Roman Kryvonos: Deutsch-ukrainische Beziehungen

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  • Zuletzt aktualisiert 16. März 2022

Roman Kryvonos: Deutsch-ukrainische Beziehungen

Deutsch-ukrainische Beziehungen vor dem Machtwechsel in Deutschland 1998 von Roman Kryvonos, Kiev

Durch den globalen Systemumbruch an der Jahrzehntewende der 80er und der 90er Jahre wurde das Weltbild vollständig verändert. Infolge dessen sind einerseits neue Staaten entstanden und andererseits wurde die Rolle und Bedeutung bereits existierender Staaten neu definiert. Es war keine Transformation des alten Jalta-Systems, sondern eine Kette revolutionärer Umwälzungen (Czempiel 1997a: 1/5). Sowohl die deutsche Wiedervereinigung als auch die Erlangung der Unabhängigkeit der Ukraine waren ein Teil dieses globalen Vorgangs.

Die neue Weltordnung nach Ende des Kalten Krieges ist eine Ordnung sui generis, die nicht in den traditionellen Metaphern über die Polaritäten beschrieben werden kann
(Nye 1992: 96). Sie beinhaltet nicht nur eine militärische balance of power, sondern auch langfristige gesellschaftliche Veränderungen, die zur Auflösung des Begriffes „Souveränität“ führen, technologische Entwicklungen im Bereich der Telekommunikation, Migration und wachsende wirtschaftliche Verbindungen. Wir leben heute in
einer globalen Informationsgesellschaft, die durch modernste Kommunikationsmittel und technologisches Wachstum zusammengehalten wird.

Das Entstehen der Globalgesellschaft relativiert aber keinesfalls die Bedeutung bilateraler Verhältnisse zwischen den einzelnen Staaten, was von den Transnationalisten unterschätzt wird. Die Überlegungen von Ernst-Otto Czempiel über eine „Gesellschaftswelt“, die 1989/90 entstanden sei (Czempiel 1997: 1/6), sind verfrüht. Die Außenpolitik der einzelnen Staaten konstituiert immer noch internationale Beziehungen und bedingt sie gleichzeitig. Das heißt, einzelstaatliches Handeln wird zunächst von nationalen oder subnationalen Interessen gesteuert, muss aber Regional- und Universalinteressen mit berücksichtigen (Pfetsch 1994: 30).

Das Ende des Kalten Krieges war durch Euphorie über die Perspektive der Verhältnisse zu allen postsowjetischen Staaten geprägt. Man erwartete, dass mit der Beseitigung des ideologischen Wettbewerbs und der militärischen Konfrontation die unnatürliche Weltspaltung in zwei sozial-wirtschaftliche Systeme beendet sei und die, nun westliche Werte übernehmenden, postsowjetischen Staaten schnell in den europäischen politischen und wirtschaftlichen Raum integriert werden würden (vgl.Fukuyama 1989: 3; ders. 1992: 23; Brzezinski 1994: 80).

Dies stellte sich als unrealistisch heraus.