2022/06: Tagesschau im Lügenmodus – Wie der Beschuss von Donezk umgedeutet wurde

 
Die Tagesschau berichtete am Montag über einen Artillerie- und Raketenbeschuss auf Donezk. Auf dem Maiski-Markt wurden dabei drei Menschen getötet und mindestens vier verletzt. Wider besseres Wissen hieß es, Russland habe den Beschuss ausgeführt. Kann man hier noch von einem Versehen sprechen oder griff die Redaktion bewusst zu einer Lüge?
 
Tagesschau im Lügenmodus – Wie der Beschuss von Donezk umgedeutet wurde

von Dagmar Henn und Anton Gentzen

 

 

Der Zuschauer in Deutschland ist einiges an Falschnachrichten und Manipulationen gewöhnt, doch meistens funktioniert die Propaganda der Mainstream-Medien subtiler und geschickter als am Montag dieser Woche. Da behauptete die gebührenfinanzierte Tagesschau der ARD doch tatsächlich, Russland habe die „ostukrainische Stadt“ Donezk mit Raketen und schwerer Artillerie beschossen. Dasselbe Donezk, das dieselbe Tagesschau sonst „Separatistenhochburg“ nennt. Dies geschah, obwohl dieselbe Tagesschau noch wenige Stunden zuvor wahrheitsgemäß von ukrainischem Beschuss berichtet hatte. Handwerklicher Fehler oder bewusstes Lügen in der Prime Time – was war da los?

 

Was am Montag in Donezk los war, wissen wir inzwischen etwas genauer: Örtliche Journalisten sprechen vom schlimmsten Tag seit 2014. Wie damals richtete sich der Beschuss nicht nur gegen Viertel am Stadtrand, die all die Jahre über beinahe täglich Ziel von Artilleriefeuer waren, sondern gegen das Zentrum der Stadt Donezk, wie bei dem Angriff mit einer Totschka-U im März.

 

Mehr als 120 Grad- und Uragan-Mehrfachraketen und zwischen 100 und 150 155-mm-Artilleriegranaten aus Beständen der NATO hat die ukrainische Artillerie im Lauf des Tages auf die Republikshauptstadt abgefeuert.

 

Dass die Toten dieses Tages nicht nur Geschossen aus Grad- und Uragan-Raketenwerfern zum Opfer fielen, sondern auch Granaten aus Artillerie des NATO-Kalibers 155 Millimeter, dürfte eine zusätzliche Motivation zur Verfälschung der Nachricht gegeben haben.

 

Das ist eindeutig ein NATO-Kaliber, das die ukrainischen Streitkräfte erst seit den Lieferungen in jüngster Zeit überhaupt nutzen. Dieser Beschuss von Donezk hat also demonstriert, wozu diese Waffenlieferungen genutzt werden: um die Zivilbevölkerung des Donbass zu terrorisieren. Wofür Bundeskanzler Scholz gerade erst weiteren deutschen Nachschub an Waffen und Munition zugesichert hat.

 

Dutzende von Häusern und Gebäuden wurden beschädigt, der erste Angriff galt einem Lebensmittelmarkt, im Laufe des Tages und bis in den späten Abend hinein folgten Schulen, ein Krankenhaus samt Geburtsstation, Wohnhäuser. Dabei wurden fünf Zivilisten getötet und 39 weitere verletzt. Unter den Toten ein 11jähriger Junge, das Foto seines Leichnams neben dem Leichnam seiner jungen Mutter machte in den sozialen Netzwerken die Runde. Man sollte es gesehen haben, damit die Tausenden ziviler Opfer des Donbass auch ein Gesicht und etwas Empathie des westlichen Medienkonsumenten bekommen.

 

Ausnahmsweise berichtete die Tagesschau über das Leid auf jener Seite des Konfliktes. Aber wie!

 

In dem Kurzvideo in der Sendung um 16 Uhr, das die Lösch- und Aufräumarbeiten nach dem morgendlichen Beschuss eines Lebensmittelmarktes zeigt, sind es knapp zehn Sekunden Beitragstext der aus dem Off erläuternden Sprecherin:

Dies ist der Markt in der ostukrainischen Stadt Donezk, oder das, was davon übrig ist. Drei Menschen sollen bei dem russischen Angriff getötet worden sein.“

In der Hauptsendung des Abends um 20.00 Uhr ist der Text etwas abgewandelt: 

„Zivile Ziele, immer wieder stehen sie unter Beschuss der russischen Armee. Dies ist der Markt in der ostukrainischen Stadt Donezk, oder das, was davon übrig ist.“

Einen Unterschied macht es allenfalls aus Sicht von Winkeladvokaten und aus Sicht der Rechtsabteilung des NDR. Natürlich ist auch der Text in der Sendung um 20.00 Uhr, auch wenn nicht mehr explizit von einem „russischen Angriff“ die Rede ist, darauf angelegt, dass der Zuschauer das Bombardement als ein russisches wahrnimmt. Eben weil der erste Satz genau darauf konditioniert.

 

Die Hauptausgabe der ARD-Tagesschau um 20.00 Uhr, früher einmal der Inbegriff von seriösem Journalismus, schalten Tag für Tag immer noch bis zu 16 Millionen Zuschauer ein. Unter anderem auch deshalb, weil jede ihrer Ausgaben zusätzlich in den Dritten Fernsehprogrammen (außer beim MDR), bei Phoenix3sat, Deutsche Welle TV (DW-TV), tagesschau24 und ARD alpha ausgestrahlt wird.

 

Die ukrainischen Streitkräfte seien zudem zunehmend „machtlos, gegen die massiven Angriffe der besser ausgerüsteten russischen Armee“, erfahren die Tagesschau-Konsumenten. Auch dies ist Teil der bewussten Manipulation, das massive ukrainische Bombardement des russischen Donezk als Tat Russlands dastehen zu lassen. Mag ja sein, dass die ukrainische Armee unterliegt. Rechtfertigt dies den Beschuss von Donezk, den Mord an seinen Zivilisten? Im ukrainischen Verständnis ja sogar an den eigenen Staatsbürgern.

 

In beiden Fällen folgt dann der fließende Übergang zu dem ukrainischen Präsidenten Selenskij, der mal wieder im Rahmen einer mittlerweile vertrauten Videoschaltung seinen Zuhörern nachdrücklich vermitteln darf, wie er die aktuellen Ereignisse in der Ukraine einschätzt. So darf Selenskij „eindringlich“ die in den USA zuhörenden Mitglieder der Nichtregierungsorganisation Amerikanisch-Jüdisches Komitee (American Jewish Committee) mit gewohnt sonorer Stimme „um Hilfe“ bitten:

Ich bitte Sie, ihre Anstrengungen zu verdoppeln, um Russlands Hass aufzuhalten, den Hass auf die Menschheit. Der Hass ist die treibende Kraft, mit der Russland seinen Krieg gegen die Ukraine fortführt und gegen die Freiheit in Europa und der Welt.“

Das ukrainische Kriegsverbrechen wird als Argumentationshilfe für den ukrainischen Präsidenten umgedeutet.

 

Kann es nun ein Versehen, ein handwerklicher Fehler gewesen sein? Nein, eindeutig nein. Selten ist die Beweislage so eindeutig wie bei diesem Tagesschau-Bericht. Er verdreht die Fakten, er ist ein Fake.

 

Erstens, die Tagesschau selbst hatte es im Laufe des Tages bereits anders berichtet, wusste also, dass es zumindest eine andere Darstellung der Urheberschaft des Kriegsverbrechens gibt. So lautet die Meldung im Live-Ticker am frühen Nachmittag auf der sicherlich bedingt besuchten Webseite in einem erläuternden Text zum Ereignis:

„Bei einem ukrainischen (sic!) Artillerie-Angriff auf einen Markt in der von pro-russischen Separatisten gehaltenen Region Donezk sind nach einem Bericht der dortigen Nachrichtenagentur mindestens drei Menschen getötet und vier weitere verletzt worden.“