IZ: 5.6 Nocebos: Die Macht negativer Überzeugungen

Während es viele Mediziner gibt, die sich des Placebo-Effekts bewußt sind, machen sich doch nur wenige Gedanken darüber, was das für die Selbstheilungskraft bedeutet.

 

Wenn positives Denken Sie aus einer Depression holen und ein entzündetes Knie heilen kann, was wird dann negatives Denken in Ihrem Leben anrichten! Wenn der Geist durch positive Suggestion zur Heilung beiträgt, nennt man das den Placebo-Effekt. Wenn im Umkehrschluß der Geist durch negative Suggestionen die Gesundheit schädigt, nennt man das den Nocebo-Effekt.

 

In der Medizin kann der Nocebo-Effekt genauso mächtig sein wie der Placebo-Effekt. Das sollten Sie jedes Mal bedenken, wenn Sie ins Sprechzimmer eines Arztes treten. Durch ihre Worte und ihre Haltung können Ärzte ihren Patienten alle Hoffnung neh­men.

 

Solche Botschaften sind meiner Ansicht nach unverantwortlich. Albert Mason hielt, wie zuvor geschildert, seine Unfähigkeit, seinen Patienten ausreichend Optimis­mus zu vermitteln, für ein wesentliches Hindernis bei seinen Bemühungen, seine Ich­thyose-Patienten durch Hypnose zu heilen.

 

Ein anderes Beispiel ist die potenzielle Macht der Aussage: »Sie haben noch sechs Monate zu leben.« Wenn Sie sich entschei­den, Ihrem Arzt zu glauben, wird Ihnen vermutlich auch nicht viel mehr Zeit auf Erden bleiben.

 

Ich habe in diesem Kapitel wiederholt die Sendereihe »Placebo: Mind over Matter« (Placebo: Der Geist beherrscht den Körper) des Discovery-Channel von 2003 zitiert, weil sie eine gute Zusammenstellung höchst interessanter medizinischer Fälle enthielt.

 

Ein Bericht handelte von einem Arzt aus Nashville. Glifton Meador hat über dreißig Jahre lang die potenzielle Macht des Nocebo-Effekts erforscht. 1974 hatte Meador bei dem Patienten Sam Londe, einem Schuhverkäufer im Ruhestand, Speiseröhrenkrebs diagnostiziert. Diese Krankheit galt zu jener Zeit als hundertprozentig tödlich. Londeʼs Krebs wurde behandelt, aber unter Medizinern war klar, daß sein Krebs wiederkehren würde. Daher war niemand überrascht, als er wenige Wochen nach der Diagnose starb.

 

Die Überraschung war jedoch groß, als man bei der Autopsie nur sehr wenig Krebs in seinem Körper fand, jedenfalls nicht genug, um daran zu sterben. In seiner Leber und Lunge fand man ein paar Flecken, aber keine Spur von dem Speiseröhrenkrebs, der an­geblich für seinen Tod verantwortlich sein sollte. Meador sagte dem Discovery-Chan­nel: »Er starb mit Krebs, aber nicht an Krebs.« Woran war Londe gestorben, wenn nicht an Krebs? Starb er, weil er glaubte, daß er sterben würde? Dieser Fall verfolgte Meador noch drei Jahrzehnte nach Londes Tod. »Ich dachte, er hätte Krebs. Er dachte, er hätte Krebs. Jeder um ihn herum dachte, er hätte Krebs. Habe ich ihm irgendwie die Hoff­nung genommen?«

 

Solche Nocebo-Fälle legen den Verdacht nahe, daß Ärzte, Eltern und Lehrer uns die Hoffnung nehmen können, indem sie uns darauf programmieren, daß wir ohnmächtig sind.Unsere positiven und negativen Überzeugungen beeinflussen nicht nur unsere Gesund­heit, sondern jeden Aspekt unseres Lebens. Henry Ford hatte Recht, sowohl in Bezug auf die Effizienz der Fließbandarbeit als auch in Bezug auf die Macht des Geistes: »Ob du glaubst, du kannst es, oder ob du glaubst, du kannst es nicht – du hast Recht.« Oder erinnern Sie sich an den Mann, der mutig das Wasser, verseucht mit Bakterien, trank, von denen die Medizin beschlossen hatte, daß sie Cholera verursachen.

 

Denken Sie an die Menschen, die über glühende Kohlen gehen, ohne sich zu verbrennen. Wenn sie in ihrer Überzeugung schwanken, verbrennen sie sich die Füße. Unsere Überzeugungen sind wie die Filter vor einer Kamera – sie verändern unseren Blick auf die Welt, und un­sere Biologie paßt sich diesem Blick an.

 

Wenn wir wirklich anerkennen, daß unsere Überzeugungen derart mächtig sind, haben wir den Schlüssel zur Freiheit gefunden. Un­sere genetische Veranlagung können wir nicht so leicht ändern – unsere Meinung schon.In meinen Vorträgen verteile ich an dieser Stelle rote und grüne Plastikfilter an die Zu­hörer. Jeder kann sich einen aussuchen und dann durch den Filter auf eine leere Lein­wand sehen. Dann bitte ich sie, laut in den Raum zu rufen, ob sie die nächsten Bilder, die ich projiziere, als friedlich oder als angsterregend wahrnehmen.

 

Die mit den roten »Überzeugungsfiltern« sehen auf dem einen Dia das einladende Bild eines Häuschens, Blumen, einen sonnigen Himmel und auf dem nächsten die Botschaft »Ich lebe in Liebe und Frieden«.

 

Die mit den grünen Filtern vor Augen sehen auf dem einen Bild einen be­drohlichen, dunklen Himmel, Fledermäuse, Schlangen, ein Gespenst über einem dunk­len, unheimlichen Haus und auf dem anderen die Worte »Ich lebe in Angst«.

 

Es begeis­tert mich immer wieder, zu sehen, wie angesichts desselben in roten und grünen Farben gehaltenen Bildes die eine Hälfte des Publikums liest »Ich lebe in Liebe und Frieden« und die andere »Ich lebe in Angst«.Dann bitte ich die Teilnehmer, durch den anderen Filter zu schauen.

 

Es geht mir darum, zu zeigen, daß wir wählen können, was wir sehen. Sie können Ihr Leben durch einen ro­saroten Filter betrachten, der Ihren Körper gesunden läßt, oder Sie können einen dunk­len Filter einsetzen, durch den alles grau erscheint und der Ihren Körper und Geist an­fällig macht. Sie können ein Leben in Liebe und Frieden leben oder in Angst. Sie haben die Wahl!

 

Ich kann Ihnen jedoch sagen, daß Ihr Körper mit zunehmender Gesundheit reagieren wird, wenn sie die Welt voller Liebe sehen. Wenn Sie sich für ein Leben in ei­ner Welt voller Angst entscheiden, wird Ihre Gesundheit in dem Maße nachlassen, wie sie sich als Reaktion darauf hinter einen Schutzpanzer zurückziehen.Das Geheimnis des Lebens liegt darin, unseren Geist auf Wachstum auszurichten.

 

Na­türlich ist das Geheimnis des Lebens kein Geheimnis. Lehrer wie Buddha und Jesus ha­ben uns schon seit Jahrtausenden die gleiche Geschichte erzählt. Jetzt hat es auch die Wissenschaft gemerkt. Nicht unsere Gene, sondern unsere Überzeugungen steuern un­ser Leben. Oh, ihr Kleingläubigen!

 

Dieser Gedanke ist eine gute Überleitung zum nächsten Kapitel, in dem ich detailliert darstelle, wie ein Leben in Angst und ein Leben in Liebe und Frieden gegensätzliche Wirkungen in Körper und Geist auslöst.

 

Bevor wir dieses Kapitel abschließen, möchte ich noch einmal unterstreichen, daß es kein Fehler ist, mit der sprichwörtlichen rosaro­ten Brille durchs Leben zu gehen.

 

Tatsächlich tut diese rosarote Brille Ihren Zellen au­ßerordentlich gut. Positive Gedanken sind eine biologische Voraussetzung für ein glü­ckliches, gesundes Leben. In den Worten Mahatma Gandhis:

  • Deine Überzeugungen werden deine Gedanken
  • Deine Gedanken werden deine Worte
  • Deine Worte werden dein Handeln
  • Dein Handeln wird zu deinen Gewohnheiten
  • Deine Gewohnheiten werden zu deinen Werten
  • deine Werte werden zu deiner Bestimmung.