Interpretation einer Gras-Analyse

Die Interpretation der folgenden Analyse durch das Labor der Société des Agriculteurs de France* wird mit aufgenommen, um sämtliche notwendigen Zahlenwerte für das Verständnis der Ergebnisse zur Verfügung zu haben.
Eine aus Italien stammende Probe von 1000 Samen des Englischen Raigrases (Sorte Rina) wurde mit Magnesium, Calcium und Kupfer versetzt, jedoch nicht zum Keimen gebracht, sondern für Vergleichszwecke zurückbehalten (Spalte 5).

 

Eine ähnliche Probe (zwei Petrischalen mit je 500 Samen) keimte 29 Tage lang auf aschefreiem Fließpapier, das mit Mineralwasser der Marke Evian getränkt war (Spalte 6). Am Versuchsende wurde das verbleibende Wasser gemessen (für den gesamten Versuch wurden 430 ml verbraucht). Der Gehalt des Evianwassers an Magnesium, Kalium und Calcium erscheint in Spalte 7. Zur Vermeidung von Staubeintrag keimten die Samen unter Plastikfolie. Die Samen hatten eine ähnliche Masse wie die aus der Kontrollprobe (Spalte 5). In Spalte 7 ist angegeben, was in dem Evianwasser enthalten war; Spalte 8 faßt zusammen, wieviel von jedem Element den Petrischalen zugeführt wurde.

 

In der Analyse stellte sich heraus, daß die Pflänzchen am Schluß einen anderen Gehalt an Magnesium, Kalium und Calcium hatten, und das, obwohl sie mit nichts anderem als Wasser versorgt wurden (Spalte 6). Die Differenz zwischen Sapalte 6 und 8 ist in Spalte 9 eingetragen, in Prozentwerten ausgedrückt in Spalte 10.

 

  5 6 7 8 9 10
  1000
Samen
(mg)
1000 Samen +
Fließpapier +
430 ml Evian-
Wasser,
29 Tage
Wachstum
(mg)
Zufuhr
durch
430 ml
Evian-
Wasser
(mg)
Gesamt-
gehalt
(mg)
Bilanz
(mg)
in %
Wasser 272 15441        
Trocken-
masse
2035 3329        
Asche 112 324        
Magnesium 3,02 3,20 10,32 13,34 -10,14 -335
Kalium 6,97 16,67 0,39 7,36 +9,31 +133
Calcium 6,00 36,50 33,11 39,11 -2,61 – 6,67
Kupfer 0,021 0,10 0 0,021 +0,079 +376


* Dieses Labor ist vom französischen Landwirtschaftsministerium offiziell als Gutachter und Schiedsrichter in Streitfällen bei Düngemittelanalysen anerkannt.

 

Analyse vom 2. Juli 1971 Methoden: Atomabsorptionsspektrometrie (Mg, Ca, Cu)
Flammenemissionsspektrometrie (K)

Auswertung

Die Samen enthielten 3,02 mg Magnesium. Nach der Zugabe von Wasser hätten es 13,34 mg sein sollen; es waren aber nur 3,20 mg. Es sind 10,14 mg oder 335 % des Ausgangswerts „verlorengegangen“. Bei Kalium ist ein Zuwachs um 9,31 mg oder 133 % zu verzeichnen. Calcium hat sich lediglich geringfügig verändert, doch der Wert für Kupfer ist um 376 % angewachsen.

Eine wichtige Schlußfolgerung

Das Magnesium wird um 10,14 mg weniger, während Kalium um 9,34 mg mehr wird. Trotzdem kann man aus diesem Experiment allein noch nicht schließen, daß Kalium zunimmt, wenn Magnesium abnimmt. Sie ergänzen sich zwar dem Anschein nach, doch die Differenz hängt auf der Ebene der Nukleonen mit dem Stickstoffgehalt zusammen, der hier nicht gemessen wurde. Obwohl es sich um eine wertvolle Reaktion handeln würde, können wir nicht einfach ansetzen 12Mg + 7N :=: 19K, ohne zuvor Untersuchungen über den beteiligten Stickstoff durchgeführt zu haben.

 

Es wäre nämlich noch eine andere Reaktion in den Mitochondrien denkbar: Magnesium könnte sich unter nuklearem Zusammenschluß mit Sauerstoff in Calcium umgewandelt haben. Das überschüssige Calcium, das nirgendwohin kann, bewirkt einen Anstieg des pH-Werts und löst so die Umwandlung von Calcium zu Kalium aus, indem es ein Proton aus dem Kern abgibt. Übrig bleibt Kalium, das durch die Membran entweicht, sowie die Protonen, die nun, nachdem sie freigesetzt wurden, den pH-Wert in den Mitochondrien herabsetzen.

 

Es ist ganz klar, daß man den dritten Beteiligten nicht unbedingt durch eine Subtraktion beispielsweise der Atommassen Kalium minus Magnesium ermitteln kann. Die Natur setzt am häufigsten Transmutationen ein, in denen Wasserstoff- oder Sauerstoffkerne addiert oder abgespalten werden. Doch wie die Zwischenschritte auch immer aussehen mögen, eines steht fest: in diesem speziellen Experiment nimmt Magnesium ab und Kalium zu. (Man muß sich aber vor Verallgemeinerungen hüten, da jede Pflanze ein anderes Verhalten zeigt.)


Diese Untersuchungen wurden in der Hoffnung begonnen, vorherige Arbeiten zu bestätigen, nach denen sich der Calciumgehalt in einer Pflanze beim Wachstum nicht verändert, wenn sie nicht in der Lage ist, selbst Calcium in ihrem Stoffwechsel „herzustellen“. Deshalb wurde die Kultur mit Evianwasser angesetzt, das reich an Calcium ist.

 

Die Calciumabsorption dieser Grassorte ist beachtlich, denn über das Wasser wurden 33,11 mg zugeführt, und in der Pflanze (bezogen auf 1000 Samen) fanden sich 36,50 mg. Das bedeutet, daß sämtliches Calcium in der Pflanze aus dem Wasser stammte. Ein solches Ergebnis ist charakteristisch für Pflanzen, die Calcium nicht selbst bilden können. Je nachdem, ob man ein Experiment dieser Art in calciumarmem oder -reichem Wasser ausführt, zeigt sich die unterschiedliche Fähigkeit von Pflanzen, ihr eigenes Calcium zu produzieren.

Bemerkungen

Es ist interessant, das Verhalten von Magnesium zu beobachten. Man erkennt, daß in den Samen 3,02 mg enthalten waren, während die Pflanzen nach dem Keimen 3,20 mg aufwiesen. Dies zeigt, daß Keimversuche, die man mit destilliertem Wasser durchführt, kein genaues Studium des Phänomens der biologischen Transmutation ermöglichen. Es mußten 10,32 mg Magnesium zugeführt werden, um herauszufinden, daß in der Kultur das Magnesium in großer Menge verschwindet (etwa dreimal soviel, wie in den Samen enthalten war).

 

Ein Experiment mit mehreren Proben von insgesamt 21 000 Samen (50 g) dieser Grassorte ergab, daß sich der Magnesiumgehalt kaum wahrnehmbar verändert, wenn man demineralisiertes Wasser benutzt. Dieselbe Versuchsreihe zeigte auch nur eine sehr geringe Änderung im Kaliumgehalt, was ganz normal ist, da in diesem Fall lediglich die in den Samen bereits vorhandenen Substanzmengen zur „Spekulation“ verfügbar waren. Bei dem erstgenannten Experiment jedoch kam aus dem Wasser nur eine geringe Menge Kalium und doch verdoppelte sich der Gehalt an diesem Element, wogegen das zugeführte Magnesium verbraucht wurde.

Schlußfolgerungen

Die Mineralstoffe, die man dem Boden zuführt, sollten nicht diejenigen sein, die man bei der Ernte entnimmt. Vielmehr sollte die Auswahl davon abhängen, was in der Pflanze transmutiert und danach geerntet wurde. Dies bezeichne ich als Substitution, während die klassische Agronomie sich leider dahin entwickelt hat, den Boden und die Pflanzen durch eine verkehrte Methode der Restitution aus dem Gleichgewicht zu bringen.

 

Das bestätigt sich im vorliegenden Fall beim Magnesium. Beschränken wir uns auf die Analyse der Samen und der Pflanzen, so könnten wir den Eindruck gewinnen, der Magnesiumgehalt verändere sich kaum, und dann schließen, wie es nach herkömmlicher Restitutionspraxis üblich ist, daß es keinen Sinn habe, dem Boden Magnesium zuzuführen.

 

Wir erkennen hier aber, daß die Magnesiumgabe wichtig ist, weil die Pflanze dieses Element nutzt, nachdem sie es umgewandelt hat. Es ist im Gegenteil sinnlos, Kalium zuzuführen, auch wenn dem allem Anschein nach nicht so ist, weil die Pflanze das Kalium aus Magnesium selbst bildet, sobald ihr dieses zur Verfügung steht.

 

Überdies zeigten mehrere Experimente, daß in der Pflanze mehr Kalium enthalten war, als dem Boden ursprünglich zugeführt wurde. (Häufig stammt Kalium aus der Reaktion Ca :=: K + H.) Die gesamte klassische Methode der künstlichen Düngung muß neu bewertet werden, besonders auf den Landwirtschaftsschulen.