IZ: 4.3 Nicht Nebenwirkungen – sondern Wirkungen!

Die Erkenntnis, daß solch grundlegend unterschiedliche Mechanismen die Struktur und das Verhalten der Materie steuern, hätte der Biomedizin neue Einsichten in Bezug auf Gesundheit und Krankheit schenken können. Doch selbst nach der Entdeckung der Quantenphysik wurden die Biologie- und Medizinstudenten noch immer dazu ausgebil­det, den Körper als eine physische Maschine zu sehen, die nach den Newtonschen Prin­zipien funktioniert.

 

Um die Steuerung körperlicher Prozesse zu verstehen, haben sich die Wissenschaftler auf die Erforschung einer langen Reihe von physischen Signalen konzentriert, die sie in chemische Familien unterteilten, z.B. in Hormone, Zytokine, Wachstumsfaktoren, Tumor-Unterdrücker, Botenstoffe und Ionen.

 

Aufgrund ihrer ganz auf die materielle Welt und das Newtonsche Weltbild beschränkten Sichtweise ließen sie allerdings die Bedeutung der Energie für Gesundheit oder Krankheit völlig außer Acht. Darüber hinaus sind die herkömmlichen Biologen Reduktionisten, die daran glauben, dass sie die Mechanismen unseres Körpers verstehen können, wenn sie Zellen auseinan­dernehmen und in ihre chemischen Bestandteile zerlegen. Sie meinen, dass die für das Leben notwendigen biochemischen Reaktionen auf einer Art Fließband ablaufen: Eine chemische Reaktion führt zur nächsten, die entstandene Substanz reagiert wiederum mit einer anderen Chemikalie und so weiter – ein linearer Informationsfluß von A nach B nach C nach D nach E, wie unten dargestellt. Dieses reduktionistische Modell geht davon aus, daß sich Probleme im System, die sich als Fehlfunktion oder Krankheit äußern, auf eine Fehlfunktion in diesem chemischen Fließbandprozeß zurückführen lassen. Wenn man der Zelle beispielsweise durch Medi­kamente einen Ersatz für die fehlende oder fehlerhafte Substanz anbietet, wird der De­fekt theoretisch aufgehoben und die Gesundheit wieder hergestellt.

 

Diese Annahme ist auch der Motor für die Suche der pharmazeutischen Industrie nach Wundermitteln und Designer-Genen. Aus der Sicht der Quantenphysik zeigt sich das Universum jedoch als eine Integration voneinander abhängiger Energiefelder, die durch ein Netzwerk von Interaktionen ver­bunden sind. Besonders groß ist die Verwirrung bei Forschern der Biomedizin, denn sie tun sich schwer mit der enormen Komplexität der Interkommunikation zwischen den physischen Teilen und den Energiefeldern, die zusammen das Ganze ausmachen.

Aus der Perspektive der Reduktionisten wird unser Universum durch einen linearen In­formationsfluß charakterisiert. Im Quantenuniversum wirkt der Informationsfluß dage­gen ganzheitlich. Die Bestandteile der Zelle sind in ein komplexes Gewebe von Aus­tausch, Feedback und Feedforward eingebunden. Eine biologische Fehlfunktion kann aus einem Mißverständnis auf einer der Ebenen dieses Informationsflusses entstehen. Die Chemie dieses komplexen interaktiven Systems auszugleichen, erfordert ein sehr viel umfassenderes Verständnis, als der Reaktionskette einfach einen Stoff durch ein Medikament hinzuzufügen. Wenn man zum Beispiel die Konzentration von C verän­dert, wirkt das nicht nur auf D. Aus ganzheitlicher Sicht beeinflußt eine Veränderung
der Konzentration von C das Verhalten und die Funktionen von A, B, D und E.


Als ich diese komplexen Interaktionen zwischen Materie und Energie erkannt hatte, wußte ich, dass ein reduktionistischer, linearer Denkansatz uns einem Verständnis der Ursachen von Krankheiten in keiner Weise näherbringt. Die von der Quantenphysik an­genommenen komplexen Informationsflüsse wurden mittlerweile in neuesten Untersu­chungen von Interaktionen zwischen Proteinen nachgewiesen [Li et al., 2004; Giot, et al 2003; Jansen et al, 2003]. Die Abbildung mit ihren Verbindungslinien zeigt die Interak­ tionen zwischen einigen Proteinen der Zelle einer Fruchtfliege (Drosophila) auf.

 

Biologische Fehlfunktionen können von einer fehlerhaften Kommunikation an irgendei­ner Stelle in diesen Verbindungen herrühren. Wenn man die Parameter eines der Protei­ne dieser komplexen Zusammenhänge ändert, ändern sich unausweichlich die Parameter aller anderen Proteine des Netzwerks. Beachten Sie auch die sieben Ovale, in denen funktionale Gruppen zusammengefaßt wurden. Proteine der einen funktionalen Gruppe, die zum Beispiel mit der Geschlechts-Determination zu tun haben (siehe Pfeil), beein­flussen auch Proteine mit einer ganz anderen Funktion, in diesem Fall der RNS-Synthe­se (RNS-Helikase). Die Wissenschaftler der Newtonschen Ära haben diese gegenseitige Einflußnahme des Informationsnetzwerks der Zelle nicht ausreichend berücksichtigt.

Darstellung der Interaktionen einer kleinen Auswahl von Zellproteinen (dunkel unterlegte Krei­se) einer Fruchtfliegenzelle. Die meisten der Proteine wirken mit bei der Synthese und beim Metabolismus von RNS-Molekülen.

 

In den Ovalen sind Proteine zusammengefaßt, die für be­stimmte Wirkbereiche zuständig sind. Verbindungslinien weisen auf Interaktionen zwischen den Proteinen hin. Sie zeigen, daß die Veränderung eines Proteins in benachbarten Wirkberei­chen zu bedeutenden »Nebenwirkungen« führen kann. Diese »Nebenwirkungen« reichen noch weiter, wenn ein Protein völlig unterschiedliche Funktionen erfüllen kann.

 

Zum Beispiel spielt dasselbe Protein Rbp1 (siehe Pfeil) sowohl im RNS-Metabolismus als auch in Wirkungszusam­menhängen der Geschlechts-Determination eine Rolle. Nachdruck mit Genehmigung von Sci­ence, 302:1727-1736. Copyright 2003 AAAS. Die Darstellung dieser Informationsflüsse unterstreicht die Gefahren von Medikamen­ten. Es verwundert nicht, daß jedem Medikament ein Beipackzettel mit Nebenwirkun­gen mitgegeben wird, die von unangenehm bis tödlich reichen können.

 

Wenn dem Kör­per ein Medikament gegeben wird, um die Fehlfunktion eines Proteins auszugleichen, tritt dieses Medikament mit mindestens einem und möglicherweise vielen anderen Pro­teinen in Wechselwirkung. Diese Nebenwirkungen werden dadurch kompliziert, daß biologische Systeme redun­dant arbeiten, das heißt, das gleiche Signal oder Protein kann gleichzeitig in verschiede­nen Organen und Geweben für ganz unterschiedliche Verhaltensfunktionen eingesetzt werden.

 

Wenn zum Beispiel ein Medikament verabreicht wird, um eine Fehlfunktion ei­nes Signals im Herzen auszugleichen, so wird dieser Stoff über das Blut im gesamten Körper verbreitet. Falls das Gehirn Komponenten des gleichen Signals verwendet, könnte die Herzmedizin unbeabsichtigt auch Funktionen des Nervensystems stören. Diese Redundanz ist ein weiteres Zeichen für die bemerkenswerte Effizienz der Evoluti­on, auch wenn sie den Einsatz von Medikamenten erschwert. Mehrzeller überleben mit sehr viel weniger Genen, als die Wissenschaftler ursprünglich angenommen hatten,
denn das gleiche Genprodukt (= Protein) kann für eine Vielzahl von Funktionen einge­setzt werden. Das läßt sich damit vergleichen, dass wir aus den sechsundzwanzig Buch­staben des Alphabets jedes Wort unserer Sprache bilden können.


Bei meiner Forschungsarbeit mit menschlichen Blutgefäßzellen erfuhr ich die Ein­schränkungen durch die redundanten Signalpfade aus erster Hand. Histamin ist ein wichtiger chemischer Signalstoff im Körper, der die Zellen auf eine Streßsituation re­agieren läßt. Wenn im Blut der Arme und Beine Histamin auftaucht, läßt dieses Streßsi­gnal die Poren in den Wänden der Blutgefäße weit werden. Die Öffnung der Poren ist der erste Schritt einer entzündlichen Reaktion. Wenn das Histamin jedoch im Gehirn freigesetzt wird, signalisiert das gleiche Histamin einen verstärkten Nährstoffluß zu den Neuronen, um ihr Wachstum und spezielle Funktionen zu fördern. In einer Streßsituati­on ermöglicht diese durch das Histamin ausgelöste bessere Ernährung der Nervenzellen dem Gehirn, seine Aktivität zu steigern, um mit der wahrgenommenen Bedrohung bes­ser umzugehen. Dies ist ein Beispiel dafür, wie das gleiche Signal zwei völlig entgegen­gesetzte Wirkungen haben kann, je nachdem, wo es freigesetzt wird [Lipton et al., 1991].


Eine der genialen Eigenschaften des ausgeklügelten körperlichen Signalsystems ist sei­ne Spezifizität. Wenn die Haut mit Brennesseln in Berührung gekommen ist, dann ent­steht an der betreffenden Stelle Jucken und Brennen aufgrund der Freisetzung von Hi­stamin, das als Signalmolekül freigesetzt wurde, um in einer entzündlichen Reaktion ge­gen das Allergen der Nesseln vorzugehen.

 

Da jedoch keine Notwendigkeit besteht, den ganzen Körper jucken zu lassen, wird das Histamin nur im betroffenen Bereich freige­setzt. Wird ein Mensch dagegen mit einer anstrengenden Erfahrung konfrontiert, erhöht das im Gehirn freigesetzte Histamin die Durchblutung des Nervengewebes und fördert den für das Überleben notwendigen neurologischen Prozeß. Auch die Freisetzung des Histamins im Gehirn ist örtlich begrenzt und führt in anderen Bereichen des Körpers zu keinen entzündlichen Reaktionen.

 

Wie beispielsweise die Feuerwehr wird das Histamin nur eingesetzt, wo und wie lange es gebraucht wird. Die meisten industriell hergestellten Medikamente sind jedoch nicht so spezifisch in ih­rer Wirkung. Wenn Sie zum Beispiel ein Antihistamin einnehmen, um das Jucken einer allergischen Reaktion erträglicher zu machen, wird die Droge im Körper allgemein ver­teilt und wirkt auf alle Histamin-Rezeptoren gleichermaßen. Ja, das Antihistamin wird die entzündliche Reaktion der Blutgefäße durchaus mindern und damit die allergischen Symptome reduzieren. Doch wenn das Antihistamin das Gehirn erreicht, wird es dort die Nervendurchblutung verändern, was Auswirkungen auf die Nervenfunktion hat.

 

Deswegen verspüren Menschen, die Antihistamine einnehmen, zwar eine Linderung ih­rer allergischen Reaktion, aber auch eine Trübung der Konzentrations- und Wahrneh­mungsfähigkeit. Ein weiteres Beispiel für eine tragische Gegenreaktion auf Medikamente sind die schä­digenden und bedrohlichen Nebenwirkungen der synthetischen Hormonersatztherapie.

 

Das Östrogen ist für seinen Einfluß auf die weiblichen Fortpflanzungsorgane bekannt. Neuere Studien über die Verteilung von Östrogen-Rezeptoren im Körper zeigen jedoch, dass sie – zusammen mit ihren komplementären Östrogen-Signal-Molekülen – bei der normalen Funktion der Blutgefäße, des Herzens und des Gehirns eine wichtige Rolle spielen.

 

Nun haben Ärzte jahrelang routinemäßig synthetisches Östrogen verschrieben, um Wechseljahrssymptomen entgegenzuwirken. Die pharmazeutische Östrogentherapie kann ihre Wirkung allerdings nicht auf ausgewählte Zielgebiete im Körper beschränken. Die Droge wirkt auch auf die Östrogenrezeptoren im Herzen, in den Blutgefäßen und im Gehirn. Die synthetische Hormonersatztherapie hat schädliche Nebenwirkungen, die sich in Herzkrankheiten und in neuralen Dysfunktionen wie Schlaganfällen zeigen kön­nen [Shumaker et al., 2003; Wassertheil-Smoller, et al 2003; Anderson et al., 2003; Cauley et al., 2003].

 

Schädliche Wirkungen von Medikamenten wie in dem kontrovers diskutierten Beispiel der Hormonersatztherapie sind der Hauptgrund dafür, daß der Tod durch medizinische Behandlung heutzutage eine der Haupttodesursachen ist. Konservative Schätzungen, die im Journal of the American Medical Association veröffentlicht wurden, halten durch ärztliche Behandlung verursachte Krankheiten für die dritthäufigste Todesursache in den Vereinigten Staaten. Jedes Jahr sterben mehr als 120.000 Menschen durch die schädlichen Wirkungen verschriebener Medikamente [Starfield 2000]. Eine neuere Stu­die, die letztes Jahr veröffentlicht wurde und die offiziellen Statistiken der letzten zehn Jahre untersucht hat, kam zu noch erschreckenderen Ergebnissen [Null et al., 2003]. Dieser Untersuchung zufolge sind durch ärztliche Behandlung verursachte Krankheiten in den USA die häufigste Todesursache, die jedes Jahr mehr als 300.000 Menschen das Leben kostet.

 

Dies sind erschütternde Statistiken, vor allem für einen Heilberuf, der hochmütig die dreitausendjährigen Erfahrungen der östlichen Medizin als unwissenschaftlich abtut, ob­wohl sie auf einem tieferen Verständnis des Universums beruhen als die westlichen.

 

Lange bevor die westlichen Wissenschaftler die Gesetze der Quantenphysik entdeckten, haben die Asiaten die Energie als einen für das Wohlbefinden wesentlichen Faktor ge­würdigt. In der östlichen Medizin wird der Körper durch ein weitläufiges System von Energiebahnen bestimmt, die Meridiane genannt werden. Auf chinesischen Abbildun­gen des menschlichen Körpers ähnelt der Verlauf dieser Meridiane einem elektroni­schen Schaltplan.

 

Mit Hilfe von Instrumenten wie beispielsweise Akupunkturnadeln prüfen die chinesischen Ärzte die Energiekreisläufe ihrer Patienten auf die gleiche Wei­se, wie ein Elektroingenieur mit einem Spannungsprüfer ein elektrisches System auf »Pathologien« überprüft.