigen, die die amerikanische Außenpolitik und die globale US-Geopolitik formen. Diesem Thema ist bislang kaum Aufmerksamkeit gewidmet worden.

 

Gelegentlich gab es Bücher, in denen die eine oder andere einflussreiche amerikanische Denkfabrik wie die Bilderberger oder der Council on Foreign Relations (CFR) genauer untersucht wurden. Das Entscheidende kam darin jedoch meistens nicht zur Sprache. Dass ein amerikanisches Establishment, eine amerikanische Oligarchie die Mainstream-Medien in Deutschland und weltweit in jüngster Zeit derart effektiv formen kann, ist vor allem der Tatsache zu verdanken, dass die führenden oligarchischen Familien ein wahres Spinnennetz von miteinander zusammenhängenden Denkfabriken aufgebaut haben.

 

All diese Denkfabriken »singen« aus derselben geopolitischen Partitur. Das erweckt den Eindruck eines viel weitergehenden Konsenses als tatsächlich vorhanden. Dem Autor ist keine frühere Studie bekannt, die versucht, die Zusammenhänge zwischen diesem Spinnennetz von Denkfabriken und ihrer wirklichen Agenda ans Licht zu bringen.

 

Da Finanzierung und wahre Ziele der hier vorgestellten Denkfabriken alles andere als transparent sind, kommt man ihnen durch einfaches Lesen der jeweiligen Jahresberichte nicht auf die Spur. Meine eigene, mehr als 30 Jahre währende Tätigkeit als Journalist und Forscher über Geopolitik war eine wichtige Vorbereitung auf die folgende Untersuchung. Doch selbst das reichte manchmal nicht, denn die Wahrheit versteckte sich oft genug in einem Wust von Lügen. Frei nach Mark Twain: Lügen, verdammte Lügen und Presselügen.

 

Beim aufmerksamen Lesen dieser Studie wird klar, dass es hinter all den wohlklingenden Worten über Förderung von »Demokratie«, »freiem Handel« oder einer »offenen Gesellschaft« einen roten Faden gibt, der alle Einheiten verbindet. Sie alle teilen die verborgene Agenda, raffinierte Methoden zur Reduzierung der Weltbevölkerung, genauer gesagt zum Massenmord zu finden, getarnt als »etwas Gutes tun«.

 

Diese Agenda war immer da, egal ob sich die selbsternannte Elite für einen Krieg gegen Russland um die Ukraine, einen Krieg in Syrien oder den Arabischen Frühling einsetzte. Sie war da, wenn sie für die Notwendigkeit drakonischer Sparmaßnahmen argumentierte, die ihr Internationaler Währungsfonds verhängte, um das weltweite Wirtschaftswachstum zu dämpfen, insbesondere in den Ländern Schwarzafrikas oder unter der nichtweißen Bevölkerung Asiens, den Indianern Lateinamerikas oder den orthodoxen Slawen. Sie war da, wenn für gentechnisch veränderte Nutzpflanzen als »Ausweg aus dem Welthunger« geworben wurde oder für die Massenimpfung junger afrikanischer Frauen gegen Tetanus, bei denen der Impfstoff mit einer schwangerschaftsverhütenden Substanz versetzt war. Letztendlich war die Agenda rassistisch und beruhte auf der angeblichen Überlegenheit der weißen Angelsachsen.

 

Die hier vorgestellten angloamerikanischen Denkfabriken bilden die Front oder schöne Fassade einer Clique schwerreicher, kaltblütiger Menschen – eines wahrhaft rassistischen Todeskults. Ihr Motiv ist die drastische Reduzierung der Weltbevölkerung, eine moderne Form der Eugenik des Atomzeitalters.

 

Sie tragen Namen, einige bekannte, andere weniger bekannte, Namen wie Rockefeller, Rothschild, Soros oder Buffett. Sie sind allesamt weiß und bis ins Mark krankhaft rassistisch. Einige verstecken sich hinter Religion, andere hinter vorgeblicher Philanthropie. Einige stammen aus royalen Kreisen, andere aus den obersten Rängen von Business und Hochfinanz. Sie zählen ihr Vermögen in Milliarden, nicht in Millionen.

 

Letztendlich verfolgen sie ihre versteckten Absichten, die sie von ihren Denkfabriken in eindrucksvollen Berichten an den US-Kongress, die EU-Kommission, den Deutschen Bundestag und vor allem an die Medien vertreten lassen, um die entsprechende Atmosphäre zu kreieren.

 

Sie haben Erfolg, nicht weil sie recht haben, sondern weil wir von ihrer Macht fasziniert, ja hypnotisiert sind. Wir fühlen uns von ihrer Schlechtigkeit angezogen, ob wir Mainstream-Journalisten sind, die gegen ihr Gewissen einwilligen, ihre Lügen zu verbreiten, oder ob wirintelligente Menschen sind, die lieber wegschauen, wenn ganze Nationen im Namen der Demokratie zerstört werden. Und genau mit diesem Verhalten geben wir ihnen Macht.

 

In Wirklichkeit haben – frei nach Hans Christian Andersens berühmtem Märchen – die angloamerikanischen Kaiser gar keine Kleider an. Die nackte Wahrheit ist, dass sie nichts mehr fürchten, als dass sich intelligente Menschen dagegen wehren, was uns allen da angetan wird. Sie leben in der ständigen Angst, wir könnten beschließen, aufzustehen und rational zu handeln, um diesen hässlichen, lieblosen und nackten Möchtegern-Kaisern die Macht zu entreißen. Udo Ulfkottes Mut, mit der Enthüllung über seine persönlichen Beziehungen zu diesem korrupten Netz an die Öffentlichkeit zu gehen, ist ein Indikator für den Umbruch, der sich immer deutlicher zeigt, weil die Menschen den Irrsinn derjenigen erkennen, denen sie die Führung anvertraut haben.

 

Wie ihre Denkfabriken die Medien manipulieren – oft auf sehr subtile Weise, wie sich an Walter Lippmann und Edward Bernays zeigt -, ist Gegenstand dieser Studie. Für alle, die sich Fragen über Moral stellen, über Wahrheit oder Lüge im Hinblick auf unser Verständnis der Weltereignisse, Krieg oder Frieden, wird das, was sie auf den folgenden Seiten lesen, erhellend, für viele auch schockierend sein.

 

Das Buch nimmt ein fast unsichtbares Netz von Manipulation und Einflussnahme unter die Lupe, das sich über den Atlantik erstreckt. Dieses unsichtbare Netz von Denkfabriken hat nicht nur Deutschland, sondern praktisch jedes NATO-Mitgliedsland zum Vasallen der Interessen einer superreichen, gewissenlosen angloamerikanischen Oligarchie gemacht. Und damit nicht genug: Es ist eine Oligarchie, deren Agenda in Weltkrieg, Terror, Vergiften durch gefährliche Impfstoffe oder toxische genmanipulierte Nutzpflanzen besteht – in der lächerlichen Ansicht, sie hätten ein Anrecht auf uns und unsere Welt.

— F. William Engdahl, Frankfurt am Main, April 2015