2003/05: Geheimasche 9/11
[wpdm_package id=’26725′]
- Sie auch Webseite: Geheimsache 9/11.
Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 standen die Schuldigen sofort fest: Osama bin Laden und seine Al-Qaida Terrororganisation. Mit Hilfe umfassender Recherchen und über 700 Quellen aus der internationalen Presse, aus Geheimdienstberichten und Aussagen von Politikern belegt Nafeez Ahmed, dass dies nur ein kleiner Teil der Wahrheit ist. Ahmeds sachlich-nüchterne Dokumentation führt zu dem bestürzenden Schluss: Die amerikanische Regierung nahm die Anschläge auf das World Trade Center und Pentagon billigend in Kauf, um geostrategische Machtinteressen einfacher durchsetzen zu können.
Geheimsache 09/11
Hintergründe zum 11. September
und die Logik amerikanischer Machtpolitik
von Nafeez M. Ahmed 2002
ISBN: 3-570-50042-X
Inhaltsverzeichnis
- Das strategische Konzept hinter den US-Kriegsplänen
- Warnhinweise vor dem 11.9 und das Versagen der Geheimdienste
- US Visa Express und die Verbindung zum saudischen Terror
- Die Nachrichtendienste der USA:
strukturelle Inkompetenz oder politische Blockaden? - Briefing des Präsidenten
- Der Kollaps der Verfahrensrichtlinien am 11.9.
Das strategische Konzept hinter den US-Kriegsplänen
Ein FBI-Mitarbeiter berichtete dem Enquirer: »Enron und Unocal (Union Oil of California) investierten Hunderte Millionen Dollar in ihre Afghanistangeschäfte und die Taliban. Die Pipeline würde unsere Abhängigkeit von Saudi-Arabien verringern und Enron würde dabei Milliarden verdienen. Obwohl Clinton 1998 bin Ladens Stützpunkte in Afghanistan bombardierte, liess Enron den Taliban und den Beauftragten von bin Laden Geld zukommen, um das Pipelineprojekt am Leben zu erhalten. Es ist völlig ausgeschlossen, dass zu jenem Zeitpunkt noch einer der Akteure nichts von den Verbindungen zwischen den Taliban und bin Laden gewusst haben könnte, zumal auf den Enron Gehaltslisten auch CIA-Agenten standen!
Andere Quellen zeigen, dass wichtige Mitarbeiter und Geheimdienstleute mehrerer US-Regierungen über den Enron-Flirt mit den Taliban – folglich auch mit al-Qaida – genau Bescheid wussten und die Aktivitäten des Unternehmens in dieser Region aktiv unterstützten. »Ein abgefangenes al-Qaida Dokument beweist, dass US-Energieuntemehmen heimlich mit den Taliban über den Bau einer Pipeline verhandelten«, berichtet der amerikanische Rechtsanwalt und frühere Staatsanwalt im Justizministerium John Loftus. »Das Dokument gelangte in die Hände des FBI, aber die Weitergabe an andere Institutionen wurde untersagt, um Enron zu schützen. «
Die Bush-Regierung intensivierte diesen Verhandlungsprozess mit den Taliban unmittelbar nach der Amtseinführung des Präsidenten im Januar 2001. Diplomaten der USA und der Taliban trafen sich im Februar 2001 mehrmals in Washington, Berlin und Islamabad. Das letzte Treffen zwischen US- und Taliban-Vertretern fand im August 2001 statt – fünf Wochen vor den Angriffen auf New York und Washington. Christina Rocca, damals Leiterin der Zentralasien-Abteilung im amerikanischen Aussenministerium, traf in Islamabad den Botschafter der Taliban in Pakistan. Die Bush-Regierung betrachtete diese Verhandlungen offensichtlich – so wie die Regierung Clinton – als letzten Versuch, so etwas wie eine funktionsfähige Beziehung zum Regime der Taliban aufrechtzuerhalten. Die Erkenntnis, dass die Taliban nicht in der Lage sein würden, die Sicherheit im Land durch Eroberung zu gewährleisten, verband die amerikanische Seite nun mit der Hoffnung, das Regime werde einer gemeinsamen Regierung mit den anderen Gruppierungen zustimmen. Die USA schienen sich aber darüber im Klaren zu sein, dass eine solche Lösung extrem unwahrscheinlich war.
Offensichtlich nahmen die Planungen für einen Krieg gegen Afghanistan recht lange Zeit in Anspruch. Wir wissen mit Sicherheit, dass das Pentagon diese Strategie bereits ab 1997 entwickelt hat. Ausgerechnet um den 11. September herum erreichten zwei von Flugzeugträgern geführte Flottenverbände im Rahmen einer Rotationsmassnahme den Persischen Golf. Das war offensichtlich von langer Hand geplant. Unmittelbar vor dem 11. September hatte Grossbritannien einen Flottenverband zusammengestellt, der als die „grösste Armada seit dem Falklandkrieg“ bezeichnet wurde und Kurs auf das Sultanat Oman nahm. Dort halten mittlerweile 23 000 britische Soldaten Manöver ab. Die Planungen für diese Aktion liefen über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren. Ausserdem läuft in Ägypten derzeit die amerikanische Operation „Bright Star“. An ihr beteiligen sich 23 000 amerikanische Soldaten sowie weitere 17000 Mann aus NATO-Staaten und verbündeten Ländern. Dies wurde mindestens zwei Jahre lang vorgeplant. Und schliesslich schickte die NATO eben erst weitere 12000 Soldaten in die Türkei. Planungszeit: mindestens zwei Jahre. Es ist offensichtlich, dass hier vor unseren Augen ein strategischer Einsatzplan umgesetzt wird, an dem zumindest während der letzten vier Jahre gearbeitet wurde. Der 11. September ist entweder ein Vorwand oder ein Anlass oder beides zugleich.
Die politischen Pläne der USA in Zentralasien sind deshalb in einen umfassenden, imperialistischen Kontext eingebettet. Ein 46-seitiger Entwurf eines Pentagon-Dokuments, der von Mitarbeitern des Verteidigungsministeriums im März 1992 an die Presse weitergegeben wurde, gibt den Sachstand bei den internen Planungen und strategischen Konzepten, die der US-Militärapparat in der Ära nach dem Kalten Krieg produzierte, sehr anschaulich wieder. Das Pentagon-Dokument hält fest, das aus der Sicht der Vereinigten Staaten »wichtigste Ziel« sei, »das Auftauchen eines neuen Rivalen zu verhindern«, eines Rivalen, der die amerikanische Dominanz beim Zugriff auf die weltweiten Ressourcen in der Zeit nach dem Ende des Kalten Krieges gefährden könnte. Aus diesem Ziel ergibt sich auf Seiten der USA natürlich das Bestreben, »eine neue internationale Ordnung zu errichten und zu bewahren, die geeignet ist, potenzielle Konkurrenten davon zu überzeugen, dass sie nicht nach einer bedeutenderen Rolle zu streben brauchen oder eine aggressivere Haltung einnehmen müssen, um ihre berechtigten Interessen zu schützen.« Diese Weltordnung muss sich »in ausreichendem Mass um die Interessen der hoch entwickelten Industrienationen kümmern. So hält man sie von dem Vorhaben ab, einen Umsturz in der bestehenden politischen und wirtschaftlichen Ordnung anzustreben«, die unter der Vorherrschaft der USA steht. Die militärische Vorherrschaft der USA muss aufrechterhalten werden, als »Abschreckungsmechanismus gegenüber potenziellen Konkurrenten, die eine wichtigere regionale oder globale Rolle anstreben«.
Eine solche militärische Vormachtstellung schliesst die Erhaltung »der NATO als wichtigstes Instrument westlicher Verteidigung und Sicherheit mit ein, weil die NATO die amerikanische Hegemonie auf Westeuropa ausdehnt. Deshalb müssen die USA darauf achten, das Entstehen rein europäischer Sicherheitssysteme zu verhindern, die die NATO unterminieren würden«, und in der Folge dann auch die US-Hegemonie über Europa. Eine »dominierende Überlegung, die der neuen regionalen Verteidigungsstrategie zugrunde liegt«, ist die zwingende Notwendigkeit für die USA, »zu verhindern, dass irgendein feindlicher Staat eine Region dominiert, deren Ressourcen bei stabilen inneren Verhältnissen ausreichen würden, um globale Macht zu ermöglichen«.
Zu diesen Regionen gehören Westeuropa, Ostasien, die ehemalige Sowjetunion und der Nahe und Mittlere Osten. Diese Regionen sollten dann, dem strategischen Konzept folgend, in das von den USA dominierte globale Wirtschaftssystem eingebunden und so ein Teil der weltweiten Vorherrschaft der USA werden. Am allerwichtigsten ist deshalb das Aufrechterhalten »des Gefühls, dass die Weltordnung letztlich von den USA zusammengehalten wird. […] Die USA sollten unabhängig handeln können, wenn keine kollektive Aktion zustande kommt. «
Brzezinski kommt dann zur entscheidenden Schlussfolgerung:
Ohne ein anhaltendes und gezieltes Engagement Amerikas könnten bald die Kräfte weltweiter Unordnung die internationale Bühne beherrschen. Angesichts der geopolitischen Spannungen, nicht nur im heutigen Eurasien, sondern überall auf der Welt, ist ein solches Szenario des weltweiten Zerfalls durchaus denkbar. Diese Beobachtungen wurzeln felsenfest in der grössten Sorge des Rates für Auswärtige Beziehungen – der Aufrechterhaltung der weltweiten Vorherrschaft der USA:
lm letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts hat sich die Weltlage tief greifend verändert. Zum ersten Mal in der Geschichte trat ein aussereuropäischer Staat nicht nur als der Schiedsrichter eurasischer Machtverhältnisse, sondern als die überragende Weltmacht schlechthin hervor. Mit dem Scheitern und dem Zusammenbruch der Sowjetunion stieg ein Land der westlichen Hemisphäre, nämlich die Vereinigten Staaten, zur einzigen und im Grunde ersten wirklichen Weltmacht auf.
Aber bis es soweit ist, lautet das Gebot, keinen eurasischen Herausforderer aufkommen zu lassen, der den eurasischen Kontinent unter seine Herrschaft bringen und damit auch für Amerika eine Bedrohung darstellen könnte. Ziel dieses Buches ist es deshalb, im Hinblick auf Eurasien eine umfassende und in sich geschlossene Geostrategie zu entwerfen.
Amerikas geopolitischer Hauptgewinn ist Eurasien. […] Nun gibt dort eine nichteurasische Macht den Ton an – und der Fortbestand der globalen Vormachtstellung Amerikas hängt unmittelbar davon ab, wie lange und wie effektiv es sich in Eurasien behaupten kann.
ln diesem Kontext kommt es darauf an, wie Amerika mit Eurasien umgeht. Eurasien ist der grösste Kontinent der Erde und geopolitisch axial. Eine Macht, die Eurasien beherrscht, würde über zwei der drei höchstentwickelten und wirtschaftlich produktivsten Regionen der Erde gebieten. Ein Blick auf die Landkarte genügt, um zu erkennen, dass die Kontrolle über Eurasien fast automatisch die über Afrika nach sich zöge und damit die westliche Hemisphäre und Ozeanien gegenüber dem zentralen Kontinent der Erde geopolitisch in eine Randlage brächte. Nahezu 75 Prozent der Weltbevölkerung leben in Eurasien, und in seinem Boden wie auch in seinen Unternehmen steckt der grösste Teil des materiellen Reichtums der Welt. Eurasien stellt 60 Prozent des globalen Bruttosozialprodukts und ungefähr drei Viertel der weltweit bekannten Energievorkommen.
Zwei grundlegende Schritte sind deshalb erforderlich: erstens, die geostrategisch dynamischen Staaten Eurasiens auszumachen, die die internationale Kräfteverteilung möglicherweise entscheidend zu verändern imstande sind, sowie die zentralen aussenpolitischen Ziele ihrer jeweiligen politischen Eliten zu entschlüsseln und die sich daraus wahrscheinlich ergebenden politischen Konsequenzen zu antizipieren; […] zweitens, eine spezifische US-Politik zu formulieren, die in der Lage ist, die unter Punkt eins skizzierten Verhältnisse auszubalancieren, mitzubestimmen und/oder unter Kontrolle zu bekommen […].
Bedient man sich einer Terminologie, die an das brutalere Zeitalter der alten Weltreiche gemahnt, so lauten die drei grossen Imperative imperialer Geostrategie: Absprachen zwischen den Vasallen zu verhindern und ihre Abhängigkeit in Fragen der Sicherheit zu bewahren, die tributpflichtigen Staaten fügsam zu halten und zu schützen und dafür zu sorgen, dass die Barbaren-Völker sich nicht zusammenschliessen.
Von nun an steht Amerika vor der Frage, wie es mit regionalen Koalitionen fertig wird, die es aus Eurasien hinauswerfen wollen und damit seinen Status als Weltmacht bedrohen.
Somit muss die Rückendeckung für die neuen postsowjetischen Staaten – für einen geopolitischen Pluralismus im Raum der früheren Sowjetmacht – ein integraler Bestandteil einer Politik sein, die Russland dazu bringen soll, seine europäische Option ohne Wenn und Aber auszuüben. Drei dieser Staaten fallen geopolitisch besonders ins Gewicht, nämlich Aserbaidschan, Usbekistan und die Ukraine. […]
Ausserdem hält Brzezinski fest:
ln Anbetracht des Wetterleuchtens am politischen Horizont Europas und Asiens, muss sich jede erfolgreiche amerikanische Politik auf Eurasien als Ganzes konzentrieren und sich von einem geostrategischen Plan leiten lassen. […] Dies erfordert ein hohes Mass an Taktieren und Manipulieren, damit keine gegnerische Koalition zustande kommt, die schliesslich Amerikas Vorrangstellung in Frage stellen könnte […]. »Zunächst besteht die Aufgabe darin, sicherzustellen, dass kein Staat oder keine Gruppe von Staaten die Fähigkeit erlangt, die Vereinigten Staaten aus Eurasien zu vertreiben oder auch nur deren bestimmende Schiedsrichterrolle entscheidend zu beeinträchtigen. Die Konzentration hegemonialer Macht in den Händen eines einzigen Staates wird, auf Dauer gesehen, immer weniger in die weltpolitische Landschaft passen. Daher ist Amerika nicht nur die erste und die einzige echte Supermacht, sondern wahrscheinlich auch die letzte.
Brzezinskis nächstes Argument ist von entscheidender Bedeutung:
Da Amerikas Gesellschaft in steigendem Masse multikulturelle Züge annimmt, dürfte, ausser in Fällen einer wirklich massiven und von breiten Bevölkerungskreisen so empfundenen unmittelbaren Bedrohung von aussen, ein Konsens über aussenpolitische Fragen zunehmend schwerer herbeizuführen sein.
Es sollte uns nicht überraschen, dass der jetzt ausgerufene Krieg gegen den Terror« auf längst ausgearbeiteten militärischen Einsatzplänen beruht, die lange vor dem 11. September 2001 formuliert wurden und strategisch besonders wichtige Regionen, in denen grosse Energiereserven lagern, zum Ziel haben. Der wichtigste Rohstoff ist das Öl. Die schottische Zeitung Sunday Herold bezieht sich in einem Beitrag auf »einen geheimen Entwurf für die weltweite Vorherrschaft der USA«. Darin werden ausführliche militärische Planspiele enthüllt, die von »Präsident Bush und seinem Kabinett […] sogar noch vor der Amtsübernahme im Januar 2001« gutgeheissen wurden.
Der vom Sunday Herald aufgedeckte Entwurf zur Schaffung einer „weltweiten Pax Americana“ war für den folgenden Personenkreis gedacht: für Dick Cheney (den jetzigen Vizepräsidenten), Donald Rumsfeld (den Verteidigungsminister), Paul Wolfowitz (den Stellvertretenden Verteidigungsminister), für Jeb Bush (George W. Bushs jüngeren Bruder, den Gouverneur von Florida) sowie für Lewis Libby (Cheneys Stabschef). Das Dokument trägt den Titel „Rebuilding America’s Defences: Strategies, Forces And Resources For A New Century“ und wurde im September 2000 von der neokonservativen Expertengruppe Project for the New American Century (PNAC) verfasst.
Die Erläuterung dieses schockierenden Dokuments durch den Sunday Herold lohnt an dieser Stelle, ausführlich wiedergegeben zu werden: »Der Plan beweist, dass Bushs Kabinett vorhatte, die Golfregion militärisch zu kontrollieren, ganz egal, ob nun Saddam Hussein an der Macht war oder nicht. In diesem Plan heisst es; Die Vereinigten Staaten waren jahrzehntelang bestrebt, bei der Sicherung der Golfregion eine beständigere Rolle zu übernehmen. Der ungelöste Konflikt mit dem Irak liefert nur die aktuelle Begründung, denn die Notwendigkeit einer bedeutsamen militärischen Präsenz Amerikas in der Golfregion geht über die Probleme mit dem Regime von Saddam Hussein hinaus. Das PNAC-Dokument bietet einen Entwurf für die Aufrechterhaltung der weltweiten Vorrangstellung der USA. Dieses Konzept soll verhindern, dass ein rivalisierender Staat ebenfalls zur Grossmacht aufsteigt, und es soll einer internationalen Sicherheitsordnung Gestalt verleihen, die mit den amerikanischen Prinzipien und Interessen übereinstimmt. Diese grosse amerikanische Strategie muss so weit und so lange wie möglich vorangetrieben werden, heisst es in dem Bericht. Er fordert die USA ausserdem auf, so viele begrenzte regionale Kriege wie möglich zur gleichen Zeit zu führen und für sich zu entscheiden. Dies sei der Kern des ganzen Unternehmens.
Warnhinweise vor dem 11.9 und das Versagen der Geheimdienste
Die New York Times kommentiert, dass der Fall Moussaoui aufs Neue die Frage aufwirft, warum das FBI und andere Dienste die Entführungen nicht verhindern konnten«. In diesem Zusammenhang erscheint es erwähnenswert, dass dem Bundesgericht Anträge Moussaouis vorlagen, dass er sowohl vor einer Grand Jury als auch vor dem US-Kongress über die Anschläge vom 11. September aussagen möchte. Er behauptet, über Informationen zu verfügen, die bewiesen, dass die US-Regierung wollte, dass diese Anschläge tatsächlich stattfinden. Bisher wurde diese Anträge immer abgelehnt.
Die Reaktion der amerikanischen Stellen auf den Topmann der Anschläge, Mohammed Atta, ist vielleicht sogar noch erstaunlicher. So berichtete das Frontlines-Magazin des öffentlich-rechtlichen US-Fernsehsenders PBS, dass »die Einwanderungsbehörde INS den Rädelsführer des Anschlags, Mohammed Atta, im Jahre 2001 dreimal nur mit einem Touristenvisum einreisen liess, obwohl die Beamten wussten, dass das Visum schon im Jahre 2000 abgelaufen war und Atta auch gegen die Einschränkungen in dem Visum durch das Nehmen von Flugunterricht verstossen hatte. Mit einem Touristenvisum ist es Ausländern in den USA nämlich verboten, eine Arbeit aufzunehmen oder eine Schule zu besuchen. Dieses Versäumnis war um so erstaunlicher, als Atta damals bereits unter FBI-Überwachung stand, weil er schon in Deutschland von seinem dortigen Wohnort Hamburg nach Frankfurt gereist war, um dort eine grössere Menge Chemikalien zu kaufen, die man zur Herstellung von Sprengstoff verwenden kann. Doch trotz dieser bedenklichen Tatsache – und obwohl er schon seit 1986 bei der US-Regierung auf einer Liste potenzieller Terroristen stand – durfte Atta weiterhin unbehelligt in die Vereinigten Staaten einreisen. Von dort aus unternahm er einige Reisen nach Europa und hatte bei seiner Rückkehr in die Staaten keinerlei Probleme mit dem Zoll oder der Einwanderungsbehörde, obwohl er jedes Mal seinen richtigen Namen benutzte, und dies nicht, weil die Visabestimmungen zu lax waren, sondern weil sie jedes Mal nicht beachtet wurden.
Im Ganzen könnte man sagen, dass Mohammed Atta ein recht angenehmes Leben führen konnte, obwohl er den Behörden bestens bekannt war. Obwohl er auf der Terroristen- »Watchlist« des US-Aussenministeriums stand und obwohl das FBI schon seit langem befürchtete, dass Terroristen in den USA Flugunterricht nehmen könnten, durfte Atta in die Staaten einreisen und in Florida eine Flugschule besuchen. Im April 2001 wurde er von der Polizei beim Fahren ohne Führerschein erwischt. Im Mai erschien er nicht vor Gericht, und der zuständige Richter stellte sofort einen Haftbefehl aus. Aber auch dies stoppte Atta nicht, denn der Haftbefehl wurde einfach niemals ausgeführt, obwohl er danach noch mindestens zweimal wegen Trunkenheit am Steuer verhaftet wurde. In dieser ganzen Zeit machte Atta nie den Versuch, sich einen Tarnnamen zuzulegen, sondern reiste, lebte und studierte an der Flugschule unter seinem richtigen Namen.
Es ist kaum möglich, diese Vorgänge mit Nachsicht zu betrachten. Denn es scheint klar erwiesen, dass die US-Regierung wissentlich mehrere Male einem enttarnten Terroristen quasi freies Geleit in die Vereinigten Staaten gewährte, damit er dort Flugunterricht nehmen konnte.
US Visa Express und die Verbindung zum saudischen Terror
Die Leichtigkeit, mit der Mitglieder des al-Qaida-Netzwerks in den Vereinigten Staaten ein- und ausreisen konnten, sollte man im Zusammenhang mit einer Aussage von Michael Springmann sehen, der zwischen 1987 und 1989 Leiter der Visa-Abteilung des US-Konsulats in Djidda in Saudi-Arabien war. Springmann hat zwanzig Jahre Erfahrung im Dienste der US-Regierung hinter sich und ist jetzt als Anwalt in Washington tätig. In der Sendung »Newsnight« der BBC sagte er: »In Saudi-Arabien bekam ich häufig von höheren Beamten des Aussenministeriums die Anweisung, Antragstellern Visa zu erteilen, die eigentlich keine Visa hätten bekommen dürfen. Es handelte sich dabei hauptsächlich um Leute, die keine Verbindungen zu Saudi-Arabien oder ihrem Herkunftsland hatten «.
In einem anderen Interview mit Radio One des kanadischen CBC sagte er, Beamte der US-Regierung hätten ihm bestätigt, dass »die CIA Terroristen zum Kampf gegen die Sowjets anwarb«. Überdies sei Osama bin Laden »einer ihrer Aktivposten gewesen, er habe mit ihnen zusammen gearbeitet. Es habe »nicht weniger als hundert« Rekruten gegeben, Leute »ohne Bindungen an einen bestimmten Ort. […] Am Ende sollten sie ihre speziellen Fähigkeiten in Afghanistan anwenden. Sie kamen in die Vereinigten Staaten, um dort zu Terroristen ausgebildet zu werden. Die Länder, die sie geschickt hatten, wollten sie nicht zurück haben. « Springmann behauptete, dass CIA-Beamte ständig die Bestimmungen des Aussenministeriums verletzten, indem sie diesen Leuten Visa verschafften.
CBC: Weist dies auf eine Verbindung zwischen dem CIA und Osama bin Laden hin, die bis ins Jahr 1987 zurückreicht?
Springmann: Ja, das tut es, und Sie werden sich erinnern, dass man glaubt, dass dieser Scheich Abdur Rahman, der hinter dem ersten Bombenanschlag auf das New Yorker World Trade Center steckte, sein Einreisevisum von einem Spezialagenten der CIA im Sudan bekommen hatte. Und dass die etwa fünfzehn Leute, die aus Saudi-Arabien kamen, um bei den Anschlägen auf das WTC und das Pentagon mitzumachen, ihre Visa vom amerikanischen Generalkonsulat in Djidda erhielten.
CBC: Heisst das etwa, dass man diesen Hahn noch immer nicht zugedreht hat, dass das immer noch so weiter geht?
Springmann: Genau. Ich glaubte, man habe damit aufgehört, nachdem ich so viel Krach geschlagen hatte. Ich hatte mich bei der Botschaft in Riad und bei allen zuständigen Regierungsstellen in Washington beschwert, und die Angelegenheit wurde anscheinend im ganzen Aussenministerium diskutiert.
CBC: Wenn das stimmt, dann hätten viele der Terroristen, die mutmasslich jene Flugzeuge in jene Ziele steuerten, ihre Visa mit Hilfe der CIA im US-Konsulat in Djidda bekommen. Das weist doch auf eine Beziehung hin, die offensichtlich noch vor kurzem, nämlich im September, bestanden haben muss. Aber wofür brauchte die CIA diese Leute?
Springmann: Das weiss ich nicht. Und das ist etwas, das ich schon seit zehn Jahren durch eine ganze Reihe von Auskunftsersuchen herausfinden wollte, die sich auf das Gesetz über die Informationsfreiheit beriefen. Aber von Anfang an haben das Aussenministerium und die CIA meine Gesuche abgeschmettert. Und das ist heute noch so.
CBC: Wenn die CIA ein nahes Verhältnis zu den Leuten unterhielt, die für den 11. September verantwortlich sind, würden Sie dann unterstellen, dass sie in gewisser Weise sogar Beihilfe zu diesem Verbrechen geleistet hat?
Springmann: Ja, entweder durch Unterlassung oder durch Fehlverhalten. […] Und ihre Versuche, mich mundtot zu machen, überzeugten mich immer mehr davon, dass dies wirklich keine Wahnvorstellung oder pure Ausgeburt meiner Phantasie war. […]
CBC: Aber wenn Sie die Ereignisse von 1987 nehmen, als man den falschen Leuten Visa erteilte, und dann annehmen, dass das noch einmal bei denselben Leuten passierte, die für die Anschläge auf New York und Washington verantwortlich sind, dann ist das doch ein Quantensprung. Welche Erklärung haben Sie dafür?
Springmann: Nach allem, was ich weiss, nach allem, was wir wissen, war das eventuell nicht beabsichtigt, es könnte ein Fehler gewesen sein, es könnte auch eine Fehleinschätzung der Tatsachen gewesen sein. Aber es könnte auch, nach allem, was wir wissen, der Versuch gewesen sein, die Vereinigten Staaten auf irgendeine Weise direkt in die Sache zu verwickeln. Ich meine, es hat ja nur ein paar Tausend Tote gegeben, und was ist das, verglichen mit dem, was die USA im Nahen Osten gewinnen könnten?
CBC: Aber Sie sind ganz sicher, dass die Visa von Mohammed Atta und anderen in Djidda ausgestellt worden sind?
Springmann: Nun, das habe ich aus einem Artikel in der Los Angeles Times.
Obwohl Springmann durch seine eindringlichen Warnungen und Beschwerden das Aussenministerium über diese gesetzeswidrigen Vorgänge in Kenntnis setzte, drehte als Antwort darauf die US-Regierung den Hahn nicht zu, sondern vielmehr noch weiter auf. All dies geschah trotz zunehmender Hinweise auf saudische Verbindungen zum Terrorismus. So berichtet die St. Petersburg Times: »Nach dem Golfkrieg wurde 1991 die Visa-Angelegenheit noch nebulöser. FBI-Agenten klagten, dass ihre saudischen Amtskollegen die Untersuchungen von Terrorangriffen behinderten, einschliesslich eines Bombenattentats in Dharan im Jahre 1996, bei dem 19 amerikanische Soldaten getötet wurden. Die Amerikaner hatten auch den Verdacht, dass die saudische Monarchie wenig tat, um den Terrorismus auf saudischem Boden zu bekämpfen und die antiamerikanischen Drohungen zu beenden: «
Aber statt in dieser Situation die Erteilung von Visa schärfer zu kontrollieren, machte es die US-Regierung saudischen Besuchern noch einfacher, nach Amerika zu kommen. Vier Monate vor dem 11. September wurde unter dem Namen U. S. Visa Express ein Programm gestartet, das es Saudis erlaubte, ihre Visa über zehn Reisebüros zu beantragen – wobei sie oft nicht einmal zu einem Gespräch in die US-Botschaft oder in ein Konsulat kommen mussten.
Wir sollten uns daran erinnern, dass diese unglaublichen Regelungen, die in völligem Gegensatz zu den geltenden Visavorschriften des Aussenministeriums stehen, von der Bush-Administration ungefähr zur gleichen Zeit getroffen wurden, als die dringenden und glaubhaften Warnungen eingingen, die die US-Geheimdienste wegen eines unmittelbar bevorstehenden al-Qaida Attentats in Alarmzustand versetzten: im Mai und Juni 2001.
Hier geht es nicht darum, die Grenzen weiter abzuschütten, sondern darum, warum bestehende normale Regelungen nur in Saudi-Arabien ignoriert und verletzt worden sind. Tatsächlich hatte Springmann selbst das US-Aussenministerium immer wieder wegen dieser dubiosen Praktiken gewarnt. Aber die US-Regierung liess es offensichtlich zu, dass diese Machenschaften munter weitergingen.
All dies sollte man im Zusammenhang sehen mit der vernichtenden Aussage des ehemaligen Leiters des US-amerikanischen Visabüros in Djidda. Michael Springmann stellt fest:
lch hatte nicht gegen Betrug protestiert. Wogegen ich in Wirklichkeit protestierte, war der Versuch, von Osama bin Laden angeworbene Männer in die Vereinigten Staaten zu lassen, wo sie von der CIA ein Terrortraining erhalten sollten. […] Es war nicht das US-Aussenministerium, das das Konsulat in Djidda leitete. Es war die CIA. Ich weiss ganz sicher, dass von den knapp zwanzig von Washington entsandten Mitarbeitern dort nur drei Personen (einschliesslich mir) keine Verbindungen, ob beruflicher oder anderer Art, zu einem der amerikanischen Geheimdienste hatte.
Ein ehemaliger FBI-Mann mit langer Erfahrung im Antiterror-Kampf erzählte dem Magazin: » lch glaube einfach nicht, dass wir nicht gewusst haben sollen, was kommen würde. « Er wies auf die aussergewöhnliche Schnelligkeit hin, mit der das FBI detaillierte Auskünfte über das Attentat und die verantwortlichen Entführer liefern konnte: innerhalb von 24 Stunden (nach den Anschlägen) hatte das Büro etwa zwanzig Leute identifiziert und deren Fotos an die Medien gesandt. Offensichtlich waren diese ganzen Informationen in den Akten vorhanden gewesen, und einer hatte sie einfach nicht weitergeleitet. «
Ein anderer Ermittler des FBI bestätigte, dass es »im ganzen Büro« bekannt war, »wie diese [Warnungen] von Washington ignoriert wurden. […]
Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass diese Informationen von einigen der erfahrensten Jungs stammten, Leuten, die ihr ganzes Leben dieser speziellen Arbeit gewidmet haben. Aber ihre Warnungen wurden in einem grossen Stapel in irgendeinem Büro in Washington abgelegt. […] In einigen Fällen sagten diese Aussendienst-Agenten ziemlich genau voraus, was am 11. September geschehen würde. Deshalb hielten wir alle den Atem an […] und hofften, dass die Sache bereinigt werden würde. « Die vernichtenden Kommentare des ersten ehemaligen FBI-Agenten im New American verdienen besondere Beachtung:
Das Ganze ist eigentlich sehr erschreckend. Das FBI hatte mindestens seit 1997 Zugang zu diesen Informationen. Offensichtlich haben wir unsere Arbeit nicht gemacht. Ich hätte nie erwartet, dass so etwas in unserem Land passieren könnte, aber irgendwie war ich auch nicht schockiert, als es dann doch geschah. Da muss mehr dahinter stecken, als wir sehen können – Leute von ganz oben, deren Karrieren auf dem Spiel stehen und die nicht wollen, dass die Wahrheit herauskommt. […] Was für ein Programm wird hier eigentlich gespielt? Offensichtlich hätte man es wissen müssen – es musste Leute geben, die wussten, dass diese Informationen im Umlauf waren. Leute wie die al-Qaida-Terroristen reisen nicht einfach so ein und aus, ohne dass es einer merkt. Wenn einer in Washington dann diese Informationen einfach so aus dem Verkehr zieht – und es ist ziemlich leicht, Dinge von der Hauptstadt aus zu kontrollieren – dann geht dieses Problem viel, viel tiefer. […] Es ist zwar schrecklich, so was zu denken, aber man hat wohl das Ganze zugelassen, als Teil eines dahinterliegenden, weiterführenden Plans.
Ein Ermittler der Antiterror-Task Force des FBI in Südflorida, einer Eliteeinheit zur Aufdeckung von Spionage und Terrorismus, stimmte dieser Einschätzung im Wesentlichen zu:
Dieses Memo aus Arizona wäre von unschätzbarem Wert gewesen. Mit den Namen dieser Flugschulen in Florida hätten wir diese Jungs sicher aufgespürt. Gleich nach den Attentaten wussten wir, dass die Regierung ein Problem hatte. Nur Stunden nach den Anschlägen kannten wir die Namen der Entführer und wussten, dass wir uns um die Flugschulen kümmern mussten. Wenn man sah, wie schnell die Informationen bei uns eintrafen, war es klar, dass jemand in Washington vorher etwas davon gewusst haben muss. Sie haben nichts unternommen, sie haben es verbockt, und jetzt kommt es endlich heraus.
Dieser Agent bestätigte also, dass das FBI nur Stunden nach den Attentaten genau wusste, welche Flugschulen man überprüfen und nach wem man suchen musste: also wer die Attentäter und ihre Helfer waren. Das FBI-Hauptquartier kannte also viel mehr fast alarmierend genaue Einzelheiten, als man nun zuzugeben bereit ist. Aber man behinderte die eigenen Agenten, während man die Verbreitung dieser wichtigen Informationen manipulierte (oder in den Worten eines von Schippers Geheimagenten »unterdrückte«). Es muss hier betont werden, dass man von höchster Stelle aus auch die Untersuchungen von FBI und militärischen Geheimdiensten blockierte, die die möglichen terroristischen Verbindungen zwischen der Familie bin Ladens und dem saudischen Königshaus aufklären sollten. Der Londoner Guardian zeigte auf, wie US-Nachrichtendienste von ganz oben daran gehindert wurden, den Aufbau von bin Ladens Terrornetzwerk zu untersuchen:
Beamte von FBI und militärischen Geheimdiensten in Washington behaupten, sie seien aus politischen Gründen vor den Terrorattentaten vom II. September daran gehindert worden, die Mitglieder der bin-Laden-Familie, die sich in den USA aufhielten, genau zu überprüfen. […] US-amerikanische Geheimdienste […] beklagen sich, dass ihnen die Hände gebunden waren. […] Sie geben an, dass diese Beschränkungen noch schlimmer geworden seien, nachdem die Bush-Administration in diesem Jahr die Regierungsgeschäfte übernommen habe. Die Geheimdienste wurden angewiesen, Nachforschungen zu unterlassen, die andere Mitglieder der bin-Laden-Familie, das saudische Königshaus und mögliche saudi-arabische Verbindungen zum Erwerb von Nuklearwaffen durch Pakistan betrafen. »Es gab bestimmte Ermittlungen, die vollständig eingestellt werden mussten.
Diese Erkenntnisse, zusammen mit David Schippers Enthüllungen über das detaillierte Wissen der amerikanischen Geheimdienste über die Terroranschläge vom 11. September und deren Urheber, sind erdrückende Beweise dafür, dass trotz ausreichender Informationen, in Übereinstimmung mit Direktiven von höchsten Stellen der Bush-Administration, ganz bewusst nichts unternommen wurde.
Die Nachrichtendienste der USA: strukturelle Inkompetenz oder politische Blockaden?
Ein Memo von Coleen M. Rowley, der Spezialagentin und Chefjustiziarin der FBI-Abteilung in Minneapolis, zeigt, wie hochrangige Mitglieder des Regierungsapparats wichtige Ermittlungen im Rahmen der Terrorbekämpfung gezielt behindert haben. Gleichzeitig ignorierten diese Personen glaubwürdige Warnungen aus Geheimdienstkreisen, die sich auf die Anschläge des II. September bezogen. Rowley nennt die Namen von Einzelpersonen im FBI- Hauptquartier, die die Ermittlungen gegen Zacarias Moussaoui systematisch behinderten und für eine veritable »Blockade« sorgten.
Moussaoui wurde von der US-Einwanderungsbehörde INS (Immigration and Naturalization Service) in Zusammenarbeit mit der Joint Terrorism Task Force des FBI festgenommen und steht heute als Mitverschwörer der Anschläge des 11. September unter Anklage. Nach seiner Festnahme beantragten FBI-Beamte aus Minneapolis in Washington einen Durchsuchungsbefehl zur Legitimation umfassender Ermittlungen, die insbesondere Moussaouis Computer gelten sollten. Rowley hält fest, dass Beamte im FBI-Hauptquartier mehrere dringende Anfragen aus Minneapolis ablehnten und dies mit einem Mangel an Beweisen für Moussaouis Verbindungen zu einer ausländischen Terrororganisation begründeten. An dieser Haltung änderte sich auch nach einer Bestätigung des französischen Geheimdienstes nichts: Moussaoui hatte Verbindungen zu Osama bin Ladens al-Qaida.
Die New York Times kommentiert, dass der Fall Moussaoui »aufs Neue die Frage aufwirft, warum das FBI und andere Dienste die Entführungen nicht verhindern konnten«. In diesem Zusammenhang erscheint es erwähnenswert, dass dem Bundesgericht Anträge Moussaouis vorlagen, dass er sowohl vor einer Grand Jury als auch vor dem US-Kongress über die Anschläge vom 11. September aussagen möchte. Er behauptet, über Informationen zu verfügen, die bewiesen, dass die US-Regierung wollte, dass diese Anschläge tatsächlich stattfinden. Bisher wurde diese Anträge immer abgelehnt.
Rowley hält in ihrem Papier fest: »Weder in Gesprächen noch in der schriftlichen Korrespondenz teilte das Hauptquartier den Agenten in Minneapolis jemals mit, dass die FBI- Abteilung in Phoenix nur drei Wochen zuvor eine Warnung durchgegeben hatte. Dabei war von Einsatzkräften der al-Qai-l da die Rede gewesen, die sich in amerikanischen Flugschulen mit terroristischen Zielen zu Piloten ausbilden liessen. « Wäre die Information weitergegeben worden, hätte dies eine zusätzliche Rechtfertigung für einen Durchsuchungsbefehl für Moussaouis Wohnung und Computer gebracht. Jetzt ist ans Tageslicht gekommen, dass die Informationen aus Minneapolis und aus Phoenix auf dem Schreibtisch ein und derselben Person landeten: bei David Frasca, dem Leiter der FBI-Einheit für radikale Fundamentalisten im Hauptquartier in Washington. In Frascas Besitz befanden sich also mit anderen Worten zwei höchst brisante Dokumente: l. Eine Mitteilung, aus der hervorging, dass sich militante Muslime mit Verbindungen zu al-Qaida an amerikanischen Flugschulen zu Piloten ausbilden liessen. 2. Ein Bericht über die Verhaftung einer dieser Personen, weil diese eine Boeing 747 fliegen, aber auf das Üben von Starts und Landungen verzichten wollte, und dies vor dem Hintergrund nachgewiesener Verbindungen zu al-Qaida. Man braucht keine Geheimdienstausbildung, um die Zusammenhänge zwischen beiden Berichten zu erkennen.
FBI-Vertreter bestätigten zunächst die Berichte, dass Frasca die Informationen aus Phoenix und Minneapolis erhalten hatte. Als die erschreckenden Konsequenzen deutlich wurden, die sich aus diesem Eingeständnis ergaben, ruderte das FBI zurück und behauptete, Frasca habe die Mitteilung aus Phoenix erst nach dem 11. September gelesen. Das widerspricht der Tatsache, dass sie Wochen vor dem Bericht über Moussaoui eingegangen war. Dieser Bericht wurde gelesen (und, nach den Worten eines Senators, »sabotiert«). Frasca verweigerte bis heute jeglichen Kommentar zu diesem Thema: »Frasca, der im FBI-Hauptquartier in Washington, D. C., arbeitet, war gestern für die Eagle-Tribune telefonisch nicht zu erreichen und hat bis heute zu dieser Angelegenheit keine öffentliche Stellungnahme abgegeben.« Spezialagentin Rowley aus Minneapolis erklärte dagegen, die in ihrem Memo beschriebenen Fakten seien (einschliesslich der Mitteilung aus Phoenix) der FBI-Führung in vollem Umfang bekannt gewesen. Die Washington Post bezieht sich in einem Beitrag aus Rowleys Bericht:
Leitende FBI-Beamte schienen nach Rowleys Worten so konsequent darauf bedacht zu sein, die von Moussaoui ausgehende Bedrohung zu ignorieren, dass manche Agenten im Einsatz vor Ort bereits darüber spekulierten, einige Spitzenbeamte im FBI-Hauptquartier »müssten Spione oder Maulwürfe sein, […] die in Wirklichkeit für Osama bin Laden arbeiteten und deshalb die Arbeit des Büros in Minneapolis sabotierten.
FBI-Direktor Robert Mueller hielt Rowleys Memo für so aufschlussreich und schädlich zugleich, dass er es zunächst durch einen »Vertraulich«-Vermerk aus dem Verkehr ziehen wollte. Er verweigerte die Herausgabe an den Rechtsausschuss (Judiciary Committee) des Senats.
Es ist denkbar, dass die US-Regierung die möglichen Folgen der drohenden Anschläge falsch einschätzte. Nach Meinung des Autors legen die verfügbaren Informationen jedoch den dringenden Verdacht nahe, dass auf höherer politischer Ebene in Washington eine wohl überlegte Entscheidung getroffen worden ist: Man entschloss sich, die exakten Informationen über die sich entwickelnden Vorbereitungen für einen Terroranschlag auf dem Boden der USA bewusst zu ignorieren.
Briefing des Präsidenten
Solche mündlichen Briefings, das ist das Bemerkenswerte an der Sache, gab es früher nicht – George W. Bushs Vorgänger erhielten nur schriftliche Kurzinformationen. Dazu die Einschätzung der Washington Post: »Die Teilnehmer waren nur Bush, weil er mündliche Briefings mochte, und der CIA-Direktor, und so hatten die beiden eine enge Beziehung entwickelt. Tenet konnte sehr direkt, ja sogar respektlos und grob sein.« Dieser institutionelle Rahmen legt den Schluss nahe, dass die CIA, deren Direktor, das Aussenministerium, der Präsident und einige Schlüsselfiguren in seiner unmittelbaren Umgebung im Weissen Haus letztlich dafür verantwortlich waren, dass trotz sich häufender Beweise für eine unmittelbar bevorstehende Bedrohung nichts unternommen wurde.
Dies könnte nur dann nicht zutreffen, wenn die Dienstroutinen nicht eingehalten worden wären. Aber für eine solche Annahme gibt es keinen plausiblen Grund. Gehen wir einmal gegen alle Indizien davon aus, dass die dienstliche Routine nicht eingehalten und die Nachricht von der Bedrohung nicht an die höchsten Entscheidungsträger weitergegeben wurde: In diesem Fall müsste man folgern, dass die Verantwortlichen auf der höchsten Führungsebene der US-Militärgeheimdienste zu finden sind. Diese Leute hätten dann die Verantwortung dafür, dass die wichtigsten politischen Entscheidungsträger der USA nicht informiert wurden. Dann bliebe die Frage ungeklärt: Warum und mit welchem Ziel (sofern es eines gab) taten sie das?
Es gibt wohl keinen guten Grund, ein solches Szenario für plausibel zu halten, aber es gibt gute Gründe für die Annahme, dass Warnungen vor einer bevorstehenden Operation von al-Qaida angesichts der äusserst ernsten Gefahr bis zur Führungsspitze durchgedrungen sind. Die Tatsache, dass Anfang August Informationen über die Vorbereitungen von al-Qaida für das Projekt Bojinka an Präsident Bush weitergegeben wurden, stützt diese Annahme.
Seltsamerweise verweigerte das Weisse Haus die Veröffentlichung des ClA-Briefings „bin Laden determined to strike in the US“, das dem Präsidenten am 6. August auf seiner Ranch in Texas ausgehändigt worden ist. Jenes Briefing war auf Bushs Anfrage hin erarbeitet worden, nachdem er von ernst zu nehmenden Warnungen vor einem im Sommer 2001 bevorstehenden Angriff unterrichtet worden war. Bush war nach einschlägigen Berichten besorgt wegen Zielen innerhalb des eigenen Landes. Beide Dokumente bleiben unter Verschluss. Daniel Schorr, ein leitender Nachrichtenredakteur beim National Public Radio, hält die offizielle Begründung des Weissen Hauses für die verweigerte Herausgabe des August-Dokumentes für widersprüchlich: Vizepräsident Dick Cheney sagte, »das CIA-Papier sei nur ein Aufguss, der nichts Neues enthalte.« Doch auf die Nachfrage, warum der Kongress dieses Papier dann nicht einsehen dürfe, antwortete Cheney: »Weil es höchst sensible Informationen über Quellen und Methoden enthält. Das ist der Familienschmuck.« Hier Aufguss, dort Familienschmuck?
Fortdauernde Versuche der Regierung Bush, eine solche Untersuchung der Gründe für das so genannte Versagen der Geheimdienste im Vorfeld des 11. September zu blockieren, liefern jedoch nur weitere Anhaltspunkte für die bereits gezogenen Schlussfolgerungen.
CNN berichtete Ende Januar 2002: »Präsident Bush persönlich bat am Dienstag Tom Daschle, den Mehrheitsführer im Senat, den Untersuchungsauftrag des Kongresses zu den Ereignissen vom 11. September zu begrenzen. CNN erfuhr dies von Informanten im Kongress wie auch im Weissen Haus. […] Das Ersuchen wurde bei einem privaten Treffen mit führenden Vertretern des Kongresses am Dienstagmorgen ausgesprochen. Nach unseren Informationen begann Bush diese Unterhaltung. […] Er bat darum, nur die Geheimdienstausschüsse von Repräsentantenhaus und Senat die vermuteten Pannen im Umgang zwischen den Bundesbehörden untersuchen zu lassen – die Fehler, die die Terroranschläge überhaupt erst ermöglicht haben könnten. Eine breiter angelegte Untersuchung, die einige Angehörige der Legislative vorgeschlagen hatten, sollte möglichst nicht stattfinden, berichteten die Informanten. Das Gespräch am Dienstag wurde nach einem ungewöhnlichen Anruf von Vizepräsident Dick Cheney bei Daschle am vergangenen Freitag geführt, bei dem dieselbe Bitte vorgetragen worden war. […] Einige Demokraten, zum Beispiel die Senatoren Joe Lieberman (Connecticut) und Robert Torricelli (New Jersey), verlangten eine umfassende Untersuchung, die auch verschiedene Regierungsbehörden über den Geheimdienstbereich hinaus einbeziehen sollte.«
Der Vorwand für diese Vorschläge von Seiten der Regierung ist nach Daschles Auskunft, dass durch eine breiter angelegte Untersuchung »Arbeitskapazitäten und Personal« vom »Krieg gegen den Terror abgezogen« werden müssten. Dies treffe bei Ermittlungen zu, die sich nicht auf die Annahme beschränkten, die Untätigkeit der Regierung sei lediglich eine Folge der »Pannen im Austausch zwischen Bundesbehörden«.
Paradoxerweise rechtfertigte die Regierung Bush so das Blockieren einer umfassenderen Untersuchung des Versagens der Geheimdienste mit der Notwendigkeit, die Anstrengungen der Regierung zur Bekämpfung des Terrors zu unterstützen. Anders gesagt: Die Regierung unterdrückte eine gründliche Analyse des schlimmsten Terrorangriffs in der Geschichte der Vereinigten Staaten – im Namen des Kampfes gegen den Terror.
Leider unterliess CNN den Hinweis, dass ein unentbehrlicher Teil wirkungsvoller Terrorbekämpfung die Gewinnung von Informationen ist, mit dem Ziel, Anschläge zu vereiteln. Bushs Vorschläge jedoch würden den Erwerb von Informationen dieser Art verhindern. Es ist nicht nur offensichtlich, dass die Regierung Bush es vor dem 11. September mit der Verhinderung des Terrors nicht ernst meinte. Es sieht auch ganz danach aus, als ob die Regierung diese Position nach den Attentaten beibehalten hätte – trotz der offensichtlichen Konsequenzen.
Die hier vorgelegte Dokumentation zeigt ohne jeden Zweifel, dass hochrangige Mitglieder der Regierung Bush die Arbeit der US-Geheimdienste blockierten und unschuldige Zivilisten »für einen höheren, guten Zweck« sterben müssten.
Der Kollaps der Verfahrensrichtlinien am 11.9.
Der Historiker John Judge deckte weitere beunruhigende Tatsachen über das Versagen der US-Luftabwehr am 11. September 2001 auf. Judge, dessen Eltern dreissig Jahre lang Zivilangestellte im Pentagon waren und dessen Mutter im Büro der Vereinigten Stabschefs eine hohe Geheimnisträgerin war, die auch streng geheimes Material einsehen durfte, fragt sich, ob hinter der ganzen Sache nicht mehr stecken könnte:
Es gibt da einen Hinweis, den ich von jemand erhalten habe, dessen Sohn auf der Otis Air Force Base stationiert ist. Der Sohn hat mit Piloten gesprochen, die zu dem Zeitpunkt, als das zweite Flugzeug einschlug, nach einem Alarmstart von Otis aus schon in der Luft waren. Die Piloten wurden dann auf den Flug 77, den Pentagonflug, aufmerksam und meldeten, dass sie jetzt die Maschine abfangen wollten, die gerade zurück von Ohio auf D.C. zuflog. Aber .sie wurden von ihrer Kommandozentrale zurückgerufen. Blieben nun die Flugzeuge am Boden und gab es keine Reaktion auf die Ereignisse? Oder waren sie schon in der Luft und wurden zurückgerufen? Ich habe nicht die Mittel, diese Fragen erschöpfend zu klären, aber es sind Fragen, die sich einfach stellen und die Hintergründe dieses Szenarios betreffen, die in der öffentlichen Debatte nicht erörtert werden.
Der amerikanische Militärexperte Stan Goff hat den Gang der Ereignisse gut zusammengefasst. Goff war 26 Jahre lang Soldat, zuletzt als Stabsfeldwebel der Spezialtruppen der US-Armee. Er war Taktiklehrer am Trainingscenter der US-Armee für Dschungelkampf (US Army’s Jungle Operations Training Center) In Panama, lehrte Wehrwissenschaften an der US-Militärakademie in West Point und war an Operationen in acht verschiedenen Konfliktherden von Vietnam bis Haiti beteiligt. Er stellt fest:
lch habe keine Ahnung, warum die Leute zum Verhalten Bushs und seiner Umgebung am Tag der Anschläge nicht einige ganz präzise Fragen haben.
Da werden vier Flugzeuge entführt und weichen von ihren Flugplänen ab und sind dabei die ganze Zeit auf den Radarschirmen der FAA. Die Maschinen werden alle zwischen 7.45 Uhr und 8.10 Uhr Ostküsten-Sommerzeit gekapert. Wer wird benachrichtigt? Schon jetzt ist dies ein beispielloser Vorfall. Aber der Präsident wird nicht benachrichtigt und ist auf dem Weg zu einer Grundschule in Florida, wo ihm Kinder etwas vorlesen.
So gegen 8.15 Uhr sollte es endgültig klar sein, dass hier etwas Schreckliches passiert. Der Präsident schüttelt gerade Lehrern die Hände. Um 8.45 Uhr, als der Flug American Airlines 11 ins World Trade Center rast, setzt sich Bush gerade mit Kindern der Booker-Grundschule für die unvermeidlichen Fotos in Positur. Offensichtlich sind gleichzeitig vier Verkehrsmaschinen entführt worden, etwas, was die Welt noch nicht gesehen hat, eine davon ist gerade in einen der weltberühmten Zwillingstürme eingeschlagen, und immer noch informiert niemand den nominellen Oberbefehlshaber.
Auch hat anscheinend noch niemand irgendwelche Abfangjäger alarmiert. Um 9.03 Uhr schlägt United-Flug 175 in den anderen Zwillingsturm des World Trade Center ein. Um 9.05 Uhr flüstert der Stabschef des Präsidenten, Andrew Card, George W. Bush etwas zu. Reporter bemerken, dass sich Bushs Miene kurzzeitig verdüsterte. Bricht er nun den Schulbesuch ab und beruft eine Dringlichkeitssitzung ein? Nein. Er hört wieder Zweitklässlern zu […] und fährt auch damit fort, als der American-Airlines-Flug 77 über Ohio unvermittelt umdreht und Richtung Washington, D. C„ fliegt.
Hat er seinen Stabschef Card angewiesen, die Luftwaffe zu alarmieren und starten zu lassen? Nein. Endlose 25 Minuten später bequemt er sich endlich zu einer öffentlichen Erklärung und erzählt den Vereinigten Staaten, was sie eh schon wussten, nämlich dass es einen Anschlag mit entführten Flugzeugen auf das World Trade Center gegeben hat. Da gibt es noch ein anderes gekapertes Flugzeug, das pfeilgerade auf Washington zusteuert, aber hat man die Luftwaffe schon zur Verteidigung der Hauptstadt alarmiert? Nein.
Als er um 9.30 Uhr seine Stellungnahme abgibt, ist der American-Flug 77 noch zehn Minuten von seinem Ziel, dem Pentagon, entfernt. Die Administration wird später behaupten, sie habe nicht wissen können, dass das Pentagon ein Ziel sein könnte, und sie habe angenommen, dass Flug 77 auf dem Weg zum Weissen Haus sei, aber Tatsache ist, dass das Flugzeug schon nach Süden an der Flugverbotszone des Weissen Hauses vorbei geflogen war und nun mit über 650 km/h durch die Lüfte raste.
Um 9.35 Uhr vollführt das Flugzeug noch eine 360-Grad- Schleife über dem Potomac. Es steht dabei die ganze Zeit unter Radarüberwachung, aber es wird nicht einmal das Pentagon evakuiert und es tauchen immer noch keine Düsenjets der Luftwaffe am Himmel über Washington und seiner Nachbarstadt Alexandria, Virginia, auf. Und jetzt kommt der Clou: Ein Pilot, von dem sie uns weismachen wollen, er habe an einer Flugschule für solche Grashüpfer wie Piper Cubs und Cessnas in Florida trainiert, fliegt eine genau getimte Abwärts-Spirale, er steigt die letzten 2100 Meter in zweieinhalb Minuten ab und bringt das Flugzeug so tief und flach herein, dass es die elektrischen Leitungen auf der anderen Strassenseite gegenüber dem Pentagon kappt, und zuletzt lenkt er es mit grösster Präzision und mit einer Geschwindigkeit von 740 km/h in die Westseite des Gebäudes.
Als die Theorie, dass man in einer Schule für Grashüpfer so gut fliegen lernen könne, auf immer mehr Skepsis stiess, hiess es plötzlich, sie hätten an einem Flugsimulator weiter trainiert. Das wäre dann so, als ob man seine Teenager-Tochter dadurch auf ihre erste Ausfahrt auf der Interstate-Autobahn 40 im Berufsverkehr vorbereiten würde, dass man ihr ein Videospiel mit Autofahrsimulation kauft. […] Hier hat man eindeutig eine Story über diese Ereignisse zusammengebastelt.
Stan Goffs Beobachtungen sind sehr wichtig. Vor dem Hintergrund seiner Erfahrung als Militärexperte vertritt er die Meinung, dass die offizielle Darstellung der Ereignisse nicht die Realität wiedergeben könne, sondern eine von der Regierung »zusammen gebastelte Story« sei. Diesen Schluss zieht er aus seinem tief gehenden Verständnis für die Vorgehensweise und die Fähigkeiten des amerikanischen Militärs. Die Frage, die sich dann natürlich stellt, ist die: Wovon will die Regierung ablenken, wenn sie solche »Storys« konstruiert? Denn die bisherige Analyse hat ja ganz klar gezeigt, dass auf jeder Stufe der eskalierenden Krise des 11. September die Alarmrichtlinien der amerikanischen Luftfahrtbehörden systematisch missachtet wurden.
Darüber hinaus kann man die verheerenden Auswirkungen dieses Ablaufs der Ereignisse nur dann verstehen, wenn man zur Kenntnis nimmt, dass an diesem 11. September alle einschlägigen Verfahrensrichtlinien (SOPs) vollständig und völlig unerklärlich missachtet wurden – etwas, was in dieser Form noch nie geschehen war. Die Frage bleibt, wer dafür verantwortlich war, dass keine dieser Notfall-Vorschriften eingehalten wurden, und warum.
In den letzten 30 Jahren hat es in den Vereinigten Staaten 682 Flugzeugentführungen gegeben, und bei allen sind die entsprechenden FAA-Richtlinien befolgt worden.
Jared Israel zieht daraus die Folgerung:
Eine Sabotage der durch strenge Hierarchien kontrollierten routinemässigen Sicherungssysteme wäre ohne die Beteiligung der höchsten Führungsebene der US-Streitkräfte niemals erwogen, geschweige denn versucht worden.
Dazu gehören US-Präsident George Bush, Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und der damalige amtierende Vorsitzende der Vereinigten Stabschefs, General der Luftwaffe Richard B. Myers. [Dies sind] hinreichende Verdachtsmomente zur Anklageerhebung gegen die oben genannten Personen wegen einer gemeinschaftlichen Verschwörung zum Mord an Tausenden von Menschen, die zu schützen sie geschworen hatten.
Der Autor ist der Meinung, all dies deute unverkennbar darauf hin, dass wichtige, hochrangige Personen in den US-Streitkräften und der Bush-Administration für die Terrorakte vom 11.9.2001 auf amerikanischem Boden auf Grund einer Kombination von gezieltem Handeln und bewusster Untätigkeit direkte Verantwortung tragen.
Andere Experten kamen zu ganz ähnlichen Schlüssen. Der pensionierte Luftwaffenoffizier Oberstleutnant Steve Butler, der 24 Jahre bei der Luftwaffe diente, äusserte den Verdacht, dass »Präsident Bush von den bevorstehenden Angriffen wusste«, aber sie bewusst und absichtlich geschehen liess, weil er »diesen Krieg gegen den Terrorismus brauchte.«