Wws-T2: Fallgeschichten - Alexa hält sich lieber klein Stephanie Stahl - Wer wir sind: Wie wir wahrnehmen, fühlen und lieben. Alles, was Sie über Psychologie wissen sollten
Alexa hält sich lieber klein
Als Alexa, 43 Jahre, zu mir in die Praxis kommt, fällt mir sofort ihre positive Ausstrahlung auf. Sie versteht es, ihr Gegenüber mit ihrem Lächeln und ihrem offenen Blick für sich einzunehmen. Alexa ist seit vielen Jahren selbstständig und sehr erfolgreich als Ökotrophologin und Ernährungsberaterin. Sie sagt von
sich, dass sie einen großen Freundeskreis hat. Aber sie hadert damit, keinen Partner zu finden. Sie war bereits einmal verheiratet und hat aus dieser Ehe eine fast erwachsene Tochter. Seit Längerem wünscht sie sich eine neue Beziehung – aber sobald sie sich verliebt, kommen große Ängste in ihr hoch, die sie daran hindern, sich wirklich zu öffnen. Dazu kommt, dass die Männer, die Alexa interessieren, mit ihren Unsicherheiten und Emotionen nicht umgehen können. Alexa möchte ihre Verhaltensmuster und ihre Partnerwahl reflektieren und verändern.
„Sobald ich mich wirklich verliebe, bekomme ich große, irrationale Verlustangst. Ich kann dann nicht mehr gut schlafen oder ruhig nachdenken. Wenn ich bei der Arbeit konzentriert bin oder wenn ich mich beim Sport verausgabe, dann geht es eine Zeit lang. Aber kaum bin ich nicht mehr abgelenkt, geht alles von vorne los. Meine Gedanken kreisen ständig um die Angst, den Betreffenden nicht für mich zu gewinnen oder wieder zu verlieren. In manchen Situationen habe ich das Gefühl, kaum atmen zu können.“
- 1. Jedem Problem liegt eine Inkonsistenz zugrunde. Mit welchen sich widersprechenden Gefühlen (Motiven) ringt Alexa?
Diese Verlustangst hat ein Ausmaß, das durch die Realität nicht begründet ist. Aber ich kann trotzdem nicht aus diesem Gefühl aussteigen. Ich leide dann dermaßen, dass ich mittlerweile sogar denke, es sei vielleicht besser, dass ich mich gar nicht erst verliebe. Denn sobald ich denke »Ja, okay, das wäre ein Partner für mich«, geht das Spiel los.
- 2. Welche Verhaltensstrategie, die auch einen Selbstschutz darstellt, zieht Alexa in Erwägung?
„Ich habe mir schon oft Gedanken gemacht, woher dieses Muster kommt. Eine Erklärung ist: In mir gibt es diese alte Wunde und diese unerfüllte Sehnsucht nach Zugehörigkeit. Ich weiß nicht, wer mein Vater ist. Meine Mutter war zum Zeitpunkt meiner Geburt erst 18 Jahre alt. Sie war zwar verheiratet, aber ihr damaliger Ehemann ist nicht mein Vater. Meine Mutter hat mir auch später nie gesagt, wer mein Vater ist.“
Man darf annehmen, dass Alexas Mutter mit der Situation überfordert gewesen ist und Alexas unerfüllte Sehnsucht nach Liebe und Zugehörigkeit sich nicht allein auf ihr Vaterthema bezieht.
„Sie sagt immer, sie weiß es nicht. Ob das stimmt? Ich habe jedenfalls meinen Frieden damit gemacht. Ich hege deshalb keinen Groll gegen sie.“
- 3. Hegt Alexa wirklich keinen Groll gegen ihre Mutter? Oder benutzt sie
möglicherweise einen Abwehrmechanismus, um ihre Beziehung zu ihrer Mutter zu schützen? Falls ja, welchen?
„Als ich etwa ein halbes Jahr alt war, hat meine Mutter sich von ihrem damaligen Ehemann getrennt. Sie hat mich dann zu meinen Großeltern gegeben, und ich hatte jahrelang wenig Kontakt zu ihr.
Irgendwann kam sie wieder zurück, und ich bin zu ihr und ihrem neuen Mann gezogen. Sie war mir natürlich fremd. Das neue Zuhause war mir fremd. Ich musste mich dann schnell an die ungewohnten Verhältnisse anpassen. Ich bekam auch ständig gesagt: »Sei nicht so vorlaut, halt dich zurück. Fall nicht auf.« Den Effekt merke ich heute noch: Ich kann mich super an alles anpassen und mich zurücknehmen.“
- 4. Der letzte Satz ist zentral – was sagt er über Alexas Selbstschutzstrategie aus? In welche Richtung ist ihre innere Balance aus dem Gleichgewicht geraten? Welche typischen Verhaltensweisen zieht das nach sich?
„Wenn ich also jemand Neues kennenlerne, tauchen ganz schnell die Gedanken auf, wie ich mich verhalten soll, damit derjenige mich mag. Ich habe kein Vertrauen, dass man mich einfach so mögen könnte.“
- 5. Wie könnte man Alexas mentale Landkarte beschreiben?
Dabei weiß ich eigentlich, dass ich eine angenehme Person bin. Viele Menschen mögen mich auch.
- 6. Welche psychische Instanz von Alexa kommt hier zu Wort?
„Bei meiner Mutter war ich mir als Kind und Teenager aber oft unsicher, wie sie zu mir steht. Ich habe unser Verhältnis als schwierig empfunden. Sie war sehr bewertend, es gab immer Wettbewerb, immer Vergleiche. Ich war generell irgendwie falsch: Mal war ich zu schlau und zu besserwisserisch. Mal war ich zu dick oder ungepflegt. Es gab immer nur Aufwertung oder Abwertung.“
Hier bestätigt sich meine Vermutung, dass Alexa nicht nur ein Thema mit ihren Vätern hat, sondern dass ihre Beziehung zu ihrer Mutter ebenfalls schwierig gewesen ist.
„Wenn ich heute eine neue Bindung eingehe, taucht automatisch die Angst auf, wieder so bewertet zu werden. Da brauche ich wahnsinnig viel positives Feedback und Bestätigung. Das ist in der Anfangsphase einer Beziehung eine große Herausforderung oder Überforderung für den anderen.“
- 7. Wie nennt man die Wahrnehmungsverzerrung, die hier stattfindet?
„Die Männer, die ich mir aussuche, können damit nicht umgehen: Ich glaube, ich habe einen Hang zu Bindungsvermeidern. Mit deren Verhalten komme ich verrückterweise besser klar: Dieses Abweisende kenne ich ja, und das gibt mir irgendwie Sicherheit.“
- 8. Warum kann dieses negative Verhalten Alexa Sicherheit geben? Warum sucht sie offenbar nach einem Muster, das sie eigentlich als ungünstig erkannt hat?
„Diese Männer haben eine Kälte, die mich denken lässt: »Das ist jemand, der mich beschützen könnte.« Aber dazu kommt es gar nicht! Wenn ich dann nämlich kommuniziere, wie es mir geht oder wie ich mich fühle, dann tritt dieser Männertyp den Rückzug an. Die haben sich für mich als Frau interessiert, weil ich auf den ersten Blick vor allem selbstbewusst, leicht distanziert und heiter auftrete. Also wie eine Einzelkämpferin wirke. Bis zu einem gewissen Grad stimmt das auch. Ich bin jemand, der Freiheit leben kann. Aber um mich sicher zu fühlen, brauche ich Klarheit. Wenn ich Männern gegenüber aber meine Bedürftigkeit zeige oder Absprachen treffen möchte, wie oft man sich sieht, sind sie überfordert. Ein Treffen einmal pro Woche und jedes zweite Wochenende ist diesen Männern oft schon zu viel. In dem Moment, in dem ich mich wirklich einlassen möchte, vermeiden diese Männer Zugeständnisse.“
- 9. Was sagt das Verhalten der Männer über deren Beziehungsfähigkeit
aus?
„Dadurch passiert dann das, was ich von vorneherein vermutet habe. Ich suche schon in der Anfangszeit nach möglichen Haken: Wo ist die Bindung vielleicht unsicher? Ist der Typ wirklich zuverlässig? Wenn dann der Fall eintritt, dass die Männer sich zurückziehen, bedient das meine Erwartung. In gewisser Weise verläuft alles nach Plan. Ich bin anscheinend wieder zur Last gefallen. Ich bin anscheinend zu vorlaut gewesen.“
- 10. Warum scheint es Alexa zu befriedigen, dass ihre negative Erwartung
hier erfüllt wird? Wie heißt das Fachwort hierfür?
„Ohne Beziehung bin ich eigentlich viel entspannter. Ich frage mich mittlerweile manchmal, warum ich mir diesen Stress antue. Aber diese Sehnsucht nach Bindung, nach diesem Gefühl, einfach auch nach körperlicher Nähe, die ist einfach da.
Mein bester Freund sagt immer, ich hätte ein Händchen für anstrengende Typen: »für die ganz schwierigen Männer«. Auch mein Ex-Mann war in gewisser Weise ein »Bindungsvermeider«. Der war zwar zuverlässig, aber er wollte sich nicht mit mir auseinandersetzen. Ich konnte ihn nie erreichen. Er hat nie das Gespräch gesucht.
Vielleicht ist meine Verlustangst nicht mein grundlegendes Problem. Vielleicht hemmen meine Prägungen und Glaubenssätze mich dabei, mir den richtigen Partner zu suchen. Ich habe natürlich Ihre Bücher gelesen und mich mit meinen Prägungen auseinandergesetzt. Meine tiefsten Glaubenssätze lauten: »Ich bin nicht gut genug. Ich muss mich anpassen. Keiner will mich. Für mich kann man sich nicht entscheiden wollen.«
Rein rational weiß ich, dass das falsch ist. Ich habe auch gütige Momente mir selbst gegenüber. Ich weiß, dass einige Menschen mich ganz arg mögen. Ich habe beruflichen Erfolg und komme bei anderen gut an, aber das andere Gefühl von Selbstabwertung dominiert. Wenn ich die Wahl habe, entscheide ich mich meistens für meinen Schmerz und mein Leid. Ich entscheide mich oft dafür, in meinem Schattenkind zu bleiben.“
- 11. Welchen positiven Nutzen könnte es für Alexa haben, an ihrem Schattenkind festzuhalten?
„Ich vermute, das liegt daran, dass ich auf diese Weise Anfeindungen vermeiden möchte. Wenn ich glücklich und zufrieden bin, dann errege ich unnötig Aufmerksamkeit. Dann mag mich erst recht keiner. Deshalb ducke ich mich seit meiner Kindheit lieber weg.“
Aha, hier kommt noch einmal Alexas starkes Vermeidungsmotiv auf den Punkt und auch der Grund, warum es für sie vorteilhaft ist, an ihrem geringen Selbstwert festzuhalten.
„Mein Stiefvater, mit dem ich aufgewachsen bin, war sehr cholerisch. Ich war immer zu laut, zu viel. Außerdem bin ich als Kind eines unbekannten Vaters in sehr katholische Umstände geboren worden. Dass ich nicht das Lieblingskind meiner Mutter bin, weil ich sie permanent daran erinnert habe, das wusste ich schon als Kind. Sie hat mir auch oft gesagt, dass ich diejenige bin, die sie am wenigsten liebt. Diese Haltung mir gegenüber erwarte ich heute auch von den Männern, mit denen ich zu tun habe.“
Es ist doch immer wieder erschütternd, was manche Eltern ihren Kindern antun. Kein Wunder, dass Alexa so ein geringes Selbstwertgefühl und Beziehungsprobleme entwickelt hat.
„In meinem Berufsleben habe ich diese Attitüde früh abgelegt. Ich wollte es allen beweisen und unabhängig sein.“
- 12. Welche Selbstschutzstrategie, die gleichsam auch ein starker Antreiber in ihr ist, hat Alexa in ihrem Berufsleben gewählt?
„Das ist mir schon als ganz junger Frau gelungen. Ich habe aber die tiefe Überzeugung behalten, dass ich nicht zu übermütig werden darf. Zu gut darf es mir nicht gehen. Sonst halten meine Freunde mich womöglich für arrogant!
Ich nehme mich also oft zurück. Wenn ich nämlich im Sonnenkind-Gefühl bin und ganz natürlich selbstbewusst agiere, dann bekomme ich oft einen Schuss vor den Bug von den anderen.
Das verletzt mich sehr. Geschäftlich habe ich ein dickes Fell. Aber privat bin ich leicht kränkbar und verletzlich. Da begebe ich mich ganz oft, beinahe ständig, in das Schattenkind-Gefühl. Wenn ich so bin, erfahre ich von Freunden Zuwendung. Die bekomme ich nicht im Sonnenkind-Zustand.
Manchmal überlege ich, ob ich auch mit einigen Freunden Schluss machen müsste. Der Umgang mit Freunden sollte doch entspannt sein. Aber es kostet mich wahnsinnig viel Kraft, meine positive Energie zu unterdrücken und bloß nicht zu fröhlich zu sein. Mein inneres Alarmsystem sagt mir aber, dass diese Freundschaften nur so funktionieren. Mit meinem besten Freund ist das anders. Da darf ich strahlen, obwohl ich es auch da vermeide.“
Hier formuliert Alexa noch einmal ganz deutlich ihr starkes Vermeidungsmotiv. Zudem wird hier noch einmal deutlich, wie das Festhalten am geringen Selbstwert ihre Freundschaften beschützt.
„Im Grunde genommen müsste ich nach Menschen suchen, die mit meinen Stärken entspannt umgehen können, weil sie selbst selbstbewusst sind. Und die mir Bindungssicherheit vermitteln. Ich muss mich auch damit auseinandersetzen, dass ich per se fast allen Frauen unterstelle, dass ich mich in ihrer Gegenwart kleinmachen muss. Ich projiziere da meine erlernten Muster im Umgang mit meiner Mutter. Ich bin ja aber kein Kind mehr, dem diese Bindungen aufgedrückt werden. Ich kann ganz bewusst aussteigen aus dem Club der Selbstwertgeschädigten und Bindungsvermeider.“
Gut so, Alexa, du bist auf dem richtigen Weg.
Meine Überlegungen zu Alexa
- 1. Alexa hat einen Konflikt (Inkonsistenz): Sie sehnt sich einerseits nach einer festen Beziehung, andererseits hat sie große Angst, verlassen zu werden.
- 2. Sie erwägt, diese Inkonsistenz zu beseitigen, indem sie ihren Wunsch nach Beziehung unterdrückt und die Situation, sich zu verlieben, vermeidet (Vermeidungsmotiv). Die Selbstschutzstrategie wäre also Flucht und Vermeidung. Ihr Wunsch nach Nähe scheint jedoch stärker zu sein, schließlich lässt sie sich immer wieder auf Dating-Situationen ein. In der Fachsprache wird der Konflikt, den Alexa erlebt, übrigens als Annäherungs-Vermeidungs- Konflikt bezeichnet.
- 3. Ihre Mutter ist vermutlich ihre engste familiäre Bezugsperson, und diese Beziehung muss beschützt werden. Den Ärger, den Alexa eigentlich empfinden müsste, weil ihre Mutter ihr hartnäckig Informationen über ihren leiblichen Vater vorenthält, unterdrückt sie und nimmt stattdessen ihre Mutter in den Schutz. Wie ich unter dem Abschnitt »Ein geringer Selbstwert zum Schutz der Elternbindung«
ausführlich erörtert habe, ist die Loyalität, die Kinder zu ihren Eltern empfinden, häufig auch im Erwachsenenleben fast unerschütterlich.
Um die Beziehung zu schützen, werden berechtigte Wutgefühle unterdrückt. Diese Aggressionshemmung wird Alexa schon als Kind erworben haben. Ein ganz früher Abwehrmechanismus ist jener der Spaltung. Hierbei werden Gefühle aus dem Bewusstsein abgespalten, also nicht wahrgenommen. Dies könnte ein Grund sein, warum Alexa einen so schlechten Zugang zu ihren Wutgefühlen hat, deswegen in ihren Beziehungen zu Männern keine berechtigten Wutschübe erleidet und folglich keine Trennungsaggression entwickelt. Weitere Abwehrmechanismen, die hier im Spiel sein dürften, sind auf der
Wahrnehmungsebene Verdrängen und Idealisieren und auf der Verhaltensebene Harmoniestreben. - 4. Alexa hat heftige Bindungsabbrüche in den ersten Lebensjahren erfahren. Ihre innere Balance ist hierdurch zugunsten der Bindung aus dem Gleichgewicht geraten. Sie benötigt Bindung, um sich sicherzu fühlen. Allerdings fühlt sie sich nie sicher, weil sie ständig mit Ablehnung und Beziehungsabbrüchen rechnet, was bei ihrer Biografie ja auch psycho-logisch ist. Wenn die innere Balance zugunsten der Bindung aus dem Gleichgewicht ist, dann sind die Betroffenen überangepasst und tun sehr viel dafür, von anderen Menschen nicht abgelehnt zu werden. Alexa weist also ein hohes Vermeidungsmotiv auf, durch überangepasstes Verhalten möchte sie vermeiden, dass man sie ablehnt.
- 5. Alexas mentale Landkarte (ihr Schattenkind) könnte man mit den folgenden Worten beschreiben: »Ich bin allein. Ich sehne mich sehr nach Bindung und Liebe, aber ich rechne damit, dass ich verlassen werde. Ich genüge nicht und ich muss viel dafür tun, um geliebt zu werden. Ich muss es allen recht machen.« Hier sieht man, wie eng die mentale Landkarte mit den Glaubenssätzen verwoben ist.
- 6. Hier spricht die »innere Erwachsene« aus Alexa. Ihr Verstand weiß ihre Person und ihren damit einhergehenden Selbstwert anders zu beurteilen. Die Diskrepanz zwischen ihrer frühen Schattenkind-Prägung und ihrer Vernunft, also ihrem Erwachsenen-Ich, ist also, wie bei vielen Menschen, recht groß.
- 7. Die Wahrnehmungsverzerrung, die hier stattfindet, wird als Projektion bezeichnet. Alexa projiziert ihre Kindheitserfahrungen auf ihre Interaktionspartner, insbesondere auf ihre potenziellen Beziehungspartner.
- 8. Paradoxerweise geben abweisende Männer Alexa Sicherheit. Es ist die Situation, die sie gewöhnt ist – die Sicherheit besteht darin, dass ihr diese Situation vertraut ist. Eine neue Situation wäre hingegen, wenn sich Alexa an einen liebevollen Partner binden würde. Dieser würde ihre Verlustangst stärker triggern, weil sie in diesem Fall das Vertrauen aufbringen müsste, nicht verletzt zu werden. Bindungsvermeider sind für Alexa vorhersehbarer. Hier kann sie den Verlust früh antizipieren und sich darauf einstellen, hierdurch gewinnt sie eine gewisse Kontrolle über die Situation.
- 9. Alexas Ansprüche an die Beziehung, dass man sich wenigstens ein-bis zweimal die Woche sieht, sind alles andere als unangemessen, sondern eher noch als bescheiden zu bezeichnen. Wenn ein Mann sich von diesen Erwartungen erdrückt fühlt, leidet er höchstwahrscheinlich unter Bindungsangst.
- 10. Alexa bestätigt sich ihren geringen Selbstwert. Sie hat anscheinend ein unbewusstes Motiv, an diesem festzuhalten. Das Fachwort lautet: Sich-selbst-erfüllende Prophezeiung.
- 11. Vielleicht beschützt Alexa ihre Beziehung zu ihrer Mutter. Wollte sie sich aus ihren Glaubenssätzen lösen, dann müsste sie sich auch in gesunder Weise von ihrer Mutter lösen, also ihre alten Glaubenssätze hinterfragen und sich auf einer tieferen emotionalen Ebene eingestehen, dass ihre Mutter ganz schön viele Fehler gemacht hat. Möglicherweise beschützt Alexa damit auch andere Beziehungen.Falls sie viel Kontakt hat zu Menschen, deren Selbstwert ebenfalls gering ist, dann könnte dies ihren Wunsch nach Zugehörigkeit und Bindung bedienen.
- 12. Im Berufsleben hat Alexa eine andere Entscheidung getroffen, hier ist sie stark und kämpferisch. Diese Diskrepanz zwischen Berufs- und Privatleben ist bei vielen Menschen festzustellen. Der Grund ist, dass man über seine persönliche Leistung sehr gut Kontrolle herstellen kann, indem man fleißig und/oder sehr begabt ist (Selbstschutz: Perfektions- und Kontrollstreben). Im Privatleben geht es jedoch nicht um Fleiß und Leistung, sondern um Vertrauen, und das macht es so viel schwerer. In persönlichen Beziehungen muss ich mir selbst vertrauen, nämlich, dass ich genüge, so wie ich bin, und ich muss auch in den anderen vertrauen, dass er bei mir bleibt und mir nicht wehtut. Und ich muss mir selbst zutrauen, dass ich eine etwaige Verletzung oder Trennung überwinden (überleben) würde.
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